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Hallo zusammen,

ich habe hier eine Packung Tavor und eine Diazepam. Welche essen ich nun zuerst auf?

Nein kleiner Scherz.

Mir ist aufgefallen, dass die beiden Medikamente leicht unterschiedliche Wirkung haben, die ich so beschreiben würde:

Tavor: nimmt ganz trocken die Angst weg, rein funktional das Ding. Stimmung bleibt gleich, nur eben ohne Angst.

Diazepam: nimmt die Angst auch weg, aber zusätzlich wirkt es noch leicht euphorisierend und man fühlt sich geborgen

Bei mir wirkt Diazepam stärker und besser (Vergleich Tavor 2mg vs Diazepam 10 mg).

Habt ihr auch diese Beobachtungen?
Wie unterscheiden sich die Wirkungen bei euch?
Was wirkt besser bei euch?


VG

Squashplayer

27.02.2018 14:43 • 19.06.2022 x 1 #1


32 Antworten ↓


So wie ich das gelesen habe nimmt Tavor echt nur die Angst und Diazepam sediert noch etwas und wirkt Muskelentspannent.
Wirkt aber bei jedem auch etwas unterschiedlich denke ich....Euphorisierend wirkt Tavor bei mir nicht....

A


Tavor oder Diazepam - was wirkt besser bei euch?

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Das Tavor die Angst nimmt stimmt.
... kann allerdings auch die Angst sein negativ auf Jemand anderen zu reagieren

Die Wirkung von Diazepam hört sich echt suchtgefährdend an. Mein erster Gedanke war Toll, will ich auch!

Diazepam ist definitiv hochgrad suchtgefährdend, daher nehme ich max. 10 mg pro Woche.

leider gibt es nichts was richtig ruhig macht ausser Benzos, das ist der Mist...

Hab mal von welchen gehört, die nehmen jeden Tag Benzos und gehen das Risiko einer langfristigen Abhängigkeit ein. Wenn sie dann in Rente gehen machen sie einen Entzug. Aber sowas ist mir zu heftig.

Das blöde ist halt das man eine Toleranz entwickelt und dann wohl immer mehr braucht. Das wäre mir auch zu heikel....


Hallo

Ich bin mir nicht sicher, aber Diazepam lockert glaube zusätzlich die Muskeln.

Ja, Diazepam wirkt auch muskelentspannend. Der Hauptunterschied ist, das die angstlösende Wirkung bei Tavor deutlicher ist als bei Diazepam, aber nicht so lange anhält. Im Prinzip ist das Wirkungsprofil beider Medikamente aber sehr ähnlich.

Tavor hat weniger Nebenwirkungen und verbleibt nicht so lange im Körper.

Stimmt schon, aber das Suchtpotential ist bei Tavor höher.

Vielleicht weil es so gut verträglich ist...

Das ist Diazepam auch, wie alle Benzodiazepine. Der angstlösende Effekt ist deutlicher ausgeprägt und setzt schneller ein,hier könnte der Grund für eine erhöhte Gefahr der Abhängigkeit liegen.

Zitat von squashplayer:
Hallo zusammen, ich habe hier eine Packung Tavor und eine Diazepam. Welche essen ich nun zuerst auf? Nein kleiner Scherz. Mir ist ...
Zitat von igel:
Stimmt schon, aber das Suchtpotential ist bei Tavor höher.
Ich kommen aus der Pharmazie-Biologie und kann klar sagen: Ja, richtig. Tavor macht sehr viel schneller abhängiger, das liegt mitunter an der HWZ das. Der Unterschied zwischen Lorazepam und Diazepam ist sehr ausgeprägt, Benzodiazepine sind halt eben noch gering. Diazepam hat andere Indikationen. Z.B. wirkt Diazepam viel körperlicher, geht mehr auf den Muskeltonus, es hat eine riesige therapeutische Breite, sediert mehr, ist breiter einsetzbar, besser steuerbar, ungiftiger, macht auch nicht so schnell den bekannten Filmriss, eine best. Amnesieform (setzt voraus man genießt keine großen Mengen Ethanol dazu), auch wirkt allgemeiner, es wirkt gut auf die Angstkomponente, gut auf Unruhe, auf Panik, es gibt auch noch spezielle Einsatzgebiete welche Lorazepam so nicht hat.....Lorazepam ist leichter zu beschreiben: Besser bei Angst, Panik, weniger körperlich, weniger sedierend. Geringe Th. Breite, Führt schnell zum Riss, kann schnell gefährlich enden mit Ethanol....Insgesamt: Egal bei welchen körperlichen Symptomen für welche die Benzodiazepine zugelassen sind: Diazepam würde für fast jede ausreichen. Ausnahme wäre z.B. Alprazolam, es wirkt rein gegen Angst und ist der porenteste Wirkstoff in dieser Indikation, macht extrem abhängig, eher schneller als Tavor, da man halt nicht viel mitbekommt, insbesondere dann wenn man es misbraucht. Es wirkt kaum/gar nicht auf den Tonus, man erhöht deshalb oft die Dosis, die HWZ ist kurz, auch ist es, das einzige Benzodiazepin jenes biochemische etwas anders wirkt, daher macht leicht euphorisch. Ich rate immer zum alten-gut-betechenbaren Diazepam. Natürlich nur dann wenn man es tatsächlich braucht, dennoch auch bei einer bereits bei einer Abhängigkeit.

