Ich bin sicher, dieser Thread hier wird dem TE noch einen Benefit einbringen.
Und ja, das kann ich bestätigen, dass die wenigsten Therapeuten sich mit Traumatherapie wirklich gut auskennen. So ein bisschen Trauma wirkt sich ja auch nicht so schlimm aus. Aber gerade das, wovon der TE hier spricht, ist harter Stoff. Da es so früh war und dass durch die Mutter auch keine Zuwendung und Unterstützung kam, haben wir den Salat.
Mit dissoziativen Störungen und mit Traumata, die sehr früh stattgefunden haben, tun sich die meisten Therapeuten überhaupt nicht auskennen. Und die machen dann das, was sie gelernt haben. Das ist für solche Patienten aber die totalen Uberforderung und diese Therapeuten treiben die Leute in den Wahnsinn.
Drum wäre meine Empfehlung, sich vor Ort an die Traumatherapeuten zu wenden, die mit EMDR und Ego-State-Therapie arbeiten. Die kennen sich wenigstens mit Dissoziation aus. Und wenn man da jemanden findet, der offen für Neues ist, dann von Anfang an auf alles verweisen, was im Eingangstext geschrieben wurde und so den Therapeuten langsam an die Materie heranführen.... Wenn sich der darauf einlässt, dann kann es gut werden.
Man hat leider nicht immer das Passende. Es kann sich lohnen, jemanden zu suchen, der dem am nächsten kommt und mit ihm dann eine Weiterenticklung zu machen. Das ist nicht ideal, aber kann funktionieren.
Wenn ich sage, dass ich zu einem VT-Therapeuten gehen würde, dann meine ich das abrechnungstechnisch. Es geht um die rechtliche Einordnung des Therapeuten, mit welchem Verfahren er abrechnen kann. Und es geht mir darum, dass er eine erste berufliche Sozialisierung in VT haben sollte. Das ist wichtig, damit er einen gut Coachen kann. Aber das reicht bei Weitem nicht. Wenn man schwer und früh traumatisiert ist, dann sollte der wesentlich mehr beherrschen als nur kognitive VT. Das langt nie. Kognitive VT ist der erste Schritt im Leben eines VTlers. Damit kann er dann anfangen und Geld verdienen. Auf dem Stand sollte er nicht stehen bleiben, sondern sich weiterentwickeln. Die meisten sind aber - wie die Therapeuten anderer Therapierichtungen - zu faul, sich besser ausbilden zu lassen. An den Ausbildungskosten liegt es nur sekundär, denn die können sie als Betriebsausgabe verbuchen und damit wird die Weiterbildung unterm Strich vergünstigt.
Man muss sich das schon klar machen: Wir reden hier meistens und hauptsächlich von Kassentherapeuten, weil viele nicht das Geld haben, Privattherapeuten oder Heilpraktiker über lange Zeiträume zu bezahlen.
Meine Rede von oben:
Beschweren bei der KV, qualifizierte Beschwerden, sachliche Argumente bringen, wenn es geht, belastbare Zahlen vorlegen. Das kann man manchmal beibringen, weil viel veröffentlicht wird.
Wenn mal jede Woche 10.000 Leute für bessere Versorgung von psychisch Kranken auf der Straße stehen würden und Plakate aufrollen würden, wären wir schon lange weiter. Aber das macht keiner, alle wollen nur verheimlichen, dass sie gestört sind... So wird das halt nix.
Und auf uns kommen noch größere Probleme zu.
Es gibt immer mehr psychisch Kranke und es gibt immer weniger Psychologen und Psychiater. Auch da fehlen die jungen Leute. Und die ältere Generation wird aufhören. Die meisten Psychotherapeuten arbeiten ja lange weiter, trotz Rentenalter. Die glauben, sie können die Welt retten und halten sich für unersetzlich. Das sehe ich nicht so. Die älteren Therapeuten sind für manche Patienten Gold wert, weil die von deren Erfahrungsschatz profitieren. Aber wenn es um bestimmte Erkrankungen geht, dann sind oft die jüngeren Therapeuten viel besser und moderner aufgestellt und da kommt ein älterer Therapeut oft nicht hinterher.
Arbeitsblätter und Wochenpläne und diese typischen Instrumente können einen wirklich nerven und alles noch schlimmer machen.
Es ist wichtig, einen Therapeuten zu finden, der sich mit frühen Traumata auskennt, der sich mit Dissoziation auskennt und man muss sich mit dem gut verstehen. Dann kann man wenigstens eine Weile ein Stück weiter kommen. Und wenn dann ein richtig guter Traumatherapeut verfügbar ist, der kann, was er können sollte, dann dort sofort anmelden und schauen, dass man da landen kann.
