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@Kosmos
Ja es stimmt dami Charf hat gutes Marketing die letzten Jahre gemacht und richtet den Fokus nur auf körperorientierte Therapie und lässt andere Therapieformen außen vor . Daher ist es einseitig dennoch reicht es für einen Einstieg in das Thema Trauma und Dissos und man kann sich einen Überblick holen. Ich sehe ihre Angebote nur als Unterstützung an und eine gewisse Stabilität muss einfach da sein . Daher zögere ich mit ihren Onlineangeboten und Gruppen und möchte gar nicht Teil ihrer Community werden. Irgendwie ist mir da zu viel heile Welt und ich glaube nicht an komplette Heilung etc. Mir fehlt da die kritische Reflexion das nicht jeder eine Kptbs überwinden kann und von posttraumatischen Wachstum rede ich zwar gern aber oft ist es auch mein Wunschdenken . Ihre Bücher hab ich alle gelesen aber da stand für mich nicht viel Neues drin . Verena König hat einige (längere) interessante Podcast zum Thema trigger und Ptbs aber ich finde es teils ermüdend zuzuhören. Schlafe oft ein bei der ruhigen Stimme.

@blue1979

Ich sehe das auch so, dass beide Therapeutinnen ein an sich gutes Einstiegsmaterial anbieten. Darauf kann man gut aufbauen.

Meiner Meinung nach sind beide Traumatherapeutinnen stark durch ihre persönliche Geschichte geprägt. Das macht sie einerseits in ihrer Arbeit gut für die Klienten, die die gleichen Brennpunkte wie sie selbst haben. Da würde ich sagen, dass Dami Charf so die Missbrauchsbetroffenen und Migranten vertritt. Und bei Verena König geht es eben sehr viel um Ablehnung von Seiten der Eltern, narzisstischen Missbrauch, toxische Beziehungen.

Beide sind starke Vertreter der Theorien, die sich auf Bindungstrauma beziehen. Das spielt ja auch für viele Menschen eine große Rolle. Aber beide Blogs decken nicht alles ab, was man an hilfreichem Wissen finden kann.

Verena König finde ich ein schönes Modell dafür, wohin man sich entwickeln kann. Für mich bildet sie einen wahrhaft schönen und freien Gegensatz zu Leuten wie Dr. Luise Reddemann, die mit ihrem Psychoanalyse-Hintergrund für mich das Fräulein Rottenmeier der Psychotherapie darstellt. Da kannste mich mit jagen. Das ist mir zu bieder und zu langweilig. So möchte ich nicht sein.

Den Podcast von Verena König kann man nur immer wieder mal ein bisschen konsumieren und man muss eben seine Schwerpunkte setzen. Das kann man sich nicht alles auf einmal geben.

Wenn ich schon Geld dafür ausgeben würde, würde ich es in richtige Therapieeinheiten oder Coachings investieren. Meiner Meinung nach bringen Online-Kurse in der Art für die Betroffenen nichts. Wenn ich sehe, wie mein Traumatherapeut mit mir jede Woche hochindividuell Therapie macht, dann ist das ein gewaltiger Unterschied in der Qualität und in der Tiefe. Ich wüsste jetzt nicht, wie man das in einer Gruppe und dann vielleicht auch noch online umsetzen könnte, um einen dem gleichen Effekt zu bekommen.

Letztendlich kann einem alles und jeder einen Impuls geben, selbst ein Online-Kurs. Aber ich denke, wer schon eine reguläre Traumatherapie hat, sollte sich erst mal da an seinen Zuständigen wenden. Gerade dann, wenn das Geld sauer verdient werden muss und vielleicht auch für andere Dinge nötiger ist, dann rate ich von solchen Kursen eher ab.

Mein Therapeut macht mit mir alle möglichen Techniken und das kann man oft nur in Einzeltherapie machen. Das ist der Wahnsinn, was der da manchmal in einer Stunde aktiviert und wie er es dann aufgreift. Das könnte man online in einem Kurs, einer Gruppe nicht machen. Er hat mal eine Weile online Kurse angeboten. Das hat er schon schön zusammengefasst, das hat den Leuten auch sicher gut helfen können. Aber das macht er nicht mehr, weil er zu viel andere Arbeit hat.