Zitat von melo200:
Ich rate immer zum alten-gut-betechenbaren Diazepam


Hallo, bei Diazepam stelle ich mir hingegen eine dauerhafte Einnahme (z.B. über mehrere Wochen) problematischer vor als bei Lorazepam, denn die Wirkung müsste doch auf Grund der langen HWZ von 1-2 Tagen nach relativ kurzer Behandlungsdauer bereits kumulieren?
Zumindest bei tgl. Einnahme die meines Wissens nach dann üblich wäre..

Ja, stimmt, senkt den Muskeltonus.
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Hallo, ja, Du hast Recht. Die Dauerhafte Einnahme ist bei allen Benzodiazep. problematisch. Was Du mit der Kumulation meinst, das verstehe ich schon und weiß was Du meinst. Es ist so, dass natürlich erst einmal, zwecks der Halbwertszeiten und auch wegen bestimmten Metabolisierungsprozessen, die Konzentration im Organismus immer mehr ansteigt, nur wenn Du es regelmäßig nimmst. Angenommen Du nimmst am Tag 1. 20mg pro Tag oder auch nur 10mg, egal. Und die Halbwertszeit beträgt 2 Tage, dann ist nach 2 Tagen noch die Hälfte der Dro. im Körper. Wenn Du aber dann natürlich in der Zwischenzeit, also an Tag 2, die weitere und gleiche Dosis nimmst, so steigt es linear nach oben an und baut sich auf. Der Stoff reichert sich also immer mehr an. Aber daran denken, dass sich natürlich in der Zwischenzeit gleichzeitig auch jeden 2. Tag die Hälfte abbaut. Da sich aber weniger abbaut als aufgenommen wird steigt es natürlich weiter an. Dieser Prozess ist auch so gut wie Dosisunabhängig (bei wirksamen Dosen zumindest). Nach mehreren Tagen. Es sind so in knapp 2 Wochen pendelt sich ein Steady State ein, ein sogenanntes Gleichgewicht-Fließ-/Konzentrationsgleichgewicht, da nun die zurückliegenden Dosen abgebaut sind...Und auch weil der Körper über komplizierte Schutzmechanismen im Metabolisierungsverfahren verfügt, insbesondere in Sachen Vergiftung usw...Es wird also zu keiner unendlichen Kumulation kommen. Dieses Gleichgewicht, die Dosis bleibt dann relativ stabil....Man kann sich also nicht vergiften. Mit Benzodiazepinen kann man sich aber auch generell so gut wie nicht vergiften. Man würde ungefähr 1000mg Diazepam vertragen, gut schlafen, irgendwann wirkt es eh nicht stärker. Wir hatten Leute gesehen welche auf 700mg draußen rumliefen. Problematisch wird es mit Alk. zusammen. Aber nochmal zur Kumulation. Beim Lorazepam ist das Problem eine anderes. Kurz gesagt: Durch die kurze Halbwertszeit, ist man gezwungen immer mehr von dem Stoff zu nehmen, auch deshalb, weil die Wirkung ziemlich abrupt endet. Das spürt man sehr stark. Dies führt schnell zu sehr unangenehmen Entzugserscheinungen, setzt voraus, dass man die Nittel längere Zeit nimmt. Die Dosis muss also immer mehr und schneller erhöht werden. Um es jetzt auf den Punkt zu bringen: Es gibt kein großes Problem mit Kumulation von Diazepam. Manche Menschen nehmen 10 mg jeden Tag, dies seit 30 Jahren....Der Körper stellt sich darauf ein....Man wird halt die ersten Wochen erstmal immer träger, langsamer, müder, unkonzentrierter usw....Und auf Dauer ist es natürlich so, dass man vergesslich wird, Gleichgewichtsproblem, Poten., Schlafstörungen usw...bekommt..Auch besteht immer die Gefahr der Dosissteigerung. Bei Low Dose Abhängigkeit (bis 20 mg/Tag) wirkt die Dro. eigentlich nicht mehr, es handelt sich dann eher um Plazeboeffekte....Besser alles nur bei Bedarf.

Auch wenn ich aus dem Pharma-Biobereich komme bin ich kein Profi. Ich bin kein Pharmazeut. Für absolute Richtigkeit garantiere ich nicht. ich denke aber, dass es zu 90% richtig erklärt ist. Beim Lorazepam, auch beim Alprazolam, die wirken ja relativ kurz, da müsste ich mal noch ein paar schlaue Bücher aufschlagen, da ist das mit der Kumulation nochmal etwas anders. Dosiert man zum Beispiel Benzodiaz. Abhängige runter, so setzt man sie, gerade wegen der Kumulation, des langsamen Abflutens, der langen Halbwertszeit auf Diazepam um. das heißt, alle wird in Äquivalenz zueinander gebracht und dann wird meist runtergetropft.....

gerne...

A


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Dr. med. Andreas Schöpf
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