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Hallo,

wie ist euch klar geworden, dass ihr in einem Trauma fest steckt?
Ich bin jetzt 40 und mir war durchaus klar, dass ich aus keinem normalen Elternhaus stamme, als ich herangewachsen bin. Immer war eine latente Scham zugegen, als ich entweder mit meinen Eltern in der Öffentlichkeit war, oder als ein Freund/Freundin mit nach haus kam.
Früh entwickelte ich Migräne mit Aura und hatte schon als kleines Kind Angst vor dem Erblinden, vor dem Tod, vor der BSE Krankheit (Angst vor Krankheiten). Auch kann ich mich erinnern, dass ich als Kind / Jugendlicher Gedankengänge hatte wie ich bin nicht verrückt, ich habe mich quasi immer irgendwie rückversichert, nicht verrückt zu sein.
Das mit mir was nicht stimmt merkte ich erst, als ich nicht mehr konnte, als die Überforderungen des Alltags mich erdrückt haben, die Reize zu viel wurden und ich von Panikattacke zu Panikattacke gesteuert bin, ohne zu wissen was mit mir los ist. Ich fing mit Therapien an, ging zu Ärzten. alles half 10 Jahre lang nichts.
Erst heute, ich stecke mitten in einer Traumatherapie, fängt es glaube ich an, an den richtigen Stellen zu arbeiten.
Doch trotzdem frage ich mich immer wieder, bin ich eigentlich traumatisiert? So schlimm war das was ich erlebt habe doch gar nicht? Wenn ich traumatisiert bin und davon solche Probleme davon getragen habe, was sollen dann Leute die in Kriegsgebieten aufgewachsen sind sagen? - Ich zweifele daran ob es wirklich daran liegt.
Ich habe als Kind Gewalt erfahren (ab 3?), meine Eltern haben sich in meinem Beisein regelmässig selbst geschlagen, bis teilweise die Polizei kam, Küchenschränke wurden ausgeräumt, alles auf den Boden geworfen, meine Mutter drohte immer damit meinen Vater umzubringen und sich selbst auch. Ich wurde mit Schlägen erzogen, mit Kochlöffeln, Fäusten geschlagen, mein Bruder auch. Das Über einen Zeitraum von 12 Jahren, bis ich zurück geschlagen habe. Das wirre ist, ich kann mich nicht an meine Kindheit erinnern. Mir fallen nur Bruchstücke ein vom ersten Schultag, wie eine Geburtstagsfeier war, oder wie es im Urlaub war. Auch von der Gewalt bekomme ich nur Bruchteile in den Kopf. Immer wieder die selbe Situation wo sie sich krass geschlagen hatten und ich auf dem Schoß meiner Oma gesessen habe, die mir die Augen zugehalten hatte und dann die Polizei gekommen ist und meine teilweise blutigen Eltern abgeführt hatten. Und eine Szene, als mich mein Vater am Boden liegend getreten hat, dass ich mir in die Hosen gemacht hatte - da war ich ca. 6-7. Diese Szenen sind mir recht klar, viele andere huschen immer durch, ich weis halt irgendwie wie es gewesen ist.
Ich habe lange in meiner Jugend gek. , habe mich oft mit Alk. abgeschossen. Konsumiere ständig irgendwelche Medien um runter zukommen, ich habe ein dauerhaft aktiviertes Nervensystem, ich bin permanent auf hab acht. Ich bin ständig auf der Suche nach Ruhe, weg vom Lärm, weg von den Straßen, weg von Menschen. Nur das klappte bisher nie (Freunde, Beruf, Alltag etc.) ständig bin ich in Panikattacken geraten oder bin sonst wie heruntergefahren. Nur jetzt wird mir immer mehr klar, dass ich mein Leben eigentlich gar nicht lebe! Ich scheine ständig abgekappt zu sein (Freeze Zustand?) Es geht nichts in meinen Kopf und wenig aus diesem heraus. Ich funktioniere nur im Automodus, kann aber kaum was Neues lernen / es behalten.
Ich bin über den Begriff Dissoziation gestolpert dieser beschreibt mich wie ich finde ganz gut. Nur macht mir das ziemlich Angst. Zum einen davor, dass ich eben meine Leben nicht lebe und zum anderen was passiert, wenn ich den Zustand wegbekomme und mir das geasmte Ausmaß klar wird, wovor ich mich weg dissoziiere.
Wie war das bei euch? Wie ist euch euer Trauma Zustand klar geworden (wann ist euch klar geworden, dass ihr nicht zb. an Angststörungen etc. leidet, sondern traumatisiert seid?), wie habt ihr es geschafft diese Dissoziation zu durchbrechen?
LG Almander

