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Hallo,

es fällt mir nicht einfach, darüber zu schreiben. Ich bin männlich, 25 Jahre alt.
Es fing damals alles mit 12-13 an. Meine Eltern stritten sich wie gewohnt oft. Als Kind war ich schon daran gewohnt, ab und zu von ihm geschlagen zu werden. Auch mal fester auf den Kopf, sodass ich zu Boden ging. Und das nur, weil ich nicht in die Schule wollte mit 7, und ich denke, das lag daran, dass mich die Geschehnisse zu Hause schon zu sehr mitnahmen.

Naja, meiner Mutter ging es damals sehr schlecht, permanent Streitereien, und wir als Kinder mussten Stütze halten. Jedes Mal mussten wir für sie da sein und uns anhören, wie schlecht es ihr ging. Und vor allem, was Papa alles früher mit ihr gemacht hat, als wir noch nicht auf der Welt waren, oder sehr klein waren. Detaillierte Erzählungen ihrerseits haben sich bis heute so tief in mein Kopf gebrannt. Z.B., dass sie zu Hause eingesperrt wurde, Telefonkabel gezogen wurden und sie dann verprügelt wurde. Oder, dass er mit dem Messer auf sie los ist, oder ihr ein Kissen ins Gesicht drückte, oder, dass er sie mit Unterwäsche im Urlaub vor die Tür setzte. Oder, dass er meine große Schwester als sie noch klein war, von ihrer Mutter entfernte und zu seiner Mutter brachte, damit meine Mutter sie nicht sehen kann. All solche Sachen. Ich habe bis heute versucht, dies alles zu verdrängen.

Mit 15 fing ich an, zu *beep*. Dadurch entwickelte ich mit 16-17 Depersonalisations- und Derealisationssymptome, die ich bis heute durchgehend habe. Die Situation zu Hause wurde immer schlimmer durch die Streitereien. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Das permanente dran erinnern durch meine Mutter an all diese Taten. Das permanente Erzählen dieser Taten von meiner Mutter. Das permanente Draufrum haken. Ich kann bis heute nicht damit umgehen.
Mit 19 zog sie dann gott sei Dank aus, und es wurde ruhiger zu Hause. Ich wohne bis heute mit Papa zusammen. Mit 18 begann ich eine Verhaltenstherapie, aber über all das redeten wir nicht wirklich, sondern darum, dass ich mit der allgemeinen Situation und mir selbst klarkomme und mein Abi fertig schaffe. Quasi als Stütze.
Ich habe seitdem bis heute nicht verstanden, was mit mir los ist. Warum ich so abgekapselt bin, jeden Tag quasi wie in einem Kampf bin, mich in Gefahr fühle usw.

Jetzt vor kurzem bin ich das erste mal in Hypnosetherapie, um dieses Gefühl im Magen, vor dem ich all die Zeit wegrannte, auf den Grund zu gehen. Der erste Termin lag darin, mir erstmal bewusst darüber zu werden, was genau mich belastet. Denn dieses Thema war immer ein Tabuthema. Jeder tat so, als ob alles ganz normal wäre und es nichts schlimmes wäre, was Papa gemacht hat. Aber für mich ist es verdammt nochmal etwas richtig schlimmes. Ein richtiges Vergehen. Vor allem, weil ich selbst auch die Erfahrung machte, dass er mich oft genug schlug. Für mich ist es eine Riesensache. Sie ist permanent in meinem Kopf.
Den Kontakt zu meiner Mutter habe ich vorerst eingestellt. Selbst eine SMS von ihr mit Wie gehts dir triggert mich so sehr, das quält mich einfach so sehr, ich werde immer wieder an die Geschehnisse bzw. aktuelle Situation erinnert. Dass es da ein Vergehen gibt. Dass etwas ganz schlimmes passiert ist.

Ich verstehe jetzt erst so langsam, dass mich dieses Thema permanent auf trap hält und ich glaube ich eine Traumatisierung habe. Dieser Satz Papa hat Mama geschlagen permanent in meinem Kopf. Und das nehme ich jetzt erst wahr. All die Jahre mich selbst verdrängt, wie eine Leiche durchs Leben gewandelt.