Posttraumatisches Wachstum kann es geben. Heilen kann man viel. Mein früherer Traumatherapeut hat nur schwersttraumatisierte Patienten behandelt. Und als ich bei ihm war, hat er zu mir gesagt, dass in meinem Fall vollständige Heilung das Ziel ist und dass das drin ist. Aber damit man das erreichen kann, muss danach alles perfekt laufen. Und ich hatte eben wieder Pech und wieder Pech..... Und irgendwann ist es dann eben nicht mehr drin.

Ich würde Dir recht geben, dass man den Leuten nicht zu viel versprechen soll und vom Machtbarkeitswahn würde ich auch abraten.

Trotzdem muss man auch sagen, dass man, wenn es einem noch so schlecht geht, unterschätzt, wie sehr es sich bessern kann.

Auch solche Bindungssachen und Selbstwertprobleme verschwinden bei manchen Meschen mit der Zeit, wenn sie neue Erfahrungen gemacht haben.

Aber dazu gehört ein innerer Prozess, der nicht leicht ist. Und viele schaffen den nicht. Die meisten Therapeuten sind da leider auch keine Hilfe und arbeiten nicht an dem konkreten Problem. Deshab kommt da keine weitere Therapieentwicklung. Die Betroffenen hängen da fest. Das ist die Schwelle, die viele nicht meistern können. Daran liegt es.

A


Bindungstrauma Betroffene

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Danke für Deiner Ansicht zu Charf und König. Ich habe einige Bücher und Übungen von Reddemann und auch Huber gelesen und beide haben sicherlich auch viele gute Übungen zusammengestellt aber ich beschäftige mich nicht mehr mit den beiden Autoren. Ich kann mit Imaginationsübungen auf Abruf nichts anfangen, das liegt auch an meiner chronischen Dissos -da imaginiere ich eh schon sehr viel und brauchte es nicht noch weiter zu üben. Die Gefahr liegt bei mir eher, das ich bei zu tiefen Imaginieren nicht mehr aus dem Innenleben rauskomme. Ebenso kann ich mit Meditationen nichts anfangen, da drifte ich zu schnell ab und lande überall nur nicht im Hier und Jetzt. Liegt aber auch eher an meiner Geschichte und daher halte ich grossen Abstand von Imaginationsübungen und Meditationen.

Natürlich kann es posttraumatisches Wachstum geben aber dafür müssen die Umstände und Voraussetzungen einfach auf Dauer stimmen. Eine schwere chronische Krankheit oder Schicksalsschläge bringen einen wieder schnell zurück in alte Überlebensmuster und da alleine rauszukommen halte ich schon für schwierig (unmöglich ist nichts).

Therapeuten : da hatte ich auch bei 2 Kassentherapeuten den Eindruck, das sie Wellnesstherapie machen wollen ohne viel Arbeit (selten wurden Notizen gemacht oder mal nachgeschaut) und die Stunden wurden von der Krankenkasse brav bezahlt.
Privatheilpraktiker, Therapeuten waren teils besser ausgebildet in körperorientierte Verfahren aber wenn man nur noch alle paar Monate sich eine Stunde leistet dann kommt man da auch nicht weit und es gibt keine festen Ziele was dann auch ok ist.

Du hast wirklich einen Glücksgriff mit deinem Thera getroffen! Was für Techniken setzt er ein? Gesprächstechniken oder körperorientierte Verfahren?

Zitat von blue1979:
Danke für Deiner Ansicht zu Charf und König. Ich habe einige Bücher und Übungen von Reddemann und auch Huber gelesen und beide haben sicherlich auch viele gute Übungen zusammengestellt aber ich beschäftige mich nicht mehr mit den beiden Autoren. Ich kann mit Imaginationsübungen auf Abruf nichts anfangen, das ...

