Bei Geburten kann eine Frau schwer traumatisiert werden. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Wenn es weiterhin schwierig bleibt, dann würde ich versuchen, einen guten Traumatherapieplatz zu finden.
Wenn es einem als Mutter nämlich deswegen schlecht geht, dann überschattet das alles. Und Dein Kind braucht Dich und Du selbst brauchst Dich ja auch.
Ich habe hier in der Rubrik einen Thread aufgemacht zum Thema PTBS durch medizinische Traumata. Da kannst Du vielleicht ein paar Infos rausnehmen oder Dich einfach wahrgenommen fühlen in Deinem Kummer und Deiner Not.
Das ist eine eigene Welt und nur der, der es erlebt hat, kann es verstehen. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, wenn dann jemand kommt, der auf der anderen Seite tätig ist und anfängt mit Erklärungen und das verteidigt. Das mag alles so sein und ich gehe auch nochmal darauf in einem weiteren Absatz unten drauf ein.
ABER:
Es ist Dir passiert! Und Du leidest und Du hast das so durchleiden und mitmachen müssen! Und das ist der springende Punkt!
Du hast keine Energie und keine Reserven übrig, um Dich damit auseinanderzusetzen, wie es jemand sieht, der das auf der anderen Seite als Beruf macht.
Ich bin selbst in der Medizin sehr lange und schwer traumatisiert worden. Es ging mir Jahrzehnte wie Dir, dass ich es selbst nicht sortieren konnte, dass mir niemand geholfen hat und dass mir Berufstätige aus der Medizin nicht wirklich geglaubt haben. Sie haben es gegeglaubt, dass es nicht schön war. Aber dass es es einen soooo kaputt machen kann, dass es so gravierende psychische Folgen haben kann, das haben sie mir nie geglaubt. Und das tut so weh. Und man kommt dann auch nicht weiter.
Ich bin am Ende in Traumakliniken gelandet und wurde aus der Traumagruppe raussortiert, weil ich angeblich nicht traumatisiert sei. Das war der Hit! Und heute, so lange danach, ist es klar, dass ich viel schlimmer traumatisiert war als die, die da drin waren. Man nimmt es nicht ernst.
Und genau das solltest Du nicht machen! Nimm' Dich ernst.
Ein Therapieplatz kommt, wenn er kommt. Bemühe Dich immer wieder drum und habe Geduld. Und wenn Du dann irgendwann jemanden findest, der modern arbeitet, wo Du Dich wohl fühlst und abgeholt wirst, dann machst Du Deine Traumatherapie. Und vorher halt nicht. Das Neurofeedback kann ich bei medizinischen Traumata auch empfehlen. Da wird nicht viel gemacht, nur Elektroden am Kopf angeklebt. Mehr passiert da nicht und Du musst Dich nicht mit dem konkreten Ereignis auseinander setzen. Auch da habe ich einen Thread aufgemacht, extra für Menschen wie Dich.
Wir gehören nirgendwo hin. In allen Traumatherapien geht es um Straftaten, Unfalle, illegale Angriffe. Wir passen nicht rein. Unsere Symptome und Ängste sind andere als deren Nöte. Man ist sooo allein damit. Und dieses Ewige Die wollten Dir doch nur helfen! Es musste sein!, das hilft einem leider gar nicht und macht alles noch schlimmer. Soll man noch dankbar sein für das, was einem zu zugefügt wurde.
Der Grund, warum man so reagiert, ist, dass Traumatisierung hauptsächlich im Körper stattfindet. Und der entscheidet es. Und wenn der Angst hat oder wenn er sich bedroht oder penetriert fühlt, dann entsteht Traumafolge im ganzen Menschen. Deshalb würde ich Dir zu einer Körperpsychotherapie raten. Gerade bei medizinischen Traumata sind die SE-Therapeuten eine Wohltat. Nie hat man mir geglaubt, bis ich dann zu meinem Traumatherapeuten kam und der war von einem Amerikaner ausgebildet und die sind viel weiter als wir. In Deutschland ist nur sexuelle Gewalt als Trauma wirklich was, wo man Hilfe findet. Alle anders betroffenen Traumapatienten verzweifeln an der Therapieplatzsuche, für die ist nix vorgesehen. Das System ist auf Opfer von Sexualstraftaten ausgerichtet worden, nicht für Traumapatienten wie uns.