Beim zweiten Termin am Montag fühlte ich zum ersten Mal dieses Hilflosigkeitsgefühl, bei dem mein Vater meine Mutter schlägt und ich nichts dagegen tun kann. Ich dachte, ich sterbe. Das hat einiges angestoßen. ZUm ersten mal heute kann ich klarer darüber denken, wahrnehmen, merke, wie irgendwie etwas in meinem Kopf brennt.

Aber richtig einordnen kann ich es noch nicht ganz. Für mich ist das Ganze irgendwie immer noch voll präsent. Ich weiß nicht, wie ich damit abschließen kann oder es loslassen kann. Zur Hypnose werde ich demnächst natürlich wieder gehen, aber erstmal will ich ein paar Tage warten, bis sich alles eingependelt hat.

Es ist jeden Tag ein Kampf für mich: Jeden Tag dieses Geschehen, was in mir irgendwie voll präsent ist, aushalten und mich selbst davor schützen, bis es endlich zu ende ist, bzw. der Tag zu ende ist.

Ich muss eine andere Sicht auf diese Dinge gewinnen. Eine andere Gewichtung dieser Geschehnisse erreichen. Es nicht mehr so hoch gewichten. Mich nervt, dass nur ich gefühlt irgendwie das alles als sehr schlimm/traumatisch empfinde, was Papa gemacht hat. Jeder in der Familie lebt ganz normal weiter, als ob nicht wäre. Papas Familie tut eh so, als sei nie was passiert.Es ist ja quasi sowieso ein Tabuthema, was tot geschwiegen wird. Das erschwerte für mich die Aufarbeitung.

Ich brauche etwas Hilfe, wie ich vom jetzigen Stand aus das Ganze zu ende verarbeiten kann. Der letzte Hypnosetermin hat mich schon sehr viel weiter gebracht. Ich hätte wohl sonst nie so offen wie jetzt darüber reden können. Wie schaffe ich es, diese Traumatisierungen, quasi, dass es z.B. morgen einfach voll präsent für mich ist, diese Phasen zu unterbrechen und mich ins Jetzt zu holen. Mir klar zu machen, dass es eben NICHT präsent ist, und nur ein Gedanke, eine Erfahrung, eine Erinnerung.

Ich gab immer Mama die Schuld dafür, dass ich so darunter leide, weil sie die jenige war, die mir ihre Erlebnisse und Probleme immer und immer wieder so detailliert schilderte, nur weil es ihr schlecht ging und ich für sie da sein musste. Ich vermutete, dass genau das mich so traumatisierte. Weil ich das einfach nicht verkraften und akzeptieren und als normal ansehen kann. Für mich ist das eine Grausamkeit. Wie soll ich das bitte jemals verarbeiten. Das darf man niemals vergessen und niemals darüber hinwegsehen. Niemals loslassen. Ich muss mich selbst schützen und auf mich selbst aufpassen.
Ich hasse Mama dafür, dass sie mir das angetan hat. Dass sie mich so benutzt hat. AUch wenn ich weiß, dass sie es nicht extra machte und macht und es ihr schlecht geht. Aber ich habe nicht die Kraft dafür. Ich bin zu schwach dafür.

Mein Hypnosetherapeut meinte daraufhin, dass es nicht so sein muss, dass es nur durch Mamas Erzählungen entstand. Er meinte, dass Kinder nicht dumm seien, und die Erzählungen mich vielleicht nur an echte Erlebnisse/Erinnerungen getriggert haben könnten. Somit wäre Mama doch nicht die schuldige, sondern nur Papa. Und ich hab einfach nur Pech. Erstens, dass ich so sensibel bin und mich das alles so sehr mitnahm, und zweitens, dass ich genau in dieser Situation steckte.

