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Hallo ihr Lieben!

Ich schreibe heute, weil ich eine ganz schlimme Woche hinter mir habe.
Kurze Vorgeschichte: ich habe eine fast 16jährige Tochter, die ich über alles liebe. Aber als sie damals auf die Welt kam, hatte ich ihr ganzes erstes Jahr eine unerkannte und damit nicht therapierte postnatale Depression und anfangs auch eine Psychose. Erst als es mir langsam besser ging bin ich durch Zufall drauf gestoßen, dass es das überhaupt gibt und bei mir alles so war, wie es in Büchern beschrieben ist. Dieses 1. Jahr war für mich die absolute Hölle und der Grund, weshalb ich kein zweites Kind bekommen habe. Ich habe davon sicher ein Trauma davon getragen. Ich war dann aufgrund eines Burnouts (hatte nichts mehr mit dem 1. Jahr zu tun) jahrelang in Therapie (Existenzanalyse - KEINE Traumatherapie), habe sehr viel ausgearbeitet und bin seit einigen Jahren mit meiner chronischen Depression stabil - soweit man das sagen kann, wenn man Tabletten nehmen muss, damit man das Leben leben kann.

Nun aber zum Thema, warum ich schreibe:
Ich habe mir letzte Woche nach langem Wunsch einen Hundewelpen geholt. Ich habe mich sehr ausführlich darauf vorbereitet. Davon abgesehen hatte ich mein Leben lang Haustiere, die ich wirklich sehr liebe, aber halt noch nie einen Hund.
Dann habe ich ihn abgeholt und am nächsten Tag fingen die Panikattacken an und gingen nicht mehr weg. Ich war wieder wie gelähmt, konnte nichts mehr essen, nicht mehr klar denken, war wie erstarrt, konnte nichts tun. Es war, als hätte ich wieder ein Kind bekommen und war genauso unfähig wie damals. Nach 3 Tagen durchgehender Panik, weinen und verzweifelt sein habe ich den Hund zur Züchterin zurück gebracht.Ich konnte das keine Minute länger aushalten. Gleichzeitig hatte ich unfassbare Schuldgefühle dem Hund gegenüber.

Jetzt - eine Woche später - habe ich mich wieder halbwegs stabilisiert und habe beschlossen, zu einer Traumatherapeutin zu gehen und das nochmal anzuschauen. Die Therapeutin meinte am Telefon, dass das Flashbacks waren, was ich da erlebt habe.

Meine Frage nun an euch: welche Erfahrungen habt ihr mit Traumatherapie? Kann das auch nach soooo langer Zeit noch helfen? Muss ich meinen Traum vom Hund aufgeben, weil das immer so sein wird?

Danke euch im Voraus!

19.07.2024 12:36 • 28.08.2024 #1


16 Antworten ↓


Liebe @minoo
Das was Du da schreibst könnte, bis auf den Hund, 1zu1 von mir sein! Postpartale Depressionen, kein 2. Kind etc.. zu Deiner Frage mit der Traumatherapie kann ich Dir sagen, dass ich seit einem Jahr eine mache und sie auch grundsätzlich sehr gut finde. Ich war jedoch nicht stabil genug um es ohne Medikamente auszuhalten, da natürlich viele Dinge aus der Kindheit hoch kommen. Nichtsdestotrotz hat mir die Traumatherapie mehr gebracht als jede VT die ich vorher gemacht habe. Ich hoffe das hilft Dir etwas weiter.
lg

A


Trauma Heilung - ist das möglich? Erfahrungen

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@Türknopf danke! ich habe inzwischen die hoffnung aufgegeben, dass ich ein leben ohne medikamente schaffe. ich bin grundsätzlich froh, dass es sie gibt. ohne sie wäre ich nicht mehr da und damit auch nicht für meine tochter.
wie lange ist die geburt deines kindes her?

@minoo meine Tochter ist 11 und ja vermutlich werde ich auch nicht mehr ohne Medikamente leben können. Wie ist ist Deine?
Ein zweites Kind habe ich mir zu keinem Zeitpunkt zugetraut

Wie alt meinte ich

@minoo : Was ist für dich die posttraumatische Belastungsstörung?