23.12.2024 00:22 • 07.01.2025 x 1 #1


16 Antworten ↓


@Almander ich habe sehr viel Ähnliches erlebt wie du. Ich habe auch gleiche Probleme, heißt extremes Bedürfnis nach Ruhe und weg von Lärm, Panikattacken gehabt , dissozitaive Zustände, starke Probleme mit Vertrauen und diese Gedanken die du beschreibst. Mir wurde es eigentlich schon bei meiner ersten Therapie gesagt, allerdings hatte ich da nie die Diagnose und wurde auf Angststörung und Depression behandelt. Ich hatte immer das Gefühl, Angststörung passt eigentlich gar nicht wirklich. Ich habe dann irgendwann mal was über Trauma gelesen und dachte schon, komisch da passt einiges. Gerade Entwicklungstrauma. Ich hab das aber immer weggeschoben. Bei meinem Klinikaufenthalt hat der Arzt selbst die Diagnose „vorgeschlagen“ ich hatte das aber immer im Gefühl, dass da mehr ist, weil alle anderen die ich kannte, nach Therapie von Ängsten und Depressionen dann auch beschwerdefrei oder zumindest über einen langen Zeitraum beschwerdefrei blieben und von den Therapien profitieren konnten, und ich hatte immer das Gefühl nur die Spitze vom Eisberg zu behandeln. Es war mehr etwas, was dauerhaft besteht und nicht episodenhaft auftritt oder in bestimmten Situationen, wie zb bei Angsstörungen.

A


Wie ist euch eure Traumatisierung klar geworden? Spoiler!

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Lieber Almander,
du hast als kleines Kind eine Hölle durchgemacht. in der Zeit, in der Prägungen für das gesamte Leben stattfinden, wurdest du verunsichert, entmutigt, und mit einem ständigen Gefühl der Ohnmacht allein gelassen. Du sagst, so schlimm sei es doch gar nicht gewesen. Das ist ganz typisch. So habe ich es auch gemacht. Aber diese Verletzungen und generelle Verunsicherung aus der frühen Kindheit sind im Stammhirn quasi einprogrammiert (du bist ja in der IT tätig) und nun ein Teil deines „Betriebssystems“. Es ist überhaupt kein Wunder, dass du mit Panik und einem Überforderungsyndrom zu tun hast. Ich finde es toll, dass du dich um dich kümmerst und Therapie machst. Ich verlinke unten ein kurzes Video zum Thema, das ich rein zufällig vor einigen Tagen gesehen habe, und von dem ich behaupte, dass es mein gesamtes Leben erklärt. Vielleicht gibt es dir auch einen Hinweis, eine Erklärung.
Liebe Grüße

https://x.com/mindset_machine/status/18...89450?s=61

@Almander

Das würde man heute komplexes Trauma nennen, der Traumabegriff selbst ist eigentlich härter gewesen, aber vom Vater auf dem Boden liegend getreten zu werden, das ist sicher traumatisch.
Zeuge bei der Gewalto.rgien der Eltern gewesen zu sein, ist für eine Kinderpsyche so zerstörerisch, wie selbst Gewalt oder Missbrauch erfahren zu haben, es sind sogenannte 'Spitzenaffekte', die hier ausgelöst werden.
Erlebt man von denen zu viele, ist das nicht gut.

Meine Erfahrungen waren deutlich milder, der Vater war Alk. und kam einfach jeden Tag besoffen wieder, meine Mutter ist narzisstisch und ist irgendwann zur Abendschule gefahren, da habe ich meinen Vater manchmal aus der Kneipe geholt und ins Bett gebracht. Ich war unter 10. Unwürdig und eine Umkehr der Vater/Kind Beziehung, gewalttätig war er nie, eher der hilflose Typ, dennoch jeden Tag der bange Blick, ob er heute wieder gesoffen hat - natürlich - die albernen Lügen, das Zusammenziehen in der Bauch- oder Magenregion.

