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Hallo ihr guten leute da draußen. Ich habe ein Problem, und zwar stehe ich durch die angst ständig unter strom, bin genervt oder panisch und ängstlich. Und dadurch reagier ich auch immer so auf andere, klar ist es keine ausrede sich schlecht zu verhalten deswegen, aber die Anspannung macht das schon ohne meine hilfe. Doch ich ertappe mich nach jedem satz, und das tut mir innerlich weh weil ich nicht so reagieren will. Und dann denke ich ich bin ein schlechter mensch und das macht die angst nur schlimmer. Habt ihr tipps was ich tuhn kann?

06.08.2021 08:59 • 08.08.2021 #1


17 Antworten ↓


Genau das erlebe ich gerade bei meinem Mann. Wir fahren gleich zu meiner Familie. Da hat er, wie er mir erst vor ein paar Tagen sagte, echte Panik hinzufahren. Die Gründe sind vielfältig und es geht zu weit, das jetzt zu schildern. Jedenfalls redet er von wenn wir auf dem Weg ein Unfall haben und nicht mehr zurückkommen. Heute früh ist es ganz übel, ich habe schon meine Anranzer bekommen, das wird wahrscheinlich erst besser, wenn er endlich im Auto sitzt.

Aber zum Thema: Man hat Angst, das ist ja auch Energie, die raus muss. Gerade am Anfang ist Wut ein scheinbar probates Mittel um die Energie abzubauen. Das ist zwar nicht richtig, aber manchmal ist das halt so. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das mit der Zeit besser wird. Verurteile Dich nicht dafür. Du siehst es ja ein und versuchst etwas dagegen zu tun. Wie alles in dieser blöden Angstgeschichte braucht es eben Zeit.

A


Schlechtes Verhalten gegenüber anderer durch angst

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Zitat von DerApfel:
Und dadurch reagier ich auch immer so auf andere, klar ist es keine ausrede sich schlecht zu verhalten deswegen

Wie genau verhälst du dich denn?

Zitat von DerApfel:
Und dann denke ich ich bin ein schlechter mensch und das macht die angst nur schlimmer.

Ich denke nie, dass ich ein schlechter Mensch bin, wenn ich mich schlecht verhalte. Entweder entschuldige ich das durch die äußeren Umstände, wie meine Angst etc., oder es liegt daran, dass mich andere dazu bringen, so zu reagieren und dann ist es deren Schuld und sie haben es verdient.

@Schlaflose ich verhalte mich aggressiver, genervt, Motivationslos und beleidige gleich alles und jeden.

Hallo @DerApfel

Zunächst einmal halt ich die Auffassung, dass man durch psychische Probleme verursachtes Fehlverhalten zu einem schlechten Menschen wird, für völlig falsch. Psychische Erkrankungen sind eben Erkrankungen der Psyche, der Seele, des Geistes und damit auch des Verhaltens.

Sieh es mal so: Wenn durch eine körperliche Erkrankung wie eine Erkältung weniger aktiv bis, viel im Bett liegst und nichts machst, wärst Du dann faul? Könnte man Dir die Antriebslosigkeit und Schwäche zum moralischen Vorwurf machen? Ganz sicher nicht! Es ist immer wieder erstaunlich - und traurig -, wie wir Menschen psychische Probleme ganz anders bewerten als körperliche.

Auch ich verhalte mich manchmal seltsam, reagiere genervt, wenn ich mich sozial überfordert fühle oder sarkastisch, zynisch, herablassend oder streitlustig, wenn ich in die Defensive gedrängt werde. Das ist zumindest teilweise durch meine psychischen Probleme verursacht. Aber es gibt auch die Möglichkeit, dass ich mich ohne diese Störungen ähnlich verhalten würde - ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Wenn es so ist, dann könnte ich (und ich persönlich müsste) mir das als Charakterschwäche ankreiden. Aber wenn eine Charakterschwäche einen gleich zu einem schlechten Menschen macht, dann gäbe es keinen einzigen guten Menschen auf der Welt.

Zitat von DerApfel:
Doch ich ertappe mich nach jedem satz, und das tut mir innerlich weh weil ich nicht so reagieren will.


