Also ich habe 6 Jahre lang bei Bedarf 1.5mg (eine viertel Tablette) Bromazepam genommen. Das hat wunderbar geholfen, Stressspitzen wegzudrücken.
Ich habe toll gelebt, einiges beruflich erreicht und einige haben mich für meine Belastbarkeit bewundert. Klar, es wusste ja niemand, dass ich Tabletten nehme.
Ich wusste dazumal selbst noch nicht, dass das Benzo einen Großteil hier ermöglicht.
Irgendwann habe ich dann den Arzt gewechselt, weil ich endlich mal die genaue Ursache wissen wollte. Der hat dann eine Benzoabhängigkeit diagnostiziert und wollte mich sofort auf Citalopram umstellen. gut, das war eine Woche vor meinem Urlaub. Ich dachte mir dann cool, umstellen im Urlaub, das passt perfekt.
Ich habe einen Tag vorher kein Bromazepam mehr genommen und bin los. Plötzlich stellten sich die übelsten Symptome ein. Derealisation/Depersonalisation, Ängste vom aller feinsten.......dass ich nach 2 Tage Citalopram sofort wieder ein Benzo brauchte.
Zurück vom Urlaub wurde ich dann auf Diazepam umgestellt mit dem Ziel langsam abzudosieren. Angefangen mit 10 Tropfen.
Soweit so gut, das Problem war nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt das grundlegende Problem noch nicht wusste (keine Therapie) und eigentlich nie in der Lage war abzudosieren. Stresslevel und mein Lebensstil blieben unverändert. Ich nahm also TÄGLICH brav meine 10 Tropfen, laut Arzt.
Das ging genau 8 Monate gut und plötzlich wirkte das S.....Zeug nicht mehr. Noch viel schlimmer, ich musste die Dosis 3-fach erhöhen dass ich überhaupt noch eine Wirkung spürte, sprich ich war dann bei 30 Tropfen. (=15mg Diazapam)
Und von dieser Ausgangsdosis habe ich dann den Entzug eingeleitet. HAMMER - alleine die Tatsache, dass ich nun ein Junkie bin, verschlimmerte die Grundangst immer weiter, dass ich nicht mehr in der Lage war zu arbeiten. Ich habe dann auch meinen Job gekündigt und mich 100% auf den Entzug konzentriert, der immerhin 6 MONATE dauerte. Ich war langsam unterwegs, aber zu den Empfehlungen im adfd.org immer noch viel zu schnell. Also stellten sich ab ca. 6 Tropfen (3mg) langsam richtig fiese Entzugssymptome ein. Aus der Angst heraus, habe ich nicht EINMAL wieder hochdosiert und habe das komplett durchgezogen.
Als ich dann auf 0 war, haben mich die übelsten Symptome gepackt. Tag 2 nach Null bin ich erstmal zusammengebrochen zitternd, weinend, schreiend am Boden gewälzt. Ich hatte Stromschläge im Hirn und dachte mein Hirn krampft und ich sterbe an Gehirntot. In dieser Zeit waren meine Eltern Tag und Nacht bei mir und haben diese Spitzen (es waren immer Schübe) miterlebt und mich entsprechend unterstützt.
Ich habe zwar nachdem Zeug verlangt, aber ich habe es nicht mehr bekommen.
Diese extremen Spannungen im Hirn bzw. die Stromschläge gingen ca. 2 Monate und danach wurde es in Mini Schritten besser. Spannungen, Stromschläge im Hirn, hatte ich jedoch bis 9 Monate nach der Null auch wenn die Wellen in immer längeren Abständen kamen.
Als dann endlich diese unterträglichen Spannungen und Stromschläge nachliesen, kam die Depression, die massive Angst und die Derealisierung. Das war so abartig, dass ich mich heute immer wieder Frage, wie ich das überlebte. Die Ängste waren so ausgeprägt, dass ich mich nicht alleine auf der Strasse bewegen konnte. Es ging NICHTS, sobald ich die Türe aufgemacht habe, musste ich rückwärts zurück in die Wohnung laufen. Oh schei., ich wollte nur noch sterben.
Die Tage waren natürlich unerträglich lang und ich habe Stunden, Nächte nur geheult, weil ich es nicht glauben konnte, was mit mir passiert ist.
Das schlimmste war die Tatsache KEINER, NIEMAND konnte helfen, weil es NICHTS auf der Welt gibt, diese Symptome zu deckeln.
Ca. 9 Monate nach der NULL habe ich dann angefangen mit Escitalopram, was zwar die Depressionen gelindert hat, aber die Ängste nicht. Gegen die Ängste hat letztendlich nur mein eigener Wille geholfen, täglich in Angst Situationen zu gehen und drinnen zu bleiben, auch wenn die Angst und die Gefühle dabei noch so schrecklich waren. Ich habe mir gesagt, ich bleibe, mach was du willst, lass mich sterben, aber ich bleibe, ich gehe keinen mm zurück.....
2x 6 Wochen war ich dann noch auf einer psychosomatischen Reha, was mir auch sehr viel geholfen hat, alleine schon die Tatsache, dass dort sehr viele Menschen mit einer Angsterkrankung waren. Der Austausch, endlich Menschen die mich verstehen, die es nachvollziehen können......war ungemein wertvoll.
Die Ärzte haben letztendlich 0 Ahnung von unserer Krankheit, sie kennen alle nur die Theorie.
Es gibt ein Buch von BenDiaz, was der schreibt habe ich 1:1 erlebt. Es wird auch erwähnt, dass die vollständige Heilung des Gehirns nach einem Benzoentzug 2 Jahre dauert.
Wenn ich das auf meine Timeline spiegel, kann ich bis jetzt 100% zustimmen. Auch der Verlauf der Symptome und die Stärke der Symptome stimmt bei mir 1:1 ...
Für mich gehören Benzodiazepine vom Markt genommen und nur noch in die Notfallmedizin. Auf Rezept schon gar nicht. Es ist wirklich unverantwortungsvoll. Man ruiniert damit sein Leben und das schlimme ist, ALLE Symptome verschlimmern sich erstmal, sobald man das Dreckszeug absetzt.
Auf adfd.org gibt es Dutzend Fallbeispiele und nur eine Handvoll Leute die den Entzug wirklich LANGFRISTIG geschafft haben. Die meisten schaffen es nicht, diese üblen Symptome langfristig auszuhalten und dosieren irgendwann wieder ein.
Bei AD ist es natürlich lange nicht so übel, aber auch hier empfehle ich. Bitte laaaaaaaangsam absetzen, dass sich die Rezeptoren im Hirn langsam wieder regenerrieren können. Es ist S.... egal ob man ein AD nun 1 oder 3 Jahre nimmt. Das wichtigste ist gaaaanz langsam ausschleichen und vorallem nicht ständig den Wirkstoff wechseln.
Beim BENZO ist es faktisch ein MUSS. Alle 4-6 Wochen 10% der Ausgangsdosis weniger. Die GABA Rezeptoren brauchen Zeit sich anzupassen sobald die Dosis reduziert wird. Man muss wissen wer Benzo regelmässig nimmt hat keine funktionierenden GABA Rezeptoren mehr, sie bilden sich alle ins Nervengewebe zurück, krass oder?
Und es gibt dutzend Ärzte die das ständig und immer wieder verordnen.