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Das fühlt sich alles so unreal und unwirklich an. Auch dein Beitrag. Er trifft halt genau zu. Irgendwann ist die Kette zu ende. Die Gedankenkette. Dann ist man am Ende angelangt. Und dann gibts nur noch die eigene Wahrnehmung.

Zitat von mercilato:
Ihr sagt das alles aber nicht nur, damit ich mich gut fühle,

Sei Dir dessen ganz sicher, dass das niemand hier tut!

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Vater verprügelte regelmäßig Mutter

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Zitat von mercilato:
Meint ihr, ich werde jemals wieder normal, bzw. kriege das jemals komplett verarbeitet, sodass ich wieder ganz funktionieren kann, bzw. mich nicht mehr eingeschränkt fühle? Ist das möglich?

Definitiv.

Zitat von Nora5:
Wieso solltest Du das sein? Alles, was Du schreibst, ist doch vollkommen nachvollziehbar

Ich weiß es nicht. Alles fühlt sich so unwirklich an. Ich glaube, das ist alles zu belastend für meinen Kopf. Und deswegen dissoziiere ich. Bzw. Depersonalisation und Derealisation. Vielleicht sind andere Menschen stärker als ich, aber für mich ist das alles sehr sehr belastend.

Zitat von mercilato:
Ich kann einfach nicht mehr intensiven Kontakt mit meiner Mutter haben .Dann kommen alle Schmerzen in mir hoch. Dann leide ich. Weil ich sehe, dass es ihr schlecht geht. Weil sie mich immer wieder automatisch an alles erinnert. Dann geht in meinem Magen wieder das Riesenrad los.

Das kenne ich. Das habe ich bei meiner Oma. Sie ist gerade 101 geworden. Sie war immer so liebevoll zu mir. Jetzt fühle ich mich so schuldig, dass ich nicht zu ihr fahre. Aber das hängt mit ganz ähnlichen Dingen wie bei Dir zusammen.

Zitat von mercilato:
aus der Realität gezogen

Dafür gibt es Fachbegriffe aus dem Bereich der Posttraumatischen Belastungsstörung. Du wirst mit traumatischem Erleben überflutet und bist dem schutzlos ausgeliefert. Das Ganze klingt bei Dir wie eine komplexe PTBS

Zitat von mercilato:
Beim zweiten Hypnosetermin tat ich dies. Genau dieses Hilflosigkeitsgefühl, Schmerzgefühl durchleben, zulassen, annehmen. Integrieren. Nicht mehr vor mir selbst wegrennen.

wow wieviel bei Dir schon in Bewegung ist und wie weit Du schon bist und dabei bist Du so jung und hast auch gerade erst mit der Therapie begonnen! Total stark!

Zitat von mercilato:
Egal, ob es jetzt alles anders aussieht oder nicht. Das ändert doch nichts daran.

Das macht es sogar noch schlimmer, weil es bewirkt, dass Du Deiner Wahrnehmung nicht mehr traust

Zitat von mercilato:
unwirklich

ich habe es oft mit einer Nebelmaschine verglichen, die immer angeht, wenn ich etwas gegen meine Eltern denke oder sage. Meine Freundinnen in der Schulzeit haben immer gesagt, sie haben nie jemand erlebt, der/die so die eigenen Eltern in Schutz nimmt und alles entschuldigt

Zitat von mercilato:
Ich weiß es nicht. Alles fühlt sich so unwirklich an. Ich glaube, das ist alles zu belastend für meinen Kopf. Und deswegen dissoziiere ich. Bzw. Depersonalisation und Derealisation. Vielleicht sind andere Menschen stärker als ich, aber für mich ist das alles sehr sehr belastend.


Keine Angst, das ist ein ganz natürlicher Schutzmechanismus. Manchmal wirkt es auch nur so, als ob die anderen Menschen stärker wären. Die wahre Stärke liegt darin, sich seine eigenen Verletzungen, Schwäche (nicht negativ gemeint) und Verletzlichkeit einzugestehen und als Teil des Ichs anzunehmen. Für mich klingt es auch nach kPTBS.

Zitat von mercilato:
Meint ihr, ich werde jemals wieder normal, bzw. kriege das jemals komplett verarbeitet, sodass ich wieder ganz funktionieren kann, bzw. mich nicht mehr eingeschränkt fühle? Ist das möglich?

Da bin ich sehr zuversichtlich, dass Du es verarbeitet bekommst. Allerdings sehe ich ein Problem mit dem "ganz funktionieren". Es sollte Dir besser gehen, ohne von anderen abhängig zu sein. Wer definiert, was "normal" oder "ganz funktionieren" ist? Wir können die Außenwelt und andere Personen nicht ändern, aber unsere innere Welt und damit letztlich uns selbst.

Ich selbst habe Jahrzehnte lang funktioniert, ohne auf mich und meine Bedürfnisse zu achten. Die Rechnung kam spät, aber unausweichlich… Mein Leitsatz zur Zeit ist: "Ich habe über dreieinhalb Jahrzehnte gelernt zu überleben und jetzt lerne ich, wie ich einfach nur lebe."

