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Eine kurze Frage, da ich das Gefühl habe seit der Traumatherapie werde ich eher insgesamt noch sensitiver, statt das es besser wird und es ist auch oft triggernd.
Kann ich davon ausgehen, dass dann, wenn ich da durch bin, die Heilung auch mal langsam einsetzt?
Mache das jetzt seit 1 Jahr und die letzten Wochen empfand ich als sehr schwierig und die Therapie als sehr fordernd und auch meine körperlichen Symptome sind überhaupt nicht am besser werden.
Ich bin natürlich auch niemand, der sich schont und will da auch durch.
Wie sind eure Erfahrungen? Ich habe auch Angst, dass die Stunden nicht ausreichen werden, wenn ich mir zu viel Zeit lasse und alles ruhiger angehe. sind ja nur 100h die man bekommt bei tiefenpsychologischer Therapie.
Aber das Unbewusste? will irgendwie nicht wirklich ans Thema ran. Vom Kopf her ja, aber vom Gefühl her.
Freu mich, über eure Erfahrungen.

Es handelt sich um ein Mono Trauma mit retraumatisierungen.

15.02.2022 11:54 • 20.06.2022 x 1 #1


8 Antworten ↓


Da mein trauma frisch und die ptbs jung war ging es relativ einfach. Ein bisschen was is übrig geblieben und es wird einen wohl immer mal einholen aber es wird besser!
Meine Therapeutin sagte damals das sowohl Ausprägung als auch dauer eine rolle spielen was heilung betrifft. Es gibt solche, bek denen man es nur verbessern kann, solche bei denen alles verschwindet und natürlich tausend nuancen dazwischen.

Ich war nach einem dreiviereljahr offiziell durch, die letzten monate haben wir nur kleinkram gemacht.

Mein zustand heute ist ein traum gegen die Anfänge.

Bedenke wie lange es gebraucht hat bis du die richtige therapieform hattest. Es wird besser werden ganz bestimmt!

A


Schlechter dann besser?

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Zitat von Sydaemeni:
Da mein trauma frisch und die ptbs jung war ging es relativ einfach. Ein bisschen was is übrig geblieben und es wird einen wohl immer mal einholen aber es wird besser! Meine Therapeutin sagte damals das sowohl Ausprägung als auch dauer eine rolle spielen was heilung betrifft. Es gibt solche, bek denen ...

ich danke dir meine liebe syda ich hoffe es. manchmal ist es schwer, nicht den mut zu verlieren. gefühlt mitten
drin im chaos.
aber ja, was 30 jahre unterdrückt wurde, wenn das raus kommt, ist es vielleicht auch erstmal normal so...

Hallo @Cloudsinthesky,

ich kann mit Dir nur meine Erfahrungen als komplex Traumatisierter teilen. Ich bin seit 2 Jahren in einer Traumatherapie und habe eine traumatische Vita von knapp vier Jahrzehnten aufzuarbeiten. Bei mir ist es mit der Traumatherapie auch erstmal deutlich schlimmer geworden, da einem das Verdrängte so richtig bewusst wird. Ich bin dem Tod in nahezu all seiner Gestalten zu oft begegnet und daher kann ich nur auf den Überlebensmodus zurück greifen... Kognitiv ist mir soweit Alles klar, aber leider habe ich mein emotionalen Teil abgespalten (oder wurde nie ausgeprägt) und daher bringen zum jetzigen Zeitpunkt die meisten Therapiemethoden nichts.

Das Ende meiner aktuellen Krankenkassen-Therapie (Stunden sind aufgebraucht) ist jetzt auch in Sicht. Ich habe mir eine tiergestützte Traumatherapie gesucht, die ich allerdings selbst zahlen muss. Ich hoffe, dass ich durch einen Assistenzhund wieder Zugang zu meinen Emotionen finden kann, aber auch das ist nicht gewiss... Meine Prognose durch diverse Gutachter (Krankenkasse, Rente etc.) ist eher mäßig und als Therapieziel wurde nur eine Verbesserung als realistisch betrachtet. Zurzeit läuft gerade mein EM-Rentenantrag, womit ich mich unwahrscheinlich schwer getan habe, es anzunehmen.

