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Laaaaange ist mein letzter Eintrag her... ich will kurz Bericht erstatten:

Mitte Februar habe ich begonnen, Sertralin (50mg) einzunehmen. Das mache ich auch heute noch. Zu dem Zeitpunkt ging bei mir (wie man hier eindrücklich lesen kann) gar nichts mehr. Ich habe Monate nur noch bei meinem Vater/ meinem Freund gewohnt, wollte nicht mehr in meine Wohnung. Ich bin nicht mehr Auto gefahren, habe mein Referendariat abgebrochen usw. Selbst der Gang zur Dusche war total angstbehaftet - einfach alles!

Nach einer Woche kam der Antrieb - erstmal ziemlich unangenehm, da Stimmung und die permanenten Angstgefühle/ Schwindel/ Unwirklichkeitsgefühle immer noch da waren.

Nach etwa 3 Wochen besserte sich meine Stimmung. Plötzlich ging ich wieder ans Telefon und rief auch von selbst wieder Freunde an, um mit ihnen über meine Probleme zu sprechen. Ich ging alleine spazieren, fuhr (mit viel Angst) wieder Auto.

Auf den Tag genau nach 4 Wochen war der erste Tag, an dem ich ab nachmittags mehrere Stunden total ruhig und angstfrei war. Abends wurde es wieder unangenehmer, morgens war nach wie vor schlimm.

Dann wurden die angstfreien, bzw. relativ angstfreien Phasen täglich länger. Meine Schritte wurden sehr schnell größer. Zurück in die Wohnung, wenn auch noch nicht arbeiten. Alleine Auto fahren, einkaufen, Freunde zu Hause empfangen.

Ich würde schätzen, dass nach 8 Wochen emotional alles wieder ziemlich gut war.

Es folgten ca. 4 Monate, die entspannter waren als die letzten 8 Jahre. Ich habe mich einfach wieder wie in meiner Jugend gefühlt - total frei, entspannt, lebenslustig. Selbst Situationen und Dinge, die ich nie auf die Angst bezogen hatte, verbesserten sich: Nach Jahren, in denen ich jährlich 2-3 Mal Kortisonspritzen gegen meine Pollenallergien bekommen hatte, waren diese in diesem Jahr quasi weg. Zufall oder Zusammenhang? Keine Ahnung. Aber ich habe wie alle anderen in meinem Umkreis 2 Wochen etwas Schnupfen gehabt und geniest und das war es. Keine Medikamente notwendig. Volle Clubs waren kein Thema mehr. Früher stand ich dann lieber sicher am Rand, heute bin ich mittendrin. Die Reihe würde sich noch ordentlich verlängern lassen.

Ungefähr Ende Juli begannen wieder schwierige Phasen. Plötzlich wieder Angst - wieder ohne für mich erkennbaren Grund. Gespräche mit meinem Psychotherapeuten (kontinuierlich seit Februar!) darüber, ob ich die Dosis erhöhen sollte. Entscheidung dagegen, da ich nur 6 Std/ Woche in einem Nebenjob arbeitete und die Herausforderung annehmen wollte und zumindest probieren wollte, ob ich es auch so wieder in den Griff bekommen würde.
Ich habe viel an mir verändert. Wenn die Nervosität hochsteigt, gehe ich joggen. GERADE DANN, wenn ich mich körperlich schummrig und unsicher fühle, Angst habe. Danach ist es IMMER besser, wenn auch nicht immer weg. Ich nehme sofort Kontakt zu Freunden auf und treffe mich mit ihnen und rede viel über die Angstgefühle. Ich gehe bewusst erst recht raus und zeige mir (bzw. meinem Unterbewusstsein), dass ich nicht ohnmächtig werde und dass nichts passiert. Und ja: Juli/ August/ September sahen so aus, dass sich immer 3-8 Tage mit Angst, die sich täglich durch das neue Verhalten verkleinerte, mit mehreren Wochen ohne Angst abwechselten.


