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Hi,
vielleicht kann mir einer von Euch einen Rat geben. Ich stehe gerade gefühlt an der Wand und weiß nicht mehr weiter. Mein Kopf ist durcheinander, mein Körper nicht fühlbar. Ich kann mich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren und drifte immer mehr ab, wahrscheinlich dissoziiere ich aus Überforderung und dem Leistungsdruck durch unsere Systemumstellung (Keyuserin und arbeite in einer Klinik)

Irgendeiner sagt immer zu mir halte durch, du schaffst das, ein anderer sagt, gehe nach Hause und lass dich krank schreiben und nimm dir eine Auszeit, ein anderer Teil in mir sagt ich kann nicht gehen, weil ich sonst alle im Stich lasse, ein anderer sagt du schaffst das sowieso nicht, wozu opferst du dich auf und ein ganz anderer Teil weiß gar nicht was er da eigentlich macht.

Die Erwachsene ist völlig verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Ich habe zu viel Arbeit, trage zu viel Verantwortung für andere und bringe zu viel Fürsorge für andere auf und vergesse mich, mein Thema, meine kindlichen Anteile zu versorgen, jedesmal erneut. Mein Körper reagiert mit Schlafstörungen, Essstörungen, Depersonalisierung und jetzt ist mein Kopf nur noch Watte und ich bin 24 Stunden benommen. Mein Kopf ist gefühlt ein zentnerschwer.

Ich hocke am Schreibtisch und bin irgendwie gefühlt gar nicht anwesend. Fragt sich nur wer anwesend ist und die viele Arbeit wegarbeitet. Mir macht das wirklich Angst.

Ich rechne eine gesamte Klinik ab, habe ein Team von 8 MA zu führen und weiß eigentlich gar nicht wie ich das mache. Mein Team sagt du bist eine unglaublich gerechte, menschlich und soziale Teamleitung aber ich kann es nicht fühlen. Ich schaue in die Gesichter und frage mich ernsthaft ob sie wirklich mich meinen. Ich kann den erwachsenen Anteil nicht fühlen und bin von meinem Körper wie abgeschnitten. Wie komme ich wieder in meinen Körper zurück ?

Bestimmte Anteile, die unterschiedlich alt und unterschiedlich schlimme Erfahrungen gemacht haben, sind glaube ich ziemlich wütend und fühlen sich allein und im Stich gelassen. Die Mutter in mir weiß, dass sie alle unterschiedlich beruhigen und versorgen sollte, aber da ist keine Kraft zum kümmern. Wie komme ich aus diesem Zustand raus? Ist das ein Burnout, die PTBS oder eher die Borderline-Struktur? Ich habe natürlich auch zur Zeit Familienthemen am laufen, die mich zusätzlich sehr traurig machen und mit viel Schuld-und Schamgefühlen besetzt sind.

Ich habe schon soviel Therapieerfahrungen gesammelt und weiß genau worum es bei mir geht aber ich bin wie gelähmt und schaffe es nicht diesen Zustand zu verlassen. Es erinnert mich an wirklich ungute Zeiten, mit schlimmen Angstzuständen und Abspaltung des Körpers. Irgendetwas lähmt mich so krass und ich finde den Auslöser nicht. Ist es eher kindlich oder ist es ein eher mütterlicher Anteil der so getriggert wird ? Habt ihr eine Idee ? Ich bin für jede Antwort dankbar.

01.08.2022 20:35 • 03.08.2022 x 4 #1


11 Antworten ↓


Hallo Du.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass du dich aus der Arbeit rausziehen solltest und dich um dich kümmern musst.

Ich mache in meiner Therapie innere Kind Arbeit und das ist total anstrengend. Du bist überfordert und es ist immens wichtig das du dich um dich kümmerst, zur Ruhe kommst und gesund wirst.

A


Boykotteur-Anteile und Depersonalisierung

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bei mir passiert genau das, wenn ich ueberfordert bin, zuviel Stress u Probleme, und wenn ich da nicht aufpasse, kriege ich schwerste Depressionen.

''Verantwortung fuer andere tragen'' kannst Du aber letztendlich nur, wenn Du gesund und belastbar bist. Wenn Du schon ''dissoziierst'', dann ist es schon 5 nach 12.

Bitte trete kuerzer und gesunde, ich mein es ernst!

Griasam,

Zitat von flowerstern:
Ich hocke am Schreibtisch und bin irgendwie gefühlt gar nicht anwesend. Fragt sich nur wer anwesend ist und die viele Arbeit wegarbeitet.

Das (noch) laufende Duracell-Häschen ist vorhanden, aber nicht anwesend. Die Arbeitswege sind bekannt, es funktioniert, doch Du bist verschwunden...

Zitat von flowerstern:
Mein Team sagt du bist eine unglaublich gerechte, menschlich und soziale Teamleitung aber ich kann es nicht fühlen.

Dein inneres Kind wirft Dir jedoch vor, Dich ungerecht, unmenschlich und assozial ihm gegenüber zu verhalten. Und genau das kannst (musst!) Du notgedrungen fühlen.

Zitat von flowerstern:
Ich kann den erwachsenen Anteil nicht fühlen und bin von meinem Körper wie abgeschnitten. Wie komme ich wieder in meinen Körper zurück?

Nur durch Anhalten. Der Geist wird den Körper wieder einholen/finden.