Durch die tiergestützte Traumatherapie habe ich zumindest auch mal wieder bessere Phasen, nachdem es 1,5 Jahre nur bergab ging. Des Weiteren beschäftige ich mich zurzeit mit der Ego-State-Therapie. Das Modell konnte für mich zumindest schlüssig erklären, wie es zum jetzigen Zustand gekommen ist. Eine professionelle Therapie mache ich da zurzeit aber nicht.

Du schreibst in deinem Eingang-Post, dass es ein Monotrauma mit Retraumatisierungen (Plural) ist. Es ist umso schwerer, je früher das Trauma erlitten wurde und je länger die Retraumatisierungen sich hingezogen haben. Daher kann theoretisch auch Monotraume (Typ 1) durch die Retraumatisierungen zu einem Komplextrauma (Typ 2) werden, auch wenn es sich immer nur um die gleiche Situation gehandelt hat. Wurde dein Monotrauma vor den Retraumatisierungen schon einmal behandelt? Fand die Traumatisierung in deiner Kindheit statt?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft für deinen Weg und verliere nie die Hoffnung auf bessere Zeiten. Es wird wieder besser werden, auch wenn es vielleicht nie wieder wie vorher wird.

Ich danke dir für deine Antwort @Krieger und hoffe, du findest ein wenig Linderung mit der tiergestützten Therapieform.
Ja der Zugang zu Gefühlen ist sehr schwierig.
In der Kindheit war es schwierig zu Hause, mit einem alk. kranken Vater und im Grunde täglichem Streit, aber ich würde das fast schon als normale Härte bezeichnen. Allerdings denke ich, geprägt hat es trotzdem.

Zugang zu meinen Gefühlen ist sehr schwer.

Mein Trauma fand vor 30 Jahren statt, da war ich 19.
Also nicht zu früh, trotzdem wenn ich zurück blicke, sehr prägend und da ich immer das Gefühl hatte, mir ist das nicht passiert, das war nicht ich wurde es auch nicht behandelt, bis jetzt.

Die Retraumatisierung war im Grunde fast eine Wiederholung des Ursprungstraumas und seit dem ist es sehr schwierig, mich überhaupt zu fühlen. Oft fühlt sich alles ganz fremd und unwirklich an. Sicher kennst du das.

Also auch die Retraumatisierung, die sich dann noch ein weiteres Mal fast gleich wiederholte, war sozusagen einmalig.

Ichmerke nur, wie ich in diesem Strudel feststecke und da nicht wirklich herausfinde und auch fürchte, das wird ganz garnicht möglich sein. Vielleicht ähnlich wie bei dir auch.
Aber ich hoffe, dass doch zumindest eine Besserung eintritt, was ja in dem Zustand schon fast der Himmel auf Erden wäre.

Ich arbeite meine Traumata seit letztem Jahr auf. Ich habe fast keinen Zugang zu Erinnerungen aus meiner Vergangenheit.

Zunächst dachte ich (als langsam klar wurde was in meiner Vergangenheit passierte) ich schaue mir die Erinnerungen an und gut ist. Leider war das eine völlig falsche Erwartung. Es gibt Phasen, die hauen mich ziemlich aus der Bahn, vor allem wenn neue Erinnerungen auftreten und ich in Flashbacks oder Dissoziationen ende. Ich würde sagen, ja es wird erst einmal schlimmer. Aber bereits nach einem Jahr habe ich so viel über mich lernen dürfen und bin so sensibler und geduldiger mit mir geworden. Für mich kostet die Aufarbeitung sehr viel Kraft und es fühlt sich manchmal wie ein Marathonlauf an - nur ich habe zuvor nicht trainiert.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld mit dir selbst.

