@Dubist:
Da ich ja viel Zeit habe, werde ich mal auf ein paar Punkte deines (langen) Statements eingehen
(Sorry, meins ist jetzt echt mega lang )
Zitat:jeder schlechte Gedanke ist vor Gott sünde
Denken kann ich was ich will - solange ich destruktive Gedanken nicht in die Tat umsetze oder anderen mitteile (und damit schade) sehe ich darin nichts verwerfliches. Die Gedanken sind frei.
(Ihre Entstehung natürlich nicht immer - wie etwa beim Threadsteller)
Zitat:wenn du wissen möchtest was eine Sünde ist, frag dein Gewissen.
Das hängt ganz von der Erziehung ab.
Manche Menschen sind aufgrund von Gehirnschäden/-fehlern auch gar nicht empathiefähig und merken dementsprechend gar nicht, wenn andere (durch ihr Verhalten) leiden.
Zitat:In den 10 Geboten steht was Sünde ist und was nicht.
Ok, kleine Analyse: (von ekd.de - also praktisch die deutsch-evangelische Interpretation der 10 Gebote)
Das erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. - Ich glaube an was und wen ich möchte. Wenn Gott ein Eifersuchts-Problem hat, ist das nicht mein Problem. Gott sollte in der Lage sein, alle seine Probleme selbst zu lösen
Das zweite Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.
- Ich benutze in aller Regel keine religionsbezogenen Schimpfwörter. Phrasen wie Oh, mein Gott finde ich nicht verwerflich - ein bisschen Spaß sollte auch Gott verstehen Das dritte Gebot
Du sollst den Feiertag heiligen. - Was ist damit gemeint ? An Sonntagen zB nicht arbeiten ? Was sollte Gott daran stören ?
Ich sollte ihn an solchen Tagen lieber verehren, Gottesdienst besuchen, beten, etc. ? Ganz ehrlich - es gibt immer wichtigeres zu tun. Wochenenden, vor allem manche Sonntage sind aus meiner Sicht ideal für Hausarbeiten
Das vierte Gebot
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. - Und wenn man Eltern hat, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden ? Kinder sind keine Diener ihrer Eltern. Früher war das vielleicht so. Heute gibt es andere allgemeine Rechte und Pflichten. Einen gewissen Respekt sollte man meiner Meinung nach vor jedem Menschen haben. Das fünfte Gebot
Du sollst nicht töten. - Dem stimme ich zu.
Allerdings frage ich mich auch: Wo fängt töten an ? Bei Tieren, bei Embryonen ? Was ist mit Sterbehilfe ? Und warum gibt es in manchen christlich geprägten Ländern die Todesstrafe ? Darf man bestimmte Menschen doch töten ? (Laut Bibel darf man das in bestimmten Fällen - steht im AT sogar in der Nähe der 10 Gebote - siehe *)
Das sechste Gebot
Du sollst nicht ehebrechen. - Was ist damit gemeint ? Fremdgehen, Scheidung oder beides ? Fremdgehen ist für mich ein No-Go - Scheidung eine individuelle Sache.
Das siebte Gebot
Du sollst nicht stehlen.
- Stimme zu.Das achte Gebot
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. - Also man soll keine Lügen über andere verbreiten ? Dem stimme ich zu.
Allerdings muss man in manchen Systemen (Diktatur z.B.) manchmal lügen, um menschlich zu bleiben. Das neunte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. - Also man sollte nicht neidisch auf die materiellen Besitztümer anderer Leute sein ? Wenn man den Neid für sich behält und nicht zu Hass umwandelt, schadet man doch niemandem. Mit Neid schadet man im Grunde doch nur sich selbst.Das zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.- Also man soll weder neidisch noch eifersüchtig sein ? Ok, ähnlicher Fall. Man schadet in erster Linie sich selbst. Fazit: 6 von 10 Geboten sind überflüssig bzw. so unwichtig, dass sie meiner Meinung nach in den 10 wichtigsten Gesetzen nichts zu suchen haben. (Das 5. 6. 7. und 8. Gebot finde ich größtenteils noch sinnvoll.)
