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Hallo,

ich bin 28 Jahre alt und leide seit meinem neunten Lebensjahr unter div. psychischen Erkrankungen (Angstörung, Depressionen, Panikattacken, zeitweise Hypochondrie, Zwangsgedanken etc.) Hatte schon Verhaltenstherapien und nehme Medikamente, aber meine Symptome kommen alle paar Jahre wieder hervor.
Jetzt bin ich von einem Bekannten darauf hingewiesen worden, dass hinter meiner Symptomatik evtl. ein Trauma oder mehrere Traumata stecken könnten. Habe mich mal dazu informiert und erkenne mich in vielen Dingen wieder.
Bisher hat mir noch kein Therapeut jemals eine Traumafolgestörung diagnostiziert. Deswegen bin ich mir unsicher. Jedenfalls bin ich immer wieder auf das Thema Selbstregulation gestoßen.

Was ist das und wie macht man das zum Beispiel?

19.02.2023 23:16 • 23.02.2023 x 1 #1


Falls ein Trauma vorliegt, musst du beides zeitgleich angehen.
Du musst zuerst dein Trauma kennen, die Trigger im Alltag erkennen, Gegenwart von Vergangenheit trennen können und dann kannst du durch sogenannte Skills und Imaginationsübungen lernen, dich selbst zu beruhigen, wenn du getriggert bist.

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Was ist Selbstregulation?

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Das kann schon sein. Aber das kann Dir hier keiner sagen. Schon gar nicht mit so wenigen Infos.

Mach' doch einfach Gespräche bei einer Traumaambulanz aus und/oder bei niedergelassenen Traumatherapeuten. Die können viele Fälle gut einschätzen. Probleme bei der Selbstregulierung, das kann man auch Affektkontrolle der Emotionsregulierung nennen, kommen häufig bei Menschen vor, die in der Kindheit traumatisiert wurden. Die leiden häufig nicht unter typischen PTBS-Symptomen und dann wird der Traumahintergrund - falls es einen gibt - oft übersehen.

Du müsstest das schon mit einem Traumafachtherapeuten abklären, was da ist. Traumafachtherapeuten sind Psychotherapeuten, die eine zusätzliche Qualifikation in Traumatherapieverfahren haben.

Evtl. kann auch ein Psychiater weiterhelfen. Manche kennen sich einigermaßen aus, aber nicht alle erkennen unspezifische Fälle.

Mir ist das schon klar, dass mich hier keiner diagnostizieren kann.
Ich wollte nur mal ein Beispiel für Selbstregulierung wissen.

Es geht darum sich selbst zu regulieren mit Übungen, da dass Nervensystem von traumatisierten entweder über oder unterreguliert ist. Bin auch grade dabei, bin seit 1 Woche aus der Klinik habe etliche Übungen an die Hand bekommen aber das umzusetzen ist verdammt schwer.

Man kann sich zb ein Geschichte zur Entspannung anhören, oder Atemübungen machen usw.

Zitat von Tulpe94:
Bisher hat mir noch kein Therapeut jemals eine Traumafolgestörung diagnostiziert. Deswegen bin ich mir unsicher. Jedenfalls bin ich immer wieder auf das Thema Selbstregulation gestoßen.

Es ist unerheblich ob bei dir ein Trauma diagnostiziert wurde oder nicht. Selbstregulation ist eine sehr nützliche Fähigkeit sich in schlimmen Situationen, z.B. Angst-und Panikattacken durch Selbstregulation selbst helfen zu können.
In Bezug auf Traumata kann ich ein dir dazu ein gutes Buch empfehlen Was der Körper zu sagen hat von Dr. Isa Grüber. Da sind u.a. auch viele Anleitungen zur Selbsthilfe/Selbstregulation drin. Z.B. gibt es dort die 5-4-3-2-1 Übung. Die finde ich sehr hilfreich. Kannst mal nach Googlen, da findest du ausführliche Beschreibungen.

Man muss sich darin ausprobieren, viele Übungen wirken unterschiedlich gut. Je nachdem wie angespannt man ist müssen ggf andere Übungen und Techniken her.

Zitat von Tulpe94:
Mir ist das schon klar, dass mich hier keiner diagnostizieren kann. Ich wollte nur mal ein Beispiel für Selbstregulierung wissen.

Zum Beispiel, dass Du bei einem Streit gelassen bleiben kannst, statt Dich angegriffen und verletzt zu fühlen.

Oder dass Du Dich z.B. nach einem stressigen Arbeitstag von den Eindrücken distanzieren kannst, Abstand gewinnen kannst und Dich entspannen kannst, abschalten kannst.

Selbstregulierung bedeutet, im Grunde, dass Du Deine Bewusstseinszustände steuern kannst, statt ihnen einfach ausgeliefert zu sein. Z.B. jemand hat Dich beleidigt, aber statt weiter wütend zu sein und traurig zu sein, kannst Du die Sache abhaken und Deine Alltagsroutine weiter verfolgen.

Vielleicht hilft Dir das weiter?