Hallo Cloudsinthesky,

ich kann, ähnlich wie @Krieger, meine Erfahrungen als Komplextraumatisierte mit Dir teilen.

Zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass Du eine so schlimme Erfahrung machen musstest!

Und ich möchte Dir Mut machen: Auch, wenn es schlimm war, was Dir passiert ist (es ist mir ganz wichtig, das zu betonen, damit Du mich gleich nicht vielleicht missverstehst), hast Du als monotraumatisierter Patient (trotz aller Retraumatisierungen) sehr gute Aussichten darauf, gute Heilungserfolge zu erzielen.
Das liegt so ein bisschen am Wesen der spezifischen Traumatherapieformen: Je gezielter man ein bestimmtes Ereignis ins Visier nehmen kann, umso besser kann man es behandeln, auch wenn es sehr schlimm war.

Und ja, es ist imho total normal, dass es während der Therapie erstmal schlimmer wird, bevor es besser wird. Völlig normal. Ich kenne das von so gut wie allen Mitpatienten und von mir selber auch, gerade im letzten Klinikaufenthalt hatte ich eine so schwere Exposition-Phase, das es mich fast vollständig zerlegt hat, aber auch das wurde wieder besser mit der Zeit. Nicht gut, aber besser.
(Nur ganz allgemein: Ich gehöre zu den Leuten, die mehrere Gutachter als zu krank, nicht heilbar, zu schwer geschädigt eingestuft haben, bei mir ist eine Heilung in dem Sinne ausgeschlossen, aber trotzdem kann sich mein Leidensdruck und meine symptomatische Last bessern, dafür kämpfe ich. Ich bin seit über 10 Jahren in Therapie, ambulant und auch immer wieder über mehrere Monate vollstationär, und gerade habe ich wieder in einem Bericht lesen müssen, dass mein Weg immer noch sehr, sehr lang sein wird).

Vielleicht ist es also gerade die zeitliche Dimension, die ich etwas in Perspektive rücken wollen würde: Es dauert viel Zeit. Die Prozesse, die das Gehirn bei der Traumaverarbeitung (sei es mono oder komplex) durchlaufen muss, lassen sich nicht beschleunigen.
Und ich weiß sehr gut, wie sehr einem der Zeitdruck zu schaffen macht, der durch die Stundenbegrenzung da ist, aber davon muss man sich frei machen, auch wenn es schwer fällt. Man kann diese Prozesse nicht beschleunigen.
Gerade zu Beginn der Traumatherapie ist man ja oftmals emotional sehr an seinen Therapeuten gebunden, aber man muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass man den ganzen Weg vielleicht nicht mit diesem einen Therapeuten wird gehen können, wenn man die Stunden nicht aus eigener Tasche zahlen kann. Denn leider ist halt irgendwann Ende mit der Kostenübernahme. Aber: Das heißt noch lange nicht, dass es das Ende des therapeutischen Weges sein muss. Aber als Hoffnungsschimmer: Gerade die speziellen Tarumaverfahren wie EMDR sind oftmals erstaunlich effektiv, gerade bei Monotraumata (bei Komplextraumata funktionieren diese Verfahren ja leider deutlich weniger gut), das ist echt faszinierend manchmal.

Du wirst aus dem Strudel herausfinden, bestimmt!