-- Mir geht es insgesamt echt gut. Ich spüre, dass die Angst noch irgendwo da unten ist. Und dass sie immer wieder raus will. Ich habe wie gesagt immer mal wieder ein paar Tage, an denen ich das Gefühl habe, richtig zu kämpfen und mich durchzuquälen. Mein Grundsatz ist dann:


Je mehr ich heute vermeide, desto größer wird die Angst morgen sein. Und andersrum: Je mehr ich heute mache, desto mehr wird die Angst morgen abnehmen. Auch, wenn es sich gerade GAR NICHT danach anfühlt... Auch, wenn die Verbesserung oft erst 1-3 Tage später einsetzt... Ich muss das nicht glauben, aber ich muss mich trotzdem dementsprechend verhalten, auch wenn in mir alles wieder schreit, dass irgendwas körperlich nicht in Ordnung sein kann! In solchen Tagen darf das Ziel nicht sein, es GUT zu machen, sondern einfach nur, es IRGENDWIE zu machen!

Irgendwann glaubt mein Kopf dann immer, was der Körper einfach ein paar Tage gemacht hat, ohne dabei umzukippen

Meine Angstgefühle sind in solchen Phasen heute lange nicht mehr so stark wie noch vor einem halben Jahr. Ich habe noch viel zu arbeiten und das Sertralin allein scheint die Angst nicht verhindern zu können. Das nach den tollen Monaten zu erkennen, war wieder ein Auslöser für eine schlechte Phase. Aber das Tolle jetzt ist: Zum ersten Mal erlebe ich, dass ich die Ängste mit Durchhaltevermögen und harter Arbeit - immer entgegen meiner Intuition in diesen Tagen - tatsächlich abschwächen und schließlich wieder beseitigen kann. Und dieses Gefühl ist Gold wert.

Am 01.11. werde ich mein Referendariat wieder aufnehmen. Klar hab' ich Angst davor. Aber ich versuche mir nicht mehr solchen Druck zu machen. Es ist nur ein Job. Wenn es durch Angst nicht klappen sollte, drauf geschissen... dann muss ich was anderes machen. In eine Angst, die mich Monate lang aus meinem Leben reißt, werde ich mich auf jeden Fall nicht mehr durch meine falschen Ansprüche an mich drängen lassen.

Lasst den Kopf nicht hängen und macht weiter! :-*

KeWa das liest sich so gut und gibt mir gerade echt Mut.

Ich frage mich täglich ob ich je wieder normal werde...
Meine Ärztin meinte schon dass sich nicht alles wieder verändern wird, aber ich zumindest viel besser damit umgehen werden kann.

In 1 Woche beginne ich erneut mit Citalopram, welches am Anfang ja leider auch etwas unangenehme Nebenwirkungen hat.

Aber egal, ich muss dass mit diesem Anlauf jetzt einfach schaffen sage ich mir.

A


Wem haben AD wirklich geholfen?

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Hallo,

Schön so etwas zu lesen
7 monate mit auf und abs sind schon eine verdammt lange Zeit,aber anscheinend hat es sich gelohnt bis zur Runde 12 durchzuhalten
Viele andere hätte von schon nach der Hälfte der Zeit aufgegeben oder es mit einem anderen Medikament versucht,du kannst also wirklich stolz auf dich sein!
Mach weiter so *Step by Step* und überfordere dich nicht,dann wird alles gut
Ich wünsche dir alles Gute und drücke dir am 1.11 ganz fest die Daumen
Du schaffst das!
Im Übrigen,du hattest ja jetzt lange genug *Urlaub*
Ich würde mich freuen,wenn du ab und zu mal wieder was von dir hören lässt und uns von deinen Fortschritten berichtest.

Hallo ihr Lieben,

wow, schon wieder so lange her, dass ich geschrieben habe. Dabei hatte ich mir doch fest vorgenommen, gerade in den besseren Phasen etwas zu schreiben, damit ich (wenn es mir mal wieder schlechter geht und ich hier nachlese) auch etwas Positives sehen kann.

Mir geht es insgesamt super. Ich nehme immer noch mein Sertralin 50mg und das Candesartan 6mg. Jetzt seit einem guten Jahr in dieser Dosierung. Mein Blutdruck ist immer zwischen sehr gut und in Ordnung, dadurch messe ich auch höchstens noch so alle 2 Wochen. Ich habe schon lange keine Tavor-Notfallpille mehr in der Tasche. Trotzdem hilft es mir, dass ich es einfach im Schrank habe.