Mit 16 ist mein über Jahre engster Freund gestorben, überfahren, ein Schock, gefühlt habe ich ihn nicht, weinen konnte ich nicht.
Mit etwas über 20 habe ich beim Erstversuch mit Speed zu viel erwischt, den Tag über noch gut funktioniert, aber die Unruhe ging nicht weg, steigerte sich zur Todesangst, über Stunden, das war vermutlich ein Trauma.
Von da an wusste ich, dass ich sterblich war, bekam Herzangst, konnte nicht mehr weite Strecken alleine Auto fahren, dann auch keine nahen mehr, irgendwann das Haus nicht mehr ohne Begleitung verlassen und dann nicht mal mehr ohne Panik alleine bleiben, dass es eine Angststörung war, bemerkte keiner, weil es noch nicht so sehr in Mode war, also das Übliche: Arzt, alles in Ordnung, kurze Erleichterung, Angst und Panikattacken gingen weiter, irgendwann Psychotherapie, Wende zum Besseren.

Da versteht man sich und seine Beziehungen dann besser. Die Etlern hatten beide schlechte Kindheitserfahrungen, Halt konnten sie mir beide nicht geben, der Vater noch besser, er überwand die Sauferei irgendwann, die Mutter ist kalt und ist mir in Situationen, wenn ich sie gebraucht hätte, oft in den Rücken gefallen. Das ist auch kein schönes Gefühl.

@Cbrastreifen kannst du erklären was mit Spitzenaffekten gemeint ist in dem Zusammenhang? Also inwiefern das passiert wenn man Gewalt zwischen den Eltern miterlebt hat?

Zitat von Krokodil90:
@Cbrastreifen kannst du erklären was mit Spitzenaffekten gemeint ist in dem Zusammenhang? Also inwiefern das passiert wenn man Gewalt zwischen den Eltern miterlebt hat?

Es hat dieselbe Relevanz, wenn man die Auseinandersetzungen naher Menschen bezeugt oder selbst erlebt, da wir durch und durch Beziehungswesen sind. Schau Dir Recons Video an, da siehst Du es.
Oder hier: https://www.psymag.de/9828/spitzenaffek.../view-all/

@Cbrastreifen Danke für den Artikel. puh okay, das wusste ich nicht, dass auch das schon traumatisierend ist.

Zitat von Krokodil90:
@Cbrastreifen Danke für den Artikel. puh okay, das wusste ich nicht, dass auch das schon traumatisierend ist.

Normale und s e x ualisierte Gewalt, sowie die Zeugenschaft derselben sind die Hauptquelle für schwere Persönlichkeitsstörungen, je häufiger sie auftreten und je nach individueller Dispostion.

Zitat von Krokodil90:
@Almander ich habe sehr viel Ähnliches erlebt wie du. Ich habe auch gleiche Probleme, heißt extremes Bedürfnis nach Ruhe und weg von Lärm, Panikattacken gehabt , dissozitaive Zustände, starke Probleme mit Vertrauen und diese Gedanken die du beschreibst. Mir wurde es eigentlich schon bei meiner ersten Therapie ...

Ja, das habe ich auch so wahrgenommen, bei den ganzen Klinikaufenthalten sind die mit isolierten Depressionen, Angststörungen und Panikstörungen etc. nach 5 Wochen immer raus, mit meisten immensen Erfolgen. Bei mir hat weder die Therapie noch ein Medikamnet angeschlagen. Die Therapie (v.a. Konfrontationstherapien) nahm ich als extrem belastend und wenig hilfreich war. Medikamente pushten mich eher irgendwie komisch auf, anstatt zu helfen.
Hat es bei dir auch dann angefangen unaushaltbar zu werden mit den Reizen und dem Ruhebedürfnis, als du ins Berufsleben / Erwachsenenleben gekommen bist? Für mich hat da eben der Alltag mit den extrem gestiegenen Anforderungen für eine regelrechte Odyssee an Erschöpfungs- / Panikzuständen gesorgt.
Wie hast du deine Panikattacken weg bekommen? Hast du letztendlich dein Leben beruhigen können und bist so alltagstauglich geworden oder hast du es geschafft an die Wurzel zu gehen und eben die Dissoziation zu lösen und wieder richtig zu leben/regenerieren/Reize aushalten zu können?

