verzweifelterst.
Hallo erstmal!
Es fing alles so an:
Vor genau 2 Jahren saß ich nichtsahnend in meinem 12er Englisch LK, als ich Blähungen bekam und mich ohne es zu wollen “nonverbal äußerte”, ich habe versehentlich “gepupst”. (In der Zeit hatte ich in Folge einer Akupunktur Behandlung gegen Neurodermitis meine Ernährung umgestellt, aber darum geht es wohl weniger)
Alle haben es gehört, sich umgedreht und gelegen vor lachen, diese typische Filmszene. Es war mir so schrecklich peinlich, ich konnte nicht glauben, was soeben passiert war. Ich habe es dann beschwichtigt und mitgelacht und gesagt, dass ich es nicht war. Wie auch immer, von da an, änderte sich mein Verdauungsrhytmus langsam aber zunehmend, ich bekam vermehrt Blähungen, wobei ich vorher nie Probleme damit hatte. Ich musste auf einmal öfters auf Toilette als sonst. Mein Abi habe ich dann noch ganz gut überstanden, in dem ich manchmal aufgrund von Blähungen aus dem Unterricht mit der Ausrede “Mir sei schlecht” rausgegangen bin, ich morgens mehrmals auf Toilette war, und danach nicht mehr viel oder gar nichts in der Schule gegessen habe - Aus Angst wieder Blähungen zu bekommen. Im Unterricht saß ich meistens unter Anspannung. Aber nicht nur im Unterricht ... Mittlerweile hatte sich dieses lästige Problem auf weitere Lebensbereiche ausgeweitet, insbesondere, wenn ich mich mit Freundinnen getroffen habe, Kino, Grillabende und solche Geschichten. Der Grund liegt auf der Hand, wenn ich mit meinen Freunden zusammen, war es auf deutsch gesagt sch*** egal, ob jemand „furzt oder nicht“. Unter Kerlen macht man daraus kein großes Ding, ja es dient sogar eher zur Belustigung und meine Kollegen habe immer Winde von sich gelassen, wenn sie das menschliche Bedürfnis überkam. Ich hoffe ich stoße die weiblichen Leser nicht vom männlichen Geschlecht ab, aber das ist ja nichts neues zwinkernd..
Wie dem auch sei, seit meinem Vorfall in der Oberstufe, lag mein Fokus auf meinem Verdauungssystem, während ich mir vorher nie Gedanken darum gemacht habe, es ist ja schließlich ein autonomer Prozess. Nun ja wie dem auch sei, habe ich dann mein Studium begonnen, und ich bin mit meinen beiden Schulfreundinnen zur Uni gefahren. In der völlig überfüllten Ubahn hatte ich den unbedingten Drang zur Toilette zu müssen, aber ich konnte da nicht weg, einmal waren da meine Freundinnen die mit mir gequatscht haben, auf der anderen Seite saß man fest. Ich erlebte auf einmal ein überwältigendes unbekanntes angstmachendes Gefühl im ganzen Körper, wo ich völlig erstarrte, mich verkrampfte, und dachte jeden Moment sei es zu spät. Später erfuhr ich, dass es sich um eine Angstattacke handelte.
Wo wir bei der psychischen Komponente wären: Ab einem bestimmten Alter in meiner Entwicklung ist mein Selbstbewusstsein gesunken, ich wurde immer unzufriedener mit mir und meinem Aussehen (alle sagen mir, ich sehe gut aus, das alte Lied...), meinen Fähigkeiten und ich wollte einfach nicht auffallen, auf der anderen Seite hat es mein Leben aber auch nicht sonderlich eingeschränkt. Wo ich dann diese Blähungen im Unterricht hatte, bin ich im wahrsten sinne des Wortes aufgefallen. Heute weiß ich, dass ich unter einer sozialen Phobie leide, die mit diesen körperlichen Symptomen, in meinem Fall Blähungen, Harn- oder Stuhldrang einhergeht. Mir wurde gesagt, dass ein selbstbewusster Mensch diese Blähungen im Unterricht locker gesehen hätte. Auf jeden Fall haben sich die Angstattacken auf weitere Bereiche ausgeweitet, und mein Leben ist ziemlich eingeschränkt, außer wiegesagt ich treffe mich mit männlichen Freunden und wir gehen nicht grad ins Kino oder Café. Ich habe Angstattacken in den Seminaren und Vorlesungen bekommen, und weiß einfach nicht, ob ich jemals das Studium wieder aufnehmen kann, ich liebe meine Fächer, aber diese ungünstige Wendung des Schicksals macht mir einen Strich durch die Rechnung. Richtig sch***! Im Moment bin ich beurlaubt.
Ich werde bald eine Therapie mache, damit ich diese Angstattacken einigermaßen loswerde oder besser damit umgehen kann, aber ich bezweifle, dass sich dadurch mein alter gesunder Verdauungsrhytmus ohne Blähungen wieder einstellt, ich hatte wirklich vorher NIE Probleme damit. Mein Problem ist der Fokus auf meinem Verdauungstrakt. Wie geht es euch in diesem Forum, habt ihr ähnliche Erfahrungen, beobachtet ihr euren Verdauungstrakt in jeder Situation, wenn ihr euch außerhalb von zuhause aufhaltet, in der Uni, auf der Arbeit usw...
Körperliche Erkrankungen (Stuhlprobe, Koloskopie, Glutenunverträglichkeit) wurden übrigens ausgeschlossen, und mein Hausarzt ist sich sicher, dass es bei mir psychisch bedingt ist. (Meine Ernährung ist normal, aber selbst wenn ich mich vorbildlich ernähren würde, würde dieser Fokus auf meinem Darmtrakt in „brenzlichen“ Situationen bleiben, und die Blähungen sowieso...) Aber ich habe halt auch wie alle anderen Betroffen vermehrt Blähungen, quasi nach jedem Essen.
Die Diagnose Reizdarm passt sehr gut auf meine Beschwerden, mein Hausarzt sagte, diese Erkränkung sei psychisch bedingt und der Gastroenterologe legte mir nahe, dass ich unbewusst Luft schlucken würde (Aerophagie), und daher die Blähungen kämen, aber was soll man gegen das Luftschlucken schon machen...
Na ja es ist länger geworden, als ich wollte. An jeden der das hier gelesen hat, danke! Vielleicht habt ihr Tipps oder ähnliche Erfahrungen, die ihr mir berichten könnt! Ich würde mich wirklich freuen! Die Überschrift hört sich lustig an, aber ich leide wirklich sehr darunter und bin echt verzweifelt. Ich hätte so gerne eine Freundin, aber das Mädel was sich für mich interessiert hat, denkt ich würde mich wiederum nicht für sie interessieren. Sie will sich mit mir treffen, ein Horror für mich mit den Beschwerden. Wenn ich Alk. getrunken habe, sind die Beschwerden und die Anspannung natürlich nicht da, aber das ist natürlich keine Lösung. Im Moment bin ich in homöopathischer Behandlung, aber die lenkt auch nicht meinen Fokus auf wichtigere Dinge des Lebens, als auf meinen Verdauungstrakt.
mist happens!
Freue mich über jede Antwort,
Alles Gute!
02.05.2006 15:27 • • 10.10.2016 #1