Bindungstrauma ist ein schwieriger Begriff. Der ganze Traumabegriff ist mittlerweile doch sehr schwer zu fassen. Und Bindungstrauma ist auch ein schwammiges Gebilde.
Es gibt Menschen, die können das überwinden. Und es gibt Menschen, die können es nie überwinden. Und natürlich gibt es alles dazwischen.
Das hängt sehr von der eigenen Person ab und von ihren Ressourcen. Man ist ja nicht nur, was man erlebt hat, oder was man zu wenig hatte. Da ist ja immer der Mensch selbst. Und es gibt Kinder und Menschen, die schaffen es, ihr Umfeld so für sich zu gewinnen, dass sie neue gute Erfahrungen machen und bei denen kommt irgendwann der Punkt, dass sie drüber wegkommen und ein realistisches und trotzdem gutes Bild von sich und anderen entwickeln können. Und andere Kinder/Menschen schaffen es eben nicht.
Die eigene Persönlichkeit, die Fähigkeiten, die Talente, die eigene Attraktivität, die eigene Kreativität und Zuverlässigkeit und Menschenkenntnis und die eigene Lernfähigkeit sind entscheidend.
Es hängt ganz entscheidend auch von einem selbst ab, wie sich das, was man erlebt hat, später auf das eigene Leben auswirkt. Die eigene Interpretation der Lebensereignisse spielt eine große Rolle.
Und natürlich kennen sich Verhaltenstherapeuten damit aus. Vielleicht gibt es ein paar altbackene Hinterwäldler, an denen alles vorbei gegangen ist, aber zu so jemandem sollte man sowieso nicht gehen. Mein Traumatherpaeut ist auch VT. Und Vertrauen war in der ersten Stunde innerhalb der ersten 30 Minuten schon ein zentrales Thema, das er angesprochen hat. Ich habe ihm dann gesagt, dass er das mit mir nicht besprechen braucht, dass ich damit kein Problem habe und dass ich ihm vertraue. Das hat er so sicher das erste Mal erlebt. Typisch ist, dass Traumapatienten alle riesengroße Probleme haben, anderen zu vertrauen, ganz besonders mit kPTBS und noch schlimmeren Diagnosen. Natürlich sind das auch in einer VT ganz zentrale Fragestellungen. Ich weiß nicht, was die Leute für seltsame Vorstellungen von VT haben. VT ist cool. Viele VT-Therapeuten sind superliebe Leute, die sind oft sehr clever. Bei uns hier gibt es so klasse VTler.
Und Dami Charf tut sich zwar sehr gekonnt präsentieren und hat sicherlich auch viele und gute wertvolle Inhalte. ABER: Es ist nur auf eine bestimmte typische Klientel zugeschnitten und weiß Gott nicht abschließend.
Mit der Bindungstraumatisierung ist es wie mit allem anderen hier im Forum auch: Manches muss therapeutisch angegangen werden. Manches ist Lernsache.
Wenn ich hier im Forum lese, wie sich die Leute mit ihren Symptomen quälen, dann denke ich mir bei vielem nur, dass ich froh bin, dass es mir so nicht geht.
Aber es ist ein weiter Weg, bis man irgendwann sieht, dass alles im Leben nur Wiederholungen sind, dass man - wenn es gut läuft - eigene Strategien entwickelt, wie man mit den Stürmen im Leben umgehen kann, ohne dass sie einen abknicken wie so einen Strohhalm. Wenn man das Grundprinzip erst mal verstanden hat, dann ist es leichter. Wenn man innerlich unabhängig geworden ist, wenn man weiß, wie das Leben funktioniert und weiß, wie man für sich selbst sorgen kann, dann kann man gelassen bleiben.
Die größten Probleme haben die Menschen deshalb mit der Psyche, weil sie in den Abhängigkeiten verhaftet bleiben. Und wenn man sich aus dieser Anhaftung rausgeschafft hat, dann verändert sich der Blickwinkel auf alles. Wesentliches Element beim Überwinden von Bindungstrauma ist, dass man seine kindlichen Versorgungswünsche selbst versorgen kann. Wenn das nicht klappt, klappt alles Andere auch nicht. Und das ist ein innerer Prozess, den man selbst machen muss. Da kann auch Dami Charf nichts herzaubern oder von außen machen. Sie kann was erklären, wie so viele andere Profis auch. Aber da braucht es weitaus mehr als nur irgendwelche Kurse.