Ich arbeite jetzt seit Anfang November wieder. Aber alles ist anders als beim letzten Mal. Ich möchte nicht angeben, aber ich halte diesen Job als Referendarin (Lehramt) schon für einen an sich sehr belastenden. Seit diesem Halbjahr (Ende Januar) habe ich auch wieder 4 eigene Kurse, für die ich komplett verantwortlich bin. 5., 7. und 2x 10. Klasse. Daneben bin ich weiterhin im Ausbildungsunterricht, d.h. in Kursen von erfahrenen Kollegen, die einen beim Unterrichten beobachten und Feedback geben. Ich hatte schon wieder 2 Lehrproben.
Es macht mir total Spaß. Ich fühle mich irgendwie wieder sinnvoll durch den Job. Ich habe viel Spaß mit den Schülern und fühle mich in der Schule angekommen. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass ich viele tolle Kollegen habe. 2 davon habe ich mich auch ganz ehrlich anvertraut und wenn jetzt mal ein schlechter Tag kommt, erzähle ich es in der Pause meiner Kollegin. Die erzählt mir dann, dass ich das super mache und es mir auch leisten könnte, mal schlechter vorbereitet zu sein und nicht 100% zu geben und dass das alle immer wieder tun. Und sie drückt mich Das hilft dann meistens schon. Ich spiele einfach nicht mehr die tolle Lehrerin, wenn es mir schlecht geht.

Allerdings geht es mir auch sehr sehr selten nicht so gut. Wenn, dann zeigt sich das durch eine starke Nervosität. Ich wache morgens mit Herzklopfen auf und mache mir Gedanken, ob ich wirklich gut genug für soviel Verantwortung bin und dafür, stundenlang vor 30 Schülern zu stehen, die einen unentwegt beobachten. Das legt sich dann meistens innerhalb der ersten Unterrichtsstunde. Ich muss mir IMMER WIEDER zeigen, dass es so ist. Denken reicht einfach nicht.

An 90% der Tage gehe ich müde und entspannt zur Schule, lache dort viel und bin meistens sogar ne gute Stunde länger als nötig da, um mit Kollegen zu quatschen. Auf dem Nachhauseweg bin ich eigentlich immer glücklich. Der Job erfüllt mich. Gebraucht zu werden tut mir gut und die tägliche Bestätigung, wenn die Kinder lächeln, wenn man reinkommt oder sagen, dass sie einen wieder zurück haben wollen, wenn man sie abgeben musste. Ich mache ängstlichen Schülern Mut und sage ihnen sehr häufig, dass ich Verständnis für sie habe und sie für großartig halte. Das Resultat davon zu beobachten ist das schönste Gefühl der Welt!

Ich wünsche mir einfach, dass es laaaaange so bleibt. Nach den Sommerferien habe ich schon meine Abschlussprüfung. Wahnsinn. Und wenn ich das Glück habe, wieder zu dem Amtsarzt zu kommen, der mich vor einem halben Jahr untersucht hat, sogar eine große Chance, lebenslang verbeamtet zu werden. Meine Therapie werde ich bis dahin abgeschlossen habe, es sind noch ca. 6 Stunden und ich gehe nur noch alle 2-3 Wochen hin. Das ist mittlerweile eher ein Pflichttermin für mich, als dass ich noch darauf warten und sie brauchen würde.


Es gibt eine Sache, die mich ab und zu beschäftigt: Das Absetzen. Mein Therapeut hat mich schon einige Male darauf angesprochen und gesagt, dass ich absetzen darf, sobald ich das selbst möchte. Er hält das Sertralin nicht mehr für notwendig. Aber mir macht das Absetzen doch etwas Angst. Ich wünsche mir Kinder und bin 32 Jahre alt. Wenn ich in einem Jahr hoffentlich in meiner Festanstellung angekommen bin, würde ich gern schwanger werden.
Ganz ehrlich: Wenn ich ein Mann wäre, würde ich das Medikament einfach für immer so weiter nehmen. Aber als Frau mit Kinderwunsch geht das nicht. Dass spätestens nach der Geburt wieder Angst und/ oder Depressionen auftauchen werden, halte ich für höchstwahrscheinlich. Mein Arzt leider auch Natürlich weiß ich dann, was zu tun ist. Ich würde von meinem Therapeuten sofort begleitet werden und dürfte direkt wieder kommen, auch ohne Platz. Ich könnte wieder mit dem Sertralin anfangen, dieses Mal im Wissen, dass die Nebenwirkungen nach ein paar Wochen vorbei sind. Trotzdem: Ich habe Angst, dass ich dieses erfüllte Leben durch das Absetzen wieder verlieren könnte. Und ich muss hier ja niemandem was von sich selbst erfüllenden Prophezeihungen erzählen... darin sind ja die meisten Angstpatienten Profis


