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Zitat von klara84:
Das kann auch kein Therapeut der Welt, weil sich das Gehirn in diesem Alter ja auch grundlegend strukturiert. Das Gehirn kann man nicht gesund quatschen( wenn es um tiefsitzende und frühe Traumata geht.)

Wobei Psychotherapie/Verhaltenstherapie durchaus das Gehirn verändern kann, nur nicht so tiefgreifend und langfristig (Symptome kehren zurück).

... Kind sein ist eigentlich ziemlich doof und gefährlich. Man ist so ausgeliefert....


Sehe ich auch so ähnlich.

Danke für Deine Geschichte!

Ich bin eigentlich froh, wenn ich möglichst wenig dieser Kindheitsttrauma-Orte wieder sehen muss.
Kann aber sein, dass es schon gut und heilsam für die Seele sein könnte. Ich vermeide das aber (noch?)

Meine Güte, was waren doch diese Erziehungsmethoden damals völlig daneben. Und man hat für sein Leben seine Narben.

Da hat sich glücklicherweise heute für die Kinder doch wirklich viel verbessert.

Die Kinder heute tun mir nur wegen Leistungsdruck und den ganzen Medien- und Digitalmist leid.
In dieser Hinsicht fand ich meine Kindheit besser. Der Druck in der Schule war nicht so stark, man konnte noch viel Zeit mit Spielen draußen und in der Natur verbringen.

Ohje..ich merke echt, mir tut das Thema nicht gut.

Erinnerungen..die kein Mensch braucht.

So langsam verstehe ich so einiges an mir besser, wenn ich eure Geschichten lese...

Zumindest sind wir nicht alleine mit diesen Gefühlen.

Leider kommt das Zeug irgendwann hoch..ob man will oder nicht.

A


Als Kind im Krankenhaus / Trauma

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Ich hatte als Kind aufgrund eines Refluxes immer wieder Nierenbeckenentzündungen, war deswegen unzählige Male im Krankenhaus und musste zwischen den Krankenhausaufenthalten einmal monatlich zum Urologen.
Der Urologe hat mir immer mit einem Katheter Urin aus der Blase entnommen.
Er ist also mit einem dünnen Rohr in meine Harnröhre eingedrungen, um den Urin aus der Blase zu zapfen.
Meine Beine wurde für diese Prozedur an einer Art gynäkologischem Stuhl festgeschnallt. Dann schob mir der Arzt ein Rohr in die Harnhöre.
Ich hatte jedes Mal eine panische Angst vor diesen furchtbaren Schmerzen.
Als ich noch sehr jung war, habe ich geschrien und um mich geschlagen. Für mich war es nur eine sinnlose Qual.
Später ließ ich dann einfach alles über mich ergehen. Ich hatte ja auch keine andere Wahl.

Meine Kindheit drehte sich eigentlich nur um Untersuchungsergebnisse - waren sie in Ordnung, hatte ich zumindest für eine Weile Ruhe. Stimmte etwas nicht, folgten weitere schmerzhafte Untersuchungen, auf deren Ergebnisse es wieder voller Angst zu warten galt.

Besonders schlimm in Erinnerung habe ich die vielen Wochen im Krankenhaus.
Ich lag immer auf einer Station für schwerkranke Kinder und habe einmal sogar ein kleines Mädchen im Bett neben mir sterben sehen - eine Erinnerung, die mich bis heute nicht loslässt.

Von meiner Mutter bekam ich oft zu hören: Sieh dich vor! Die nächste Harnwegsinfektion könnte dein Tod bedeuten
In meinen Gedanken war der Tod immer präsent.

Meine Kindheit ging vorüber und damit auch die ständigen Blasen- und Niereninfektionen.
Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr quasi beschwerdefrei und habe höchstens hin und wieder einen harmlosen Harnwegsinfekt.
Geblieben sind eine vernarbte, verkleinerte linke Niere, eine vernarbte Seele und permanente Krankheitsängste, die mir mein Leben immer wieder vermiesen.

Zitat von Grashüpfer:

Was ich nicht schaffen würde: Eine wirklich schwere Krankheit. Das würde mich total aus der Bahn werfen, und dann käme ich glaube ich nct mehr auf die Füße. Das ist mit meine größte Angst.
Boah, what a Seelenstrip! Jetzt bin ich erschöpft.


