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Hallo,

Ich bin ja neu hier und führe gerade Tagebuch. Aber ich habe eine spezielle Frage, die eher weniger direkt mit meinem Tagebuch zutun hat. Deshalb habe ich diesen Thread hier eröffnet.


Gibt es hier außer mir noch andere Betroffene/Überlebende eines Terroranschlages/Amoklauf etc., egal jetzt in welchem Land oder wann es gewesen ist.
Wie geht ihr damit um? Was hat euch geholfen? Welche Hilfe hattet ihr? Wie geht ihr mit Situationen draußen um? Habt ihr staatliche Hilfe bekommen und habt ihr ein Interesse euch darüber auszutauschen? Ich fühle mich mit dem Thema oft sehr sehr einsam.

(Natürlich weiß ich, dass hier sicher viele unterschiedlich traumatisierte Personen sind und Trauma ist irgendwo natürlich auch gleich und eure Beiträge bedeuten mir so viel! Also es können auch gerne Betroffene mit anderen Traumatas antworten. Was euch geholfen hat usw. . Ich wollte nur einmal spezieller fragen, ob ich auch mit meinem Erlebnis hier vielleicht nicht alleine bin.)


Vielen Dank an alle, die es gelesen haben.

08.06.2023 08:58 • 25.08.2023 x 3 #1


Ich glaube, ich könnte Dir weiterhelfen.

Würdest Du alles vertraulich behandeln`?

GlG

Kosmos

A


Überlebende/Betroffene von Terroranschlägen/Amoktaten

x 3


Ich hatte oder habe eine PTBS, die aber nicht durch einen Terroranschlag verursacht wurde. Außerdem hatte oder habe ich Angst vor Terroranschlägen.

Was mir geholfen hat war Verhaltenstherapie und vor allem Atemübungen und progressive Muskelentspannung, als ich mich erst mal darauf eingelassen habe.

Auf die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen muss man sich erst einlassen.

Ausserdem habe ich eine Zeit lang Medikamente genommen.

Hilfreich waren für mich auch Sport und Geselligkeit.

Gerne können wir uns hier austauschen. Ich bin allerdings nur ab und an hier.

Jeder der ein Trauma oder mehrere erlitten hat, ist in gewisser Hinsicht damit einsam, weil niemand das gleich erlebt hat, wie man es selbst überleben musste/durfte.
Und gerade wenn man in der Kindheit jene Traumatas erleben musste, war und ist man mit jenen Dingen schon sehr lange alleine. Und mitunter dann durch gewisse Faktoren später erneut weitere erlebt, wird man die auch wieder alleine mit sich ausmachen müssen.
Es bleibt nicht aus, jeder muss sein Leben selbst leben. Es gibt leider keine Anleitung, kein Handbuch worin man mal nachschauen kann, was man wie macht und warum und was dann auf einen zukommt. Das muss man ausprobieren und darf es dann erleben..

Aber im Grunde, wie auch bei den Ängsten und bei so vielen anderen Dingen, ist es wohl die Akzeptanz, die das entscheidene bringt. Und mehr noch die Radikale Akzeptanz hilft einem endlich wieder Überwasser zu bekommen, Grund zu fühlen, wo vorher keiner war und Licht am Ende dieses Tunnels auszumachen.

Und wenn man Sicher und bereit ist und gefestigt genug, dann sollte man wenn möglich das/die Trauma(s) aufarbeiten, zumeist mit Hilfe von Therapeuten oder in speziellen Einrichtungen. Um die Flashbacks oder/und Intrusionen die einen verfolgen und vereinnahmen werden, abgefangen werden können.

Und selbst dann wird einem das sein Leben lang verfolgen und durch viele Trigger wird man mit der Zeit lernen müssen/dürfen, jene zu überstehen und mit der Zeit wird sich vielleicht wieder sowas wie Lebensqualität einstellen dürfen.

Ich glaube, dass man nicht so andersartig ist, wie man sich fühlt.

Ich habe festgestellt, dass mein Vater auch PTBS hat. Das hat er mir erst gesagt, als ich ihm meine Probleme gebeichtet habe - und ich hatte mich vorher geschämt.

Ich habe auch entdeckt, dass die Leute mehr Verständnis haben als man denkt. Auch die Leute, die sich nach außen so tough geben. Größtenteils sind meine Erfahrungen über mit anderen darüber reden erfreulich.

