Verena1
Ich denke, dass es jetzt endlich auch mal an der Zeit ist hier was zu schreiben, da ich ja schon ziemlich lange jeden Tag hier her komme und lese. Es tröstet mich einfach ungemein zu wissen, das es auf der Welt auch noch andere Menschen gibt, denen es (mehr oder weniger) so dreckig geht wie mir. Ich dachte nämlich immer, es gäbe keine Person auf der Welt,die das irgendwie nachvollziehen kann. Ich bin so froh, dass es so ein Forum gibt!
Nun mal zu mir: Ich bin 17 Jahre alt und leide jetzt seit 1 1/2 Jahren an RDS/RMS. Angefangen hat alles im August 2000 im Urlaub in Österreich mit einem schweren Magen-Darm-Virus, der fast das ganze Hotel befallen hat, und mich, da ich im Magen/Darm-Bereich schon immer extrem anfällig war, dreimal so heftig flachgelegt hat wie alle anderen. Es ging mir extrem schlecht, und während sich alle anderen wieder erholten, kam ich nicht mehr richtig auf die Beine und das ganze blieb irgendwie an mir hängen. Jedenfalls wurde ich ständig rückfällig, und konnte bald die Schule nicht mehr regelmäßig besuchen. Hier muss ich vielleicht erwähnen, dass ich schon damals an einer furchtbaren Kotz-Angst litt (habe mich seit meinem 7. Lebensjahr nicht mehr übergeben) und es irgendwie gelernt habe meinen heftigen Brechreiz zu unterdrücken und es gar nicht mehr zulassen kann mich zu übergeben, auch wenn ich dabei durch die Hölle gehe, und Kotzen bestimmt in jedem Fall besser für meinen Körper wäre.
Aufgrund der heftigen Magenprobleme machte der Hausarzt eine Stuhluntersuchung und stellte dabei Schimmelpilze in meinem Darm und eine kaputte Darmflora fest. Egal was man auch tat, nichts hat mir geholfen und meine damals vor allem den Magen betreffenden Beschwerden wurden immer schlimmer (heftige Übelkeit, Magenschmerzen, Krämpfe, Druck, Völlegefühl, Sodbrennen). Es war schon soweit, dass ich nicht mehr aus dem Haus gehen konnte und immer mehr Ängste deswegen entwickelte. Meine sich damals noch sorgende Mutter ging dann mit mir zu einer Heilpraktikerin, die alle möglichen Nahrungsmittelallergien auf Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte, Mehl (Gluten u. Gliadin) und viele mehr feststellte, mir eine Anti-Pilz-Diät verordnete, einen kaputten Magen und Darmentzündungen (sie benutzte das Bioresonanzverfahren) feststellte, außerdem noch übrige Salmonellen in der Galle usw. auf deutsch einfach alles kaputt. Sie verordnete mir alle möglichen Medis und ich konnte mich bald nur noch von Kartoffeln, Reis und glutenfreiem KNäckebrot ernähren. Als ich es eines Nachts vor Magenkrämpfen und Übelkeit nicht mehr aushielt,kam ich ins Krankenhaus, wo ich die schlimmsten Tage/Nächte meines Lebens verbrachte. Man steckte mich in ein Zimmer mit einer 94-jährigen, die vor meinen Augen qualvoll starb, einer geisterkranken alten Frau, die mich übelst beleidigte,einer Frau, die sich mit Tabletten umbringen wollte und nächtelang das Zimmer vollkotzte (was meine Phobie extrem verschlimmerte und mich nächteweise auf die Gänge trieb ohne 1 Minute zu schlafen) und dann nach 2 Tagen an Leberversagen starb, und am Schluss wurde ich in ein Ausnüchterungsbad und zum Teil auch auf den Gang verfrachtet. Man machte dort eine Magenspiegelung, stellte die Diagnose Reizmagen (nur gerötete Schleimhaut) und entlies mich so schnell wie möglich trotz totaler körperlicher Schwäche. Wäre ich nur einen einzigen Tag länger geblieben wäre ich reif für die Klapse gewesen. Es war der Horror und ich versuche das dort erlebte seitdem zwanghaft zu verdrängen, weil ich es nicht verkrafte...
Nur 2 Wochen später brach ich total zusammen und kam in die Kinderklinik. Ich wog zu dem Zeitpunkt nur noch 35 Kilo und war nahe am Hungertod. Für die war von vornherein klar, dass ich magersüchtig sei, ohne nach irgendwas anderem auch nur zu fragen. Ich durfte das bett nicht mehr verlassen, nicht mal um aufs Klo zu gehen ,wurde per Sonde zwangsernährt und kam in psychische Behandlung. Irgendwann hat dann wohl auch der Psychologe geschnallt dass ich nicht wirklich magersüchtig bin und eine PH-Metrie meines Magens gemacht, wo festgestellt wurde, dass ich einen Reflux habe. Auf einmal bekam ich Medikamente( Antra, MCP) für den Magen,behandelte mich aber immer noch wie ne Psycho und hochgradig magersüchtig. Man glaubte mir einfach kein bisschen, für die bildete ich mir alles nur ein. Die Beschwerden besserten sich ein wenig, und mit der Diagnose Magersucht und Reizmagen wurde ich nach 2 Monaten mit einem Gewicht von 43 kg unter der bedingung eine ambulante Therapie weiterzumachen, entlassen.
Nach nichtmal 3 Wochen kam der nächste Schub und mir ging es wieder sehr schlecht. Wieder endlose Fehlzeiten, ich bekam dazu noch Depressionen und es schlug mir alles total auf die Psyche. Meine Freundinnen wollten nichts mehr von mir wissen und ich wurde immer einsamer. Anfang Mai diesen Jahres waren die höllischen Magenschmerzen dann so schlimm, dass ich wieder in diese Klinik musste und mich auch gar nicht mehr dagegen wehren konnte. Auf einmal nahm niemand mehr das Wort Magersucht in den Mund, da sie wohl erkannten,dass es mir wirklich mies ging. Ich hing an Infusionen und konnte mich vor Schmerzen nur noch krümmen. Es folgte eine 2. Magenspiegelung, wo man lediglich eine leichte Gastritis feststellte,jedoch keinen Helicobacter oder ähnliches. Zu allem Übel fing ich mir dort auf der Station einen Magenvirus ein, der mich völlig aus der Bahn warf.
Muss leider für heute aufhören,werde morgen weiterschreiben, ich glaub das wird länger...hoffe ich nerve nicht damit, aber um das zu verstehen muss ich wohl fast die ganze Geschichte erzählen, und dazu fehlt mir heute die Kraft. Seid mir nicht böse, für heute kann ich nicht mehr, ich werde morgen weitermachen.
Liebe Grüße , Verena
11.11.2001 23:35 • • 17.02.2016 #1