Zitat von flowerstern:
Ich habe schon soviel Therapieerfahrungen gesammelt und weiß genau worum es bei mir geht aber ich bin wie gelähmt und schaffe es nicht diesen Zustand zu verlassen.

Wissen ist nicht verstehen, verstehen ist nicht umsetzen, umsetzen ist nicht beibehalten, beibehalten bedeutet nicht automatisch Zufriedenheit mit dem (therapierten) Leben.

Liebe Grüße

Zitat von moo:
Dein inneres Kind wirft Dir jedoch vor, Dich ungerecht, unmenschlich und assozial ihm gegenüber zu verhalten. Und genau das kannst (musst!) Du notgedrungen fühlen.


Zitat von moo:
Nur durch Anhalten. Der Geist wird den Körper wieder einholen/finden.


Zitat von moo:
Wissen ist nicht verstehen, verstehen ist nicht umsetzen, umsetzen ist nicht beibehalten, beibehalten bedeutet nicht automatisch Zufriedenheit mit dem (therapierten) Leben.

Liebe Flowerstern!
Großen Respekt vor Deiner Offenheit, durch Dein sich offenbaren bist Du auf eine Art schon ausgestiegen, das war der erste Schritt. Was denkst Du, würde der beste Therapeut/in, den/die Du je hattest, zu Dir jetzt sagen?
Welche Erfahrungen hast Du bisher in Deinem Leben gemacht, wie Du aus vergleichbar schwierigen Situationen oder Phasen rausgekommen bist? Wie ist es Dir bisher gelungen, Dich besonders gut zu spüren, hast Du da Strategien oder Erfahrungswerte? Wodurch funktioniert dies bei Dir besonders gut? Wo könntest Du ansetzen, wenn Du Dich jetzt wenig bis gar nicht spürst?

Und @moo Ich finde Deine Statements soooo gut und klug und ich danke Dir dafür, auch wenn ich hier gar nicht die Fragende war. Ich habe tatsächlich gerade dadurch für meine Situation wirklich viel mitgenommen

Zitat von Grace_99:
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass du dich aus der Arbeit rausziehen solltest und dich um dich kümmern musst.

Danke, ja da hast du recht und ich arbeite hart daran. Ein erster Schritt war jetzt die Entscheidung zu treffen, etwas Verantwortung abzugeben. Ist gar nicht so einfach aber für mich ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Zitat von portugal:
''Verantwortung fuer andere tragen'' kannst Du aber letztendlich nur, wenn Du gesund und belastbar bist. Wenn Du schon ''dissoziierst'', dann ist es schon 5 nach 12.

einige Anteile wissen darum, die am Tage aber im Moment nichts zu sagen haben. Da ist der funktionierende Anteil aufgrund der Verantwortung einfach noch stärker. Ich habe jetzt Urlaub und hoffe, dass ich mich etwas erholen kann.

Zitat von moo:
Das (noch) laufende Duracell-Häschen ist vorhanden, aber nicht anwesend. Die Arbeitswege sind bekannt, es funktioniert, doch Du bist verschwunden

das ist gnadenlose Routine - mein Du weint weil mein Ego es unterdrückt

Zitat von moo:
Dein inneres Kind wirft Dir jedoch vor, Dich ungerecht, unmenschlich und assozial ihm gegenüber zu verhalten. Und genau das kannst (musst!) Du notgedrungen fühlen.

ich werde achtsamer sein, da hast du mir etwas wertvolles an die Hand gegeben. - Danke

Zitat von Nora5:
Nur durch Anhalten. Der Geist wird den Körper wieder einholen/finden.

Du hast etwas beschrieben was mich an eine Situation erinnert, da ich genau das in der Körpertherapie erlebt habe. Geist und Körper waren von einander getrennt. Geist lief vorweg und Körper kam nur schwer und verlangsamt hinterher. Es vergingen Minuten bis beide wieder zusammen waren. Das zu spüren, war ein Geschenk weil ich erkannte, dass ich viel zu schnell unterwegs bin ..

Zitat von Nora5:


Zitat von Nora5:
Welche Erfahrungen hast Du bisher in Deinem Leben gemacht, wie Du aus vergleichbar schwierigen Situationen oder Phasen rausgekommen bist? Wie ist es Dir bisher gelungen, Dich besonders gut zu spüren, hast Du da Strategien oder Erfahrungswerte ?

Sport Sport und nochmal Sport, meine größte Ressource seit ich denken kann. Bis sich Unfälle häuften und ich aus gesundheitlichen Gründen aussteigen musste. Ich durfte erkennen, dass ich unter Sportsucht litt und sich darunter eine Essstörung verbarg, die ich seit meinem 14 Lebensjahr mit mir rumschleppe. Diese Erkenntnis war und ist bitter. Und ich habe noch nichts neues,. Ich übe mich im See zu schwimmen, aber tiefes und dunkles Wasser macht mich unsicher und trotzdem schaffe ich es die Unsicherheit zu überwinden, wenn ich tief ins Vertrauen gehe. Vielleicht geht da was in diese Richtung ohne Leistungszwang-und druck, mal schauen. Ich bin noch am üben Auf jedenfall macht es mir Freude.

Zitat von flowerstern:
Sport Sport und nochmal Sport, meine größte Ressource seit ich denken kann

Liebe Flowerstern,
eigentlich ja irgwo auch bewundernswert und total toll! Als Sucht natürlich nicht
Das heißt, Du musst neu lernen, Sport zu machen und es auszubalancieren?
Das ist ja schlimm mit dem Unfall!

A


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