Naja. Also kurz: Alles super, nur der Blick auf die Zukunft macht mir halt nicht nur Freude (obwohl ich mich auf das Meiste SEHR freue!), sondern auch etwas Angst. Aber das schiebe ich zumindest bis nach dem Referendariat noch weg und verändere bis dahin nichts an meinen Medikamenten. Mit ihnen schaffe ich es immer noch, aufkommende Angst selbst wieder in den Griff zu bekommen. Die Phasen kommen nur noch alle paar Monate und dann nur für wenige Tage. Und darüber bin ich froh und darauf sehr stolz!

Liebe Grüße und versucht, euch zu überwinden und zu kämpfen! Auch wenn alles in so einer Phase unheimlich aussichtslos aussieht: Das ist es nicht.

KeWa

bei mir haben die ADs gegen der Angststörung gar nicht geholfen. Klar, man ist gefühlstaub und scheppt sich eventuell angstfrei durch die Gegend aber bei mir war die Grundproblematik immer noch vorhanden. Erst nach Pregabalin habe ich eine Veränderung gefühlt, und bei Benzos sowieso. Ich kenne mich nicht so gut aus aber warum gibt es nicht andere Meds die an die GABA Rezeptoren wirken und mit geringem Suchtgefahr statt diese, ja ,,Improvisationsmethode´´ mit ADs Angststörungen behandeln zu versuchen?

Weil Pregabalin auch diverse Nachteile hat. Genauso wie Benzodiazepine, Neuroleptika und Trizyklika

ADs haben auch unzählige Nachteile. Was ich meine ist es, für die Behandlung von einer Angststörung werden ADs als erstes verschrieben obwohl das Problem oft ganz woanders liegt.

Wo liegt es denn

Ich weiß ja nicht deshalb frage ich. Also mein Punkt ist, warum nicht eher an Medikamente, die den GABA Neurotransmitter beeinflussen, arbeiten/weiterforschen, statt Serotonin/Noradrenalin?

Da du das hier schreibst, beziehe ich es mal auf mich persönlich:

Ich hatte 8 Jahre mit immer wieder langen Phasen voller Angst/ Depressionen hinter mir, inklusive einer ca. 2 jährigen Verhaltenstherapie, bevor ich mich auf ein AD eingelassen habe.
Nebenwirkungen habe ich bisher keine und es hilft mir sehr gut. Natürlich ist das nicht bei jedem gleich. Ich bin nicht ansatzweise gefühlstaub dadurch, sondern nach wie vor sehr sensibel. Ich kann glücklich sein, weinen, lachen, genießen. Eigentlich fühle ich mich wie damals, bevor ich zum ersten Mal Probleme in diese Richtung hatte. Allerdings habe ich parallel zum Sertralin auch wieder eine Therapie angefangen und arbeite täglich an mir. Ich glaube nicht, dass es irgendeine (rein chemische) Möglichkeit gibt, wieder ganz frei zu sein. Das geht nur mit ständigem Training, Arbeit, Sichüberwinden. Immer wieder. Ich finde diese improvisationsmethode SSRI für mich ziemlich passend. Weil ich (wie beschrieben) immer mal wieder Tage mit Angst erlebe und sie nicht komplett weggelöscht ist. Ich bin eben nicht betäubt dadurch (vielleicht auch durch die kleine Dosis). Der Angst ab und zu wieder zu begegnen, aber dabei NICHT mehr in unendliche Gedankenverstrickungen zu geraten, sondern dagegen anzugehen, ist für mich eine Trainingsmöglichkeit. Vielleicht wie eine Schiene, wenn man eine Verletzung hat. Laufen muss ich immer noch selbst und ich trainiere weiter, damit es dann auch wieder ohne Schiene klappt und sich die Muskeln nicht komplett abbauen. Oh man, wie poetisch