Mir geht es ganz genauso.
Ich hab mein Soll an Krankheiten, Untersuchungen und Krankenhausaufenthalten für den Rest meines Lebens mehr als erfüllt.
Für mehr bin ich psychisch nicht in der Lage.
Und deshalb umschattet genau diese Angst mein ganzes Dasein.

Genau diese Aussage hat mich enorm heruntergezogen.

Und ich widerspreche.

Heute können wir reden, sprechen,selbst entscheiden.

Unser Verstand versteht und begreift anders..eben erwachsen.

Das ganze KrankenhausAmbiente hat heute zum größten Teil seinen Schrecken verloren.

Zitat von lechatnoir:
Genau diese Aussage hat mich enorm heruntergezogen.

Und ich widerspreche.

Heute können wir reden, sprechen,selbst entscheiden.

Unser Verstand versteht und begreift anders..eben erwachsen.

Das ganze KrankenhausAmbiente hat heute zum größten Teil seinen Schrecken verloren.


Also ich meinte die Aussage, eine schwere Erkrankung nicht überstehen zu können...heute.

Zitat von lechatnoir:

Also ich meinte die Aussage, eine schwere Erkrankung nicht überstehen zu können...heute.


Ich glaube, ich würde es wirklich nicht schaffen, eine schwere Krankheit psychisch wegzustecken.

Ich kann zwar nicht vorhersagen, wie ich tatsächlich reagiere, wenn ich zum Beispiel eine Krebsdiagnose erhielte, aber aus meiner derzeitigen Sicht würde ich sagen, dass es mir komplett den Boden unter den Füßen wegziehen würde.

Zitat von Lianna:

Ich glaube, ich würde es wirklich nicht schaffen, eine schwere Krankheit psychisch wegzustecken.

Ich kann zwar nicht vorhersagen, wie ich tatsächlich reagiere, wenn ich zum Beispiel eine Krebsdiagnose erhielte, aber aus meiner derzeitigen Sicht würde ich sagen, dass es mir komplett den Boden unter den Füßen wegziehen würde.


Ich glaube, so geht es jedem..auch ohne Trauma.

Meine größte Angst ist was im KopfBereich zu bekommen..oder sich nicht mehr bewegen können.

Aber das findet glaube ich keiner toll..

Als Kleinkind war ich mit eingegipsten Beinen in diesem Käfig,und sah immer meine geliebte Oma gehen und meine Mutter...und konnte nicht mit.Musste dort bleiben.

bei der letzten Geburt bekam ich auch immer Einmalkatheter, wegen der PDA .

Mit PDA war es überhaupt nicht schlimm..aber dann ließ die PDA nach..da war es sehr unangenehm..aber nicht wirklich schmerzhaft.

Als Kind tut es in Übermaßen weh , weil man nicht begreift, was mit einem passiert. Es ist sehr viel seelischer Schmerz, der den eigentlichen Schmerz potenziert.

Heute kann man das alles ganz anders einordnen.

Zum Thema Krebs sage ich..es ist kein Todesurteil.

Zitat von lechatnoir:

bei der letzten Geburt bekam ich auch immer Einmalkatheter, wegen der PDA .

Mit PDA war es überhaupt nicht schlimm..aber dann ließ die PDA nach..da war es sehr unangenehm..aber nicht wirklich schmerzhaft.

Als Kind tut es in Übermaßen weh , weil man nicht begreift, was mit einem passiert. Es ist sehr viel seelischer Schmerz, der den eigentlichen Schmerz potenziert.

Heute kann man das alles ganz anders einordnen.



Damals, als Vierjährige habe ich die Katheter als extrem unangenehm empfunden, was wohl daran lag, dass ich mich vor Angst verkrampft habe, dass der Katheter für meine Kleinkindharnröhre viel zu dick war und dass Harnröhre und Blase durch die vielen Entzündungen ohnehin schon sehr gereizt waren.

Ein paar Jahre später kam ich mit der Prozedur ansich gut klar.
Da war es eher dieses Ausgeliefertsein, wenn ich mit gespreizten Beinen auf diesem gnynäkologischen Stuhl lag und von fremden Menschen umgeben war.

Und mit zunehmendem Alter kam dann auch die Erkenntnis, dass ich krank bin und dass mein Leben schlimmstenfalls vorzeitig beendet sein könnte.

Vor Schmerzen ansich habe ich bis heute wenig Angst.
Ich glaube, ich bin da ziemlich abgestumpft.
Gleichzeitig habe ich Hemmungen, mich schwach zu zeigen.