Huber und Reddemann ist für mich schon lange abgehakt, weil es Patienten wie uns nicht viel bringt. Und die DBT-Sachen bringen in Teilen was. Aber eine stationäre DBT oder DBT-PTBS ist für Leute wie uns eher kontraindiziert. Unsere innere Struktur ist zu chaotisch und es gibt viel zu viele Trigger im Alltag. Ich habe das auch lange nicht verstanden und bin mit meinen Traumatherapien lange baden gegangen. Was bei anderen funktioniert hat, hat bei mir nie funktioniert. Irgendwann habe ich angefangen, das alles in Frage zu stellen. Dann bin ich bei Dami Charf und Verena König gelandet, das hat etwas mehr gebracht. Aber es war auch keine Initialzündung. Und dann sucht man eben nach anderen Wegen.

Mein Thera macht einen bunten individuell zusammengestellten Mix aus allen möglichen Therapieformen. Manches kann ich gar nicht zuordnen und weiß nicht, wo das dazu gehört. Ich möchte aber hier den Thread nicht sprengen.

Du kannst gerne in einen von meinen Threads schreiben. Da haben wir Platz, stören niemanden und machen niemandem seinen Faden kaputt. Dort kannst Du Dir so viel Platz nehmen, wie Du brauchst und willst.

Zitat von blue1979:
hat der Workshop bei Dami Charf deiner Freundin etwas geholfen? Ich überlege seit Jahren einen Online Kurs bei Dami Charf zu machen aber möchte mich nicht nur auf die guten Bewertungen der Homepage verlassen.

Liebe Blue,

ja, sehr. Sie hat immer sehr positiv davon gesprochen und wir haben uns während unseres Recovery Programms auch eine Videosequenz dazu gemeinsam angesehen. Ich denke, wenn Du Dir Videos von Dami Charf angesehen hast und sie Dir sympathisch ist, dass es dann definitit gut für Dich ist und dann würde ich, wenn es möglich ist, das Geld investieren.

Was ich persönlich mir vor allem noch überlegen würde, ob Du der Typ dafür bist, so etwas alleine und digital zu berarbeiten. Das braucht ja auf jeden Fall Durchhaltevermögen und Ausdauer und Geduld. Ich mag so etwas, aber das ist nicht für jede/n etwas und manche Menschen profitieren zB viel mehr davon, jede Woche zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, weil sie da einen festen Termin haben und persönlich andere treffen und direkte Interaktion da ist.

Ich denke, Du musst einfach überlegen, ob diese Form für Dich gut sein könnte.

Ganz ganz liebe Grüße, einen schönen Sonntag noch und in jeder Hinsicht ganz viel Erfolg,
Nora

Zitat von Kosmos:
Bindungstrauma ist ein schwieriger Begriff. Der ganze Traumabegriff ist mittlerweile doch sehr schwer zu fassen. Und Bindungstrauma ist auch ein schwammiges Gebilde.

Es gibt Menschen, die können das überwinden. Und es gibt Menschen, die können es nie überwinden. Und natürlich gibt es alles dazwischen.

Das hängt sehr von der eigenen Person ab und von ihren Ressourcen. Man ist ja nicht nur, was man erlebt hat, oder was man zu wenig hatte. Da ist ja immer der Mensch selbst.

Sooooo gut gesagt, genau das wollte ich sagen udn konnte es nicht so gut in Worte fassen wie Du. Genau das. Es gibt eben ganz genau nicht Bindungstrauma ist so und so... Das ist viel zu individuell. Das kann man absolut so nicht festlegen.

Wie schön, dass sich jetzt doch noch Einige gemeldet haben. Das freut mich!

Nochmal zu Dami Charf: bitte nicht zu sehr an ihr aufhängen. Ich habe den Link geteilt und sie erwähnt, weil sie Eine der Personen ist, die das Thema ganz gut veranschaulicht. Natürlich gibt es noch Andere, die das tun.
Deshalb habe ich den Thread hier erstellt, damit wir uns austauschen können.

Meine Fragen an Euch wären zb:
Mit was für Problemen habt Ihr, aufgrund der komplexen PTBS, Entwicklungs/Bindungstrauma , im Alltag zu kämpfen?

Was hat Euch vielleicht geholfen?
Stichwort : Therapien (Welche Therapieformen), Entspannungstechniken?, bestimmte Menschen?
Oder Podcasts, Bücher?

