komisch, dass ich erst jetzt auf dieses Forum gestossen bin, aber lieber zu spät als gar nie. Ich möchte mir etwas Zeit nehmen und euch meine Geschichte erzählen, vielleicht kann mir der ein oder andere ja jemand mit seinen eigenen Erfahrungen weiterhelfen.
Ich bin 25 Jahre alt und seit fast 10 Jahren leide ich unter chronischen Magenbeschwerden. Während es in meiner Jugend nur in größeren Abständen kam, so hat es sich in den letzten 4-5 Jahren drastisch verschlimmert. Trauriger Höhepunkt sind die letzten 2-3 Monate, in denen alles außer Kontrolle gerät. Aber der Reihe nach.
Als Jugendlicher war mir oft schlecht. Meistens dachte ich, ich hätte mir irgendwas eingefangen, ne Margen-Darm-Grippe oder so. Aber umso öfter die Beschwerden kamen, umso unwahrscheinlicher wurde diese Vermutung. Man kann ja nicht jeden Monat so ne Erkrankung bekommen und das über Jahre hinweg. Die Beschwerden waren fast immer gleich: Meistens Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Blähungen, Schwindel. Sie treten allerdings nicht unbedingt gemeinsam auf. Meisten kommen sie getrennt.
Die Beschwerden wurden teilweise so extrem, dass ich mich nicht mehr unter Leute getraut habe. Ja ich hatte bzw. habe sogar teilweise richtige Angst etwas zu unternehmen. Wenn ich etwas essen muss, ist es ganz schlimm. Mir kann es die ganze Zeit gut gehen, doch in dem Moment, in dem das Essen auf dem Tisch steht, wird mir schlagartig schlecht. Und wie! Auch wenn ich stundenlang nichts gegessen habe verschwindet das Hungergefühl und mein Magen ist wie zugeschnürrt. Zu Erbrechen kommt es allerdings nie. Es ist nur diese perverse Übelkeit, die meine Lebensqualität enorm einschränkt.
Im Laufe der Jahre habe ich mich so immer mehr abgeschottet, Ausreden erfunden und mir alles so hingebogen, dass ich einigermaßen existieren kann. Mein bester Freund waren MCP Tropfen, welche die Übelkeit zumindest etwas gelindert haben.
Untersuchungen hatte ich schon ettliche, darunter auch eine Darmspiegelung und drei Magenspiegelungen. Außer einer chronischen Magenschleimhautentzündung, die aber mittlerweile wieder verschwunden ist, wurde nichts gefunden. Auch keine Allergie. 2003 wurde ich auf eine Laktoseallergie und Glutenallergie getestet. Beides negativ. Bei meiner letzten Magenspiegelung, im November 2006, sagte meine Internisten, dass ich körperlich vollkommen in Ordnung wäre. Die Beschwerden sind psychisch bedingt. Und auch sonst spricht alles dafür. In Stress- und Angstsituationen, meldet sich umgehend mein Magen. Mittlerweile bin ich allerdings so unsicher geworden, dass mich schon Kleinigkeiten aus der Bahn werfen. Hinzu kommen Verlust- und Versagensängste. Alles bedingt durch meinen Magen, der mich seit Jahren fertig macht.
Psychotherapie mache ich schon, erst seit einigen Monaten wieder, deshalb mit bisher nur kleinem Erfolg. Zumindest habe ich den Mut und kann nun all meine Ängste genau benennen. Doch körperlich geht es mir nicht besser, im Gegenteil. Ich habe in den letzten Monaten wieder rapide angenommen, was natürlich nicht ganz ungefährlich ist. Seit neustem kommt Schwindel und Abgeschlagenheit dazu.
Und das gravierenste: Hoffnungslosigkeit. Denn ich habe fast keinen Lösungsansatz mehr. Ich achte auf meine Ernährung, esse nicht wirklich ungesund, eher ausgeglichen. Manchmal denke ich, es ist schon zuviel kaputt, als das es wieder besser werden kann. Denn seit Jahre ist es nie besser geworden, immer nur schlechter. Wie soll es auch besser werden, wenn man sowas von deprimiert und traurig ist, dass die Kraft fehlt sich aufzuraffen. Und auch wenn ich weiss das ich nichts körperliches habe, so ist in mir doch immer noch die Hoffnung das es was organisches ist. Aber es ist nicht so, schade das ich trotzdem immer wieder nach sowas suchen lasse.
So, das wars vorerst mal. Wenn ich was vergessen haben sollte, fällt mir das bestimmt später ein. Ich hoffe der Text ist nicht zu lange geworden. Vielleicht hat ja jemand von euch ähnlich Erfahrungen oder kann mir mit Tipps zur Seite stehen.
Vielen lieben Dank,
gobby
31.05.2007 11:23 • • 04.01.2008 #1