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Hallo,
mir ist es peinlich und ich weiß auch gar nicht, ob ich hier richtig bin (oder doch besser bei Angst und Panikattacken?).

Seit Jahren habe ich ein für mich großes Problem. Andere können darüber nur milde lachen, für mich ist es aber lebensbestimmend.
Bevor ich das Haus verlassen kann, muss ich 4x auf die Toilette. Groß.
Zurzeit arbeite ich nicht, und als ich noch arbeiten ging, bin ich 3x aufs Klo gegangen, bevor ich aufbrach.
Mein Problem ist, dass ich nicht - wie andere - aus dem Bett rollen und das Haus verlassen kann.
Besonders schlimm sind Situationen, wo mal Not am Mann ist. Z.B. musste meine Mutter ins Krankenhaus. Sie rief mich an (es war sehr früh) und ich musste meine Freundin schicken, die sie begleitete. Ich konnte erst später hinterher.
Ich weiß, dass es eine psychische Sache sein muss, denn vor 25 Jahren war ich anders. Da habe ich mir KEINE Gedanken über das Thema gemacht und lebte meine Leben.

ZUDEM
- habe ich noch das Problem (seit etwa 1,5 Jahren), dass ich immer Angst habe, Brech-Durchfall zu bekommen, wenn ich woanders bin (Habe in den letzten 3 Jahren 4x den Noro Virus erwischt- HÖLLE! Das hat mich wahrscheinlich gebrochen.). Woanders heißt in diesem Fall, außerhalb meiner Komfortzone. Die nächste Stadt, Kino etc. Das ist so schlimm geworden, dass sich mein Radius um mein zu Hause immer mehr verkleinert hat. Weil ich auch nicht arbeiten gehe, MUSS ich auch nicht raus.
So langsam sehe ich, dass es in Richtung generelle Angststörung geht. Das hat auch meine Therapeutin (bin seit ca. 2 Jahren in Behandlung- Depression) in der letzten Sitzung angedeutet.

Ich kämpfe neben der Toiletten Geschichte auch mit anderen Ängsten. Meine Frage an euch ist:

Wie kann ich meinen Darm (mein Hirn) trainieren, dass ich
a. nicht mehr 4x auf die Toilette muss, bevor ich das Haus verlasse und
b. die Angst besiege, wenn ich anderswo (nicht zu Hause) bin - (Ich weiß ja, dass die Wahrscheinlichkeit, an Brechdurchfall zu erkranken verschwindend gering ist.)

Ein peinliches Thema, aber leider auch ein bestimmendes in meinem Leben.
Vielen Dank für eure Antworten, ihr helft mir damit sehr!

04.08.2017 13:34 • 10.08.2017 #1


5 Antworten ↓


Hallo Jim Panse,

schön, einmal wieder etwas von Dir hier im Forum zu lesen.
Ich stelle mir das sehr unangenehm vor, wenn Du oft zur Toilette musst, sobald Du aus dem Haus musst.
Interessant finde ich folgendes. Es gibt viele, viele Menschen, die aus Angst nicht mehr
bereit sind, das Haus zu verlassen. Du gehst zwar noch raus, verarbeitest aber erst einmal Deine extreme
Angst davor anders.

Wenn Du das Haus verlassen willst, scheinen Dich unbewusste Ängste zurückhalten zu wollen. Dies müssen Ängste sein,
die Du vor Begegnungen mit anderen Menschen haben wirst. Weil vor Gegenständen oder Tieren wirst Du kaum
Angst spüren.
Was findest Du so unangenehm, wenn Du auf andere Menschen triffst?
Kann ich Recht haben? Weißt Du nicht mehr, wie Du Deine Unsicherheit vor Personen
beseitigen und Dich wenn nötig vor anderen Menschen schützen kannst?
Zitat:
Wie kann ich meinen Darm (mein Hirn) trainieren, dass ich
. die Angst besiege, wenn ich anderswo (nicht zu Hause) bin


Meiner Meinung nach brauchst Du Dich dazu nicht mit Deinem Darm zu beschäftigen.
Mit Deinen Gedanken solltest Du Dich aber mehr anfreunden, als Du dies bisher gemacht hast.
Zitat:
Ein peinliches Thema, aber leider auch ein bestimmendes in meinem Leben.


Versuche dieses Thema nicht als so stark peinlich zu sehen. Unsere menschliche Verdauung ist ein Vorgang, der uns
am Leben erhält. Essen rein, Schadstoffe wieder heraus.
Natürlich wäre es mir auch unangenehm, wenn ich mehrmals zur Toilette muss, bevor ich weggehe.
Vermutlich ist es jedoch so. Je mehr Du Dir wünschst, dass es aufhört,umso länger dauert es, bis es besser wird.

Zitat:
Im November 2015 hast Du geschrieben.
Sich ängstlich fühlen ist nichts für uns Männer (im allgemeinen). Wir brauchen etwas, das wir angehen können.
Oder zumindest niederbrüllen oder draufschlagen. Aber Furcht, die so diffus daherkommt...


Warum meinst Du, sich ängstlich fühlen ist für Männer nichts? Hast Du Dir ein Männer-Bild im Kopf gemacht,
wo Angst keinen Platz hat?
Zitat:
Auch den Hauptfeind konnte ich identifizieren.


Das hört sich spannend an. Kannst Du hier darüber reden, was Du wichtiges herausgefunden hast?