Ich hoffe, ich kriege dieses Paket nach 12 Jahren endlich bald komplett verarbeitet und kann abschließen und aus der scheußlichen Situation raus und dem Gefühl raus, dass jetzt gerade etwas nicht stimmt, dass es genau dieses Problem Vater hat Mutter geschlagen zu klären gibt und ich mich wieder auf andere Dinge konzentrieren kann. Ich möchte nicht mehr da drin stecken. Ich habe keine Kraft mehr. Und mir wurde das erst gestern und heute bewusst, dass es ja quasi nur ein Gefühl ist, bzw. dass es mir nur so vorkommt, dass etwas ganz Schlimmes gerade passiert, dass es präsent ist. Bis vor kurzem dachte ich immer jeden Tag, dass wirklich etwas schlimmes sei und ich voll da drin stecke und ich kämpfen müsse, es aushalten müsse. Dass es Realität sei. Ich lief 7 Jahre mit einer Lüge rum. Ich bin mies am Ar.. 7 Jahre meines Lebens einfach weg. Ich hätte das Trauma schon viel früher mit einer Therapie angehen müssen. Andererseits denke ich mir, dass ich vielleicht wirklich erst jetzt bereit dafür war. Ich hab mein ganzes Leben noch vor mir.

27.01.2022 20:51 • 27.08.2022 x 4 #1


266 Antworten ↓


Oh je tut mir Leid... wenn mein Vater zuhause besoffen ankam war es kein schönes Erlebnis. Einmal hab ich miterlebt als er sie besofen von den Haaren aus dem bett gezogen hat wo sie mit mir geschlafen hat. Ich wünschte ich könnte das Bild aus meinem Kopf löschen. Meine Mutter sagt er hat sie verprügelt vor meiner Geburt, ich kanns mir nicht vorstellen. Ich hab das wie gesagt nur einmal miterlebt und es war schockierend. Wenn man es oft angesehen hat wie du, ist doch klar dass die Psyche darunter leidet.. solche Familiengeschichten sind am schwersten zu verarbeiten, erst recht als Kind... bist aber bei weitem nicht der einzigste, keine Sorge.

A


Vater verprügelte regelmäßig Mutter

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Hallo @mercilato und herzlich Willkommen hier!

Zitat von mercilato:
Jeder tat so, als ob alles ganz normal wäre und es nichts schlimmes wäre, was Papa gemacht hat. Aber für mich ist es verdammt nochmal etwas richtig schlimmes. Ein richtiges Vergehen. Vor allem, weil ich selbst auch die Erfahrung machte, dass er mich oft genug schlug

Es war kein Vergehen, sondern ein Verbrechen - und zwar ein sehr boshaftes. Leider wird häusliche Gewalt auch heute noch oft genug verharmlost oder sogar totgeschwiegen - auch von den Opfern, zumeist aus Scham, Gefühlen der Hilflosigkeit, Angst vor noch schlimmerer Misshandlung oder Abhängigkeit vom Partner und Verlassensängste.

Es ist ganz und gar nicht normal und es ist etwas richtig schlimmes. Misshandlung ist ein schwerwiegendes Verbrechen, kein Kavaliersdelikt, wie das früher noch gesehen wurde und es führt vor allem bei Kindern zu teils schweren Folgeschäden. Deshalb hast Du allen Grund, Dich traumatisiert zu fühlen, denn genau das bist Du.

Zitat von mercilato:
Ich hasse Mama dafür, dass sie mir das angetan hat. Dass sie mich so benutzt hat. AUch wenn ich weiß, dass sie es nicht extra machte und macht und es ihr schlecht geht.

Versuche sie nicht zu hassen - auch Deinen Vater nicht, denn Hass bringt niemanden weiter. Bedenke auch, durch wen die ganze Sache ausgelöst wurde. Auch ich meine, dass Deine Mutter Dir das nicht immer wieder hätte erzählen, sondern sich an Hilfestelle wenden sollen. Aber so etwas kann sehr schwer sein. Könntest Du Dir vorstellen, das Gespräch mit ihr zu suchen, zu fragen, warum sie Dir das immer wieder erzählt hat?

Zitat von mercilato:
Aber ich habe nicht die Kraft dafür. Ich bin zu schwach dafür.

Du bist nicht zu schwach dafür! Du bist nur kein gefühlloser Betonklotz, dem das Leid eines anderen Menschen - hier sogar der eigenen Mutter - egal ist. Und Du hast selber Gewalt erfahren, was Dich zusätzlich verstört und seelischen Schaden verursacht hat.

Zitat von mercilato:
Ich brauche etwas Hilfe, wie ich vom jetzigen Stand aus das Ganze zu ende verarbeiten kann.