Zitat von Kosmos:
Und natürlich kennen sich Verhaltenstherapeuten damit aus

DANKE! Ganz ngenau, man kann da nicht so verallgemeinern, wie es im ersten Beitrag passiert ist. Meine VT macht das sooooo großartig mit mir!

Zitat von Kosmos:
Wesentliches Element beim Überwinden von Bindungstrauma ist, dass man seine kindlichen Versorgungswünsche selbst versorgen kann. Wenn das nicht klappt, klappt alles Andere auch nicht. Und das ist ein innerer Prozess, den man selbst machen muss. Da kann auch Dami Charf nichts herzaubern oder von außen machen.

Großartig! Danke, Kosmos, Du bringst es soooo gut auf den Punkt!

Zitat von Kosmos:
Es ist erschreckend, zu sehen, wie gravierend und nachhaltig die Alk. von Bezugspersonen oder Familienangehörigen für die restlichen Familienmitglieder ist. Man sollte sich mal die sehr konkreten Folgen anschauen. Da wird es einem schlecht.

Absolut. Ich bin seit 6 Jahren jede Woche in solch einer Selbsthilfegruppe für Angehörige. Es ist so gut und da sind so tolle und aufgeklärte Leute, ich habe so viel dort gelernt und lerne es immer noch, obwohl der bei mir betroffene Partner schon lange nicht mehr da ist. Auf jeden Fall: guter Hinweis! Diese Selbsthilfegruppen. Kann ich wärmstens empfehlen. Und sich mit der eigenen Verantwortung bei dem Ganzen auseinander setzen und aus der Opfermentalität rauskommen

Zitat von Kosmos:
die Konstellation Aufwachsen eines Kindes mit einem gewaltätigen Alk. Vater und einer depressiven Mutter die schlimmsten Traumata hinterlässt.

Genau das hatte meine Mutter leider leider. Und ich kann bestätigen, dass es allerschlimmste Traumatisierungen zur Folge hatte, die sich auch auf mich ausgewirkt haben. Und
Trigger

sie hat mit 20 einen Selbstmordversuch mit Vodka und Schlaftabletten gemacht. Ganz furchtbar, welches Leid diese Kindheit erzeugt hat.


Zitat von Alfredino:
Wer an kPTBS leidet bzw. entwicklungstraumatisiert ist, der leidet unter einem dysregulierten Nervensystem. Stress und innere Anspannungen nehmen zu und wollen gelöst werden. Diese innere Anspannungen äußeren sich wie auf einer Tonleiter in Wut, dann in Angst und wenn gar nichts funktioniert in einer inneren Erstarrung, die mit verschiedensten Suchtverhalten kompensiert werden.

Oh Gott, ja. Genau genau so war es bei meinem Exfreund. Besser hätte man es nicht beschreiben können. So schlimm, wenn man diese unregulierte Wut sieht und abbekommt, nicht, wirklich gar nichts hilft in dem Moment dagegen, es wird keine Grenzsetzung akzeptiert. Und gleichzeitig andauernde Zusammenbrüche, so so schlimme Angst- und Panikattacken, so schlimmer Leidensdruck und dann wieder die ungesteuerte Wut. Das macht so hilflos.

Die Schulden. Aus der sooo exakt gut von Dir beschriebenen Starre, Lethargie, passivem Ausharren, sich nicht kümmern. Bis zum Äußersten. Das war soooo schlimm, mit sooo heftigen Konsequenzen.

Und das Suchtverhalten. Alles. Ganz langjährig Alk.. Während der Abstinenz Kaufsucht. Spielsucht. Sexsucht. Es war furchbar für mich, dass mitanzusehen und rein gar nichts tun zu können. Immer währende Selbstzerstörung.

Zitat von Alfredino:
Das führte dazu, dass ich einen wahnhaften Helferkomplex entwickelte

Meine Mutter war auch in Vielem sehr ähnlich und habe ebenfalls solche Auswirkungen bei mir gesehen. Inzwischen ist es ein wenig besser.

Zitat von Kosmos:
Wenn man ausheilen will, dann braucht man den Abstand zu den Leuten, die einem das angetan haben. Zumindest so lange bis es verheilt ist, muss man denen aus dem Weg gehen.