Und die besondere Sache ist eben, dass alle medizinischen Traumata, die dann noch im Intimbereich, im Schambereich vollzogen werden, quasi Komponenten aus beiden Bereichen haben und das macht sie zu besonders schweren Traumatisierungen. Und viele Therapeuten kommen darauf gar nicht klar und verhalten sich mit Verlaub saublöde. Und dann geht man heim, geknickt, verzweifelt, gibt auf und traut sich nicht mehr der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.
Aber trotzdem ist man eben schwer traumatisiert.
Und genau deshalb solltest Du was für Dich tun. Das muss nicht schnell gehen. Aber warte auf den richtigen Ansprechpartner, versuche es hier und da und sei auf blöde Reaktionen gefasst. Die kommen leider viel zu oft.
Und irgendwann wirst Du jemanden finden, der Dich versteht und der Dir helfen will und kann.
Und auch ein Grund, warum so oft die Medizin traumatisiert?
Weil sich die, die da arbeiten, und sich um uns Patienten kümmern sollen, wie es sich gehört, oft versagen und es total vermeidbar wäre, so viel Schaden anzurichten.
Natürlich verstehen wir Patienten auch, was da los ist. Ich habe selbst gepflegt, viele Jahre und am Ende war ich ganz allein 24 Stunden für einen Sterbenden zuständig. Und ich weiß, dass man irgendwann versagen muss, wenn der Druck zu groß ist, das Kreuz nicht mehr mitmacht. Und immerhin sind das fremde Menschen, die zu versorgen sind. Dass da nicht unbedingt das Herz dran hängt und die Routine siegt, das ist klar. Wissen wir alles.
Trotzdem müssen sich die Menschen, die beruflich Medizin machen, endlich den Schuh anziehen, dass die Medizin mit zum aggressivsten gehört, was man in einem Leben erleben kann, voller Ängste, Ausgeliefertsein, Schmerzen, peinlichen Situationen. Wir liegen da und müssen vertrauen in wildfremde Menschen, müssen uns von Leuten anfassen lassen, die wir niemals gesehen haben und müssen alles schlucken, egal, ob da einer ekelig aussieht oder nicht, ob er ruppig ist oder charmant, ob er zugewandt ist oder ein Fachidiot, der nur an seiner Karriere und am Geld interessiert ist und welche Frau er Dank Arztkittel an Land ziehen kann. Und wer das nicht ernst nehmen kann und will, der sollte dort nicht arbeiten. Weil die Patienten kriegen es ab. Und wir haben auch keine Lust nach schweren oder langen Erkankungen oder eben wie hier Geburt eines Kindes als psychische Wrack durch die Gegend zu schaukeln und darin gefangen zu sein.
Man hat für seine Patienten eine Verantwortung und die bezieht sich auf den ganzen Menschen und nicht nur auf seinen Körper.
Und es ist oft gar keine Not und keine Zeitnot da, sondern es ist einfach kein Wille auf der anderen Seite da, einfühlsam zu sein und keine Lust, Mitgefühl zu haben. Es ist ihnen alles zu viel. Nur Nadeln reinrammen und all der medizinische Kram, der wird exakt ausgeführt, aber der Mensch auf der Liege bleibt auf der Strecke.
Es ist genau das Ruppige, was am Ende die Patienten so schädigt, dass sie danach Jahre bis Jahrzehnte Traumatherapien machen müssen, um irgendwie am Leben zu bleiben. Das kann man mit gar nichts rechtfertigen.
Das Schlimme ist, dass die, die das beruflich machen, sofort in den Verteidigungsmechanismus gehen und anfangen, zu erklären, warum, wieso das alles so sein musste und dass es doch irgendwie ok geht. Nein, es geht nicht ok. Es ist ein notwendiges Übel und das wichtigste Instrument, was Ärzte und Pflege zur Verfügung haben und bedienen können müssen, ist das Einfühlungsvermögen und Taktgefühl.