Man kann nur das anzapfen, was da ist. Herhexen können wir alle keine Traumatherapeuten.
Aber uns beschweren bei den zuständigen Stellen und zwar sachlich und fachlich überzeugend beschweren, ist ganz wichtig.
Ich habe damals unserer KV geschrieben, ob sie eigentlich die ganze Gesellschaft und die Firmen kaputt machen wollen, ob sie das nicht sehen, dass wir viel zu viele veraltet arbeitende Therapeuten haben, die die wichtigsten Krankheitsbilder gar nicht behandeln können, weil sie das nie gelernt haben? Ich hab's denen so um die Ohren gehauen, wie sie es noch nie um die Ohren gehauen bekommen haben. Die Leute in den Entscheiderpositionen kennen sich ja oft auch nicht aus und glauben, es läuft alles super. Dann muss halt mal jemand kommen, der ihnen erklärt, dass es eben nicht gut läuft und auch warum es nicht gut läuft. Sachlich konfrontieren! Das habe ich schon mehrfach im Forum geschrieben. Und man sollte sich diesen Rat zu Herzen nehmen. Die Therapeuten machen es von sich aus eigentlich nicht, dass sie sich verbessern. Das machen immer nur wenige. Man muss als Patientenschaft Druck machen und zwar gekonnt Druck machen. Nicht bloß jammern und beklagen, sondern strategisch und geschickt vorgehen und versuchen, Einfluss zu nehmen auf die weitere Entwicklung im Gesundheitswesen.
Wir haben so wenige Psychotherapeuten für so viele Menschen. Wenn man dann noch davon ausgeht, dass viele sehr schlechte Arbeit abliefern und die Patienten Folgetherapien machen werden, dann kann man sich ausrechnen, wo wir landen werden.
Die einzige Lösung, die es gibt, ist, dass die Ausbildung der Therapeuten vielfach verbessert werden muss und dass die Qualität der Therapien massiv steigen muss. Wenn das nicht klappt, dann ist Holland in Not.
Das ist auch was, was wir als Betroffene immer wieder kommunizieren müssen. Wir müssen diese Forderungen auch stellen, bei der Politik, bei Fachverbänden.
Ich bin schon bei Therapeuten gewesen im Vorgespräch und habe dann knallhart gefragt: Ist das alles, was Sie können? Das war's? Sonst haben sie keine Verfahren drauf? und die dann so: Ja, damit kann ich den meisten Patienten gut helfen.. Dann habe ich gesagt: Das ist schön für die und Sie. Aber mir bringt das nichts! . Dann kamen verlegene Blicke und ich habe gesagt: Jetzt melden Sie sich mal da.... und da... für die... und die.... Fortbildung an. Und wenn Sie die absolviert haben und profundes Wissen und Können anbieten können, dann können wir einen neuen Termin ausmachen. Aber vorher nicht! Ich brauche jemand, der für mich kompetent ist und nicht einen, wo nur der Wille da ist, aber das Können fehlt!. Das ist hart. Aber wenn die das bei jedem Patienten so zurück bekämen, dann wären die bald alle in den nötigen Fortbildungen. Solange die mit lausiger Ware handeln können und trotzdem Geld verdienen werden die sich nicht in eine moderne Ausbildung bewegen, wo sie lernen sollen, schwierige Patienten zu behandeln, die viel verlangen, die arbeits- und stressintensiv sind.
Es ist immer ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren. Und der beste Weg, um den alten Hasen in die Suppe zu spucken, ist, wenn eine KV junge Kollegen zulässt. Das belebt die Szene, das bringt Frischzellenkur und wenn mehr Therapeuten zur Verfügung stehen, dann belebt Konkurrenz das Geschäft. DANN müssen sie was tun, weil sie sonst wirtschaftliche Einbußen erleben.
Also, bitte mal alle an die KV schreiben, die zuständig ist, die Therapieverfahren, die gesucht werden, listen und solche Therapeuten anfordern. Die großen Berufsverbände anschreiben und sich beschweren, bei den Psychiatern, bei den Psychotherapeuten, bei den Psychologen und Kinder- und Jugendlichenpsychos... Wenn das mal alle machen und sich veraltete oder zu knapp ausgebildete Therapeuten nicht mehr bieten lassen, dann kann sich was ändern.
Die wissen alle gar nicht, was sie falsch machen, deswegen wird es Zeit, das denen mal eindrücklich klar zu machen.
29.04.2023 11:54 •
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