So war es bei mir mit meinen Eltern. Es hat mich so viel Kraft gekostet, aber drei Psychotherapeuten haben aller deutlichst zum Kontaktabbruch geraten. Irgendwann habe ich es geschafft und auch durchgehalten. Immer und immer wieder haben meine Eltern mir gesagt, ich habe doch kein Trauma, das sei lächerlich, mich beschuldigt, für die Konflikte verantwortlich zu sein, mein Vater machte sich auf sadistische Art über mich lustig, sagte, ich sei Gift und es nicht wert, dass er sich entschuldige

Zitat von Kosmos:
Wenn ich sehe, wie mein Traumatherapeut mit mir jede Woche hochindividuell Therapie macht, dann ist das ein gewaltiger Unterschied in der Qualität und in der Tiefe.

Das stimmt, das denke ich auch

Zitat von Kosmos:
als ich bei ihm war, hat er zu mir gesagt, dass in meinem Fall vollständige Heilung das Ziel ist und dass das drin ist.

Toll!

Zitat von Nora5:
Toll!

Das finde ich auch.

Wenn man vom Arzt oder Therapeuten gesagt bekommt, dass man unheilbar krank ist, das ist doch so niederschmetternd. Wo soll man dann noch eine Motivation hernehmen oder die Kraft, für ein besseres Leben zu kämpfen.

Natürlich wird es Fälle geben, wo es nicht mehr perfekt gut wird. Manche Menschen werden vielleicht auch auf Dauer von ihrer Erkrankung verschluckt. Aber insgesamt sieht doch die Prognose gar nicht so schlecht aus.

Und Therapien von vor 20 Jahren kann man nicht den Therapien der heutigen Zeit gleichsetzen. Und Therapie bei unfähigen Behandlern und schlechten Kliniken kann man nicht vergleichen. Dass die Ergebnisse natürlich von vielen Faktoren abhängen ist doch logisch.


In jeder Berufsgruppe gibt es begnadete Talente und Versager. Dementsprechend sieht dann das Ergebnis aus. Man sollte sich davor hüten, dass man sich selbst eine schlechte Zukunft vorstellt, weil andere nicht mit ihrer Erkrankung fertig geworden sind. Dass es manchen Leuten weiterhin schlecht geht, heißt noch lange nicht, dass es bei einem selbst auch so kommen muss und so enden muss.

Und wenn man bisher noch nicht den entscheidenden Wurf gemacht hat, dann kann das in den nächsten Jahren durchaus trotzdem kommen.

Im Vergleich zu früher werden ja heute doch ordentliche Geschütze aufgefahren. In der Politik, in der Gesellschaft sind diese psychischen Erkrankungen heute - im Vergleich zu früher - ein Riesenthema. Und man ist anerkannt als kranker Mensch. Natürlich gibt es viele Menschen, die damit immer noch nicht können und Berührungsängste haben, sich da mit Vorurteilen dagegen stemmen. Aber wenn ich dran denke, wie es vor 20 oder 25 Jahren war, dann sind die Zeiten heute goldig.

Und natürlich hat jeder die Sorge, dass er es nicht schafft und er immer weiterleiden muss. Aber da sage ich echt: Ruhe bewahren! Mit Gelassenheit diese Dinge sehen. Es wird jeden Tag besser. An den Unis werden so viele tolle neue Therapeuten ausgebildet. Und auch in der Medizin wird es sich bald ändern. Die Psychiater sind ja nahezu alle total veraltet und einseitig ausgebildet. Aber auch dort wird es sich ändern.

Wenn ich sehe, was in der allerletzten Zeit an Forschungseinrichtungen aufgebaut wurden. Da fließen Unsummen rein, die besten Wissenschaftler werden zusammengezogen. Auf der ganzen Welt läuft das so. Die ärmsten Ländern investieren in die Prävention von Traumatisierungen, weil es die Volkswirtschaften der Länder so viel Geld kostet, wenn ihre Bürger traumatisiert sind. Die direkten und indirekten Kosten von Traumafolgestörungen sind so irrsinnig hoch, dass jedes Land verstanden hat, dass es sich drum kümmern muss.

