Zitat von Kosmos: Ich weiß nicht, was daran verwerflich sein soll, wenn man soziale Gerechtigkeit fordert.
Lass mich dazu ein paar Worte schreiben.
Ich bin ähnlich wie Du wohl jemand, der immer sehr auf Gerechtigkeit wert gelegt hat. Auch ich hatte vor Kurzem noch einen massives Problem mit unserer Politik, unserem Gesundheitssystem, der Art, wie das Geld in unserem Land verteilt ist, wie hirnlos die Menschen in Sachen Klima umgehen (nur Geld zählt usw), wie die Welt an sich so läuft usw. Gift waren für mich zu viele Nachrichten, Talk Shows und allgemein Internet- und Medienkonsum. Das feuerte meine Aggressionen immer mehr an. Ich begann, selbst im Straßenverkehr fast jeden zweiten Fahrer als A. zu sehen oder hatte zumindest irgendwann nur noch eine negative Erwartung an alle.
Mittlerweile habe ich das Gott sei Dank wieder im Griff. Man muss echt aufpassen, dass man sich da nicht vollends in diese Gerechtigkeitsthematik hineinsteigert. Verführung dazu bietet unsere Welt an jeder Ecke. Die Medien gieren ja nach Schlagzeilen, welche unsere Emotionen und vor allem Aggressionen ansprechen. Damit wird Geld verdient. Mit schönen Nachrichten lockt man keine Leute mehr hervor. Es bringt keine Klicks.
Das ist traurig, aber man muss verstehen, wie der Hase läuft. Nur dann wird man irgendwann akzeptieren lernen, dass die Welt nie gerecht sein wird...und jetzt kommt es....sie darf es leider auch nicht sein. Eine gerechte Welt wäre fatal, weil es die Folge hätte, dass wir nicht mehr werten könnten, was gut und schlecht ist. Wir würden keine Ziele mehr haben. Außerdem sollte man verstehen lernen, dass die eigene Sichtweise auch nur ein individueller Blick auf die Welt ist. Keiner von uns kann das große Ganze sehen aus allen Perspektiven. Das ist leider die Wahrheit. Wenn man sich daran versucht zu erinnern, ob man in der Vergangenheit ganz früher auch so gedacht hat wie jetzt, so negativ wahrgenommen hat wie jetzt, die Ungerechtigkeiten so bemerkt hat wie jetzt - denkt mal nach...meist ist es so, dass es nicht so war, weil wir damals einen anderen Blick hatten. Dabei war die Welt immer schon so, wie sie ist, eben nicht gerecht. Zufall und Glück sind die großen Begleiter von jedem von uns, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. So läuft die Welt und nicht anders.
Ich würde mich leider als ziemlichen pessimistischen Mensch bezeichnen. Meine Frau ist eine Optimistin und ich bewundere das unfassbar an ihr. Wie kann man nur in allen Dingen so eine positive Sichtweise haben? Mir war das lange schleierhaft. Es hat sicherlich viel mit unserer Erziehung und unseren Erfahrungen zu tun und vielleicht ist es auch ein wenig genetisch vorgegeben. Es hilft aber nichts. Pessimisten können die Welt nicht ändern oder irgendwie beeinflussen. Das einzige, was man tut, ist, dass man sich schlecht fühlt. Jetzt kann nicht jeder sofort zum Optimist werden, aber wenn man ein wenig in sich geht und sich mit dem Thema beschäftigt, erfährt man mehr Ruhe und Gelassenheit. Bei mir kam der Klick bei einer Online-Akademie, die ich seit einigen Monaten mache. Der Verfasser hatte selbst jahrelang Angststörungen und hat sein ganzen berufliches Leben dann geändert und darauf umgestellt, Leuten wie mir zu helfen. Ich nenne bewusst keinen Namen, weil ich keine Werbung machen will, aber in diesem Kurs ging es viel um dieses Thema, wie man die Welt sieht und wie man es schafft, Dinge zu akzeptieren, die nicht fair sind. Ich kann daher nur raten, seinen inneren Aggressor gegen alles da draußen zu zähmen und ihm nicht das Zepter überlassen. Dieses Kämpfen gegen Dies oder Das ist nicht die Lösung für unsere Erkrankung! Ganz im Gegenteil - es wird eher dazu beitragen, nie gesund zu werden.