Ich hatte letztes Jahr zu Ostern von nur noch 2,5 Escitalopram auf 0 reduziert.
Vorher hatte ich es wie du auch ca. 16 Monate genommen. Meine Maximaldosis war 10 mg.
Bin dann den Schritt von 10 auf 5 und von 5 nochmal auf 2,5 gegangen.
Meine Erfahrungen zu den Beschwerden des Absetzens waren bei mir leichte Brain Zaps (einfach nur nervig),
hin und wieder verstärkte Übelkeit, Krankheitsgefühl wie Schwäche, Konzentrationsschwierigkeiten die auf der Arbeit
und beim Autofahren eine erhöhte Ängstlichkeit Fehler zu machen ausgelöst hatte.
Außerdem hatte ich noch mit Gangunsicherheit, gelegentliches Zittern der Hände und vor allem Abends im Bett
mit starken Muskelanspannungen und zuckenden Beinen zu kämpfen. Schlaflosigkeit und wenn mal Schlafen dann
nur mit sehr realistischen Alpträumen waren dann noch das I Tüpfelchen.
Also alles recht gut auszuhalten ( Ironisch gemeint )
Es gab aber auch viele positive Empfindungen die mich bestärkt haben das negative einfach als Entzugserscheinungen
zu akzeptieren die irgendwann wieder verschwinden. Ich wurde viel klarer im Kopf und hatte komischerweise eine lange
Phase sehr viel weniger Angstgefühle als mit Tablette trotz der Entzugsymptomatiken.
Trotz dieser ganzen Symptome war meine Grundstimmung gut viel besser als mit AD.
Schließlich 4 Monate nach 0 war ich sozusagen wieder in der Realität angekommen. Alles fiel mir sehr schwer
und die Konzentrationsschwierigkeiten wurden immer schlimmer. Mein Körper fühlte sich völlig schwach an.
Tagsüber war es sehr schwierig sich auf irgendwas zu konzentrieren Gespräche mit Mitmenschen prallten so
an mir ab ohne das mein Gehirn das eben geführte Gespräch gespeichert hätte. Es war sehr schwierig die
Gedanken beisammen zu halten und an wichtige Dinge zu denken.
Komischerweise wurde es im laufe des Tages aber besser und Abends habe ich mich so gut und normal
gefühlt wie immer.
Schon nach kurzer Zeit am Computer überkam mich regelmäßig eine extreme Müdigkeit und ich hatte das
Gefühl das mein Blutdruck völlig in den Keller fiel sodass ich mich erstmal hinlegen musste.
Auto fahren war so schwierig wie nie zuvor aber ich musste und wenigstens das klappte dann auch wieder
zunehmend besser.
Im folgenden war ich auch in der Notaufnahme nicht aus Angst sondern aus Vorsicht.
Ich bekam eines Abends ein starkes Herzstolpern und mein ganzer Körper zitterte unkontrolliert.
Innerlich verspürte ich keine Angst dachte mir auch wieder ein Absetzsymptom.
Aber zur Sicherheit ging ich in die Notaufnahme. EKG und Blutabnahme war alles ok.
Und was hatte der Arzt Diagnostitziert? ganz klar eine Panikattacke während ich seelenruhig
auf dem Bett lag.
Konnte ich nicht so ganz glauben weil dann wäre ich innerlich bestimmt nicht so gelassen
geblieben.
Na ja durch den Druck in unserer Leistungsgesellschaft war ich erstmal gezwungen das Escitalopram
wieder einzuschleichen und siehe da es wurde allmählich besser nicht schlagartig aber im laufe
der folgenden Wochen.
Ich stand nicht mehr neben mir und konnte mich wieder gut konzentrieren.
Bin jetzt nach ca. 5 Monaten Wiedereinahme mit 10 mg vom körperlichen her einigermaßen fit.
Mir geht es nicht gut damit mit dem Gedanken wieder dieses Medikament nehmen zu müssen und
hätte ich keine Verpflichtungen hätte ich damit nicht wieder angefangen und ich bin mir ganz sicher
das ich jetzt wieder vollständig in Ordnung wäre mit mehr Lebensfreude.
Finde ADs werden viel zu schnell verschrieben nur das man in dieser Leistungsgessellschaft schnell
wieder funktioniert.
Du machst das schon sehr gut mit den Tropfen und dieses ganz langsame reduzieren, wahrscheinlich
war es bei mir noch zu schnell. Ich wünsche Dir jedenfalls weiterhin viel Erfolg und das es nicht in so
einem Desaster endet wie bei mir.
Heute 13:59 • x 2 #62