Mache Dir immer wieder klar, dass diese Ereignisse in der Vergangenheit liegen. Die Taten wurden begangen und lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Das direkte Leid dieser Taten ist vorbei, es ist überstanden. Aber die Folgen sind es nicht. Deshalb musst Du nach vorne schauen. Du leidest immer noch und bestimmt tut das auch noch Deine Mutter. Vielleicht solltest Du versuchen mit ihr zu reden, dabei keine Vorwürfe machen, sondern aussprechen und ergründen, was da passiert ist und wie ihr Euch gegenseitig helfen könnt.

Wie ist denn Deine Beziehungen zu Deinem Vater heute, wie verhält er sich Dir gegenüber?

@mercilato

Was Dir passiert ist,ist wirklich schlimm.
Aber: Man kann es hinter sich lassen und die Bewusstmachung ist der erste Schritt dazu.
Das hast Du (aus eigener Kraft!) bereits geschafft und dann klafft erstmal eine grosse Wunde...

Schlimm ,dass die Therapeutin Dich nicht geborgen/abgeholt hat sondern statt dessen noch alles schön geredet hat.

Du selbst aber bist mutig und schaust hin und weisst vor allem,wo es herkommt.

Letztendlich macht uns sowas verletztlich und das will ja kein Mensch.
Und gerade deshalb ist es gut und wichtig,die eigene Verletztheit zu benennen,wie Du es mutigerweise hier bereits getan hast.

Sogenannte Schwäche oder Verletzlichkeit zu zeigen,ist das Mutigste,was ein Mensch erreichen kann.
Weil man dann man selbst ist und das fühlt sich nicht schlecht an,oder?
Und es macht einen unangreifbar,weil man seine Schwächen bereits kennt...

Im Erwachsenenalter bleibt dieses permanente Gefühl einer unbenannten Bedrohung.
Du weisst aber,wo es herkommt und dass es vorbei ist.

Deine Eltern waren nicht in der Lage,Dir Sicherheit zu vermitteln und da wirst Du dran zu knapsen haben,das ist so.
Und dann ist man wütend und auch zu Recht.

Gefühle wie Wut oder Trauer waren nicht erlaubt,Du musstest schliesslich funktionieren für die Mama.
Als Kind hat man keine grosse Wahl.

Und deswegen ist es wichtig,das jetzt nachzuholen.
Die Wut zu spüren und für sich zu nutzen.
Wut ist Energie,eine starke Energie!
Und die kann man für sich selbst nutzen.

Für die Ziele ,die man hat und das Leben,das man sich für sich selbst wünscht.

Danke für deine Antwort.

Mir macht es noch mehr Angst, wenn ich weiß, dass sowas ernsthafte Schäden oder Traumatisierungen bei mir hinterlassen kann. Ich denke dann immer, dass ich nen Schuss weg habe, bzw. wirklich traumatische Verletzungen habe und nicht wieder so schnell gesund werde. Ich will nicht psychisch krank sein.

Ich weiß, warum meine Mutter mir das immer erzählte. Weil sie nicht mehr konnte. Weil sie sich auch zum ersten Mal verbal dagegen wehrte, ihr alles hoch kam. Weil sie alles verarbeiten musste. Und dann war ich als Sohn wohl halt als guter Zuhörer gerade mal da. Ich wusste ja als Kind /Jugendlicher nicht, dass mich das so belasten kann.

Ich weiß auch nie, wie ernst ich diese Erzählungen meiner Mutter nehmen kann, denn sie dramatisiert gerne. Aber ich glaube ihr bei allem irgendwie. Ich glaube, das ist nur ein Schutzmechanismus, wenn ich die Ernsthaftigkeit in Frage stelle. Denn Papas Familie tut immer genau das. Sie als verrückte abstempeln und alles leugnen.

Ich kann mit Mama nicht mehr darüber reden. Ich habe keine Kraft mehr dafür. Ich brauche Abstand. Habe aktuell den Kontakt zu ihr eingestellt. Ich kann mir nicht mehr ständig ihre Probleme anhören. Ihr Leid, ihren Schmerz, ich kann mir das nicht mehr anhören. Es ist so, als ob der Schmerz in mir wäre.