Ich finde, man sollte sich da lieber an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte orientieren.
(Vor allem in der Kindererziehung - mich haben die 10 Gebote als Kind jedenfalls nicht sonderlich beeindruckt oder beeinflusst - natürlich soll man nicht töten, stehlen oder lügen - um das zu verinnerlichen, muss man die 10 Gebote nicht kennen - sondern man muss verstehen, warum man das nicht sollte weil Gott das nicht will ist genauso überzeugend wie weil man das nicht macht )Artikel 1
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 2
Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. [...]
Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Artikel 4
Niemand darf in Skla. oder Leibeigenschaft gehalten werden; Skla. und Skla. in allen ihren Formen sind verboten.
Artikel 5
Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.[...] (Quelle: un.org)
Eine gute Orientierung bieten auch die Grundrechte im deutschen Grundgesetz (sind konkreter formuliert als die Menschenrechte).
Zitat:Keine Sünde ist, wenn man die Gebote hält, wenn man in der Liebe bleibt, die Liebe lebt!
Wie gesagt: Die 10 Gebote haben wenig Aussagekraft - und Liebe ist oft Definitionssache.
In der Bibel heißt es zum Beispiel:
Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten. (Spr 13,24)
Oder auch:
*
Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn züchtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, dann sollen Vater und Mutter ihn packen, vor die Ältesten der Stadt und die Torversammlung des Ortes führen und zu den Ältesten der Stadt sagen: Unser Sohn hier ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Verschwender und Trinker. Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen und er soll sterben. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. (3. Mose/Dt 21,18-21)
Zitat:Die Bibel sagt, ganz klar, das wir alle gesündigt haben.
Die Konsequenz ist, das wir es alle verdienen in die Hölle zu kommen.
Sind kleine Kinder auch Sünder ?
Und warum hat Gott den Menschen so erschaffen, dass er anfällig für Sünden ist ?
War das so gewollt oder ein Konstruktionsfehler ?
Zitat:im Himmel ist es sehr schön, du willst sicher ewig leben
Je größer die Quantität, umso kleiner die Qualität.
Vielleicht gelten im Jenseits ganz andere Naturgesetze - aber dieses Leben hier auf Erden erscheint mir wertvoller, wenn ich davon ausgehe, dass es einzig und endlich ist.
Außerdem: Es würde sich wohl kaum ein islamistischer Terrorist in die Luft sprengen, wenn von denen niemand ans Paradies glauben würde
Zitat:Aber weil er uns so sehr liebt, hat er die Grausamkeit der Hölle an jesus zu spüren kommen lassen.
Damit wir diesen Ort niemals zu Gesicht bekommen würden.- so sehr liebt er dich, mich uns.
Also er hat seinem Sohn Schmerzen zugefügt, weil er die Menschen liebt. Aha.
Genauergesagt: Er hat sich selbst bzw. einem Drittel von sich selbst Schmerzen zugefügt, dieses Drittel von sich selbst sterben und wieder auferstehen lassen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben mithilfe der Liebe und Vergebung dieses Drittels (Jesus) (und den anderen zwei Dritteln (der Vater der heilige Geist)) die Gesamtheit Gott dazu zu bringen, dass er sie trotz Sünden nicht in die Hölle, sondern in den Himmel schickt.
Jetzt hab ich es verstanden
Zitat:Gläubige sollten nichts erfinden.
Sondern allein das sagen, was der Wahrheit entspricht.
keine verwirrenden erklärungen und gespunnen interpretationen.
Was ist denn die Wahrheit ?
Das was in der Bibel steht ?
Teile davon haben Gläubige in früheren Zeiten bereits erfunden, verändert, interpretiert oder gestrichen (das Thomasevangelium zB - darin wird angeblich ein unchristliches Bild von Jesus gezeichnet).
