Hallo Augusta,
ich mache ja seit 2 Jahren eine Körperpsychotherapie. Im Rahmen dieser Therapie habe ich gelernt, meinem Körper wieder mehr zu vertrauen. Eins meiner Grundprobleme ist ein Glaubenssatz, dass ich schwach und hilflos bin und nur mit Hilfe anderer (Familie etc.) überleben kann. Obwohl ich fest im Leben stehe, mir eine Familie aufgebaut habe und gut in meinem Job bin, nagen diese Zweifel an mir. Das schürt Angst.
Ich habe erst einmal gelernt, wieder mit mir selbst in Kontakt zu treten in dem ich wahrnehme, was im Körper geschieht, welche Aktion im außen welche Aktion im inneren auslöst, wie sich Gefühle im Körper anfühlen etc. Am Anfang habe ich mir jeden Tag 10 bis 15 Minuten gegönnt, mir einen ungestörten Ort gesucht (am besten immer der gleiche) und dann nur die Hände auf Magen, Darm oder Herz gelegt (ganz intuitiv) und erst einmal nur die Wärme der Hände gespürt. Ich habe beobachtet, dass sie in den Körper hineinfließen kann und den Herzschlag, die Darmtätigkeit oder den Magen beruhigen kann.
Eine weitere Idee wäre die kohärente Herzatmung. Dazu entspannt hinsetzen, zwei oder dreimal tief durchatmen, die Hand aufs Herz legen, und sich dann bei jedem Atemzug vorstellen, dass der Atem das Herz umfließt und streichelt. Immer gleich lang ein und gleich lang ausatmen und dabei darauf achten, dass sich Brust- und Bauchraum gleich stark heben und senken. Das ganze nicht im Entspannungsmodus, sondern immer ein wenig Kraft zum Atem dazugeben dass es ein klein wenig anstrengend ist und dabei achtsam-wach bleiben.
Im nächsten Schritt versuchst Du Dir dann ein Gefühl der Entspannung oder des Wohlgefühls oder der Freude im Körper vorzustellen. Mit dem Atemzug verbindest Du dann Deinen Atem mit dem Wohlgefühl und der Achtsamkeit für Dein Herz. Wenn das verankert ist, synchronisieren sich Herzschlag, Puls und Atmung und das Gehirn registriert: Aha, das vegetative Nervensystem ist entspannt, alles in Ordnung.
Im letzten Schritt löse ich mich dann von der kontrollierten Atmung, lasse sie einfach weiterfließen, konzentriere mich auf meine Hand, spüre die Wärme und Energie darunter und sage mir ganz bewusst, mit Anrede an mich selber XY, unter meinen Händen fühle ich mich geborgen (oder beschützt wenn das bei Dir mehr zündet oder etwas anderes, was für Dich wichtig ist). Das wiederhole ich ein paar Mal.
Zum Schluss die Übung zurücknehmen - bei geschlossenen Augen langsam bewegen, räkeln, strecken - das was der Körper gerade braucht. Dann ganz langsam die Augen öffnen, sich im Raum bewusst umschauen und etwas warten, bis man wieder aufgetaucht ist.
Wichtig ist, das Ganze regelmäßig zu üben - am besten jeden Tag. Dann wird es zur Gewohnheit und Du brauchst irgendwann nur noch einige Moment der Sammlung und des bewussten Atems, um Dein vegetatives Nervensystem runterzufahren. Und Du kannst Dir schon Sicherheit geben, in dem Du nur kurz die Hand auf Dein Herz legst und Dich erinnerst: unter Deinen Händen bist Du geborgen.
17.07.2022 11:15 •
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