Es wird vielleicht nur länger dauern als Du dachtest. Arbeite ohne Druck in Deiner Therapie weiter. Am Ende der 100 oder 120 Stunden kann dann überlegt werden, wie es weitergeht. Für die meisten Patienten, die dann noch nicht fertig sind, bedeutet das einen Wechsel der Therapieform (in Deinem Fall also auf Verhaltenstherapie (oder Analyse, aber das machen nicht viele)) und des Therapeuten. Das ist oftmals hart, aber unumgänglich und bietet auch neue Impulse. Du kannst Dir auch überlegen, härtere Expositionen in einer Klinik zu machen, diese Stunden gehen nicht von Deinem Kontingent ab, also während der Therapie eine Traumatherapie in einer Klinik machen und dann die Aufarbeitung des Aufenthalts in Deiner ambulanten Therapie fortsetzen. Oder Du gehst am Ende der ambulanten Therapie intervallweise in eine Klinik. Klassischerweise wechseln aber viele Patienten erstmal nur die Therapieform, wenn sie grundsätzlich so stabil sind, dass ambulante Therapie ausreicht.
Was auch eine Möglichkeit ist: Du kannst Dir zusätzlich zur ambulanten Therapie eine ambulante psychiatrische Pflege verschreiben lassen, dann bekommst Du einen Pfleger, der zu Dir nach Hause kommt und nach Dir schaut, die haben auch eine 24h-Notrufnummer. Damit wäre es vielleicht möglich, intensiver in die ambulante Trauma-Therapie einzusteigen, weil Du dann flankierende Hilfe und Unterstützung hättest.

Ich möchte Dir wirklich Mut machen: Der Weg ist hart und lang, aber es lohnt ich, ihn zu gehen. Man merkt irgendwann die entlastende Wirkung der Traumatherapie, auch wenn es erstmal schlimmer wird, es dauert nur seine Zeit. Bei mir sind es jetzt über 10 Jahre, und auch, wenn die Gutachter das anders sehen: ich habe sehr wohl Fortschritte gemacht, meine Behandler bestätigen mir das immer wieder und ich selber merke es auch.

Es ist hart und tut richtig weh, immer tiefer in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus vorzudringen (wenn Du verstehst, was ich meine), aber die symptomatische Entlastung ist aller Mühen wert. Die Alternative wäre, ein Leben lang in seinen Symptomen gefangen zu sein, und das ist, finde ich zumindest, keine schöne Alternative.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

LG Silver

Bei mir ist stationär das Trauma durchgebrochen und mir ging es dermaßen schlecht, dass ich über Tage 3 x tgl. Tavor bekam, weil wirklich nichts mehr ging.

In der Klinik wurde die Schematherapie angewandt, gegen die ich mich mit Händen und Füßen gewehrt habe, da ich meine Emotionen, mein inneres Kind nicht ansehen wollte. Verdrängt, abgespalten und auf einmal offen legen? Nein. Das Ende vom Lied, es kam durch und da dann der Zusammenbruch (s.o.).

Ambulant mache ich weiter, meine Therapeutin arbeitet nicht mit der Schematherapie, aber macht mit mir innere Kind Arbeit und Trauma.

An manchen Tagen habe ich Angst zur Therapie zu gehen. Nicht weil ich Angst vor der Therapie habe, sondern Angst vor meinen Emotionen.

Ich bin auch manchmal im Strudel abwärts, aber langsam geht es Schritt für Schritt bergauf.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

@Cloudsinthesky

Ich war in Langzeittherapie. Zuerst in der Klinik, dann später privat. Insgesamt über zwei Jahre. Ich habe große Fortschritte erzielt, aber eine hundertprozentige Heilung ist bei mir nicht möglich. Dafür wurde es zu spät diagnostziert. Gewisse Muster meines Traumas sind zu fest eingebrannt. Hätte man es in meiner Kindheit erkannt, wäre das Result vielleicht anders. Ich möchte dich damit auf gar keinen Fall entmutigen! Ich möchte damit lediglich sagen, dass eine Behandlung und Heilung von (K)PTBS sehr schwer und langwierig sein kann. Falls eine Therapie nicht ausreicht, sollte du eventuell eine Verlängerung in Erwägung ziehen. Je nach dem, wie du dich selbst fühlst.

Aus meiner Erfahrung, kommt es immer wieder in gewissen Abständen zu Rückfällen oder Verschlechterungen. Ich musste lernen, damit umzugehen. Zum Glück, sind diese negativen Phsen bei mir mittlerweile sehr selten. Die Abstände sind sehr groß geworden. Das sehe ich als Erfolg!




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