Ich lebe mit Papa zusammen. Er ist nicht mehr so wie früher. Also alles ist gewaltfrei. Er tut auch viel für uns Kinder. Aber ständig mit ihm zusammenzuleben, das hat mich immer getriggert. Bzw. tut es denke ich immer noch, erinnert mich immer an das, was passiert ist. Aber so langsam verarbeite ich es, denke ich.

Ich rede zum ersten Mal gerade aus dieser Sicht darüber. Es war immer ein Geheimnis, bzw. auch wenn es keins war, wurde immer so getan, als ob es kein Gewicht hätte, als ob es nichts auslösen könnte. Als ob es etwas normales wäre.

Ihr sagt das alles aber nicht nur, damit ich mich gut fühle, um mich aufzumuntern, oder? Ich darf mich wegen dem allen wirklich schlecht fühlen, oder? Das sind wirklich schlimme Dinge, die passiert sind, oder? Mein Verhalten, dass es mir schlecht geht, ist voll berechtigt, oder?

Meint ihr, ich werde jemals wieder normal, bzw. kriege das jemals komplett verarbeitet, sodass ich wieder ganz funktionieren kann, bzw. mich nicht mehr eingeschränkt fühle? Ist das möglich?

@mercilato frag ihn doch mal warum warst du so gewaltätig, ich hab immer noch Probleme damit... . Wenn er zugibt dass das falsch war, ist es vielleicht ne Erleichterumg für dich

Ich kann einfach nicht mehr intensiven Kontakt mit meiner Mutter haben .Dann kommen alle Schmerzen in mir hoch. Dann leide ich. Weil ich sehe, dass es ihr schlecht geht. Weil sie mich immer wieder automatisch an alles erinnert. Dann geht in meinem Magen wieder das Riesenrad los. Mir kommt es immer so vor, als ob ich aus der Realität gezogen werde, in die Waschmaschine gesteckt werde, und dann irgendwann mal, wenn der Schub zu ende ist und ich Glück habe, wieder aus der Waschmaschine geschleudert werde. Für einen kurzen Augenblick.

Zitat von Petros1985:
@mercilato frag ihn doch mal warum warst du so gewaltätig, ich hab immer noch Probleme damit... . Wenn er zugibt dass das falsch war, ist es vielleicht ne Erleichterumg für dich


Ach, solche Familiengespräche gab es schon oft, wo er es zugegeben hat und sich dafür auch oft entschuldigt hat. Auch ohne Kinder, nur bei ihr. Das Thema war schon immer riesengroß in unserer Familie. Immer wenn Family von Mamas Seite da war, war das Hauptthema in riesen Streitereien, da hat er sich oft genug entschuldigt. Aber riesen Streitereien waren immer. Das ist mir zu viel. Mein Kopf nimmt das nicht mehr. Warum ist das so schlimm. Ich realisiere das gar nicht, was passiert ist. Deswegen bin ich auch immer neben der Spur. Ich habe einen richtigen Dachschaden davon abbekommen. Ich realisiere jetzt erst so langsam, was da so alles vor sich ging.

Aber wenn ich ihn heute unter 4 Augen nochmal frage, bzw. darauf bestehe, dass er all das getan hat, dann sagt er Dinge wie: Ich habe mich nur verteidigt. Du weißt doch, wie die Mama auf einen losgehen kann, wenn sie aggressiv ist
usw und versucht sich schön zu reden. Nutzt aus, dass meine Mutter die letzte Zeit, als sie sich getraut hat darüber zu sprechen, sich auch mal gegen alles zu wehren, wenn ihr alles hochkam und ihr alles zu viel wurde.
Gegen mich wird denke ich auch ein Verbrechen vergangen, weil mir gegenüber die Realität so geleugnet wird.

Ich weiß nicht, was passiert, wie die alle reagieren, wenn ich diese Vergehen voll in meine Realität integriert habe. Papas Familie, die sehen, dass ich anders bin seitdem, aber alles leugnen. Ich denke immer, die wissen genau was abgeht, aber anstatt mich zum Therapeuten zu schicken, wird so getan als ob nichts wäre, so nach dem Motto: Die Zeit heilt alle Wunden.

ich möchte folgendes erreichen: Dass es in mein Mindset reinkommt. Dass er das getan hat, was er getan hat. Und ich das glaube und es meine Gedanken sind. Und ich dazu stehe. Zu meiner Wahrheit, meiner Realität. Aber wie werden die anderen mich dann wahrnehmen. Von Papas Familie. Wenn sie sehen, dass sie es nicht geschafft haben, mir die falsche Wahrheit zu verkaufen.

