Ich glaube, ich habe gerade einen riesen Konflikt aufgedeckt, den ich sonst immer verdrängt habe.
Als Kind war es so, dass ich wirklich immer zwischen zwei Fronten war. Wenn ich mit Papa war, hat Mama mich immer fertig gemacht.
Ich weiß noch, als ich 6 oder so war, hatte meine Mutter sich immer mit Papa gestritten und ich war immer oben im Zimmer. Und Vater kam dann immer zu mir, und dann schrie Mama immer von unten zu ihm: geh du dich wieder bei dem kleinen verstecken usw. Meine Mutter war früher auch immer sehr aggressiv und impulsiv.
Und hatte immer Nervenzusammenbrüche. Und ich hatte als Kind natürlich Angst und blieb dann bei Papa oben, obwohl Mama immer schrie: X, komm runter. Wir gehen schlafen (ganz oben war das Spielzimmer, wo ich war). Und bis 7 schlief ich noch bei Mama im Bett. Naja, ich ging dann nie runter, und blieb bei Papa. Und sie schrie dann immer: na gut, dann bleib doch bei deinem Vater, bleib für immer bei dem, du bist wie er usw. solche Dinge. Und ich als Kind hatte einfach nur Angst und fühlte mich von Papa vor Mamas Wutausbrüchen einfach nur geschützt und wollte logischerweise gar nicht zu ihr, wenn sie so aggressiv und nur am schreien war.
Und seitdem habe ich immer Schuldgefühle bis heute, obwohl ich mich nicht für die Liebe zu meinem Vater schämen muss. Das ist alles so komisch. Ich war ständig bis heute im Kampf, zu beweisen und klarzustellen, dass ich nicht auf Papas Seite bin oder wie der bin oder wie Mama bin. Sondern gar nichts damit zu tun habe.
Natürlich alles unterbewusst. Ich war immer dadurch unter starker Spannung. Als ob ich ständig unterbewusst damit bzw. darum gekämpft habe. Auch, um dem Rest von Mamas Familie zu beweisen, dass es nicht so ist, dass ich nicht zu Papa halte oder sonst was. Sondern, dass ich doch einfach nur ein Kind bin und keine Partei ergreifen kann. Mir wurden ständig solche Vorwürfe von Mama gemacht. Deswegen fühle ich mich unterbewusst auch immer so schlecht. Ich trage das irgendwie ständig mit mir. Und diesen Konflikt.
Weil ich mit diesem Konflikt nicht umgehen kann, halte ich manchmal einfach meine Luft an, atme oberflächlich und versuche, mich zu unterdrücken. Das merke ich vor allem im Alltag, wenn ich draußen bin. Weil ich überfordert mit dem Konflikt bin und nicht weiß, wie ich richtig damit umgehen soll.
Aber eigentlich trifft mich ja gar keine Schuld. Ich wurde quasi missbraucht. Ich habe mit alledem nichts zu tun und muss auch niemanden davon überzeugen. Und wer denkt, ich müsse Partei ergreifen, oder wer mich als Kind verurteilte und denkt es sei richtig, zu denken, dass ich als Kind Partei ergriff, anstatt einfach aus Sicherheit und Angst gehandelt zu haben, der soll das tun, das hat dann aber nichts mit mir zu tun und entspricht nicht der Wahrheit.
Ich muss jetzt darüber nachdenken. Das war gerade nicht ohne.
Ich gehe mittlerweile je nach Thema so vor:
Ich habe meinen inneren Sicheren Ort erschaffen, zu dem ich inzwischen mit der Bildschirmtechnik mein Kind-Selbst, Teenager-Selbst und Erwachsenen-Selbst aus traumatischen Situationen rausgeholt und zum sicheren Ort gebracht habe.
Da gibt es aber noch ein Erwachsenen-Selbst, der auf Hochspannung steht. Mit dem gehe ich in letzter Zeit zum sicheren Ort, setze mich mit ihm alleine auf eine Bank und gehe mit ihm einen Dialog ein, und so kommen dann nach und nach diese Themen wie oben beschrieben ans Licht. Und dann kann ich mich damit auseinander setzen, und ggf. nochmals mit der Bildschirmtechnik in der geschilderten Situation mein Kind-Ich etc. da rausholen und zum sicheren Ort bringen.
Ich weiß nicht, ob ich diese Techniken alle sinnvoll anwende, aber helfen tuen sie mir auf jeden Fall, und so kommen auch Dinge ans Licht, die ich sonst nur unterdrücken würde.
Ich habe immer großes Misstrauen mir selbst gegenüber, wenn ich mich mit diesen Familienthematiken beschäftige, da ich immer denke, dass ich mich ja nun entscheiden muss, wer böse ist, Mama oder Papa. Und ich sonst unglaubwürdig wäre oder die Schuld an mir liegt, ich mir irgendetwas zusammenreime oder sonst was. Aber in Wahrheit ist es bei mir so verzwickt, dass beide zu mir extrem schädlich waren. Das eine schließt das andere nicht aus. Ihre Taten schließen seine nicht aus, und umgekehrt. Das sollte ich mir klar machen. Alles ist wahr.
Ich habe so viel Angst, über all diese Dinge auch nur zu reden oder sie anzusprechen, da ich damals dann immer nur auf Unverständnis stoß, wie ich denn überhaupt sowas denken könne, und noch mit mir geschimpft wurde. Mir wurde nie Zuspruch gegeben, wenn es um sowas ging.