PTBS kann ein Symptom haben, dass man sich von anderen getrennt oder losgelöst fühlt. Das ist nicht real.

Zitat von Frittensauce:
Ich habe auch entdeckt, dass die Leute mehr Verständnis haben als man denkt. Auch die Leute, die sich nach außen so tough geben. Größtenteils sind meine Erfahrungen über mit anderen darüber reden erfreulich.

PTBS kann ein Symptom haben, dass man sich von anderen getrennt oder losgelöst fühlt. Das ist nicht real.

Verständnis haben und zeigen ist nicht gleich, sich über ein Thema oder Trauma auszutauschen. Oftmals kann man nämlich vieles gar nicht in Worte fassen, was man erlebt hat, auch weil vieles Schambehaftet ist. Ob man es selbst so annimmt oder es von den Medien so wahrgenommen hat in den Jahren/Jahrzehnten. Und gerade durch die Medien, werden wir viel geprägt, auch wenn wir das nicht wollen..

Und spezielle Themen oder Traumas bespricht man nicht so mit Menschen die du mal so triffst, nur weil jener möglicherweise auch ein Trauma hat oder Verständnis aufbringt. Noch weniger mit/in der eigenen Familie.
Aber scheinbar gibt es gerade in Traumas doch sehr spezielle Themen und weniger schwere und so kann der eine leichter und der andere so gut wie gar nicht darüber reden.

Es dauert ja schon eine enorme Zeit bis der/die Therapeut/in man vertraut und sich langsam öffnet.
Aber es liegt auch viel darin begraben, ob der eigene Charakter extra- oder introvertiert veranlagt ist.

Aber es ist gut, wenn du für dich das so hast kennenlernen dürfen. Freut mich für dich und hoffentlich hilft es dir..

Hallo,
ich wollte dich nicht angreifen, sondern nur meine Sicht der Dinge geben.

Mein Vater und ich haben beide ein Trauma, von dem der andere jeweils weiß. Bei meinem Vater war es Bürgerkrieg in unserer Heimat.
Ich bin Opfer von Gewalt geworden und musste ins Krankenhaus.

Ich weiß natürlich schon mein ganzes Leben von dem Bürgerkrieg. Dass mein Vater aber PTBS hatte, war mir neu, auch wenn ich es vielleicht geahnt habe, weil er oft Bauchschmerzen hat.

Darüber zu reden war sehr schwer für mich, aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Es gibt auch manche Sachen über die ich überhaupt nicht reden kann.

Es ist sehr schwierig für mich, beschreiben, was genau passiert ist, weil ich nur Bilder sehe.

Die konkreten traumatischen Ereignisse, die Lebenssituation selbst und viele einzelne Faktoren sind bestimmend. Und ich habe es nicht selten erlebt, dass Traumapatienten mit unterschiedlichen Traumatisierungen und Problemstellungen sich gegenseitig nicht abkönnen, kein Verständnis für die anders betroffenen haben.

Deshalb macht es Sinn, Menschen mit ähnlichen Traumatisierungen zusammen zu bringen und diejenigen, die andere Traumata haben, zu Ihresgleichen zu vernetzen. Je ähnlicher die Erlebnisse waren und die Bedingungen, desto einfacher ist es, miteinander klarzukommen.

Ich komme z.B. überhaupt nicht aus mit Opfern von sexuellem Missbrauch. Das geht für mich gar nicht. Ich geh' da direkt auf Abstand. Ich verstehe deren Mentalität nicht, ist mir völlig fremd.

@Frittensauce

Habe dich nicht angegriffen. Tschuldige wenn das bei dir so ankam.
Habe nur geschrieben wie ich es erlebt habe bisher.

Und wie ich oben schon geschrieben habe, gibt es halt doch sehr unterschiedliche Themen/Traumas die man nicht so einfach mit jemanden besprechen kann.

Deshalb kann man es nicht verallgemeinern, das Verständnis haben und geben und sich dann öffnen.

Und nur zur Info, habe SMB in der Kindheit erlebt und habe überlebt und über jene Dinge spricht man nicht so einfach mit jeder x-beliebigen Person, die möglicherweise auch - und das sage ich jetzt absichtlich so deutlich, auch ein Trauma erlebt hat.