@Almander ja da sprichst du wirklich komplett meine Erfahrung an. Auch bezüglich Klinikzeit, Wirkung von Medikamenten etc. Das mit den überfordernden Belastungen des Alltags habe ich auch so wahrgenommen. Vieles, was für andere einfach so nebenher läuft, ist für mich sehr anstrengend. Ich habe das ein paar Jahre aufrecht erhalten können, war aber dann völlig ausgebrannt. Ich hatte aber auch immer sehr hohe Ansprüche und war ziemlich perfektionistisch, weil ich ansonsten mit einer zu großen Sinnlosigkeit konfrontiert bin.

Ich habe bis heute keine abschließende Verbesserung, die Dissoziationen und die Anspannung hab ich noch immer, die Reizüberflutung ist in den letzten Jahren noch mehr geworden. Panikattacken habe ich seit einigen Jahre nicht mehr im klassischen Sinne, was ich oft habe sind diese Derealisationen, was glaube ich auch sowas ist.

Momentan plane ich aber, nochmal eine intensive Traumatherapie zu machen. Hab allerdings auch ziemlich Angst davor, was dann noch so hochkommt wenn ich anfange damit.

@Krokodil90 ja, da scheinen wir echt ziemlich vieles identisch zu haben ( leider .. schön ist echt anders ) ...
Perfektionistisch war / bin ich auch... das hat glaub ich damit zu tun, dass ich wegen der Erschöpfung, wegen diesem Zustand dass das ganze Leben zu viel ist, einfach keine Kraft habe Dinge individuell zu gestalten, Dinge so zu nehmen wie sie kommen, spontan sein etc. Denn, wenn ich alles so mache, dass es perfekt ist, gelange ich irgendwann zu einem quasi automatisierten Alltag (alles läuft jeden Tag gleich und perfekt deswegen, weil man dann die Sachen nur einmal machen muss), jeden Tag alles gleich machen, selber Arbeitsweg, selbe Arbeiten, Hausarbeiten am selben Tag zur selben Zeit in immer gleicher Qualität ... so habe ich es geschafft zu funktionierten, weil die Kraft für den Alltag kalkulierbar war... bis ich ne Familie gegründet habe... seit dem bin ich im free fall, da funktioniert das so bei weitem nicht mehr.
Hast du durch die Anspannung der Dissoziation auch körperliche Schmerzen? - Ich habe im Laufe der Jahre extreme Rückenschmerzen entwickelt, vermutlich war das meine Ausrede für die Öffentlichkeit, damit ich meine Traumatisierung begraben lassen sein kann. So habe ich immer wenn ich nicht mehr konnte gesagt ich habe Rückenschmerzen, bei den Panikattacken wo mich der RTW geholt hat, habe ich geschrien vor Rückenschmerzen. So hatte ich einen körperlichen normalen Grund für die Öffentlichkeit und auch für mich, warum ich nicht funktioniere. Nur hat man am Rücken nie eine Erklärung für solche Schmerzen gefunden.
Und hier setzt meine Traumatherapie mit an, welche ich dieses Jahr begonnen habe an. Es wird auch über Körperarbeit versucht an gewisse gespeicherte Areale im Köper/der Psyche zu gelangen. Ich mache dazu zeitgleich eine Traumasensible Körpertherapie bei einer Osteopathin, welche auch Traumatherapeutin ist. Die Angst vor dem was da alles hochkommt ist sicher berechtigt, denn sonst würde weder Psyche noch Körper einen solchen Aufwand betreiben, solche Erfahrungen dermaßen einzubetonieren. Aber wenn es eine Therapie gibt, welche hilft, mehr aus dem Leben herauszuholen, will ich mich dem stellen.
Hast du schon einen Therapieplatz in Aussicht?