Mama sagte immer, ich solle vor denen aufpassen ,weil sie viel lügen und viel vertuschen. Gerade die, weil die nahc außen immer gut dastehen möchten. Und wenn es wirklich was ganz schlimmes ist, was er gemacht hat, dann soll natürlich keiner etwas davon erfahren.

Ich weiss nicht,ob Du mir das glauben magst,aber alle Menschen haben psychische Deformationen.
Ich möchte Dein Leid damit keinesfalls herunter spielen.

Insgesamt finde ich,dass Du mit der Situation gut umgehst.
Du hast Dich distanziert und beginnst,alles mal raus zu lassen.

Es war bestimmt nicht einfach,das durch zu stehen aber Du hast es geschafft!
Du bist stärker als Du denkst.

@mercilato ich weiss nicht was die Psychologie in solchen Fällen rät wie man etwas verarbeiten kann. Ich würde wahrscheinlich mehr Zeit auch mit dem Opfer (Mama) verbringen und Tag für Tag so unbewusst mitbekommen dass es ihr jetzt gut geht, im Sinne dass die Gewalttaten vorbei sind, Vergangenheit. Sie wird dir wahrscheinlich auch sagen dass du deswegen nicht traurig sein sollst etc.. Bei mir kommt meine Familie an erster Stelle und dann sn zweiter Stelle meine Gesundheit. Das schwerste dass ich zu verarbeiten hätte wäre etwas familiäres. Keine Sorge der Schmerz wird mit der Zeit stets abnehmen.

Zitat von mercilato:
Mir macht es noch mehr Angst, wenn ich weiß, dass sowas ernsthafte Schäden oder Traumatisierungen bei mir hinterlassen kann. Ich denke dann immer, dass ich nen Schuss weg habe, bzw. wirklich traumatische Verletzungen habe und nicht wieder so schnell gesund werde. Ich will nicht psychisch krank sein.

Das will niemand, aber wir sind es nun einmal. Psychisch krank zu sein oder es mal gewesen zu sein, ist heute fast schon normal. Es ist wirklich nichts, wofür Du Dich schämen mußt. Nur: Du musst akzeptieren, dass Du eine psychische Störung erlitten hast, erst dann kannst Du sie richtig angehen und eine Lösung und Heilung finden.

Zitat von mercilato:
Ich kann mit Mama nicht mehr darüber reden. Ich habe keine Kraft mehr dafür.

Vielleicht hast Du die Kraft später, wenn zum Beispiel Deine Therapie noch besser hilft. Versuche den Gedanken im Hinterkopf zu behalten, es könnte Euch beiden wirklich helfen.

Zitat von mercilato:
Ihr sagt das alles aber nicht nur, damit ich mich gut fühle, um mich aufzumuntern, oder? Ich darf mich wegen dem allen wirklich schlecht fühlen, oder? Das sind wirklich schlimme Dinge, die passiert sind, oder? Mein Verhalten, dass es mir schlecht geht, ist voll berechtigt, oder?

Absolut! Was ich Dir schrieb, war 1) meine ehrliche Meinung und zweitens, das was ich hoffe, das Dir hilft. Unaufrichtiges wenn auch gut gemeintes Aufmuntern ist nicht mein Stil.

Zitat von mercilato:
Meint ihr, ich werde jemals wieder normal, bzw. kriege das jemals komplett verarbeitet, sodass ich wieder ganz funktionieren kann, bzw. mich nicht mehr eingeschränkt fühle? Ist das möglich?

Selbstverständlich ist das möglich, wobei ich vorschlagen möchte, nicht so viel Wert auf das Funktionieren zu legen, sondern darauf, dass Du Dich wohler fühlst. Das ist nicht das gleiche.

