Zitat von Hotin:Ich sehe das ähnlich wie Du. Dabei glaube ich weniger, das Du nicht verstanden wirst.
Menschen mit sozialen Ängsten treten den sogenannten Normalen oft etwas auffällig gegenüber.
Somit wird Dein Verhalten sicher akzeptiert, nur warum sollten die Menschen immer
in besonderer Weise auf Dich eingehen? Das würde unnatürlich wirken und die
Kommunikation möglicherweise sehr erschweren.
Ich denke nicht, dass ich erwarte, dass in besonderer Weise auf mich eingegangen wird?
Aber ich weiss nicht, ob ich auch so rüberkomme?
Ich habe nur zwei Menschen, die mich gut kennen, und die von meiner Sozialen-Phobie wissen.
Aber will das in persönlichen Gesprächen mal thematisieren. Das wird Interessant.
Zitat von Hotin:Dass ein Mensch mit einer sozialen Angst als abweisend oder sogar arrogant empfunden wird, finde ich, ist völlig
normal. Hier ist es Deine Aufgabe über Deine Sprache, Deine Mimik und Deine Körpersprache die Signale zu
senden, dass Du nicht arrogant sein möchtest.
Ja, das ist meine Aufgabe. Und ich arbeite auch daran.
Ich bin zwar keine Rheinische Frohnatur, aber ich würde mich nicht als negativen Menschen bezeichnen.
Es ist dieser unglaubliche Konflikt zwischen der Angst, die mir die Maske aufsetzt und die mein Verhalten bestimmt,
und mich negativ wirken lässt, und meinem Wunsch positiver zu wirken.
Natürlich nicht pauschal, nicht bei jedem Menschen.
Was den ersten Kontakt angeht:
Wenn mir jemand nicht sympathisch ist, oder mir der Kontakt einfach egal ist (d.h. wenn ich nichts von ihm will),
ist es mir relativ egal, ob er mich für Arrogant oder sonst wie negativ hält.
Aber ausgerechnet bei solchen Menschen/Kontakten wird mein Verhalten kaum von meiner Angst bestimmt!
Ich nehme die Angst wahr, aber sie bestimmt mich nicht. Mit meiner Maske komm ich da ganz gut klar.
Es fällt mir auch relativ leicht frei und ungezwungen zu Reden.
Wenn mir jemand jedoch sympatisch ist, oder sonst wie für mich wichtig, fängt es an richtig schwierig zu werden.
Es fällt mir unglaublich schwer, etwas von meiner Maske abzunehmen, obwohl ich genau das möchte.
Ich fange an zu verkrampfen, erlebe Stress und die Maske wird nur stärker.
Das führt oft zu einer noch noch negativeren Aussenwirkung...
Je mehr Mühe ich mir gebe, desto schlimmer wird es.
Das ist so Paradox.
Ich glaube man kann das ganze runterbrechen auf:
Wie wichtig ist es mir was der andere von mir hält bzw. von mir denkt?
Je wichtiger mir das ist, desto mehr muss ich mich Richtig Verhalten und das Richtige Sagen...
Als ob es Richtig in diesem Kontext überhaupt gibt?
Meine Vorstellung von Richtig ist, mich hier so zu verhalten wie ich bin.
Und jetzt wird es Schwierig!
Ich bin jemand mit Sozialer Phobie. Ok. Soweit so gut.
So wie ich bin, verhalte ich mich (bei neuen Kontakten) negativ nach Aussen.
Das ist Schlecht! Ich bin Schlecht...
Inwieweit darf ich nicht / will ich nicht ich selbst sein?
Wo hört So bin ich auf und fängt unerwünschtes Verhalten an?
Wo hört Ich werde nicht Akzeptiert auf, und fängt manches Verhalten von mir wird nicht Akzeptiert an?
Ich reagiere sehr Sensibel auf meine Gegenüber, und mein Selbstvertrauen/Selbstwertgefühl ist auch nicht gerade ausgeprägt.
Vieleicht nehme ich daher manches auch viel zu persönlich oder viel zu Ernst?
Das einzige was hier wirklich hilft, ist regelmässiger Kontakt zu demselben/denselben Menschen,
wodurch nach und nach Vertrauen aufgebaut werden kann. (Auf beiden Seiten)
Ich habe das in der Selbsthilfegruppe erlebt.
Nach und nach konnte ich meine Maske ablegen, freier reden, mich mehr und mehr so geben wie ich bin.
Ich konnte auch mal Unsinn reden und es wurde über mich gelacht, ohne dass ich durch das Lachen gleich Panik bekommen habe, usw.
Mich nach und nach wohlfühlen.
Zitat von Hotin:Auch hier stimme ich Dir vollständig zu. Wenn Du einen guten funktionierenden Kontakt zu anderen Menschen
aufbauen möchtest, dann solltest Du tatsächlich besser wenig Angst zeigen.
Der Mensch funktioniert nicht so, dass er in erster Linie anderen helfen möchte.
Das Grundverhalten des Menschen ist ein egoistisches Verhalten. Wenn Du beginnen würdest, Deine
sozialen Ängste genauer zu betrachten, kannst Du feststellen, das Deine Wünsche zum Verhalten anderer
Menschen oft ebenfalls ganz stark von egoistischen Überlegungen geprägt werden.
Auch Du verstehst das Verhalten der sogenannten Normalen teilweise nicht und
akzeptierst es vermutlich auch wenig.
Damit steht es unentschieden zwischen Den Normalen und Dir.
Das Wort egoistisch liest sich für mich recht negativ, ist aber sicherlich nur neutral gemeint.
Aber ja, ich suche ja Kontakt zu anderen Menschen (auch oder vor allem mit Sozialer-Phobie)
weil ich etwas
für mich erfahren/erreichen will. (Und das liest sich jetzt auch negativ... )
Und ja, ich verstehe das Verhalten von sogenannten normalen teilweise nicht.
Oft möchte ich es jedoch verstehen.
Ich werde hierzu noch ein par Zeilen separat schreiben.
Das gibt es auch ein par Interessante Erfahrungswerte.
Zitat von Hotin:Dann gibt es zur Lösung nur einen Weg. Lerne Dich anders zu verhalten,
Ernsthaft? Gibt es keine Abkürzung? Keine Pille? Keinen Cheat?
Nein, Spass beiseite:
Ja, es gibt nur den langen mühsamen Weg das eigene Verhalten zu ändern.
Ich habe das schon erlebt, und auch schon zu einem großen Teil geschafft (in einer ganz anderen Sache)
Zitat von Hotin:Das kann eines Tages so sein, als wenn Du aus einem Nebel heraustrittst, weil Du die Zusammenhänge
plötzlich klar erkennst und auch als gegeben akzeptierst.
Das mit eines Tages und plötzlich glaube ich dir nicht.
Ich bin der Überzeugung dass es jeden Tag nur einen kleinen Schritt gibt, einen kleinen Erfolg, ein bischen mehr Zusammenhang.
Jeden Tag ein bischen Nebel weniger...
Vieleicht bemerkst du Tage (oder auch Wochen) lang nichts, aber irgendwann kommt die Veränderung über die Wahrnehmungschwelle und du nimmst eine plötzliche Veränderung wahr. Das ist nur die Wahrnehmung der Veränderung, nicht die Veränderung selbst.
Generell sind das sehr Interessante Ansätze, bzw. überdenkenswerte Perspektiven von dir.
Darüber werde ich länger nachdenken.
Ich werde versuchen die ein- oder andere Situation einmal aus deinen Perspektiven zu sehen,
Vielen Dank das du dir die Zeit zum Schreiben nimmst!
Grüße,
Marvin50