Hallo @Pipoline,
Zitat von Pipoline: Oder verstehe ich da was falsch?
Ich glaube nicht, dass Du da etwas grundlegend falsch verstehst, ich habe nur das Gefühl, dass da einiges ein bisschen durcheinander geht und sich einige Kategorien miteinander vermischen, also das ist zumindest mein erster Eindruck nach einem ersten Lesen Deines Textes.
Was imho etwas sortiert werden könnte:
- allgemeine therapeutische Übungen wie Achtsamkeitstrainig
vs Krisenintervention in der Hochanspannung
- von außen gesetzte körperliche Reize zur Realitätsverankerung
vs ein allgemeines inneres Gespür für den Körper
- Emotionen bewusst wahrzunehmen und aushalten zu lernen
vs sich gerade nicht mit diesen zu identifizieren (ist ein vorübergehender Zustand, ich
habe ein Gefühl
vs ich
bin aber nicht das Gefühl), Gefühle anzunehmen: ja, aber: Integration kommt aus einem anderen therapeutischen Gebiet, Emotionen werden nicht wirklich integriert
- welche verschiedenen Kategorien von Skills gibt es (gedankliche Skills
vs körperliche Skills), was verwende ich wann
- die grundlegende Frage: in welchem Anspannungsbereich verwende ich welche Skills (Anspannung
vs Hochanspannung)
Ich versuche mal, etwas zu sortieren, aber wie gesagt: nur ein erster Versuch...
Zitat von Pipoline: wenn wieder mal ein starkes Gefühl, starkes Erleben auftauchte und ich merkte ich fange an zu flüchten durch Dissoziation
Zitat von Pipoline: Ich dachte es geht um Integration abgespaltenen Emotionen.
Das sehe ich auch so, man sollte lernen, es auszuhalten, wenn da eine Emotion ist. Diese bewusst wahrnehmen: ja, aber eine Emotion wird nicht wirklich integriert, dieser Begriff stammt eher aus einem anderen Zusammenhang.
Emotionen zu empfinden ist wichtig, ja, und diese nicht auf irgendeine Weise wegzumachen oder vor ihr zu flüchten ist auch ganz wichtig. (z.B. durch Dissoziation, wobei dies ja ein oft unbewusster und wenig steuerbarer Mechanismus des Gehirns ist, sich in die Dissoziation zu flüchten ist imho schon richtig ausgedrückt, nur erfordert die Steuerung dieses Mechanismus sehr viel Therapieerfahrung und ist bei machen Störungen auch nicht möglich)
Es geht eher darum, sich der Emotion zu stellen, sie anzunehmen, sie bewusst und achtsam wahrzunehmen, aber dabei eher zu erleben, dass die Emotion nicht die macht hat, einen mit ihrer Wucht völlig umzuhauen, von den Füßen zu reißen oder förmlich zu verschlingen, sondern bewusst zu erleben, dass die schwierig auszuhalten Emotion irgendwann in ihrer Intensität nachlässt.
Und zwar, um genau folgende Unterscheidung hinzubekommen:
Ich habe eine Emotion, ich bin aber nicht die Emotion. Also diese Emotion als einen vorübergehenden Zustand zu akzeptieren.
Darum wird eine Emotion auch nicht integriert, man erlaubt ihr nur, dazusein, ohne sie zu bekämpfen.
Zitat von Pipoline: achtsam mit dem Bewusstsein durch jedes Körperteil gegangen
Zitat von Pipoline: was bei mir bedeutet extrem in den Kopf zu gehen, bewusst zu entscheiden jetzt im Körper zu bleibe
Es sind zwei unterschiedliche Ansätze, mit denen man einer Emotion begegnen kann. Die greifen natürlich ineinander, aber hier ist die Unterscheidung vom Ansatz her wichtig, auch weil sie die Wahl der Skills beeinflusst:
Gedankliche Skills und körperliche Skills.
Eine Körperreise zu machen und sich auf den Körper zu konzentrieren ist sicherlich eine gute Sache, ist aber oftmals in der Hochanspannung sehr schwierig, da würde man eher über körperliche Reize gehen, die man von
außen setzt (Chili, Ammoniak, Kälte,..), weil es Menschen in diesen Zustand oftmals nicht möglich ist, das selber von innen zu tun.
Viele Skills arbeiten sehr viel mit äußeren Sinneseindrücken und Sinnenreizen.
In einer Hochanspannung den Körper spürbar zu machen ist sicherlich hilfreich, eine Körperreise wird vielen aber in so einer Situation nicht möglich sein, da diese eine Konzentration und auch Ruhe voraussetzt.
Eine typische Körperreise als Achtsamkeitstraining ist also eine sinnvolle Sache, die vielen Patienten aber nur in entspanntem Zustand möglich ist. Es gehört zum Achtsamkeitstraining.
Wenn man durch eine intensive Emotion in Hochanspannung gerät, würde man auch mit körperlichen Sinneseindrücken versuche, eine Verankerung in der Realität zu erreichen.
Ich schreibe später weiter, muss mich gerade nochmal gedanklich sortieren... also: Fortsetzung folgt.
LG Silver