Der Druck auf die Politik, auf die Gesellschaft, auf die Medizin und alle davon Betroffenen ist irrsinnig groß. Deshalb wird man sich drauf verlassen können, dass es da in der Zukunft immer mehr Verbesserungen geben wird. Da soll sich mal bloß keiner von der Angst an- oder auffressen lassen.

Und wenn jemand hier im Forum knallhart sagt, dass das alles aussichtslos wäre und man für immer und ewig verdammt sei, krank, sogar schwerkrank zu bleiben, dann sollte man besser weghören. Das ist nämlich einfach nicht der Stand der Medizin.

Ich habe oft mit meinem früheren Traumatherapeuten darüber geredet, was man machen kann. Und er hat immer gesagt, dass es überall gute Leute gibt und man einfach so lange dran bleiben soll, bis man bei solchen Therapeuten und Psychiatern/Ärzten gelandet ist. Und wenn es um stationäre Therapie geht, dann soll man in eine gute Klinik gehen. Er hat immer gesagt: Das ist total egal, wie weit eine Klinik weg ist. So lange es eine gute ist, ist es gleich wo die ist. Und wenn die auf dem Mond wäre, wäre es egal!.

Und es spielen ja viele Faktoren rein, ob eine Therapie gut läuft. Wenn eben die gegenseitige Sympathie fehlt, dann sitzt man vor der falschen Person.
Da braucht es oft viele Anläufe, bis das Richtige gefunden wurde.

Und alles, was jetzt noch nicht geklappt hat, kann doch noch klappen. Und alles, was noch fehlt, kann noch aufgebaut werden. Symptome, die noch nicht abgeklungen sind, können sich in den nächsten Jahren zum Guten hin verändern.

Dass man glaubt, dass es nie besser oder gut werden kann, weil man schon so lange mit der Erkrankung kämpft oder weil man so viel versucht hat und es nichts geholfen hat, kenne ich nur zu gut. Aber das alles muss man so sehen: Es ist sehr schade und sehr traurig, wenn die Erkrankung sich schon so viel vom Leben geholt hat. Diese Vergangenheit werden wir alle nicht ändern können und müssen damit leben, dass vieles schlecht war, nicht gut gelaufen ist und dass wir sehr schlimme Schäden und viele Einschränkungen, Verluste und Leid erlebt haben und noch erleben werden.

Aber die Zukunft ist eine andere Sache. Die steht auf einem anderen Blatt. Was die Zukunft angeht, werden die Karten neu gemischt werden.

Und hier sind ja auch lauter clevere, intelligente Leute. Das ist der Faktor, der Eure Chancen, Eure Erkrankung zu überwinden extrem erhöht.

Man muss sich auch zu helfen wissen, muss ein gutes Händchen dabei beweisen, welche Helfer man sich sucht, wem man vertraut. Und die andere Sache ist die, wie man sich im Leben geschickt verhält, um dort immer wieder Chancen zu entdecken, sich zu entwickeln und was aus sich und seinem Leben zu machen, auch wenn man krank ist.

Aber ganz klar:

Wenn man ständig vor Angst schlottert, weil es noch nicht viel besser geworden ist und weil man nicht weiter weiß und einem ständig noch irgendwelche Leute einreden, dass das jetzt für immer so bleiben wird, dann kann sich kein Nervensystem beruhigen, kein Gehirn kann mal abschalten, wenn man mit solchen Prognosen konfrontiert wird.

Und ok, was heißt es jetzt, wenn man gesagt bekommt, dass man keine Heilung zu erwarten hätte. Gut, wenn ich nur zu 95 % gesund werden würde, dann würde es auf alle Fälle ein trotzdem sehr gutes und lebenswertes Leben sein.

Und was irgendwelche Ärzte oder Kliniken oder Therapeuten sagen, die scheinbar nicht auf dem aktuellen Stand sind, das interessiert mich schon mal gar nicht. Ich habe im Laufe der Zeit immer wieder gesehen, dass deren Aussagen und Statements widerlegt wurden. Mich interessiert nur, was die wirklich guten Ärzte und Therapeuten sagen und nicht das, was irgendwer aus einer Berufsgruppe erzählt.
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@Kosmos Du bist absolut super, ich finde Deine Statements ganz ganz großartig!

