ich heiße mich herzlichst in diesem Forum willkommen. Ich bin Simon, 23 Jahre alt und von Beruf Schüler. Jetzt werdet ihr Euch sicher fragen wie man in dem Alter noch zur Schule gehen kann. Die Antwort darauf liegt in den Tiefen meiner zur Tode gequälten von Gott verlassenen Seele (adäquate Ausreden sind meine Stärke).
Zunächst erscheine ich stets etwas verbittert und wünsche den Normalen die Pest an den Hals - das ist so. Ich steh ganz und gar nicht auf dieses Mimimi-Geposte und hege nicht in den Irrglauben mir ginge es schlechter als anderen, obwohl dem so ist. Ich Simon, berichte aus meinem Leben.
Im zarten Alter von 6 Jahren beschlossen wir, meine Eltern und ich, uns nicht dem Staat zu widersetzen und mich brav zur Einschulung zu schicken. Die Lehrer stellten fest, dass ich mich nicht zu benehmen wusste, so verschrieb mir mein Kinderarzt eine Packung Ritalin. Das lief recht rund und ich war dann auch ein lieber und guter Junge. Hatte sogar einen Spielkameraden, aber wenn es verwirkte hielt man mich für die Ausgeburt des Teufels. Lief also alles nach Plan.
In der 7ten Klasse ging es auf Klassenfahrt, da blieb mir ein Reiskorn im Halse stecken. Das war dann tatsächlich der Beginn meiner Ängste. An dieser Stelle halte ich ein LOL für angebracht. Nachdem mich die Kinder schikaniert und gedemütigt hatten und ich nach der endlosen Woche wieder heimkehrte ging es direkt zum Jugendpsychiater. Natürlich demütigten mich die Menschen fein weiter. Ab und zu mal draufhauen hat noch keinem geschadet. Mein Vater war der Überzeugung er hätte einen Lackaffen als Sohn und weil er nur zu gerne trank gab es dann ab und zu auch mal ne auf die Fresse. Mein Jugendpsychiater war hilfreich. Denn er drohte mir damit, mich in die Psychiatrie zu stecken, wenn ich weiter meine extremen Zwänge ausleben würde. Die hatte ich schon vor der Klassenfahrt, aber nach den Zuständen habe ich ein wenig übertrieben. Ich erzählte ihr fortan es gäbe ein gewisses Datum an dem ich und meine Eltern unsterblich werden würden, da ich nicht in die Klappse wollte, tat ich so als würde ich das nicht mehr glauben und reduzierte meine Zwänge deutlich:
- machte alles nur noch 3mal anstatt 10mal
- Hände nur noch so häufig waschen, dass sie nicht blutig waren
- Versuchen nicht alles ein- und auszuatmen
- keine Wege mehr zurückgehen
- keine Wiederholungen etlicher Handlungen
- aufhören mit dem Beschatten meiner Mutter
Lief anfangs alles super, ab und zu machte ich Gott und die Welt verrückt weil ich in dem festen Glauben war, meine Mutter sei entführt und ermordet wurden. Aber es ging weiter. Anfangs waren die Zwänge dafür gedacht meine Mutter und meinen Vater zu schützen. Klappte dann alles nicht so recht. Meine Mutter musste viel ins KH. Mein Vater erkrankte an MS und meine Mutter schließlich an Krebs. Aber das ist ein wenig weit vorgegriffen. Zurück zur Timeline.
Ich versuchte also meine Zwänge im Zaum zu halten und meine Ängste zu bekämpfen. Dazu zählten die generalisierte Angststörung, die Angst vor der Angst, Körperängste, inkl. das konsultieren von allen möglichen Ärzten und die ängstliche Ängstlichkeit. Ich schaffte meine Schule ... nicht. Bekam sonst auch nichts so recht gebacken nur existieren wollte ich weiter. Das konnte ich gar nicht schlecht. Es verlief alles nach Plan - zumindest wenn das Ziel war nichts zu erreichen.
Meinen 18ten Geburtstag verbrachte ich mit einer Dosis Diazipam und Panikschüben. Ich muss überlegen, die erste Attacke hatte ich nach dreijahren wiederkehrender und lang andauernder Angstzustände im Alter von 16. Als besonderes Geschenk hielt der Herr etwas für mich bereit, dass mich zum ersten Mal taumeln lies. Etwas das alles andere übersteigen musste. Da hat der Liebe sich glatt selbst übertroffen. Eines Morgens stand ich auf und war der festen Überzeugung mir den Bauch aufschneiden zu müssen. Gefolgt von:
- Selbstverstümmlungen
- Verstümmlung anderer, eingeschlossen der eig. Familie
- Rasierklingen mit Sahne verspeisen
- Pulsadern aufschneiden
Rasierklingen spielten also eine gewisse Rolle. Das zwang mich zur Einnahme von Fluvoxamin. Die Dosis steigerte sich bis 300mg. Lief ganz gut muss ich sagen. Die ganzen Nebenwirkungen hoben die positive Wirkung nach der Zeit nicht auf: mir waren Rasierklingen wieder wurscht. Meistens jedenfalls. (Der versierte Leser weiß, dass es sich um Zwangsgedanken handelt).
Alles also prima, ich hatte zwar das Gefühl innerlich zu explodieren und konnte nicht mehr sitzen, aber diese Gedanken waren weg. Zunächst auch die Angst. Die kehrte in Form von Panikattacken jedoch zurück. Medikamente wie:
- Paroxitin
- Sertralin
- Citalopram
halfen wenig. Wir suchen immer noch einen Cocktail, der mich wieder genesen lässt. Mein Psychologe entließ mich nach 80Stunden mit der Diagnose passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung. Therapieverfahren eingestellt.
Jetzt warte ich seit einem Jahr auf einen weiteren Platz, um die Leute ordentlich zu ärgern. Und natürlich bin ich auf der Suche nach dem Schatz, der mich wieder heil macht. Habt ihr ein? Ich denke nicht. Denn wer sich bis hierhin durchgequält hat dem ist eh nicht mehr zu helfen
07.06.2013 19:48 • • 18.04.2014 #1