Gibt es etwas, was ich selbst tun kann, um aktuell den Verarbeitungsprozess voranzutreiben?

(Ich rufe mal am Montag noch bei Therapeuten an, vielleicht tut es mir ja gut, neben der Hypnosetherapie noch eine normale Therapie zu haben, wo ich reden kann)

Mir hat es geholfen Techniken zur Kontrolle zu erlernen und persönlich nutze ich den inneren Tresor oder den sicheren Ort (beides Imaginationsübungen). Beide dienen zur temporären Beruhigung und Distanzierung. Ich halte es für gefährlich, sich allein und ohne Handwerkszeug (Skills) an die Aufarbeitung zu machen.

Auch wenn es mir persönlich sehr schwerfällt, so musste ich dennoch akzeptieren, dass die Aufarbeitung lange dauert und es auch keine Abkürzung gibt. Immer einen Schritt nach dem anderen und auch bei Rückschlägen nicht die Hoffnung verlieren.

Für mich das Einzigste was Du tun kannst, sorge gut für Dich (mach was Dir gut tut und keine langfristigen Schäden verursacht) und bleibe dran an der Verarbeitung (eine mehr oder weniger lange Reise zu sich selbst in eine neue Zukunft). Ich bin sicher, Du schaffst das!

Kann ich denn davon ausgehen, dass mein Eingangspost jetzt schon ein großer Schritt war? Also die Sichtweise, die ich jetzt zum ersten Mal erlangte? Oder ist das im gesamten Verarbeitungsprozess eher nicht so viel?
Ich meine, die letzten 7 Jahre habe ich es ja nicht annähernd so betrachten können, lokalisieren können, geschweige denn darüber sprechen können, weil ich zu viel Angst davor hatte; weil es zu belastend war.

Ich schäme mich richtig dafür, diese Rolle einzunehmen, das Ganze ernst zu nehmen und so meinem Vater gegenüberzutreten. Während ich die ganze Problematik bzw. das Geschehene in mein Leben integriere. Ich habe Angst, dass ich ihm dann damit Vorwürfe mache, ihn belaste. Für Unruhe sorge. Ich möchte nicht für Unruhe sorgen. Oder ich möchte zumindest nicht derjenige sein. Sonst bin ich wieder der Schuldige oder werde als verrückter abgestempelt. Oder als jemand, der dramatisiert.

Zitat von mercilato:
Kann ich denn davon ausgehen, dass mein Eingangspost jetzt schon ein großer Schritt war? Also die Sichtweise, die ich jetzt zum ersten Mal erlangte

Natürlich kannst du davon ausgehen! Dein Eingangspost war ein sehr großer Schritt, vielleicht sogar der größte und schwierigste auf dem ganzen Weg. Indem du darüber sprichst oder schreibst, nimmst du der Vergangenheit und den Ereignissen einen großen Teil ihrer Macht. Man fühlt sich plötzlich nicht mehr ganz so hilflos / ausgeliefert und verspürt die Selbstwirksamkeit.

Versuche es mal so zu sehen:
-- DU hast Dich entschieden die Situation zu verändern.
-- DU hast deine Angst und deine Scham bezwungen, indem DU uns hier deine Geschichte erzählt hast.
-- DU hast dich auf die Reise gemacht in eine neue Zukunft, auch wenn Du jetzt vielleicht noch nicht weißt, wie sie aussehen wird. Ist auch nicht so wichtig, denn es wird auf jeden Fall besser.
-- DU reflektierst Dich und dein Leben. Dadurch wird es möglich, Dinge an Dir selbst, deiner Vergangenheit und deiner Gegenwart neu zu bewerten.

Das hast DU allein alles schon geschafft und das ist wahre Stärke. Du kannst die Vergangenheit nicht verändern und die Dinge ungeschehen machen. Alles im Leben hat zwei Seiten, versuche für Dich das Positive der Situation zu finden und zu schätzen.

Zitat von mercilato:
Ich schäme mich richtig dafür, diese Rolle einzunehmen, das Ganze ernst zu nehmen und so meinem Vater gegenüberzutreten.

In welcher Rolle siehst Du Dich denn? Ich sehe dich in der Rolle eines Überlebenden, weder Opfer noch Täter. Du trägst keinerlei Schuld an dem, was passiert ist. Hier geht es erstmal um Dich und nur um Dich. Du bist nicht verantwortlich, wie es deinem Vater mit seiner Schuld oder der Familie geht. Was es schwierig macht, dass Du noch bei Ihm wohnst. Für die meisten Trauma-Therapeuten und stationären Therapien ist das (anhaltender Kontakt zum Täter) ein No-Go.

Du bist nicht verrückt, sondern versuchst einfach nur zu Überleben und Dich zu schützen. Zwischenmenschliche Gewalt erschüttert uns in unseren Grundfesten als soziales Wesen Mensch. Bei Dir wurden auch Grenzen massiv verletzt und deine persönliche Integrität zerstört. Wenn man Alles unter den Teppich kehrt, stürzt man früher oder später darüber...

