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Habe mich (32) vor kurzem in diesem Forum registriert und möchte mich nun vorstellen. Im Grunde würden meine Probleme in einige Bereiche fallen: Phobien-Forum, Einsamkeit-Forum und eben Reizmagen-Reizdarm-Forum. Habe mich entschlossen meinen Beitrag in das Reizmagen-Reizdarm-Forum zu setzen, weil mein Reizdarm mir zur Zeit wieder große Probleme bereitet.

Schon so lange ich denken kann habe ich mit meiner ruhigen, zurückhaltenden und schüchternen Art zu kämpfen. Vor fremden Leuten oder vor einer Gruppen von Menschen bekomme ich den Mund nicht auf (wodurch man schnell als eingebildet oder die sieht sich als was besseres an eingestuft wird). So habe ich bereits in der Schule meinen Notendurchschnitt verschlechtert, weil beim Mündlichen von mir so gut wie nichts gekommen ist. Mich schriftlich auszudrücken, von mir zu erzählen, fiel mir schon immer leichter als darüber zu reden. Sobald irgendetwas von meinem gewohnten Alltag abweicht (selbst Kleinigkeiten), werde ich aufgeregt und Angst breitet sich aus. Außerdem habe ich einen Hang zum Perfektionismus, mache mir ständig Gedanken, was andere von mir denken, was ich sage (wenn ich mal was sage) und wie ich mich verhalte (fühle mich beobachtet).
Daß ich einen Reizmagen/-darm habe, habe ich mir erst vor zwei Jahren eingestanden. Angefangen hatte es kurz nach meinem Jobwechsel zu meinem jetzigen Arbeitgeber Ende 1995 / Anfang 1996. Ich bin regelmäßig mittags in die Kantine gegangen und irgendwann bekam ich kurz darauf immer Durchfall. Fettes Essen bereitete mir plötzlich Probleme. Ich ging dann nicht mehr in die Kantine, aber mein Problem hörte nicht auf. Meine Hausärztin verschrieb mir Tabletten, ich ging auswärts immer seltener essen usw. Besser wurde es nicht, ich habe mir nur immer weiter ausgegrenzt. Die meisten gesellschaftlichen Aktivitäten hängen halt nun mal immer mit Essen zusammen. 2003 hatte ich dann einen Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten gemacht und eigentlich hätte nach dem Ergebnis fast gar nichts mehr essen dürfen. Habe gut 2 Jahre eine Diät gemacht: Kein Gluten, keine Milchprodukte, kein Ei, keine Nüsse, kein frisches Obst usw. 2005 habe ich wieder einen Test machen lassen und das Ergebnis war noch schlimmer. Daraufhin bin ich zu einer Ernährungsberaterin gegangen. Ich sollte ein Ernährungstagebuch schreiben. Also alles festhalten was und wann ich esse und parallel wie es mir danach geht, aber auch was mich in dieser Zeit bewegt (Stress auf Arbeit o.ä.). So stellte sich sehr schnell heraus, daß die Nahrungsmittel nur ein sekundäres Problem sind. Im Vordergrund würde der Reizdarm stehen. Ich schlucke viel runter anstatt darüber zu reden, wenn ich aufgeregt bin, blubbert's im Magen usw. Neueste Erkenntnisse würden sagen, daß ein Reizdarm auch eine Art Depression seien, da im Darm die selben Nerven liegen wie im Kopf. Es stimmt zwar schon, dass ich durch meine Allergien (Gräser und noch so einiges mehr) manche Nahrungsmittel nicht so gut vertrage, aber es kommt auch immer darauf an, wie ich mich bei der Nahrungsaufnahme fühle. Seit diesem Zeitpunkt esse ich wieder alles, aber ich mache es abhängig davon, wie ich mich fühle, welche Sorgen und Probleme ich gerade habe. So komme ich eigentlich ganz gut zurecht.
Außerdem habe ich vor ca. eineinhalb Jahren eine Therapie begonnen, die in Kürze zu Ende ist. Das heißt der 1. Block von 25 Stunden ist rum. Ich bin immer alle 2 Wochen hin und die letzten 6 Stunden nur alle 4 Wochen, um den Zeitraum noch etwas zu strecken. Eigentlich war ich der Überzeugung, dass ich schon einiges erreicht und gelernt habe, aber zur Zeit geht es im beruflichen und privaten ziemlich drunter und drüber und ich habe dadurch seit 2-3 Wochen wieder extreme Beschwerden (Durchfall, Blähungen, Krämpfe, Bauchschmerzen, eben das komplette Programm). Hab so einen richtigen Rückfall.
Eigentlich habe ich auch schon viel erreicht in den letzten eineinhalb Jahren. Das wichtigste: Ich akzeptiere mich, wie ich bin. Das heißt, ich akzeptiere meine ruhige und zurückhaltende Art und versuche mich nicht mehr auf Teufel komm raus zu verbiegen und mich zu Dingen zu zwingen, die einfach nichts für mich sind. Entweder man akzeptiert das oder man passt nicht in mein Leben. Ich hatte einen Yoga-Kurs in der VHS belegt, zum einen, um mich zu entspannen und zum anderen, um Leute kennenzulernen. Letzteres ist fehl geschlagen. Dann habe ich mich in einem Freizeitclub angemeldet. Die Aktivitäten haben wirklich Spaß gemacht und ich habe so einiges unternommen, wozu ich sonst nicht gekommen wäre. Aber ich habe wieder keinen Anschluß gefunden. Ich tue mich recht schwer im Small-Talk, aber tiefergehende persönlichere Gespräche führt man halt auch erst, wenn man jemanden besser kennt. Ein Teufelskreis. Das war also auch nichts für mich. Dann habe ich durch Anzeigen zwei Freundinnen kennengelernt, aber auch diese Kontakte haben nicht gehalten. Warum, weiß ich allerdings nicht. Ich hatte mich wohl gefühlt, fand die beiden sympathisch und dachte, es beruht auf Gegenseitigkeit. Zum Glück kommt meine beste Freundin (die einzige, zu der ich regelmäßig engeren Kontakt habe), die beruflich im März nach Berlin gegangen ist, wieder zurück. Sie hatte ich übrigens 1999 auch durch eine Anzeige kennengelernt.