Zitat von Frittensauce:
Es ist sehr schwierig für mich, beschreiben, was genau passiert ist, weil ich nur Bilder sehe.

Und hier sagst du es ja selber, dass du vieles nicht in Worte fassen kannst.
Und wenn man dann noch von Flashbacks, Intrusionen und Dissoziationen während einer Therapie geplagt, vollständig eingenommen wird und man sich nicht mehr an die Stunde erinnern kann, dann kann sich das ganze fast ewig hinziehen.
Und von den Begleiterkrankungen oder Überlebensstrategien - die doch gar nicht so selten sind, als man damals das erleben musste, will ich jetzt gar nicht anfangen.

Alles Gut, okay?!

@Idefix13
Mein Post hatte zum Thema, ob „jeder damit einsam sei“, weil keiner es genau gleich erlebt hat. Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt, aber ich möchte hinweisen, dass es auch von einem Trauma immer mehrere Betroffene gibt.
Wir reden hier doch überhaupt nicht von s***uellem Missbrauch, sondern Terroranschlag, also Gewalt.

Betroffene von Gewalt gibt es viele.

Oft ist bekannt, dass die Person Gewalt erlebt hat, aber Andere wissen nicht von der PTBS. Ich denke, dass man damit nicht einsam sein muss. Die innere Isolation zu verlassen hilft.

Ich fand es übrigens sehr schwierig darüber zu reden und wir können gerne Tipps austauschen, wie man besser darüber reden kann.

@Frittensauce

Zitat von Frittensauce:
Wir reden hier doch überhaupt nicht von sexuellem Missbrauch, sondern Terroranschlag, also Gewalt.

Zitat von Scherbenblüte:
Also es können auch gerne Betroffene mit anderen Traumatas antworten.

Zitat von Frittensauce:
Ich bin Opfer von Gewalt geworden und musste ins Krankenhaus.

Und deshalb habe ich es auch nur als INFO und in Abkürzung eines meiner Traumas geschrieben.
Oder wie du von Scherbenblüte sehen kannst.. s. 2tes Zitat.

Zitat von Frittensauce:
dass es auch von einem Trauma immer mehrere Betroffene gibt.

Natürlich gibt es das. In anderen Foren tausche ich mich auch regelmäßig über mein erlebtes Trauma aus, aber nur ganz oberflächlich.

Es kam halt bei mir anders an, als du es geschrieben hast.
Aber wie man ja schon weiß, entstehen gerade weil es nur Buchstaben sind, nur Worte die geschrieben wurden, soviel Mißverständnisse untereinander, weil die Stimmung des Schreibers sowie seine Intention und die Stimmung und die Intention des Lesers nie gleich sind und so sind Fehlinterpretationen vorprogrammiert.

Zitat von Frittensauce:
dass die Person Gewalt erlebt hat,

Habe ich auch erleben dürfen, auch in der Kindheit. Vielleicht liegt dann eher der Punkt in dem, dass ich halt schon durch die anderen Dinge vorbelastet war und so hat das eine das andere ergeben.

Wie schon oben geschrieben, im letzten Beitrag von mir - wenn es bei dir nicht so ist, dann freut es mich für dich und hoffentlich darfst du es anders erleben, als ich, bzw. hast es ja anders erlebt!

Danke für deinen Beitrag und vielleicht noch als Ergänzung: ich zielte auf „über die PTBS reden beziehungsweise anderen anvertrauen, dass man eine PTBS hat“. Das habe ich hilfreich erlebt.

Über das Trauma selbst zu reden hingegen kann schädlich sein.

Ein Terroranschlag bzw. ein Amoklauf ist schon was ganz Anderes.

Zitat von Kosmos:
Ein Terroranschlag bzw. ein Amoklauf ist schon was ganz Anderes.

Anders als was?

Noch zu meinem Trauma.
Ich wurde recht viel darüber gefragt, weil alle davon wussten. Ich war im Krankenhaus, ich war entsprechen verbeult, habe noch immer die Nase nicht wieder wie früher.

Meine Verwandten fragten überall rum, um die Täter zu ermitteln.

Die Leute haben Fragen gestellt. Ich wollte und konnte das nicht immer wieder beantworten. Ich habe zum Teil nur Bilder im Kopf.