Danke dir.
Naja, es geht nicht darum, in welcher Rolle ich mich fühle, sondern, dass ich in meinem Kopf versuche, jeglichem Stress aus dem Weg zu gehen, ich nahm heute zum ersten Mal war, wie ich vor meinen eigenen Gedanken wegrenne, was ich auf die PTBS schiebe. Vorher dachte ich immer, das seien Symptome der Depersonalisation, aber in Wahrheit versuche ich, mir Gedanken, mir die Realität, von mir selbst fernzuhalten.
Und natürlich, jeglichem Stress aus dem Weg zu gehen, Streitereien aus dem Weg zu gehen, weil ich mich extrem erschöpft fühle. Seit Jahren. Ich war letztes Jahr alleine im Urlaub, um Abstand zu gewinnen. Aber dieses Erschöpft sein Gefühl geht nicht weg. Ich versuche alles zu vermeiden, was stressig sein könnte, wenn ich in diesem Zustand bin. Zumindest zwischenmenschlich.

Uni und Arbeit ist für mich irgendwie positiver Stress. Aber familiärem Stress, Diskussionen, Streitereien, gehe ich aus dem Weg.

Ich weiß, dass es wohl nicht so optimal ist, mit Papa zusammenzuleben. Da steckt noch ein Haus dahinter, was wir abbezahlen, deswegen bin ich noch hier. Denn Miete UND zu Hause was abdrücken während dem Studium, das krige ich nicht hin. Und wenn ich nicht abdrücke, dann ist das Haus zwangsmäßig weg, was nicht so viel Sinn macht. Ich wollte zumindest noch so lange hier bleiben, bis mein Studium fertig ist. Mal schauen. Meinst du denn, es ist nicht möglich, dieses Trauma zu überwinden, während ich mit ihm zusammen wohne? Muss ich hier unbedingt raus? Wenn ja, dann gibt es wohl doch keinen Weg dran vorbei. Wird dann zwar finanziell etwas eng, aber wenn es sein muss, dann ist es so.

Andererseits zucke ich immer innerlich zusammen, wenn er nach Hause kommt, ich merke, wie ich mich verstelle, wie ich es vertusche, dass es mir schlecht geht, absolut keinen Anlass dafür lasse, dass er merken könnte, dass etwas nicht stimmt. Ich verspüre unterbewusst denke ich auch eine Angst gegenüber ihm.

Andererseits denke ich mir. Ich erinnere mich auch daran, dass mein Vater mir mal so fest auf den Oberkopf schlug, als ich sieben war, sodass ich zu Boden ging, weil mein Kreislauf runter ging. Mir war total schwindelig. Wenn du von persönlicher Integrität und Grenzen sprichst. Dann wurde ich ja ständig unterwandert. Dann weiß ich ja vielleicht gar nicht, wie sich das richtig anfühlt, wenn es richtig entwickelt wäre. Ich wurde auch mal in der Kellertreppe eingesperrt und die Tür wurde zugehalten. Sogar auf Videos von meiner Kindheit sieht man, wie ich an Weihnachten vom Babybett raus krabble, während meine Eltern den Baum schmücken mit meiner 3 jahre älteren Schwester, und der mich dann packt, mir aggressiv auf den Hintern haut und mich wieder ins Bett bringt.

Schläge waren in meiner Kindheit ganz normal. Auch, mit seinem pantoffel auf den Hintern geschlagen zu werden, oder damit von 3m abgeworfen zu werden.
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Aber sobald ich ihm als Kind meine Meinung sagte, nicht parierte, hagelte es immer Schläge. Es war schon immer so. Wenn ich nicht seiner Meinung war, ihm nicht zustimmte, zu Mama hielt, Mama recht gab, bekam ich Schläge.

Ich habe so panische Angst davor, dass ich mir das alles bewusst mache, weil dann könnte es sein, dass das alles noch mehr Schäden in mir hinterlassen hat, mit dem ich mich auseinandersetzen muss. Ich habe so panische Angst davor, dass etwas nicht mit mir stimmt. Dass ich noch einen riesen Berg vor mir habe. Und vielleicht wirklich etwas schwerwiegendes vorliegt, bzw. etwas wirklich so dermaßen bei mir unterentwickelt ist. Eine tiefe Wunde. Wenn ichgar kein Ich Gefühl habe. Wenn meine Grenzen als Mensch nie respektiert wurden. Wie soll ich das dann jeztt noch jemals entwickeln.

Ich halte regelmäßig am Tag sogar meine Luft an, habe ich gemerkt, nur um nicht an alles denken zu müssen, mich nicht daran erinnern zu müssen. Es ist, wie als ob ich ständig vor den Gedanken zurückschrecke. Jetzt wird es mir erst so richtig bewusst. Vielleicht habe ich ja auch eine tiefe Angst vor Papa und halte deswegen ständig meine Luft an, weil ich Angst habe, wieder geschlagen zu werden. Ich wurde ja schon dafür geschlagen, dass ich dachte, wie ich dachte, dass ich wahrnahm wie ich wahrnahm, und dass es ihm nicht passte. Es ist alles so komisch und unwirklich.

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