Zitat von Türknopf:
@minoo meine Tochter ist 11 und ja vermutlich werde ich auch nicht mehr ohne Medikamente leben können. Wie ist ist Deine? Ein zweites Kind habe ich mir zu keinem Zeitpunkt zugetraut

Meine tochter wird im herbst 16. ich habe bei mir auch das phänomem regretting motherhood festgestellt. aber auch erst, als sie 7 oder 8 jahre alt war. also die gesamte mutterschaft ist für mich in vielerlei hinsicht ein leidensweg, was nicht heißt, dass ich meine tochter nicht liebe. das tu ich über alles und würde auf der stelle für sie sterben. aber nochmal mutter werden: nein.

jetzt fragen sich vielleicht viele, warum ich mir dann einen hund in den kopf gesetzt hab. naja, wie gesagt, ich hatte mein leben lang haustiere und liebe es. aber halt nie einen hund. vielleicht ist der vergleich zu einem baby zu ähnlich... aber genau das möchte ich rausfinden

Zitat von minoo:
Meine Frage nun an euch: welche Erfahrungen habt ihr mit Traumatherapie? Kann das auch nach soooo langer Zeit noch helfen? Muss ich meinen Traum vom Hund aufgeben, weil das immer so sein wird?

Therapie kann immer helfen, auch nach so langer Zeit. Und wenn sie vielleicht auch nicht alles heilen kann, so kann Sie Dir zumindest mehr Lebensqualität verschaffen. Einen Versuch würde ich auf jeden Fall wagen. Abbrechen kannst Du doch immer noch.

Ich musste beim Lesen Deines Postings echt schmunzeln (nicht weil ich das lustig finde!), denn ich habe genau das gleiche durch. Unerkannte postnatale Depression, den Traum vom zweiten Kind aufgegeben, nach ca. 10 Jahre dem Wunsch des Sohns nach einem Hund nachgegeben, alles super vorbereitet - der Hund kam, und ich bin durchgedreht. Wir haben ihn nach zwei Tagen der Züchterin zurückgegeben. Mit dem gleichen schlechten Gewissen wie Du. Wirklich krass....

@minoo Zum Trauma-Thema kann ich leider nicht direkt etwas beitragen, aber ich glaube der Traum vom Hund ist nicht unerreichbar. Es gibt Menschen, die ihren Hund abgeben müssen durch Krankheit oder Alter und jemanden suchen, der den Hund bei sich aufnehmen würde, wenn es planbar ist also nicht von heute auf morgen akut ist, kann man den Übergang für alle Seiten auch „weicher” gestalten. Die ehemalige Nachbarin von meinen Eltern hat das so gemacht. Ihr Nachbar ist an Demenz erkrankt und solange er noch in seiner Wohnung wohnen kann ist die Hündin bei ihm. Die Nachbarin kümmert sich aber auch schon um die Hündin so dass sie sich schon kennengelernt haben und sich gut verstehen. Wenn der Nachbar ins Pflegeheim umziehen muss, bleib die Hündin bei der Frau (Nachbarin). Das ist ein langsames aneinander gewöhnen. Vielleicht könnte es helfen nicht von der Situation von jetzt auf gleich die volle Verantwortung für einen Hund oder Hundewelpen zu haben erschlagen zu werden. Eine andere Möglichkeit wäre bei einem Tierheim ehrenamtlich mit Hunden spazieren zu gehen und dann eine Beziehung zu einem der Hunde aufbauen und ihn dann zu „adoptieren”.

Zitat von Elisabeth71:
@minoo : Was ist für dich die posttraumatische Belastungsstörung?

naja, dass sich die situation mit dem welpen komplett gleich angefühlt hat, wie damals mit meiner tochter. völlige überforderung, obwohl er total brav war (nur 1x in der nacht wach) und ich mich sehr gut vorbereitet habe. kaum atmen können, schweißausbrüche, heulen ohne ende, erstarrung des ganzen körpers, nichts mehr essen können. und das am 2. tag - hat sich also nicht langsam entwickelt sondern war sofort da - also konnte der hund an sich nichts dafür.
laut der therapeutin eben ein flashback - mein hirn / körper hat mir gesagt, dass ich jetzt wieder in der damaligen situation bin und hat entsprechend reagiert.

Zitat von Kruemel_68:
Therapie kann immer helfen, auch nach so langer Zeit. Und wenn sie vielleicht auch nicht alles heilen kann, so kann Sie Dir zumindest mehr Lebensqualität verschaffen. Einen Versuch würde ich auf jeden Fall wagen. Abbrechen kannst Du doch immer noch. Ich musste beim Lesen Deines Postings echt schmunzeln (nicht weil ...

das gibts nicht.... ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder schockiert sein soll, dass du genau das gleiche durch hast.

was hat dir danach geholfen? habt ihr nochmal überlegt, einen hund zu nehmen?