Zum Glauben gehört wohl auch, dass man glaubt, dass die Bibel so wie sie jetzt ist, richtig und so von Gott gewollt ist.
Aber kann man die Bibel wörtlich nehmen ?
Glaubst du an Schöpfung, Sintflut und den damit verbundenen inz. ?
Findest du, dass Frauen den Männern untergeordnet sein sollten, dass gleichgeschlechtlich getötet, Atheisten als schlechte Menschen angesehen, Kriege im Namen Gottes geführt und Kinder geschlagen werden sollten ?
Ich denke nicht - da die Bibel in einer anderen Zeit und Kultur verfasst worden ist, muss man große Teile von ihr einfach entsprechend interpretieren - und Interpretationen fallen eben je nach Kultur, Konfession, Zeit und individuell Alter und Persönlichkeit verschieden aus.
Zitat:Dazu ist der Sohn Gottes erschienen um die Werke des Teufels zu zerstören.
Und, hat er es geschafft ?
Zitat:Wenn du nicht an des Teufels Existenz glaubst, wird er dich auch in Ruhe lassen.
Denn er weiss deine Seele sicher.
Abe weh dem du öffnest dich jesus, dann kannst du erleben wie hart er dich umkämpft.
Also dann ist der Threadsteller ja schonmal nicht vom Teufel besessen.
Schließlich ist er nicht gläubig.
Zitat:Habe kurz vor meiner Bekeherung, eine Morddrohung bekommen.
Kritisiere öffentlich den Islam und du wirst viele Morddrohungen bekommen.
Der zunehmenden Säkularisierung, gewissen aufklärerischen (Bildung) und westlichen Werten (etwa Demokratie und Menschenrechte) sowie der verhältnismäßig guten wirtschaftlichen Lage in nord-westlichen Staaten (Amerika, Europa) haben wir es wohl zu verdanken, dass so etwas in der christlichen Welt unüblich ist.
(Womöglich hat es auch was damit zu tun, dass viele Dinge im Koran direkter formuliert sind als in der Bibel und das ganze auch leichter wörtlich zu nehmen ist - ähnliche Kultur, noch nicht so alt wie die Bibel)
Naja, also hast du schonmal versucht, einen Muslim zu bekehren ?
Ich bin mir sicher, ein gläubiger Muslim würde dir sagen, dass du auf dem Holzweg bist und in der Hölle landen wirst, wenn du den wahren Glauben nicht annimmst
Bei streng gläubigen Juden, Hindus, Buddhisten oder Anhängern christlicher Sekten ist es wahrscheinlich ähnlich.
Soviel dazu - wie gesagt - ich habe viel Zeit
Was meinen persönlichen Glauben betrifft: Ich würde mich als Humanistin bezeichnen - bedeutet:
1. Das Glück und Wohlergehen des einzelnen Menschen und der Gesellschaft bilden den höchsten Wert, an dem sich jedes Handeln orientieren soll.
2. Die Würde des Menschen, seine Persönlichkeit und sein Leben müssen respektiert werden.
3. Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln.
4. Die schöpferischen Kräfte des Menschen sollen sich entfalten können.
5. Die menschliche Gesellschaft soll in einer fortschreitenden Höherentwicklung die Würde und Freiheit des einzelnen Menschen gewährleisten.Die Humanität ist die praktische Umsetzung der Ideen des Humanismus. Dazu gehören die Güte, die Freundlichkeit und das Mitgefühl für die Schwächen der Menschen, seiner selbst inne und mächtig zu werden und sich im Mitmenschen selbst wiederzufinden. (Wikipedia)
In der Praxis bzw. für mich persönlich ist zb Umwelt- und Tierschutz auch sehr wichtig.
P.S. Ich finde es gut, dass Liebe für dich eine hohe Priorität hat - gibt schon genug religiöse Menschen, die vor allem Strenge, Härte und Intoleranz ausstrahlen.