@Kosmos
Das klingt zu gut um wahr zu sein

Zitat von Anonym0519:
@Kosmos Das klingt zu gut um wahr zu sein

Es gibt Menschen, die können das. Die einen lernen es als Kinder. Die anderen lernen es da leider nicht. Und manche Menschen haben es zwar gelernt, werden dann aber so im Laufe des Lebens mitgenommen durch Stress oder Traumata, dass sie es nicht mehr schaffen, mit so heftigen Gefühlslagen umzugehen.

Aber das kann man wieder in die richtige Richtung bekommen.

Aber das braucht seine Zeit und die richtigen Ansätze.

Ich habe ja schon öfter mal mit Dir kurz geschrieben. Du bist halt jetzt krank und da fehlt noch viel, was getan werden muss, damit es besser wird. Das nervt zwar, aber zumindest kann man was tun. Traumatherapien werden nicht aus Jux und Dollerei gemacht, sondern weil sie im Körper wirklich auch ansetzen. Ein Teil ist Eigenarbeit an sich selbst und ein Teil ist die Arbeit, die der Profi mit Dir macht. Und das sind die Voraussetzungen, dass man wieder auf die Beine kommen kann.

Z.B. Depressionen sind auch sowas, wo viele sagen, das kommt immer wieder. Nö, das ist durchaus was, was man in den Griff kriegen kann. Manche werden sie nie ganz los. Aber es gibt auch Menschen, die werden wieder so widerstandsfähig und sind so gefestigt, dass denen nichts mehr was kann.

@Kosmos stimmt, ich finde deinen Optimismus ansteckend und ich hoffe dass ich alles noch in den Griff bekomme.

Die Umstände haben mich dahin getrieben wo ich jetzt stehe.
Da gibts nichts schönzureden aber immer nur zurück zu blicken und zu schauen was alles schief gelaufen ist, bringt einen auch nicht weiter.

@Anonym0519

Weißt Du, ich habe ganz viele Therapeuten getroffen, die zwar helfen wollten, aber es nicht konnten. Ein Grund ist gewesen, dass man damals einfach noch nicht methodisch und vom Wissen her soweit war. Aber das Andere war, dass sie nicht in der Lage waren, einem ein positives Lebengefühl und eine positive Zukunftsperspektive zu geben. Und dann kam ich zu einem, den ich und sicher viele andere als den besten Traumatherapeuten in der Branche sehen werden. Das allererste, was ich von diesem Menschen erlebt habe, war ein herzliches Lachen und dann hat er mir gesagt, dass er mir helfen kann und dann hat er mir erklärt, wie er es machen will und wird. Das war das erste Mal in fast zehn Jahren, dass jemand diesen ganzen negativen Mist in was Gutes gedreht hat und mir gesagt hat, wir kriegen das gemeinsam wieder hin.

Und solche Leute braucht man da und nicht nur welche, die einem zwar den ganzen Tag bestätigen, dass man verloren ist und was für ein armes Ding man ist, die einem aber aus dem Loch nie raushelfen werden. Man will auch mal wieder gesund werden. Und dafür braucht man diese Einstellung. Keiner kann dauernd trotz allem happy sein. Aber es geht darum, dass man immer öfter mal wieder eine Perspektive findet, dass man auch mal wieder unbeschwert werden kann. Mit solchen Leuten, die nur auf sensibel machen und nur Trübsal blasen und alles todernst nehmen, kann man schwere Traumatisierungen nicht überwinden.

Natürlich muss man sehr viel aushalten und seine Übungen machen, kämpft man mit seiner Verfassung und mit all den Verletzungen und der Angst. Aber ich finde es sehr wichtig, zu sagen, dass am Ende des Tunnels Licht ist. Das ist alles sehr ernst, aber es ist selten aussichtslos.

Und wenn dauernd allgemeine Therapien nicht das gewünschte Ergebnis bringen, ist eben oft hinter der Depression oder hinter der Angst die Traumafolgestörung.

Das ist auch der Grund, warum ich hier überhaupt schreibe, um eine neue Perspektive reinzubringen. Es ist ein langer Weg bis das geht, aber wieder unbeschwert sein und wieder einfach lachen können und ganz normal leben wie alle Anderen auch, ist drin. Kann man erreichen.

@Kosmos 10 Jahre nach dem richtigen Therapeuten / Therapie zu suchen ist eine lange Zeit, du hast viel Durchhaltevermögen ich glaube die meisten hätte da schon längst aufgegeben.
Ich habe auch diese Bedenken das ich nicht den richtigen Therapeuten habe und ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll. Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen aber es wird ja seine Gründe haben, weswegen ich ihm nicht alles anvertrauen konnte und ich mich erst in der Klinik so öffnen konnte.
Ich denke, den richtigen Therapeuten zu finden ist mit das schwierigste.

@Anonym0519

Das waren auch noch ganz andere Zeiten. Und ich hatte das Pech, erst mal ganz falsch zu landen.