Als ich damals meine Tochter zur Welt brachte, habe ich zum Erstaunen der Ärzte und Schwestern kaum einen Laut von mir gegeben, weil ich mich nicht schwach und hilflos zeigen wollte.



Ich bin sicher, dass so manche schwere Krankheit heutzutage kein Todesurteil mehr darstellt.

Das ändert aber nichts daran, dass ich im Falle einer schlimmen Erkrankung das Vertrauen in mich und meinen Körper vollends verlieren würde.

Sorry das kommt jetzt vielleicht total doof aber man kann seinem Körper doch eh nie vertrauen, oder?
Für mich ist das ein Feind. Einer, der mich irgendwann sowieso hinterrücks umbringen wird.
Kling krass aber so fühlt es sich eben an.
F.


Ich glaube jeden würde eine schwere Diagnose runterreißen aber dann muss man anfangen zu kämpfen und ich glaube, dass der Überlebenswille im Menschen ohnehin sehr sehr stark verankert ist, tut man das auch.

Warum das alles heute noch so schlimm ist? Ich denke, weil das Kind in uns immernoch in den Situationen verhaftet ist und gar nicht mitbekommen hat, dass es erwachsen stark und mündig geworden ist. Dass man heute nicht mehr ausgeliefert ist und immer ein Wörtchen mitzureden hat.
M.

So in der Art empfinde ich das auch, daß der Körper nur eine tickende Zeitbombe ist..die mich irgendwann zu einem völlig fiesem Zeitpunkt umbringt.

Aber das habe ich mittlerweile in die Schubladen mangelndes Vertrauen und zuviele Traumata einsortiert...

Vielleicht werden wir auch mal 90..so wie Papst Benedikt..und kündigen dann locker und entspannt an Meine Kräfte schwinden...ich bereite mich dann mal auf den Tod vor...
Ganz easy ...

Das wäre fein lechatnoir.
90 wÜrd ich gerne werden. Oder hundertzwanzig und die nächste Sonnenfinsternis mitbekommen *ahaha

Ich wäre auch gerne unsterblich. Ehrlich. Abernur wenn mein Mann es auch wäre. Sonst doof.

Klar gehört das gefühl zum Trauma und mangelndes Vertrauen. Aber das ist eben Kopf und das Gefühl ist ein anderes.
Doof und schön gleichzeitig mit den Gefühl nicht alleine zu sein. Du weißt schon, wie ichs mein, ne?

Klar weiß ich das:-)
Ich würde auch gerne alt werden..

Hänge auch sehr an meinem Mann ...

Bei dem Film Oben hab ich Rotz und Wasser geheult.....( Zeichentrick...)

Überhaupt ist Schmerz bei mir abgespalten...in Filmen oder bei anderen...wenn ich was Schlimmes im Fernsehen sehe muss ich immer heulen. Wegen meinem Leben heule ich seltenst.

Im Fernsehen braucht nur ein Hund zu sterben...neulich hab ich rumgezappt und bin bei einer Kinderserie gelandet..da ging es dem treuen Blindenhund eines Blinden schlecht...da hab ich geheult...

Zitat von Lianna:

Ich glaube, ich würde es wirklich nicht schaffen, eine schwere Krankheit psychisch wegzustecken.

Ich kann zwar nicht vorhersagen, wie ich tatsächlich reagiere, wenn ich zum Beispiel eine Krebsdiagnose erhielte, aber aus meiner derzeitigen Sicht würde ich sagen, dass es mir komplett den Boden unter den Füßen wegziehen würde.


Ich weiß nicht, ob es für uns schlimmer wäre , als für andere, wegen der Angststörung.. .

Unvorstellbar. Ob man das psychisch überhaupt wegstecken kann..glaube nicht. Nach überstandener Erkrankung bleibt immer die Angst.Mal mehr, mal weniger.

Ich beruhige mich dann immer, indem es BeruhigungsTabletten usw gibt....die man dann nehmen kann...

Aber vielleicht fallen wir mit 95 auch einfach nur tot um...oder schlafen friedlich ein....

Dann haben wir uns umsonst das ganze Leben verrückt gemacht.

Wir haben es nicht in der Hand....andere Leute haben halt irgendwie Gottvertrauen...welches uns fehlt.