Ich könnte noch einiges mehr schreiben. Zum Beispiel, dass mein Vater Alk. war, mein ältester Bruder den gleichen Weg gewählt hat, der zweitälteste ebenfalls unter Ängsten und Reizdarm leidet und der jüngste Bruder seit einigen Jahren unter schweren Depressionen. Oder dass ich, was Freundschaften betrifft, schon einiges erlebt habe und enttäuscht wurde und auch deshalb mich so schwer tue, neue Leute kennenzulernen. Obwohl ich immer noch offen bin dafür. Oder dass ich 4 Jahre (bis vor ca. 3 Monaten) die Geliebte eines verheirateten Mannes war und ihn schon seit 10 Jahren liebe (anfangs war er aber nicht verheiratet), nicht von ihm los komme und und und. Das alles würde aber jetzt den Rahmen sprengen, der Beitrag ist ja ohnehin schon sehr lang geworden.

Bestimmt wundert sich der ein oder andere, dass ich sehr offen geschrieben habe, aber ich stehe dazu wie ich bin. Nur gibt es immer wieder Rückschläge, das ist auch normal und wichtig (um immer wieder etwas zu lernen und schneller aus der Situation rauszufinden). Aber mein jetziger Rückschlag macht mir doch sehr zu schaffen. Deshalb habe ich mich hier registiert und hoffe, auf viele Gleichgesinnte zu treffen.

11.08.2007 18:39 • 12.08.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo Samtpfötchen!
Kleiner Tip, ist mir in Deinem langen Text ein paar Mal aufgefallen.
Bezeichne Deinen Rückfall eher als Vorfall. Macht zwar für Dich vielleicht keinen großen Unterschied, hört sich aber (vor allem für Dich) viel positiver an.
Ansonsten bin ich ein Leidensgenosse (somatische Depression, Reizdarmsyndrom).
Liebe Grüße
phönix




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