Ich kann dem nur zustimmen... Für mich waren vor einigen Wochen viele Dinge unmöglich... Freunde treffen (nur mit innerlich er Unruhe), Ärzte aufsuchen mur unter Panik... Zuhause nur gegrübelt ob es doch was ernstes ist. Permanent pausenlos. Weinanfälle Todesangst jeden Tag.... Seit ich Venlafaxin 75mg nehme geht es mir EINIGES besser. Meine Benommenheit ist besser geworden. Mein Taubheits und unwirklichkeitsgefühl ist weg ich habe kaum noch Angst und wenn kann ich gut damit umgehen und sie nicht aufkochen lassen... Panik seitdem gar keine.. Nebenwirkungen hatte ich keine ausser Schlafstörungen die sind echt dies. 3 Wochen 2 std schlaf wenns hoch kommt. Dagegen bekomme ich jetzt seroquel am abend. Die Dosis ist minimal. Natürlich sind medis nie eine dauerlösung und eine Therapie ist unerlässlich. Auf diese warte ich derzeit noch aber ohne die Unterstützung der AD wäre ich psychisch vor die Hunde gegangen. Ich kann nur jedem der Angst vor ADS hat diesen einmal eine Chance zu geben. Ich weiss nicht was besser ist.... Seelische Höllenqualen über Monate oder länger oder eine kurzzeitige Hilfe durch Medizin. Klar sind diese nicht gesund aber der seelische zustand und stress auf Dauer auch nicht...

Eben. Die Medis sind oft gesünder als der Dauerstress. Gibt es sogar Beweise für.

Ich hab auch vor einigen Jahren gute Erfahrungen mit AD´s gemacht. Sie haben mir jedes mal
wieder richtigen Schwung ins Leben gebracht.
Aktuell nehme ich wieder welche, Sertralin.
Hab allerdings auch ein wenig bedenken deswegen.
Gibts hier jemanden, der sich relativ gut mit AD´s auskennt?
Hätte nämlich mal eine wichtige Frage dazu.

Zitat von Jana1985:
Ich hab auch vor einigen Jahren gute Erfahrungen mit AD´s gemacht. Sie haben mir jedes mal
wieder richtigen Schwung ins Leben gebracht.
Aktuell nehme ich wieder welche, Sertralin.
Hab allerdings auch ein wenig bedenken deswegen.
Gibts hier jemanden, der sich relativ gut mit AD´s auskennt?
Hätte nämlich mal eine wichtige Frage dazu.



Welche Frage hast du denn?

Hallo ihr Lieben,

ich möchte euch (und mich, falls ich irgendwann wieder schlechtere Phasen habe) auf den neuesten Stand bringen. Unglaublich, dass ich schon wieder so lange nicht mehr in das Forum gesehen habe.

Beim letzten Eintrag stand ich kurz davor, mein Referendariat wieder aufzunehmen. Es ging mir soweit gut, die Angst saß aber noch fest in meinem Gedächtnis.

Heute:
Ich bin jetzt Lehrerin!
In den knapp 11 Monaten, die ich noch im Vorbereitungsdienst hatte, habe ich noch 6 Lehrproben abgelegt. Mal war ich da mehr, mal weniger nervös. Im Vergleich zu meinen Mitreferendaren muss ist sagen, dass ich ziemlich entspannt war. Die Nervosität kam eigentlich immer erst am Morgen vorher auf - ich konnte sogar problemlos am Abend vorher einschlafen. Bei den letzten Unterrichtsbesuchen wurde ich sogar nur in den Minuten, bevor es losging, nervös und wenn ich einmal drin war, habe ich mich schon wieder entspannt. Das wäre in meinen ersten 6 Monaten des Refs (VOR der schlimmen Angstphase von über 5 Monaten!) so nie möglich gewesen.
Ja... und letzte Woche war mein großer Examenstag. Eine fremde Prüfungskommission, zwei Unterrichtsstunden vorzuzeigen mit anschließenden Reflektionsgesprächen und nachmittags dann das Kolloquium (Vortrag und eine Art mündliche Prüfung). Von 7 Uhr morgens bis ca. 14 Uhr ging das Ganze. Und es lief super. Ich habe an den beiden Abenden vorher ca. 0,25 mg Tavor genommen, um schlafen zu können. Die Dinger hatte ich seit etwa 1 1/2 Jahren nie mehr angepackt. Ich sehe das aber nicht als Versagen an. Eine größere Belastungssituation wird es für mich wohl nie mehr geben und ich habe den Prüfungstag so gelassen hingenommen, dass ich sogar noch meine nervösen Kollegen beruhigt habe, die eigentlich für mich da waren

