Salome79
Und jetzt erzähle ich (kurz) meine Leidensgeschichte. Ich bin Einzelkind und meine Mutter war im Prinzip allein erziehend. Nur in den ersten 4-6 Jahren hatte meine Mutter einen Freund. Dann lernte sie die Zeugen Jehovas kennen und trennte sich von ihm, weil als ZJ darf man ja keine unehelichen Beziehungen haben. Ich wurde dann also auch in dem Glauben erzogen. Mit allem drum und dran. Keine Geburtstage, kein Weihnachten, kein Karneval, lein Sylvester, kein Ostern.
Meine Mutter war eigentlich von Anfang an überfordert. Eine wirkliche Mutter-Kind Beziehung hatten wir nie. Sie fing sie an mich zu kontrollieren über Körpersprache. So wie Mensch z.B. mit Tieren kommunizieren kann über Körperhaltung und Mimik, so signalisierte sie mir, wie ich mich in ihrem Beisein zu bewegen hatte. In welchem Abstand ich zu laufen hatte, ob ich ihr in die Augen schauen durfte, wann ich stehen bleiben musste...all sowas. Wenn ich nicht parrierte schlug sie mich. Mit Vorliebe ins Gesicht. Auch vor anderen Menschen. Zu Hause gab es richtige Trachten. Sie sperrte mich in die Wohnung, wenn sie zu Abendkursen ging. Sie sperrte die Küche und das Wohnzimmer ab wenn sie zum einkaufen ging. Ich durfte nicht die Straßenseite wechseln wenn ich draußen spielte, so dass sie mich zu beiden Hausseiten beobachten konnte. Ich durfte mich in der Schule nicht wehren. Ich war schon im Kindergarten die, die man sich zum hänseln und schikanieren ausgesucht hatte, halt ein typischen Opfer und ein Gebot der Bibel ist ja, wenn dir jemand auf die eine Wange schlägt, so halte ihm die andere hin. Das habe ich auch gemacht. Draußen gab es Gewalt und daheim auch. Meine Mutter hat nachts phantasiert und schlafgewandelt und so kam es vor, das sie mich auch nachts angeschrien hat. Bis ich 12 Jahre alt war, schlief ich mit ihr in einem Bett. Ich konnte nur schlafen wenn sie geschnarcht hat. Ansonsten war ich immer auf der Hut.
1994 waren wir im Urlaub auf Texel und lebten in einem Wohnmobil. Ich schlief in einem Hochbett und habe Nachts Dinge von innen vor die Tür gestellt, sodass ich hörte, wenn sie schlafwandelnd rein kam. Ich erinnere mich wie ich angsterfüllt in meinem Bett lag und sie mit weit aufgerissenen Augen, also nut ihren Kopf am Rand des Hochbettes langlaufen sah. Der reinste Horror.
Als ich 12 Jahre alt war fing ich an zum Jugendamt zu gehen damit mich mal jemand rettet. Es hat satte 4 Jahre gedauert, bis ich ausziehen durfte. Ich musste allerdings mehrfach von zu Hause abhauen um meinen Leidensdruck zu untermauern. Wenn Kind in Deutschland nicht grün und blau geprügelt ist, macht das Jugendamt nichts. So meine Erfahrung. Durch das nach draußen gehen mit dem was meine Mutter mir tagtäglich antat, verstärkte sich ihr Verhalten. Sie fing an mich noch häufiger zu schlagen. Ich musste daheim zu bestimmten Zeiten bestimmte Räume putzen und sie kontrollierte das. Wenn sie schlecht drauf war schubste sie mich vom Hocker, wo ich drauf stand um auch an obere Bereiche des Möbiliar dran zu kommen. Oder riss mich an den Haaren herunter. Einmal bin ich beim runterstürzen mit dem Kopf auf die Bettkante geknallt und habe mir nichts getan. Es war zum kotzen das ich nie was hatte womit ich hätte zum Arzt gehen können.
Wenn ich in Kurzform beschreibe, was Ursache meiner PTBS ist, so sage ich immer, meine Mutter hat mich gehalten wie einen abgerichteten Hund und mich durch Gewalt und Essensentzug konditioniert. Ich könnte jetzt noch x-Sachen aufzählen, aber wichtig ist ja, wie gehe ich heute damit um? Was hat diese Kindheit mit mir auf ein ganzes Leben betrachtet gemacht?
Teil 2 folgt direkt hiernach...
25.10.2013 08:30 • • 21.05.2020 x 5 #1