Und heute gibt's Internet, man kann sich informieren. Überall wird modernisiert. Dass die Fachleute und die Politik inzwischen begriffen haben, dass Psychotherapie nicht Händchenhalten ist und Wissenschaft ist, das zeigt sich dran, dass es diesen neuen Studiengang Psychotherapie geben wird.

Und statt nach Gründen zu suchen, die gleich wieder die Angst hochtreiben, muss man lernen, immer wieder mehr Vertrauen in diese Welt zu haben.

Und wenn Dein Therapeut nicht der richtige für Dich ist, dann wirst Du das rausfinden. Und dann muss man nach jemand anders schauen. Es gibt überall gute Leute, mal mehr, mal weniger. Aber wenn man z.B. mit dem weiblichen Geschlecht kein Problem hat, dann ist die Auswahl noch viel größer.

Als Traumapatient bist Du eine lebende und Mensch gewordene Alarmanlage. Ganz wichtig ist, dass Du anfängst, ZU GLAUBEN, dass die Dinge sich nach und nach verbessern werden. Man kann an Traumapatienten ranschwätzen, so lange man will, es hilft alles nichts. Und der Punkt, wo es sich dreht, ist, wenn sie das erste Mal das, was man ihnen sagt, ernst nehmen und glauben. Und das funktioniert nur über Vertrauen. Wenn man das erste Mal einen Therapeuten trifft, dem man das zutraut, dass er weiß, wovon er redet und er konkrete Lösungen vorstellen kann und auch die menschliche Seite stimmt, dann geht es aufwärts. Und das haben immer mehr Profis auch verstanden, dass es ein komplexes Zusammenspiel ist und nur über Sicherheit die Traumafolgen zurückgehen. Es kommen immer mehr Therapeuten und Weiterbildungen mit modernen Inhalten, wo genau diese Dinge Thema sind und vermittelt werden. Sowas gab es früher alles gar nicht. Und deshalb muss man sich da auch selbst ein bisschen Mut machen.

Man muss viel machen und lernen und einen Therapeuten finden, der davon Ahnung hat. Und jede Traumatherapie hat ihre speziellen Highlights und auch Schwächen. Man muss jemanden finden, der sich damit auskennt und mit dem man gut kann. Der muss nicht perfekt sein. Aber dann geht's aufwärts.

Und das mit der Selbstregulation ist ein ganz wichtiger Punkt. Zum Teil muss man es lernen und selbst machen. Und zum Teil muss es vom Therapeuten bearbeitet werden, damit sich was verändern kann. Und wenn das wieder klappt, so nach und nach, dann wird man wieder leistungsfähiger, unkomplizierter, die Beziehungen klappen wieder besser. Es ist alles eine Wechselbeziehung, die Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Menschen, die sowas durchgemacht haben, aber weitestgehend drüber weg sind, können einem viel beibringen, wie man das anpacken muss. Die Einstellung ist auch wichtig. Man darf sich nicht abschreiben und muss auch dran glauben, dass man sich erholt und wieder auf die Beine kommt, sein Leben wieder anpackt und es auch genießen kann.

Danke für eure Beiträge. Jetzt kann ich mir mehr darunter vorstellen und glaube, dass die Selbstregulation jeder gebrauchen kann. Für mich ist es aber erstmal eine Herausforderung mich überhaupt selber zu spüren, in welchem Zustand ich denn gerade überhaupt bin.

Zitat von Tulpe94:
Danke für eure Beiträge. Jetzt kann ich mir mehr darunter vorstellen und glaube, dass die Selbstregulation jeder gebrauchen kann. Für mich ist es aber erstmal eine Herausforderung mich überhaupt selber zu spüren, in welchem Zustand ich denn gerade überhaupt bin.

Ich glaube, Du solltest Dich wirklich mal mit einem Traumatherapeuten oder sogar mit mehreren unterhalten. Das wäre in Deinem Fall sicherlich eine gute Sache.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Sponsor-Mitgliedschaft

@Tulpe94 das selber spüren geht leider nicht von heute auf morgen. Ich führe aktuell ein anspannungsprotokoll das hilft einem dabei.

Es ist wirklich eine Herausforderung meine Gefühle überhaupt zu benennen, wenn ich denn welche habe.
Ich habe tatsächlich einen Termin bei einer Traumatherapeutin bekommen. Mal schauen wie das erste Gespräch wird, bin gespannt.

Zitat von Tulpe94:
Es ist wirklich eine Herausforderung meine Gefühle überhaupt zu benennen, wenn ich denn welche habe. Ich habe tatsächlich einen Termin bei einer Traumatherapeutin bekommen. Mal schauen wie das erste Gespräch wird, bin gespannt.

Ist das ein Sprechstunden-Termin oder Vorgespräch bei der Dame?

Ich glaube, Du solltest Dir vom ersten Gesprächstermin nicht so viel erwarten. Meistens wollen sich die Therapeuten erst mal ein Bild von Dir machen und sagen noch nicht so viel, weil sie noch gar nichts wissen. Manchmal ist es gut, wenn man erst mal die ersten, zwei, drei Gespräche absolviert und seine Erwartungshaltung am Anfang ein bisschen runtersetzt, das nur als Rat.

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