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Hallo liebe Community,

ich habe eine Frage bezüglich Escitalopram und bitte um euren Rat.

Ich schildere kurz meinen Verlauf der Medikamenteneinnahme:
Nach stationärem Klinikaufenthalt habe ich eine positive Wirkung des Medikamentes mit einer langsamen Einschleichphase nach circa sechs Wochen gemerkt. Die Wirkung lies sich als grundoptimistisch, Gelassenheit und Freude an den Dingen erklären (mit 15 mg). Dann war mein Trugschluss wenn ich mehr des Medikamentes einnehmen würde (20 mg) dann ging es mir noch besser. Durch die Einnahme von 20 mg ging es mir dann schlechter, dann habe ich eigenständig über circa fünf Wochen mal 15 mg dann 20 mg dann wieder 15 mg usw. genommen, also ohne ärztlichen Rat experimentiert. Nun nehme ich circa drei Wochen nur durchgehend 15 mg ein, habe aber vor 7 Tagen wieder 20 mg eingenommen. Meinen Gefühlszustand würde ich gerade als gleichgültig, erschöpft, und benommen einordnen.

Nun kommt meine eigentliche Frage an euch: Ist es so wenn ich an einem Tage von der üblichen Dosis abweiche, dass dann die komplette Thematik mit den Nebenwirkungen und den schlimmen 2-5 Wochen von vorne beginnt. Wenn jetzt ein Patient zum Beispiel immer 15 mg einnimmt und dann einmal 20 mg einnimmt. Bringt das dann den Gehirnstoffwechsel so durcheinander, also welche Rolle spielt dann die einmalige Einnahme einer anderen Dosierung beziehungsweise wie wirkt sich diese auf den Gehirnstoffwechsel aus.

Insgeheim hoffe ich einfach, dass es mir gerade so schlecht geht, weil ich vor 7 Tagen wieder einmal zu viel genommen habe.

Ich wäre um jeden Ratschlag oder Erfahrungswert sehr dankbar.

Viele liebe Grüße
Emma

12.06.2024 19:03 • 13.06.2024 #1


4 Antworten ↓


@EmmaWaber

Zitat:
Ist es so wenn ich an einem Tage von der üblichen Dosis abweiche, dass dann die komplette Thematik mit den Nebenwirkungen und den schlimmen 2-5 Wochen von vorne beginnt.


Nein. Die Dosisanpassung muss konstant erfolgen.

Zitat:
Bringt das dann den Gehirnstoffwechsel so durcheinander, also welche Rolle spielt dann die einmalige Einnahme einer anderen Dosierung beziehungsweise wie wirkt sich diese auf den Gehirnstoffwechsel aus.


Es ist vorübergehend mehr Serotonin im synaptischen Spalt verfügbar und die Hirnaktivität verändert sich dementsprechend.

Sobald die Serumkonzentration wieder auf den Normwert sinkt und die überschüssigen 5 mg im Körper verstoffwechselt sind, bildet sich das zurück.

Es geht bei ADs im allgemeinen auch weniger um den Stoffwechsel an sich, sondern um die neuronale Plastizität des Gehirns, die sich durch eine Modulation der Neurotransmitter anpasst, um durch neurotrophe Faktoren diverse Hirnareale anders anzusteuern und die Genexpression zu verändern, die mit der Synthese von Transmittern und der Strukturbildung des Gehirns zusammenhängen.

ADs greifen also sehr tief ins Gehirn ein, weshalb ich da auch nicht raten würde, mit den Dosierungen herumzuspielen.


Zitat:
Insgeheim hoffe ich einfach, dass es mir gerade so schlecht geht, weil ich vor 7 Tagen wieder einmal zu viel genommen habe.


Theoretisch ist es möglich und praktisch ist es nicht selten, dass ein AD, sobald es zB abgesetzt und neu angesetzt wird nicht mehr wirkt. Das liegt unter anderem daran, dass sich eine psychische Krankheit ändern kann (strukturell) oder die Rezeptoren weniger empfindlich geworden sind.

A


Wechsel der Escitalopram Dosierung möglich?

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@illum So gut wie illum könnte ich das nicht beschreiben, aber ja: eigenes Exprimentieren mit häufigem Dosierungswechsel bringt alles durcheinander….. das habe ich mal versucht und es ist mir schlecht ergangen. LG

@illum Ich bedanke mich sehr für deine interessante Antwort!
@Sprotte auch dir danke ich sehr für deine Antwort, könntest du mir vielleicht im Kurzen schildern ob es nach deinen eigenem Experimentieren bezüglich der Dosierung dann nach konstanter Einnahme wieder gewirkt hat, also welche Erfahrungen hast du mit dem Verlauf der Einnahme gemacht?

@EmmaWaber hmm, das ist schwierig. Nein, so wie am Anfang hat es nach dem ersten Absetzversuch nie wieder geholfen- aber durch den Tinnitus nach diesem Versuch erschwert die Bedingungen. Vor einem halben Jahr habe ich dem Medi nochmal eine Chance gegeben und es geht so einigermaßen gut. Was eine große Rolle spielt ist ja auch das Leben selbst. Wie oft und viel bewege ich mich? Welche Sorgen beschäftigen mich und so weiter? LG





Dr. med. Andreas Schöpf
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