Zitat von Chris_ohne_BBBB:
@minoo Zum Trauma-Thema kann ich leider nicht direkt etwas beitragen, aber ich glaube der Traum vom Hund ist nicht unerreichbar. Es gibt Menschen, die ihren Hund abgeben müssen durch Krankheit oder Alter und jemanden suchen, der den Hund bei sich aufnehmen würde, wenn es planbar ist also nicht von heute auf morgen ...

das mit dem sanften übergang finde ich eine gute idee - ist halt auch ein glückstreffer...
ich hab mich tatsächlich schon bei einem tierheim angemeldet als tierpatin. aber das in der nähe braucht grad niemanden. muss ja auch nicht gleich sein, aber das war eben auch mein gedanke.
ich wäre nur ziemlich wählerisch, was die hunderasse betrifft - ich hab mich halt total in den pudel verliebt. da würde bis auf die anhänglichkeit (was man trainieren könnte) einfach alles passen.

Zitat von minoo:
das gibts nicht.... ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder schockiert sein soll, dass du genau das gleiche durch hast. was hat dir danach geholfen? ...

Nein, das Thema ist durch... heute bin ich froh darüber, nicht an einen Hund gebunden zu sein.

Bei mir spielt auch noch ein Entwicklungstrauma und viele negative Glaubenssätze aus der Kindheit mit rein.

Ich bin jetzt seit 4 Jahren in einer Körperpsychotherapie und arbeite alles nach und nach auf.

Zitat von Kruemel_68:
Nein, das Thema ist durch... heute bin ich froh darüber, nicht an einen Hund gebunden zu sein. Bei mir spielt auch noch ein Entwicklungstrauma und viele negative Glaubenssätze aus der Kindheit mit rein. Ich bin jetzt seit 4 Jahren in einer Körperpsychotherapie und arbeite alles nach und nach auf.

die habe ich leider auch und hat auch sicher mit meiner gesamten Problematik stark zu tun. Aber da ich eben schon so lange in Therapie und es auch vieles verbessert hat, dachte ich echt, dass ich es geschafft habe... der Rückschlag tut echt weh....
ich wünsch dir alles Gute auf deinem Weg! Danke fürs Teilen deiner Geschichte!

Minoo,ich bwundere Dich sehr.Du hast eine 16jährige Tochter,die Du sehr liebst.Die wurde nicht vom `Klapperstorch`gebracht,sondern von Dir,nicht ohne Schmerzen geboren.Danach von Dir versorgt.Wurdest Du in jener Zeit auch versorgt?Hat Irgendjemand danach gefragt,wie es Dir geht?Du hast all Deine Liebe einem Kind gegeben,warum sollst Du jetzt nicht die Liebe eines Hundewelpen erfahren?Ja,Du bist `Mutter`,aber nicht nur Mutter,sondern auch immernoch ein eigener Mensch.Wer oder was es ist,Gott segne Dich,für Deine großartige Liebe - zu Deiner Tochter und zu Deinem Welpen.Ich wünsche Dir vom Herzen alles Gute.Voller Hochachtung . Kindesleid

Hallo,ich bin seit ein paar Jahren in traumatherapie, wegen Erlebnissen aus meiner Kindheit. Ich bin erst mit Ende dreißig das erste Mal zu jemandem gegangen,nach Hilfe suchend, da ich lieber alleine meinen Kram regel..mir hilft es. Vor allem EMDR. Mir wurde mit 37 eine ptbs und Depressionen diagnostiziert, ich nehme keine Medikamente und komme einigermaßen klar mit meinen inneren Schmerzen,dank Therapie.

..ah,ich hab gleich auf deinen ersten Beitrag hier geantwortet und danach die bereits bestehenden Antworten gelesen..mir hat die traumatherapie erst fast die Füße weggerissen, dann hab ich ein Dreivierteljahr pausiert, da meine Depression schlimmer geworden war, viel schlimmer. Danach hab ich mich wieder Rangertestet und weiter geforscht, gegraben, in mir drinnen. Das half um Tätern, nicht zu vergeben, aber meine innere Aufmerksamkeit ein riesen Stück weit zu entziehen, und zu hinterfragen was diese Person bereits erleben musste. Das EMDR hab ich erst vor kurzem gemacht, das war dann ein weiterer starker Durchbruch. Ich strample weiter, vor allem meinen Kindern zu liebe, sie sind mein Antrieb in mir aufzuräumen und heilen zu wollen, sei es so schmerzhaft und schwer, wie es nur wolle.

A


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