Ein wesentlicher Aspekt vorher war der, dass ich mit Papa zusammenlebte, also alles wie jetzt, nur, dass ich mir selbst verbot, mir jemals das bewusst zu machen ode darüber zu sprechen. Es war ein Tabuthema und tief in mir versteckt. Damit ich in dieser Familienkonstellation überhaupt funktionieren kann. Weil ich dachte, wenn ich es anspreche, die Gefühle anschaue, es verarbeite, es zu Hause zu riesen Streit kommt und es noch mehr Stress für mich ist und es mir noch schlechter geht. Ein Teufelskreis. Der erste Hypnosetermin hat genau diesen Deckel vom Topf entfernt. Ich habe mir zum ersten Mal klar gemacht, dass ich ja wirklich panische Angst davor habe, überhaupt auch nur an dieses Thema zu denken, es mir bewusst zu machen. Quasi in ständiger Angst zu Hause leben, immer mit Papa zu reden und so zu tun als ob alles in Ordnung wäre, die Angst in mir wurde immer größer. Ich musste mich immer weiter von mir entfernen. Ich wusste nicht, dass man etwas verarbeiten kann, ohne, dass es außerhalb mit Papa wieder zum Krach kommt.

Beim zweiten Hypnosetermin tat ich dies. Genau dieses Hilflosigkeitsgefühl, Schmerzgefühl durchleben, zulassen, annehmen. Integrieren. Nicht mehr vor mir selbst wegrennen.

Jetzt, wenn ich mit Papa rede, ich mit ihm TV schaue, ganz normales Alltagsleben, merke ich, wie ich innerlich zusammenzucke, ich merke, wie das Thema hochkommt in mir, aber ich unterdrücke es nicht mehr. Ich habe es nämlich verarbeitet. Oder zumindest teils, beim letzten Hypnosetermin. Aber ich weiß jetzt, dass da ein Weg ist. Dass ich es verarbeiten kann. Und keiner muss davon etwas erfahren, um mich herum. Keiner kann mich aufhalten.

Wenn ihr nichts dagegen habt, dann wird das hier jetzt mein kleines Tagebuch, neben meiner Hypnose. Immer, wenn ich ein Stück weiter komme, werde ich es hier posten.

Ich habe auch immer Angst, darüber zu sprechen, dass es mir schlecht geht, denn heutzutage sind ja alle irgendwie bemüht, Papa ist normal, tut viel für uns, Mama tut viel für meine Geschwister, usw. Die Rahmenbedingungen sind wieder normal. Ich habe so eine panische Angst davor, dann so dahin gestellt zu werden, als ob meine Erzählungen überhaupt nicht der Realität entsprächen, obwohl es aber alles so ist. Das ist alles so passiert. Egal, ob es jetzt alles anders aussieht oder nicht. Das ändert doch nichts daran.

Zitat von Spaceman:
Selbstverständlich ist das möglich, wobei ich vorschlagen möchte, nicht so viel Wert auf das Funktionieren zu legen, sondern darauf, dass Du Dich wohler fühlst. Das ist nicht das gleiche.


Diesen Satz finde ich enorm wichtig.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von mercilato:
Detaillierte Erzählungen ihrerseits haben sich bis heute so tief in mein Kopf gebrannt. Z.B., dass sie zu Hause eingesperrt wurde, Telefonkabel gezogen wurden und sie dann verprügelt wurde. Oder, dass er mit dem Messer auf sie los ist, oder ihr ein Kissen ins Gesicht drückte, oder, dass er sie mit Unterwäsche im Urlaub vor die Tür setzte. Oder, dass er meine große Schwester als sie noch klein war, von ihrer Mutter entfernte und zu seiner Mutter brachte, damit meine Mutter sie nicht sehen kann. All solche Sachen. Ich habe bis heute versucht, dies alles zu verdrängen.

Oh mein Gott, ist das furchtbar, das war ja ein absoluter Sadist

Zitat von mercilato:
Mit 15 fing ich an, zu *beep*

total verständlich

Ich habe auch panische Angst davor, dass ich von Familienmitgliedern oder auch Menschen um mich herum anders behandelt werde, bei ersteren, weil sie wissen, dass es mir schlecht geht und sie mich somit anders behandeln, weil ich quasi neben der Spur bin und sie es wissen, und bei letzteren, weil sie es nicht wissen, aber merken, dass ich nicht ganz da, nicht voll anwesend bin und in Schutzverhaltensmuster falle, in meiner eigenen Welt bleibe.

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