@Almander ich habe momentan nochmal die Option Klinik in Betracht gezogen um eine intensive Traumatherapie zu machen und hätte da einen Platz. Nur hab ich da die Bedenken halt, dass mich das wieder vollkommen überfordert wie das letzte Mal. Ambulant hatte ich schon einige Zeit mit dieser EMDR Technik gehabt.
Ja, ich verstehe das sehr gut. Je mehr „Sicherheit“ und alles bis ins kleinste Detail planen, umso weniger Überraschungen kommen, die einen wieder aus der Routine und Bahn werfen, wofür man keine zusätzliche Kapazität hat. Spontanität liegt mir auch absolut nicht, weil ich dann vollkommen überflutet werde.
Wirklich Schmerzen nicht außer sehr regelmäßige Migräne und Kieferprobleme durch die Anspannung.
Aber auch ich möchte möglichst mehr rausholen noch aus Allem. Ich denke immer, es kann doch nicht sein dass man sein restliches Leben diesen Ballast tragen muss. Ich kenne diese Situationen zu gut, das Geschrei, das aufeinander los gehen wo man denkt der eine bringt den anderen um, die Eskalationen mit Kaputtschlagen von Gegenständen, Schränke ausräumen, die Drohungen sich gegenseitig oder andere umzubringen. Ich bin bis heute so, dass ich sobald ich Nachbarn lärmen oder streiten höre am ganzen Körper zittere und einfach nur aus der Wohnung will.

Hattest du denn abgesehen von der Therapie jetzt schon einmal spezielle Traumatherapie?

@Krokodil90 Ja, von dem EMDR habe ich mal gelesen, hat dir das geholfen? Ich mache eine spezifische Traumatherapie, die nennt sich Ego State Therapie, da arbeitet man mit den inneren Anteilen. Das hat auch lange Zeit gebraucht, bis ich verstanden habe, um was es da eigentlich geht. Auch dass ich so etwas an mich heranlassen konnte hat lange gedauert.

Hast du die letzte Therapie in der Klinik abgeschlossen? Woran hast du die Überforderung wahrgenommen? Hast du die Migräne mit Aura ( Sehstörungen).
Hast du mal Dro. genommen um deinen Zustand aushalten zu können?

Ja, das geht mir mit meinem Nervensystem auch so... es sind die Antennen alle scharf gestellt und das seit damals. Jeder Knall, jedes Geschrei - egal von wem, auch wenn irgendwelcher Kinder kreischen... all das triggert und da das Nervensystem alles abscannt nimmt es auch Licht und alles was irgendwo durch die Sinne in den Kopf kommt auf, hat aber keine Resourcen das alles zu filtern und damit ist man dann überfordert (überflutet)... so meine Theorie.
Ich dachte auch (bin davon noch nicht ganz weg), dass ich an einer Form von Autismus leide (Asperger) - die Reizproblematik würde dafür sprechen, aber vieles auch nicht... diese Diagnose wäre für mich auch eine Erklärung, aber das ist genau so wie mit ADHS, da hab ich auch vieles, aber nicht genug um das wirklich zu haben... so komme ich dann wieder zur PTBS... ich habe mir auf Youtube ganz viele Podcasts angehört, da wird so vieles so gut erklärt, was dann auch alles wirklich passt.
Auch die Theorie, dass man mit einem PTBS-Nervensystem immer in Erregung ist, die Antennen müssen quasi immer scharf sein, das Nervensystem ist immer auf der Hut - das ist der Schutzmechanismus des Körpers. Wenn man jetzt her geht und versucht dieses übererregte Nervensystem zu beruhigen (meditieren z.B.), dann arbeitet man quasi gegen den Schutzmechanismus an - deswegen kann ich keine Ruhe geben, kann nicht abschalten und nicht regenerieren ( Kannst du das - entspannen/ in Ruhe sein?). Man müsste versuchen das Nervensystem lernen zu lenken in Form von Achtsamkeit und häufiger Rückversicherung an das Nervensystem, dass man in Sicherheit ist. Wenn man es da schafft hier einen Lerneffekt (neue Verknüpfungen im Hirn) zu erzeugen, dann heilt man denke ich.
Aber das bekommt man nicht alleine hin, da muss man in eine Therapie und das braucht lange Zeit. Vielleicht suchst du nach einer ambulanten Traumatherapie? Da ist es nicht so komprimiert auf einen engen Zeitraum... Ich merke selbst, nach einer Doppelstunde brauche ich oft ca. 4 Tage richtig pause.. wenn ich das in einer Klink jeden Tag machen würde, wäre nach ner Woche auch Schluss, dann wäre das nur noch ein Aushalten.