Hallo @Flauschball und alle am Thema Interessierten,

gerne würde ich mich auch am Austausch beteiligen, befürchte jedoch, gar nicht mitreden zu können, da meine Baustelle noch mal eine andere ist - gleichwohl mehrere Aussagen in dem Beitrag von Dami Charf auf mich zutreffen.

Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass es Menschen - mag ihre Kindheit noch so suboptimal gewesen sein - im Erwachsenenalter gelingt, Freundschaften aufzubauen, sogar Partnerschaften einzugehen, eine Familie zu gründen (ansonsten wäre unsere spezies auch sicher längst vom Aussterben bedroht....)

Die Beziehungen mögen oft instabill sein; entscheidend ist jedoch, dass sie überhaupt erst zustande kommen. Das nämlich setzt voraus, gemocht/geliebt zu werden, wenigstens zum Zeitpunkt des gegenseitigen Kennenlernens.

Noch nie habe ich von Ablehnungserfahrungen gehört oder gelesen, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Leben ziehen und in der Konsequenz in immer währende Einsamkeit im Sinne sozialer Isolation münden. Da die Eltern in der Regel die ersten Bezugspersonen sind, zu denen ein Neuankömmling in dieser Welt Kontakt unterhält, liegt es natürlich auf der Hand. dass sie die Weichen für den weiteren Lebensweg stellen. Das erklärt jedoch nicht, weshalb die betroffene Person immer wieder an andere gerät, die die Botschaft du bist falsch, du musst dich ändern, du bist an allem schuld, du bist nicht attraktiv u.s.w. vermitteln, verbal oder non-verbal durch Mimik, Gestik, Rückzugsverhalten. Klar, man hat die Abwertungen der Eltern internalisiert, findet aber doch irgendwann Menschen, die sich anders verhalten und vertrauenswürdig sind. Da mir das nicht gelungen ist, wird - wie schon eingangs erwähnt - ein anderes Problem zugrunde liegen........oder nicht.?

Inzwischen kann es mir altersbedingt egal sein. Würde ich jetzt noch jemanden kennen lernen, der mich mag, mich so nimmt, wie ich bin, könnte ich damit definitiv nicht umgehen. Es gibt also keinen Grund mehr, die Einsamkeit zu beklagen.

Was mich nur interessiert: kennt jemand Menschen mit gleichem Erfahrungshintergrund, soweit - damit der Bezug zum Thema hier gewahrt bleibt - eben auch ein Zusammenhang zu traumatisierenden Ereignissen, explizit bindungstraumatisierenden - besteht?

@Flauschball, du hast noch gar nicht so viel von dir geschrieben........es würde mich - und bestimmt auch die anderen unser - freuen, wieder etwas von dir zu lesen.....Decken sich deine Erwartungen mit dem, was in den vorausgegangenen Beiträgen berichtet wurde?

Hallo an Alle.

Ich versuche wieder den Einstieg in das Thema zu finden. Weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Vielleicht etwas bezüglich Verhaltenstherapie /therapeuten:
Es wurde von Euch gesagt, dass ich verallgemeinernd über diese Therapieform und ihre Wirksamkeit bei Trauma geschrieben habe. Und das stimmt, da habt Ihr Recht!
Es ist nur meine Erfahrung. Ich war in mehreren Kliniken und bei ambulanten Therapeuten, die alle verhaltenstherapeutisch gearbeitet haben und es war einfach schlecht, oberflächlich. Die kannten sich weder mit Trauma aus, noch war es möglich eine gute Beziehung herzustellen, die ja für Menschen mit Trauma essenziell ist. Für mich also wieder keine guten Erfahrungen, also kann man sagen :eigentlich auch retraumatisierend.
Danach war ich 2x in einer Traumaklinik, aber zu den Zeiten war es noch nicht möglich, die komplexe Ptbs zu diagnostizieren. Ich weiß auch nicht, ob man mir überhaupt genug geglaubt hat. Aber mir ist bewusst, dass da aus mir auch die misstrauische Person sprechen könnte,die glaubt, nie genug Hilfe zu bekommen und gesehen zu werden.

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