Es wäre viel leichter zu ertragen, wenn wenigstens einer aus dem medizinischen Bereich mal sagen würde:
Hör' mal, ich habe das mitbekommen, dass Du dadurch ein ruiniertes Leben und eine kaputte Psyche hast. Wir hätten es anders machen sollen. Und wenn wir mitgedacht hätten und uns bemüht hätten, wäre es anders gelaufen. Es tut mir leid, dass man da versagt hat. Und ich verspreche Dir, dass ich das ernst nehme, dass ich das in mein Arbeitleben mitnehme und dass ich es in Zukunft beachten werde, weil ich jetzt weiß, welche Katastrophen wir anrichten können, obwohl wir nur versuchen, einem kranken Menschen zu helfen. Es hat zwei Seiten und jetzt habe ich das begriffen! Und ich werde mich danach richten..
Warum ist es so schwer für Menschen, die in der Medizin arbeiten, das nachzuvollziehen? Das ist nicht schwer. Und es ist normal, dass Patienten so reagieren. Die Natur hat das nicht vorgesehen, was die moderne Medizin macht. Dafür sind wir nicht gemacht und deshalb verkraften wir das auch nicht. Und Kinder verkraften es erst recht nicht. Und auch da wird keine Rücksicht genommen. Da hat sich bis heute viel geändert. Aber bei den Sachen, wo ich traumatisiert wurde, wird es nach wie vor fast genauso gemacht. Sie haben nichts daraus gelernt. Das sind jedes Jahr zig Tausend Kinder, die aushalten müssen, was mir passiert ist. Und viele werden danach so krank und kaputt durch die Gegend rennen wie ich und niemanden finden, der hilft oder helfen kann oder es uns glaubt, dass wir völlig am Ende sind.
So, das möchte ich da lassen:
Ich sehe sehr genau, wie schlimm so eine traumatische Geburt die Mutter mitnimmt und wie schwer das ist. Dann muss das Kind versorgt werden, in dem Zustand und keiner nimmt einen ernst....
Ich wünsche Dir alles, alles Liebe und Gute!
Kosmos
PS Meine Schwester hatte auch eine traumatische Geburt. Ich kenne das nur zu gut und ich sehe, was draus wird. Sie hat auch niemanden gefunden, der für sie da war. Sie weiß nicht, dass sie schwer traumatisiert ist und sucht auch deshalb nicht nach Hilfe. Aber es hat sie auch keiner aufgeklärt, dass dies die Folgen einer Geburt sein können. Diesen Frauen hilft man bisher nicht, das kommt grade in Gang.
Ich flippe heute noch aus, wenn ich irgendwo zum Arzt muss. Ich werde wütend bei jeder Kleinigkeit, wo die nicht so machen, wie ich es will. Da kommt das wütende Kind hoch, dass damals keine Chance hatte sich aufzulehnen und zu gehen. Heute als Erwachsene kann ich gehen. Aber wenn ich zum Arzt gehe, dann bin ich in Sekundenschnelle wieder diese Etwas, in das die die Nadeln und Schläuche reinschieben und das zu spuren hat und alles wegzustecken hat, was denen noch so einfällt. Mit 11 wollte ich mich dann nur noch umbringen. Ich habe gedacht: Lieber tot als noch einmal Uni-Klinik! und das habe ich ernst gemeint. Ich glaube, lange hätte ich es nicht mehr gepackt. Aber ich bin dann wie durch ein Wunder einfach so gesund geworden und danach kam die psychische Sch.... Von wegen gesund und alles gut überstanden. Jetzt bin ich über 50 und war mein Leben lang bei Psychos, Beratungsstellen, in Kliniken, bei Psychiatern, in Reha und alles Mögliche. Ich habe alles durch. Alles nur wegen dem, was in der Medizin in ein paar Jahren kaputt gemacht wurde. Ich war 4 Jahre und die haben mich behandelt wie eine Laborratte und das über Jahre hinweg. Wenn ich nicht so einen guten Traumatherapeuten gefunden hätte, hätte ich schon aufgegeben. Irgendwann habe ich mich nur noch mit Beruhigungsmittel abgepumpt. Tagsüber Tavor und Kortison und nachts Zolpidem. So habe ich mich am Leben erhalten.
03.01.2023 14:50 •
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