Ich denke, dass das schädlich war.

@Frittensauce

Als die gängigen Traumatisierungen, die man so kennt. Damit kann ein Mensch ja noch irgendwie rechnen oder es sind halt viele Menschen davon betroffen.

Aber mit solchen Dingen wie Terroranschlag, Amoklauf oder auch Großschadensereignissen wie z.B. das Zugunglück von Eschede oder dem Brand in diesem Kaprun-Tunnel oder dem Tsunami in Thailand oder dem Atomtrauma in Japan und Fukushima-Katastrophe sieht die Belastung an Stress und die Folgen noch viel, viel schlimmer aus. Auch bei Bürgerkriegen sind die Erfahrungen ganz anders als bei Gewalt in Beziehungen oder in der Kindheit.

Da sind große Unterschiede. Den Menschen, die solche Anschläge, Amoktaten, Kriegserlebnisse, schwere Katastrophen erlebt haben, reißt es regelrecht den Schädel auseinander. Man kriegt das nicht in den Kopf. Sie haben extreme Schwierigkeiten, zu leben, weil der Stress in ihnen so haushoch ist, dass sich das keiner vorstellen kann.
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Ich könnte noch etwas zum Thema Bürgerkrieg schreiben, dadurch bedingt dass ich Libanese bin. Allerdings nicht dort geboren. Meine Eltern aber erlebten den Bürgerkrieg im Libanon.

Ich weiß nur nicht, ob das der TE überhaupt weiterhilft.

Ich denke, dass man nicht pauschalisieren sollte beim Bürgerkrieg.

Zitat von Kosmos:
Als die gängigen Traumatisierungen, die man so kennt

Klär uns doch mal auf. Was sind so die Gängigen Traumatisierungen..?

@Idefix13

Als gängig würde ich die ansehen, die häufig vorkommen und die auch häufig Thema sind. Das ist vorrangig sexueller Kindesmissbrauch, auch sexuelle Gewalt im Erwachsenenalter. Das wird sehr häufig thematisiert und als was ganz Schlimmes dargestellt. Dann Kindesmisshandlung, Vernachlässigung, Mobbing, emotionaler Missbrauch. Das wird ja auch von Therapeuten dann ganz hoch geratet.

Von mir aber nicht und ich würde es anders einteilen.

Nach meiner Meinung sind die Traumata die schlimmsten, die dazu führen, dass Menschen völlig außer sich geraten. Und das sind andere als die, die oben stehen.

Wenn ich hinschaue, wer als Mensch nach Trauma am meisten kaputt gegangen sind, sind es die, die als Erwachsene und Kinder hochgradige Schwersttraumatisierungen erlebt haben und eben nicht die, die immer als erste genannt werden. Von den Mädchen, die als Kind sexuell missbraucht wurden, sind ganz viele traumatisiert. ABER die meisten schaffen es hinterher trotzdem ein relativ gutes Leben zu bekommen. Ganz anders die Vietnam-Veteranen. Die sind als gesunde junge Männer in den Krieg gezogen und kamen als Wracks wieder. Viele dieser Soldaten sind total abestürzt, bis in die Dro., Obdachlosigkeit und bis zum Suizid.

Meiner Meinung nach kommen die richtigen Hardcore-Verläufe bei den Traumatisierungen, die am einschneidensten sind und den größten Horror verkörpern, wo es massiv lebensbedrohlich zuging, schwerste Verletzungen gedroht haben, wo die Reize auf den Körper extrem waren wie z.B. wenn ein Zug entgleist oder Bomben explodieren. Im Vergleich dazu ist ein sexueller Missbrauch eine Bagetelle, auch wenn das die Betroffenen natürlich nie einsehen werden. Es ist aber so. Wenn man dabei ist, wenn eine Bombe hochgeht und es Blut und Körperteile durch die Gegend fleigen lässt, dann ist das ein bisschen mehr als das, was wir so unter Trauma verstehen. Die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch sind auch nicht die ganz schlimmen Hardcore-Vergewaltigungen, sondern eher leichtere Fälle. Das sage ich jetzt mal als Juristin, weil ich meine, dass mit diesen Taten viel zu oft einfach etwas suggeriert wird, was nicht die Realität ist.

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