Viele Grüße

Bernhard

A


4x aufs Klo, bevor ich das Haus verlassen kann

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Vielleicht versuchst du dich mal darauf zu fokussieren, was genau passiert ist, dass es so weit gekommen ist. Wie hast du dich verhalten als es dir noch gut ging? Welches war dein Umfeld als es dir noch gut ging? Was hat sich verändert? Und inwiefern hast du dich seit dem verändert? Wenn du dir die Zeit nimmst und dir darüber gedanken machst, kann das auch schon helfen. Mir hat es auf jeden Fall geholfen meine Gedanken in eine Positive richtung zu bringen und alleine das, hat schon so einige Auswirkungen.

Hallo Hotin,
vielen Dank erst einmal für deine Antwort...

Zitat von Hotin:
Es gibt viele, viele Menschen, die aus Angst nicht mehr
bereit sind, das Haus zu verlassen. Du gehst zwar noch raus, verarbeitest aber erst einmal Deine extreme
Angst davor anders.


Also Angst das Haus zu verlassen habe ich nicht. (Nur Angst, dass ich an Durchfall leiden könnte und was ich dann mache.)
Auch Menschen zu treffen ist nicht mein Problem. Ich war immer aufgeschlossen und der Komiker in meinem Umfeld. Auf Menschen zu zu gehen fällt mir leicht, auch wenn es in den letzten zwei Jahren natürlich weniger wurde - wegen der Depression. Die verändert ja schon so manches.
Ich habe mich da im Text wohl etwas missvertändlich ausgedrückt. Ich wollte wissen, wie ich meinen Darm trainieren kann, ganz praktisch. Denn die 4x vor dem rausgehen habe ich mir ja auch antrainiert.


Zitat von Hotin:
Versuche dieses Thema nicht als so stark peinlich zu sehen. Unsere menschliche Verdauung ist ein Vorgang, der uns
am Leben erhält. Essen rein, Schadstoffe wieder heraus.


Peinlich ist es mir nur, wenn ich mit Fremden darüber rede oder das Thema darauf kommt. Eben weil es mein Leben so stark einschränkt (Z.B. ein Freund ruft morgens an und fragt: gehen wr frühstücken? - Das kann ich nicht, ich brauche 2 Stunden Vorlaufzeit.) und viele Bereiche meines Lebens betrifft. Die Darmtätigkeit an sich... ist schon klar, auch Frau Merkel geht sch...*.


Zitat von Hotin:
Warum meinst Du, sich ängstlich fühlen ist für Männer nichts? Hast Du Dir ein Männer-Bild im Kopf gemacht,
wo Angst keinen Platz hat?


Nein, das ist es nicht. Damals ging es um andere Ängste. Es hatte eher etwas mit meinem Selbstbild zu tun. Ich wollte stark sein, keine Angst haben - und habe mich (und andere taten das auch) lange so gesehen. Bis mich die Depression erwischte und mir ein anderes Bild (von mir) zeigte. Und mit diesem Bild muss ich nun klarkommen. Das bedeutet einiges (!) an Arbeit.

Hallo Jim Panse,
Zitat:
Ich wollte wissen, wie ich meinen Darm trainieren kann, ganz praktisch. Denn die 4x vor dem rausgehen
habe ich mir ja auch antrainiert.


Hier haben wir etwas unterschiedliche Ansichten. Ich glaube nicht, dass Du Deinem Darm etwas antrainiert hast.
Deswegen kannst Du ihm meiner Ansicht nach auch nichts wieder abtrainieren.
Die häufige Darmentleerung bevor Du weggehst, kommt sicherlich von einer gelernten
Nervosität davor, was Dir draußen passieren kann.
Sobald Du diese Nervosität abschwächen kannst, wird es Dir besser gehen.
Zitat:
Z.B. ein Freund ruft morgens an und fragt: gehen wir frühstücken? - Das kann ich nicht, ich brauche 2 Stunden Vorlaufzeit.


Das kann auch anders gehen. Dort, wo Du Dich zum Frühstück aufhältst, wird es auch eine Toilette geben.
Dies kannst Du doch bestimmt irgendwie regeln.
Zitat:
Bis mich die Depression erwischte und mir ein anderes Bild (von mir) zeigte. Und mit diesem
Bild muss ich nun klarkommen. Das bedeutet einiges (!) an Arbeit.


Wer weniger Ängste haben möchte, der hat zunächst dann erst mal einiges an Denkarbeit.
Dies sehe ich wie Du. Was ich nicht verstehe, ist Deine Formulierung Und mit diesem Bild muss ich nun klarkommen.
Es kann doch nur eine Verbesserung, also eine Erleichterung und Entspannung für Dich sein, wenn Du Dich realistischer
siehst. Warum bricht denn nun nicht eine große Freude in Dir aus, weil Du Dich jetzt endlich so sehen kannst,
wie Du wirklich bist?

Bernhard

Hallo Bernhard,

Zitat von Hotin:
Wer weniger Ängste haben möchte, der hat zunächst dann erst mal einiges an Denkarbeit.
Dies sehe ich wie Du. Was ich nicht verstehe, ist Deine Formulierung Und mit diesem Bild muss ich nun klarkommen.
Es kann doch nur eine Verbesserung, also eine Erleichterung und Entspannung für Dich sein, wenn Du Dich realistischer
siehst. Warum bricht denn nun nicht eine große Freude in Dir aus, weil Du Dich jetzt endlich so sehen kannst,
wie Du wirklich bist?


Damit muss ich klarkommen, weil ich eben jahrelang dachte ich wäre härter und würde mehr verkraften. Habe mir also im Grunde etwas vorgemacht. Damit ist nicht leicht klar zu kommen. Natürlich weiß ich, dass es der Anfang ist, sich selbst zu erkennen.
Aber die Erkenntnis und eine Umsetzung derselben ins tägliche Leben ist für mich schwer.




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