Hallo Ihr alle, die ihr auf das Thema bislang geantwortet habt und alle anderen;-)!
Ich hoffe, dass den einen oder die andere meine Antwort liest und euch das Thema noch interessiert!? Ich war mit 1,5 Jahren alleine im Krankenhaus ohne Eltern und in Quarantäne für ca. 7 Wochen. DIe letzten Jahre habe ich viel daran gearbeitet. Das Beste, was mir passiert ist, ist, dass ich die Heldenreise (ein Intensivselbsterfahrungsseminar) gemacht habe. Seitdem bin ich mit meinem traumatisierten Kind auf einem guten und heilsamen Weg. Erst allerdings musste ich das kleine Kind aus seinem Krankenhauszimmer befreien! Mittlerweile treffe ich es regelmäßig auf einem Baum zum Kuscheln;-)...hört sich spooky an? Ist echt schön!
Dazwischen aber ist mir auch klar geworden, dass als so kleines Kind alleine zu sein eine Folter ist: EInzelhaft ohne strukturierende und schützende Erwachsene. Und dass, obwohl es zur Weimarer Republik bereits rooming-in gab. Da kam uns wohl die *beep* dazwischen mit ihrem bloß keine stabile Beziehung aufbauen zum Kind, sonst schenke ich mein Kind nicht mehr her (für den Führer).
Das Gute ist, dass es mich dahin gebracht hat wo ich heute bin: ich bin Gestalt- und Traumatherapeutin;-). Warum ich euch anschreibe: ich möchte über dieses Thema ein Feature machen und suche Menschen, die über diese massive Kindheitserfahrung berichten wollen und können. Wäre jemand von euch dazu bereit? Ob ich das Interview-Material als Feature verarbeitet jemals veröffentliche, weiß ich nicht sicher, aber ich habe es vor. So sollte das jemand sein, der sich das vorstellen kann, dass er seine Stimme mal im Radio hört. Natürlich würde ich jeder und jedem Beteiligten das fertige Produkt schenken;-)..ich lebe in Berlin; wir könnten aber auch über Video oder Telefon darüber sprechen. Wer mag? Wer will, kann auch an meine EMailadresse schreiben: ines.walter@web.de...ich danke euch im Voraus für eure Aufmerksamkeit und eure Mithilfe zur Verarbeitung meiner eigenen traumatischen Erfahrungen... ihr seid nicht allein! ines

Hallo,
da ich erst jetzt dieses Forum für mich entdeckt habe, kommt auch erst jetzt die Frage, ob du noch immer nach Menschen suchst, die über dieses Thema berichten wollen und möglichen Veröffentlichungen zustimmen.
Ich wäre sehr, sehr gerne dabei und würde mich freuen, von dir zu hören.
Co

Hallo,
gibt es hier vielleicht aktuelle (= 2019) Tipps oder Erfahrungen zu dem Thema Trauma durch Krankenhaus-Aufenthalt in den 70er Jahren?
Bin mir - trotz langjähriger psychologischer Begleitung - erst jetzt richtig bewusst geworden, welche immensen Konsequenzen der plötzliche Aufenthalt mit 1,5 Jahren im Krankenhaus wegen zwei Hüftoperationen für mich bis heute hat.
Und obgleich meine Mutter damals viel versucht hat, es aber nun mal untersagt war, das Kind zu sehen und viel Druck auf die Eltern ausgeübt wurde und obwohl sie und ich heute gut darüber reden können und obwohl ich es immer wieder und wieder im psychologischen Setting besprochen und bearbeitet habe (so dachte ich), bricht es jetzt - wo ich in den Wechseljahren bin - mit aller Macht nochmal durch.
Wer hat dazu evtl. Tipps für Lektüre für Fortgeschrittene-Psycho`s oder professionelle Workshops oder Seminare, die sich nicht allgemein mit PTBS sondern speziell der vorsprachlichen Belastung beschäftigen.
Wäre dankbar für Tipps.
Co