@Almander also den Klinikaufenthalt damals hatte ich abgebrochen. Die Überforderung war einfach so, dass ich durchgehend sehr hohen Puls und Blutdruck hatte durch die Anspannung, konnte nicht schlafen, konnte nicht abschalten, habe nicht richtig essen können, war immer innerlich am Zittern nach den Therapien und brauchte Stunden um mich runter zu fahren danach. Hatte auch das Gefühl, mich trotz eigenem Zimmer nie genügend zurück ziehen zu können und dauerhaft angespannt zu sein. Ja, Migräne mit Aura. Dro. habe ich nie genommen und du? Die EMDR Therapie habe ich nicht wirklich lange gemacht aber ich hatte das Gefühl, dass es eine ziemliche Verbesserung allgemein gab. Ich war nur nach den Stunden immer extrem geschafft.

Diese Ego State Verfahren sagt mir gar nicht, da werde ich mich mal informieren. Ich habe halt unglaublich Angst, dass wenn man das Trauma intensiv behandelt es einem noch viel schlechter geht durch die Konfrontation. Ich lenke mich eigentlich permanent mit irgendwas ab, also Handy, Musik, Podcast, etc. wenn ich zuhause bin. Kann meine Gedanken schwer ertragen. Hast du auch Albträume? Momentan bin ich in ner Phase wo ich extrem lethargisch bin, und mich sehr zurück ziehe weil ich einfach keine Nerven mehr habe für alles. Also Belastbarkeit gegen 0.

Zitat von Almander:
wie ist euch klar geworden, dass ihr in einem Trauma fest steckt?

Der Vergleich mit Matrix ist da ganz hilfreich:
Ich hatte bis Anfang 40 immer schon das Gefühl, dass mit mir was nicht wirklich stimmt.
Ein Dutzend gescheiterte Beziehungen, eine kaputte Ehe, immer wieder die gleichen Schwierigkeiten im beruflichen Umfeld.
Erst als ich mich im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung ernsthaft mit der Vergangenheit auseinandersetzen musste, ist mir Stück für Stück klar geworden, was da an emotionaler und körperlicher Gewalt zu Hause wirklich gelaufen ist. Das war im Matrix-Jargon die rote Pille ...

Als ich deswegen auch in Therapie gegangen bin und EMDR gemacht habe, wurde - quasi als Kolateralschaden - auch die verschüttete Erinnerung an den sexuellen Missbrauch wieder aktiviert und ans Licht geholt. Das hat mir erstmal den Boden unter den Füßen weggerissen und es brauchte einige Zeit, damit vernünftig klarzukommen.

Eine umfassende Traumabehandlung ist mir bisher leider verwehrt geblieben. Immerhin konnte ich mich im Rahmen der letzten Therapie 2021 mit den Aspekten auseinandersetzen, die mich immer wieder Beziehungen gekostet haben. Seitdem läuft es schon besser und ich bin seit Ende letzten Jahres wieder verheiratet.

Beruflich hatte ich glücklicherweise die Möglichkeit, ab 2021 weitgehend in Eigenregie - je nach aktueller Befindlichkeit und Belastbarkeit - zu arbeiten, ohne Stress mit Kollegen und/oder Vorgesetzten zu haben. Das kann ich mir noch ein paar Jahre bis zum Ruhestand vorstellen.

Zitat von gabehcuod:
Der Vergleich mit Matrix ist da ganz hilfreich: Ich hatte bis Anfang 40 immer schon das Gefühl, dass mit mir was nicht wirklich stimmt. Ein Dutzend gescheiterte Beziehungen, eine kaputte Ehe, immer wieder die gleichen Schwierigkeiten im beruflichen Umfeld. Erst als ich mich im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung ...

Genau da scheiterts bei mir... darf ich fragen welchen Beruf du ausübst? Ich suche schon lange eine Lösung wie Arbeiten wenn es geht dann geht es, wenn nicht dann nicht möglich ist, ohne dass man in einem dauerhaften Konflikt mit Vorgesetzten steht, welche das Problem nicht wirklich verstehen (können).

Zitat von Almander:
darf ich fragen welchen Beruf du ausübst

Freiberuflich mit eigener Praxis im psychosozialen Bereich.
Dabei hab ich einen Richtwert an Stunden, den ich pro Woche erbringen muss, aber wie und wann ich das im Detail mache, entscheide ich selbst.

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