Ich habe das Referendariat jetzt also abgeschlossen. Mit einer Note von 1,6. Die 11 Monate dahin waren wirklich locker. Ich habe mich nicht mehr eingeschränkt wie im ersten Versuch. Habe den Anspruch an mich weit heruntergeschraubt. Habe mich immer Menschen anvertraut, wenn ich unsicher wurde. Habe meinen Freund und meine Freunde nicht mehr vernachlässigt, habe viel unternommen und die Schule bzw. den Job nicht mehr als Nr. 1 in meinem Leben angesehen. Jetzt bin ich wohl eine der ganz wenigen Lehrerinnen, die ihr Referendariat als schön empfunden haben ...
Meine Verhaltenstherapie habe ich vor den Sommerferien abgeschlossen, nachdem ich schon lange nur noch ca. alle 4 Wochen da war. Auch für die letzte heiße Phase nach den Ferien haben Gespräche mit Freunden gereicht - nach der Therapie habe ich mich bisher nicht gesehnt.

Kurz: Es geht mir wirklich toll. Ich habe gestern meine neue Stelle in einer neuen Schule angetreten. Dort hatte ich mich vor den Sommerferien initiativ beworben, weil ich die Schule toll finde. Und die Vertretungsstelle bis zum 01.02. bekommen - und das, obwohl ich zu der Zeit noch nicht die Prüfung gemacht hatte und dem Schulleiter noch keine verbindlichen Noten vorlegen konnte. Er fand mich einfach gut. Auch meine Schulleiter von der Referendarsschule haben mir eine Vertretungsstelle angeboten - mit der Option auf eine Festanstellung nächstes Jahr. Sie und meine ehemaligen Kollegen haben mir immer wieder gesagt, dass sie meine Gelassenheit und Spontaneität schätzen. Ich habe immer wieder gehört: Ich würde dich gar nicht für eine Referendarin halten, du bist viel zu souverän!
... Das schreibe ich nicht um anzugeben (obwohl ich sehr stolz bin zur Zeit), sondern um deutlich zu machen, WAS da zu WEM gesagt wird. Und in welchem Verhältnis das zu meinen Beiträgen in diesem Thread von vor 1 1/2 Jahren passt...
Ich war über fast ein halbes Jahr ein echt trauriges Häufchen Elend, das dachte, verrückt zu werden und nie mehr ins selbstständige Leben (oder auch nur allein unter die Dusche) zu finden... Jetzt bin ich eine richtige Lehrerin, die sich auf eine neue Schule mit neuen Kollegen und Schülern freut und auf jeden Tag, an dem sie von Herausforderungen überrascht wird! Ich bin überglücklich.

Und ja: Manchmal habe ich noch Angstgefühle. Plötzlich... wenn ich darüber nachdenke, ob die Angst wiederkommen könnte... aber ich rede dann nach wie vor schnell mit engen Freunden oder meinem Partner. Ich vertraue meine Gedanken jemandem an, weine vielleicht sogar (was ich früher fast nie vor anderen getan habe) und gestehe meine Schwäche vor meinen Mitmenschen ein. Ich gehe raus und lenke mich ab. Und es verschwindet wieder... für Wochen oder meist sogar Monate. Länger als ein paar Stunden habe ich das Angstgefühl im Bauch ewig nicht mehr erlebt. Ich fühle mich auch nicht mehr machtlos, sondern kann mir endlich selbst glauben, wenn ich mir sage, dass die Angst ruhig kommen kann und ich sie fühlen darf... weil sie dann auch wieder verschwinden wird. Wenn ich sie gar nicht erst zulasse, kann ich sie auch nicht rauslassen. Dieser Umgang mit der Angst macht sie weniger bedrohlich. Oh Gott, wie ich mir wünsche, dass ich immer so denken werde...