Hier ist lange nichts mehr geschrieben worden zu dem Thema und ich habe das Forum auch gerade erst entdeckt. MÖchte einmal meine Erlebnisse schildern. Bin weiblich, Baujahr 1962. Komme aus einer Familie, in welcher Angst und Gewalt an der Tagesordnung war. Schwer durch Kindheitserlebnisse im Krieg traumatisierten Vater gehabt. Verhältnis zur Mutter, die liebevoll und fröhlich war, eigentlich gut.
1971 mit 9 Jahren unter das Auto gekommen. Mit Rollschuhen. Noch Glück gehabt, der Fahrer fuhr nur 40, wo er durdchaus schneller hätte fahren können.
Linkes Bein 3x gebrochen, einmal davon kompliziert, Schulter angeknackst, viele Schnitte im Gesicht. Krankenhaus ohne Kinderstation. Von der ersten OP weiss ich nichts mehr, Bein kam in Gips und ich wachte auf und verstand die Welt nicht mehr. Gesicht und Kopf angeschwollen und überall Verbände. Meine Mutter kam und machte auf fröhlich, brachte mir Bademantel und Zeug. Musste dann mehrere Wochen mit dem Bein in Gips im Bett liegen. Teilweise im Flur, teilweise auf der Frauenstation. Der Chefarzt kam damals noch mit seinen Dalmatinern und rauchend auf Visite. Man ging mit mir um wie mit einem Gegenstand. Jammern oder über Schmerzen klagen gab es nicht. Eine besonders strenge Schwester, Typus klein, Mannweib, kurzhaarig hätte ich heute gerne mal 5 Minuten für mich. Es gab keine Besuchszeit, aber große Langweile. Eltern konnten nicht jeden Tag kommen, wegen Berufstätigkeit bei beiden. Dafür kam meine Schwester. Nach ein paar Wochen durfte ich raus mit einem Gehgips. Dann fingen die Schmerzen an im Kniebereich. Ebenso an der Ferse. Ich war so erzogen, immer alles mit mir selbst auszumachen, geholfen hat mir oft eh keiner. Dann lernen Kinder, sich selbst zu helfen. Als die Schmerzen schlimmer wurden, erzählte ich dies meinem Vater. Das Ende vom Lied war, dass sich ein Dekubitus entwickelt hatte im Kniebereich und der Gips ab musste. Dies aber erst kurz vor knapp, denn die Ärzte in dem behandelnden Krankenhaus glaubten mir nicht. das Kind simuliert, da ist nichts. Mein Vater, gelernter Sanitäter, handelte und der Gips kam in der heimischen Küche mit der Säge aus dem Keller ab. Dekubitus bis kurz vorm Knochen. Wenige Wochen später und das Bein hätte amputiert werden müssen. Weiterbehandlung Kokoperation mein Vater und ein Hausarzt, zu welchem ich alle zwei Tage fahren musste. Nachdem das überstanden war und ich mein Bein gottseidank behalten konnte ( danke, Papa) musste in den Osterferien 1972 der Draht raus. Es handelte sich um einen Draht, mit dessen Hilfe der komplizierte Bruch gerichtet worden war. Mittlerweile hatte ich eine Krankenhausphobie entwickelt, nur das hat keiner gemerkt und auch keinen interessiert. DAs Seelenleben von Kindern war damals so unwichtig wie ein Kropf. Mit einem Bauch voller Angst schrak ich jedes Mal zusammen, wenn unser Telefon ging denn es konnte ja ein Anruf von der Klinik sein, dass ein Bett frei ist. Nun, der Anruf kam und ich bin mit 9 Jahren dann das zweite Mal ins Krankenhaus gekommen. Eine furchtbare Klinik in Neuss. Am OP Termin wurde ich hinuntergeschoben. Die grünen Kacheln... der Horror. Das ganze blinkende und ekligen Geräte haben mir unwahrscheinlich Angst gemacht. Ich lag da und wartete auf die Narkose. Kein freundliches Wort von niemandem. Wurde dort einfach abgestellt. Dann kam die schlecht gelaunte Narkoseärztin und erklärte mir, dass ich jetzt eine Kappe aufgesetzt bekäme ich ich sollte rückwärts von 10 an zählen. Vorher maß sie meinen Blutdruck, damals dachte ich, dass ist jetzt schon die Narkose. Ich hatte TODESANGST: Die Kappe habe ich dann versucht herunterzustoßen, immer wieder kam die Hand dieser Drecksschwester und schob sie mir auf. Die nachfolgenden zwei Wochen in diesem KH waren die Hölle. Es gab Besuchszeiten ( die Besuchszeit ist gleich zuende) die Schwester, die kam und dies verkündete, hätte ich treten könnten. Meine Eltern konnten nur jeden 2. Tag kommen, also gab es genug Tage an denen KEINER kam. Meine Schwester, mit der ich sehr eng war, durfte gar nicht zu Besuch kommen. Ich humpelte dann ans FEnster und sie stand unten auf dem Parkplatz und winkte hoch. Schwestern waren immer barsch, unfreundlich, haben geschimpft für nichts und wieder nichts. Heute weiss ich, dass dieser Abschaum von Menschen ( wer geht so mit kranken Kindern um?) seine eigenen persönlichen Frustrationen an den kleinen Patienten ausgelassen hat. Dein einen oder anderen hätte ich sehr gerne mal für ein paar Minuten für mich. Habe das Ganze überlebt, geblieben sind eine wahnsinnige Angst vor Krankenhäusern, speziell aber vor Narkose. War in therapeuter EMDR BEhandlung, vieles ist weg oder verblasst, jedoch nicht die Todesangst im OP liegend. Bin jetzt 60 und gesund, aber müsste dringend mal zur Darmspiegelung, was ich nicht schaffe. Habe bei jedem Bauchgrimmen Angst, es ist der Blinddarm oder ähnliches. Irgendwann wird es mal so sein, dass ich operiert werden muss, gerade im Alter. Weiss überhaupt nicht, wie das diesbezüglich weitergehen soll. Sorry für das Zutexten. Musste einfach raus. Danke.
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Zitat von Julilmond2107:
Sorry für das Zutexten. Musste einfach raus. Danke.


