Hi,
ich bin kein Psychologe aber ich verstehe, was in deinem Kopf für Nervenanreiz-Party abgeht, wenn der leiseste Schimmer von Lärm zu hören ist. Keiner kann hier sich in dich besser hineinfühlen als ich. Ich war in einer Wohnung , die über sehr agressiven und ständig Alk. Nachbarn lokalisiert war. Ich habe in der Wohnung über Jahre mit dem Lärm gelebt und sogar am Anfang zum Lärm manchmal geschlafen. Aber du fragst dich wie? Ich hatte damals Angst vor Geistern, d.h. auch Angst vor der kompletten Ruhe. Ich hatte immer darauf gewartet, dass jemand aus meiner Familie aufsteht und das Klo besucht, damit ich die Schritte höre und mich sicherfühle, dass keine Geister plötzlich erscheinen werden, und die Chance ergriffen, in jenem Momen den Tiefschlaf zu ergreifen. Wenn dies nicht passierte, dann hatte ich mich dazu gefreut, wenn die Nachbarn z.B. lauten Fernseher anmachten, da ich nicht mehr das einsame Gefühl hatte. Allerdings bleibt man nicht jung und man wird reifer. Irgendwann lernte ich ein paar Philosophen aus Büchern kennen, und ich habe so viele Bücher verspeist wie ich konnte. Irgendwann bekamm ich im Unterbewussten einen anderen Blick auf die Welt. Ich wollte Ruhe haben, ich wollte vor dem Schlafen in Ruhe ein Buch lesen, das Klicken der Tischlampe hören nachdem ich mit dem Schreiben meines Tagebuchs zu Ende, das Scleifen der Bettdecke über mich bevor ich mein Haupt auf das Kissen platziere, das Zwitschern der *beep* am Morgen hören, während mir im Sommer eine Brise weht. Alles war ein Traum, bis mein Bewusstsein die tägliche zufällig auftretende Lärmbelästigung in Kombination mit dem Tod meines Vaters und eine Luftnot, die ich während dieser Zeitspanne hatte, mein Leben auf dem Kopf stellte. Ich wurde hilflos, reizlos. Jedes Mal, wenn die leiseste Musik angemacht wurde .
Nun ist die Frage: warum passiert uns das? Warum gibt es Menschen, die zur lauten Musik schlafen?
Von mir kennst du es ja. Ich wollte als kleiner Geräusche hören, um mich nicht alleine in der Nacht zu fühlen. Später fand ich heraus, dass die damaligen Nachbarn Alk. waren, mit denen man keine menschliche Kommunikation aufrichten konnte. Also entwickelte ich Hass gegenüber denen. Was macht das Gehirn, wenn du jemanden hasst? Jede kleine Aktion wird als Angriff oder Gegenangriff verstanden. Und das ist ja täglich. Langsam mit der Zeit werden die Nerven neu verkabelt. Man hat eine höhere Bereitschaft für eine Fight-Or-Flight Reaktion. Aber wie du sagst, bist du weggelaufen, also Flight. Du hattest eine Niederlage. Du konntest deine Nachbarin nicht aufhalten. Sie hat gewonnen. Du bist gebrochen aus der Wohnung mit psychischer Gewalt hinausgezogen, du hast ständig Angst, dass wenn das wiederkommt, alle Gewaltenteilungen des Landes würden dir nicht helfen, d.h. du bist schutzlos. Dein Gehirn verbindet dein Verhalten mit den Emotionen und die damit verbundenen Gedanken.
Wenn ich heutzutage von draußen Musik höre, dann horche ich, bis ich das Geräusch lokalisiert habe, dann bekomme ich Flashbacks. Ich bekomme das Gefühl, dass ich verloren habe, dass ich irgendwann einfach ins leere ausziehen muss, um meine Ruhe zu genießen, irgendwo in einem abgelegenen Dschungel, wo ich mein ganzes Lebensschmerzes hinausschreien kann. Aber das wird mir nichts nützen haha, denn schon am ersten Tag könnte ich nicht überleben. Wir sind von Anfang an von bereitgestellten Ressourcen abhängig,
- Du musst viel lesen. Geh in die Bücherei, nimm dir ein Buch und lies
- Trainiere viel. Intensiver Sport bedeutet mehr Auschüttung von Endorphinen, die deinen Körper entspannen und gleichzeitig fühlst du dich stärker.
- Lass dir niemals dein Recht entziehen. Wenn dir kein Anwalt helfen kann, dann mit deiner Faust und Fuß. Bei dem Fall mit deiner damaligen Nachbarin hättest du bei ihr an der Tür hämmern sollen, schreien, drohen. Selber Lärm machen. Dann ausgezogen. Somit hättest von der Angst weniger mitgenommen
- Versuch dich mit der Musik wieder anzufreunden. Erinnere dich daran - Verhalten, Emotionen und Gedanken. Beginne erstmals mit klassischer Musik
- Wenn jemand oder ein Fernseher zu hören ist oder bisschen Lärm, dann überlege es dir. Diese Menschen kennen dich garnicht, also beabsichtigen sie das nicht. Wenn du Lärm hörst, dann leg dich hin und schließe die Augen. Versuche dich währenddessen an etwas anderes zu konzentrieren, versuche zu schlafen, ja zu schlafen. Ich habe es versucht und es klappt. Gehe nicht zu deinen Nachbarn, bis die Sache ernst wird, d.h. so laut ist, dass du nicht mehr schlafen kannst. Dein Gehirn muss adaptieren. Mach während du Lärm hörst z.B. Liegestütze, gehe etwas Kochen, mach während des Lärms etwas normales. Somit verbindet dein Gehirn das Lärm damit, dass du dich normal verhalten sollst. Aber wenn du jedes Mal in Panik gerätst, dann wird das irgendwann so stark, als hättest du einen Lebensgefährten, den du Mal verloren hast und nie vergessen wirst
- Kaufe Lavendel. Meditiere.
- Und bitte vermeide schlechte Nachrichten oder Dokus über arme Länder. Mach etwas intelektuelles, geh raus zur Natur, mach etwas verrücktes, was du niemals gewagt hättest
-
Mit dieser Veränderung deines Verhalten-Emotionen-Gedanken-Muster, verkabelst du dein Gehirn neu. Nichts vom genannten ist einfach umzusetzen, aber, du musst es umsetzen, oder du stirbst irgendwann wegen Angst und die Sache eskaliert bis zum psychiatrischen Anstalt, wo du Tag und Nacht das Hüpfen und Gejammer von Patienten hörst, wo du dich nach deinen leisen Nachbarn sehnen wirst.
Ich hoffe ich konnte dir helfen.
03.06.2023 07:11 •
x 2 #12