Ich nehme noch immer das Sertralin 50mg. Mein Therapeut hat mich zwar in jeder Sitzung gefragt, ob ich es nicht absetzen möchte, aber wir konnten uns dann darauf verständigen, dass ich bis nach meiner Prüfung keine Experimente machen werde. Das wollte ich so.
Sobald ich eine feste Stelle habe und an einer Schule langfristig ankommen kann, werde ich sie langsam absetzen. Weil ich irgendwann in den nächsten Jahren gerne schwanger werden möchte. Und bevor das passiert, möchte ich gesehen haben, dass ich auch ohne die Medikamente wieder über einen längeren Zeitraum glücklich und zufrieden sein kann.
Ich behalte mir aber vor, mit dem Sertralin auch wieder anzufangen. Wenn es mir nochmal längere Zeit so richtig schlecht gehen SOLLTE, werde ich nicht mehr Monate lang abwarten.


BITTE gebt nicht auf, egal, wie schlecht es euch geht. Auch nicht, wenn ihr seit Monaten das Gefühl habt, dass alles unwirklich ist und ihr verrückt werdet. Und 24 Stunden am Tag blanke Panik verspürt. Scheinbar heißt das nicht, dass nicht alles noch genauso kommen kann, wie ihr es euch immer gewünscht habt! (Diese Ansprache ist auch für dich, mein späteres Ich! )

Liebe Grüße,
KeWA

Hallo Kewa, dann gratuliere ich dir mal von ganzen Herzen zu deinem Beruf und noch viel mehr für deinen tollen Beitrag hier. Und willkommen zurück im Leben.

Gell, irgendwie hat sich das alles gelohnt. Hast fürs Leben gelernt und bist jetzt authentisch.

Bravo! Weiterhin alles, alles Gute

Das ist total lieb! Vielen vielen Dank! :-*
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bitte löschen meinen beitrag

Ich wollte mal auf das Thema, das in diesem Beitrag vor ein paar Seiten angesprochen wurde, kommen, wo es um Candesartan geht.
Wegen Bluthochdruck hab ich das auch bekommen und zwar kann es sich mein Arzt angeblich nicht erklären, aber durch dieses Zeug geht auch meine Unruhe und mein Herzrasen weg. Ich bin völlig begeistert.

Dazu muss ich sagen, ich weiß aktuell gar nicht, ob das Herzrasen aus psychischen Problemen hervor kriecht, denn eigentlich gehts mir aktuell recht gut. (Früher hat mir Citalopram als AD geholfen, jetzt krieg ich alles wieder alleine hin.)

Meine Werte sind, ok es hat etwas gedauert, auf so 120er zu 80er Werten runter gegangen. Nur mit meinem Puls ist er nicht so zufrieden, daher nehme ich zusätzlich Metoprololsuccinat. Dennoch erkenne ich kaum einen Unterschied, denn mein Puls bleibt zwischen 80-100, meist über 90. Und angeblich würde der Beta Blocker schneller wirken. Manchmal hab ich eher so das Gefühl, dass meine Werte durch die Kombi noch weiter runter gehen, aber der Puls halt eben nicht.

Habt Ihr beim Blutdruckeinstellen denn auch so lange warten müssen, bis der Puls mitgezogen ist oder endlich mal die perfekte Dosis gefunden wurde?

Liebe KeWA! Glückwunsch zu Deinem Erfolg! Und an alle anderen: Sie hat Recht: Gebt nicht auf, ich hab´s auch schon geschafft und vor paar Tagen auf der Arbeit ein super Jahreszeugnis bekommen. Das Leben flutscht nicht immer, aber immer wieder. Und es macht grade recht Spaß.

Hallo Wolke,

zu den Blutdruckmedikamenten kann ich dir leider nicht viel sagen. Ich nehme das Candesartan noch immer, allerdings, weil ich (hat sich in mehreren Langzeitmessungen herausgestellt) einfach einen zu hohen Blutdruck habe. Mein Puls ist eher langsam (zw. 50 und 60), deshalb sind Betablocker auch nichts für mich gewesen (ich habe mich damit auch überhaupt nicht gut gefühlt, eher benebelt. Candesartan geht nicht auf den Puls, sondern nur auf den Blutdruck und ich spüre auch nichts davon. Selbst jetzt, wo es mir schon seit knapp 1 1/2 Jahren angstmäßig wieder gut geht, hat mein Blutdruck sich nicht wieder verbessert - scheint also Veranlagung zu sein und nicht psychisch bedingt.

Also was das Herzrasen angeht, müsstest du vielleicht nochmal woanders fragen.

LG, KeWA

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Dr. med. Andreas Schöpf
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