Tut mir leid das Du das hast erleben müssen.

Nach den ersten Details über deine Traumata, habe ich aufgehört zu lesen.

Solche Dinge können Menschen hier Triggern. Daher gibt es die Triggerfunktion im Editor hier. mit diesem kann man solche Abschnitte verstecken. Dann kann jeder selber entscheiden ob er sich mögliche Trigger sichtbar macht.

Ich bitte dich dies beim nächsten Post dieser Art zu beachten.

Zitat von Julilmond2107:
Musste einfach raus.


Ja, das kennt unsere Generation ohne Ende. Ich kann dir nur sagen, dass man heutzutage hervorragende Medis hat, die in unserem Alter auch eingesetzt werden, wenn man im Krankenhaus ist.

Ich war letztes Jahr drin, war mutig genug um zu beschliessen, dass Vorsicht besser als Nachsicht ist. Und, obwohl ich auch allgemein traumatisiert bin, wurde das irgendwie erkannt und ich bekam ein Benzo für die Nacht.

Unsere Erlebnisse waren damals wirklich so, heutzutage ist man davor aber meilenweit entfernt. Garantiert. Unsere Ängste werden zwar durch damalige Traumata gespeist, aber entsprechen nimmer der Realität.

Dass man Krankenhäuser und Ärzte allgemein gerne von weitem sieht, ist normal, allerdings sollten wir uns in unserem Alter schnell daran gewöhnen, doch nachschauen zu lassen, auch wenn uns der Popo auf Grundeis geht.

Ich hab sofort nach einer Beruhigungstablette verlangt, als man den Eingriff durchführen wollte. Und auch bekommen. Und siehe da, ich war absolut obercool, wobei ich das gar nicht so empfunden habe, da ich überhaupt keine Angst mehr hatte.

Deshalb nochmals der Apell an dich: Die Medizin ist um Welten besser geworden und auch das Personal viel, viel freundlicher, als die ekligen Schwestern von damals. Das gibt es Gottseidank nimmer.

Zitat von Dragon-Elf:
Hallo, gibt es hier vielleicht aktuelle (= 2019) Tipps oder Erfahrungen zu dem Thema Trauma durch Krankenhaus-Aufenthalt in den 70er Jahren? Bin mir ...


Hallo @Dragon-Elf
Ist das Thema noch aktuell für dich?
Falls du inzwischen Literatur zu vorsprachlichen traumatischen Erfahrungen gefunden hast, wäre ein Tipp toll!
In einer Reha, in der es allerdings um andere Dinge ging, habe ich erfahren, dass es mehrere Therapieformen gibt, um an so frühe Erinnerungen zu kommen und sie zu bearbeiten. Leider werden sie von den gesetzlichen Kassen nicht bezahlt.
Ich kann mich gerne noch mal schlau machen.

Hallo @Julilmond2107
Ich habe ähnliche Erinnerungen, vor allem den Horror der grünen Kacheln kenne ich gut. Inzwischen ist der Schrecken aber therapeutisch bearbeitet und verblasst.

Mit meinen Eltern war ich gerade eben eine Woche im Urlaub. Es war sehr schön. Aber es steht immernoch manchmal etwas zwischen uns. Ich kann bis heute nicht mit ihnen über diese Kindheitserlebnisse sprechen. Sie wären sicher froh darüber, aber ich kann nicht. Das macht mich traurig.

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