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Hallo,

während meines traumatischen Ereignisses ist ein Mensch gestorben. Auch noch zwei Jahre später habe ich Schuldgefühle, weil ich überlebt habe und er nicht. Auslöser ist mein Geburtstag. Er hat auch nur ein paar Tage vor mir und war genauso alt wie ich. Eigentlich hilft das alles nicht. Es macht ihn nicht lebendig. Ich tue mir nur immer noch schwer zu begreifen was passiert ist und warum ich so viel Glück hatte. Und tief in mir drin auch der Wunsch damals etwas für ihn tun zu können, was aber völlig ausgeschlossen war. Als ich aufgewacht bin war es schon zu spät. Das ist alles total irrational und ich weiß auch, dass man sich Schuld gibt um diese Ohnmacht nicht zu fühlen. Aber wie gehe ich damit um? Wie wird das besser? Mein Geburtstag ist seitdem nicht mehr so schön für mich, weil ich dann immer daran denken muss und Leben und Sterben doch so eng beieinander liegen können.

LG Andro

28.06.2021 22:26 • 29.06.2021 x 2 #1


Hallo,
mir tut es sehr Leid, dass dir so etwas schlimmes widerfahren ist!

Am Ende des Tages liegen solche Dinge nicht in unserer Hand. Sich selbst dafür die Schuld zu geben, nicht an der Stelle des Anderen zu sein, bringt niemanden weiter.

Das Gefühl von Schuld ist immer schwierig abzulegen, egal ob man es zurecht fühlt oder einfach nicht weiss, wie man die Situation sonst erklären soll. Vielleicht hilft es, wenn du dein Leben möglichst sinnvoll lebst? Dir selbst das Gefühl zu geben, für dich da zu sein und deine eigenen Stärken und Schwächen zu nutzen um ein möglichst ausgefülltes Leben zu haben. Das könnte eine Art von gerechter Nutzung von Lebenszeit sein, die der Andere nicht mehr hat.

Servus Andro,

Zitat von AndromedaGalaxy:
Das ist alles total irrational und ich weiß auch, dass man sich Schuld gibt um diese Ohnmacht nicht zu fühlen. Aber wie gehe ich damit um? Wie wird das besser?


Ist es Dir bewusst, dass das Schuldgefühl die Ohnmacht kompensieren soll oder hast Du das irgendwo gelesen bzw. gesagt bekommen?

Zitat von AndromedaGalaxy:
Mein Geburtstag ist seitdem nicht mehr so schön für mich, weil ich dann immer daran denken muss und Leben und Sterben doch so eng beieinander liegen können.


Bedenke, dass Leben und Sterben/Tod einander natürlich bedingen. Sie sind wie Vorder- und Rückseite Deiner Hand. Dein Herz/Unterbewusstsein weiß das, der Geist jedoch versteift sich auf das Leben. Das erzeugt idR einen dauerhaften, untergrundigen Konflikt. Wenn ein Ereignis oder gar ein Trauma diesen Konflikt (immer wieder) ins Bewusstsein holt, erwacht die Ohnmacht. Diese Ohnmacht beschreibt den menschlichen Zustand sprichwörtlich: Ohne Macht! Der Geist (das Ego), welches sich an das Leben klammert, ist sich letztlich seiner Machtlosigkeit bewusst und das erzeugt idR Angst, manchmal auch Wut.

In Deinem Fall ist ein Mensch gestorben und Du hast überlebt. Die Vorstellung, dass es sich exakt andersrum hätte verhalten können, ist eine Art Trauma an sich: Ein unhaltbarer Zustand, ohne jegliche Logik oder Erklärung.

Bedenke hier vor allem eins: Du hast weder aktiv überlebt, noch ist der andere aktiv gestorben. Es liegt in beiden Fällen keine Handlung und deshalb auch keine Absicht dahinter.

Somit kann weder Verantwortung noch Schuld vorliegen.

Wenn Du das hier oder von einem Therapeuten gesagt bekommst, mag Dir das zwar einleuchten, aber es muss ins Herz sinken. Deshalb empfehle ich Kontemplation über genau diesen Fakt: Der Vorfall war und ist völlig unpersönlich.



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