Ich bin mit absolut nicht sicher, was genau ein schlechter Mensch sein soll, aber die Fähigkeit, Scham zu empfinden dürfte eher nicht zu deren typischen Eigenschaften gehören. Versteh mich nicht falsch, Scham ist ein sehr problematisches Gefühl, welches - wie Du ja selbst erkennst - alles nur noch schlimmer machen kann. Vielleicht lässt sich Scham als eine wenig förderliche Variante von Einsicht und Änderungswille verstehen.

Zitat von Mollie:
Verurteile Dich nicht dafür. Du siehst es ja ein und versuchst etwas dagegen zu tun.


Genau!

Es würde sicher helfen, wenn Du durch eine Therapie oder mithilfe dieses Forums Methoden erarbeitest, um dieses unerwünschte Verhalten besser kontrollieren zu können.

Ein/e User*in hier im Forum hat einen hervorragenden Spruch als Signatur: Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit. In diese Lücke lassen sich beispielsweise Stopp-Schilder einbauen, um vor die automatische Reaktion das Nachdenken zu setzen.

Zitat von DerApfel:
@Schlaflose ich verhalte mich aggressiver, genervt, Motivationslos und beleidige gleich alles und jeden.

Ich auch. Macht nichts Für mich ist ein schlechter Mensch, der anderen mit voller Absicht und skrupellos Schaden zufügt wie z.B. ausrauben, finanziell betrügen, körperlich schwer verletzen oder töten u.ä.

@Schlaflose
Niemand hat Schuld an irgendwas, es ist meistens eine Frage, wie gehe ich mit dem, was man mir gibt, um? Man kann das sehr gut erlernen, auch als Anstpatient/in. Niemand im Außen ist für deine innere Haltung verantwortlich oder hat Schuld, das machst und bist nur du selbst.

Selbstverständlich meine ich nicht die, die du oben erwähntest.

@DerApfel
Du weißt es schon mal, das ist gut. Also kannst du auch daraus lernen. Finde Frieden, indem du dich hinterfragst. Woher kommen die Ängste, Unsicherheit etc. Dann kannst du mit dir selbst arbeiten. Dazu gibt es soviele aufschlussreiche Tipps im Netz.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen und sagen, dass ich früher oft genauso war, aber es war mir noch nicht einmal bewusst, erst als ich anfing, mich mal mit mir selbst auseinanderzusetzen und merke, wenn ich mich schlecht verhalte, dass es nur an mir liegt... es gibt 1000 Sichtweisen...

Zitat von -IchBins-:
Niemand hat Schuld an irgendwas, es ist meistens eine Frage, wie gehe ich mit dem, was man mir gibt, um? Man kann das sehr gut erlernen, auch als Anstpatient/in. Niemand im Außen ist für deine innere Haltung verantwortlich oder hat Schuld, das machst und bist nur du selbst.

Natürlich hat oft jemand Schuld an etwas. Und dann muss er dafür büßen. Warum soll man lernen mit etwas umzugehen, was andere einem antun, statt sie für ihr Verhalten zu strafen?
Sicher, es gibt Dinge, für die niemand etwas kann. Das ist dann halt Schicksal, aber in den meisten Fällen kann man es sehr gut auf andere zurückführen.

Ich meine, schon mal gelesen zu haben, dass hinter Aggressionen auch Depressionen stecken können.

Zitat von Icefalki:
Ich meine, schon mal gelesen zu haben, dass hinter Aggressionen auch Depressionen stecken können.

Das hab ich auch schon gelesen und hab da auch mal gegoogelt, da ist wirklich wahres und viel dran.

Zitat von Icefalki:
Ich meine, schon mal gelesen zu haben, dass hinter Aggressionen auch Depressionen stecken können.


Aggressionen (streng abzugrenzen von Gewalttätigkeit) können in der Tat vor allem bei Männern durch viele psychische Probleme ausgelöst werden. Ich selbst schalte manchmal in kurzer Zeit (10, 20 Minuten) von kraftlosem und weinerlichem Verhalten in eine sehr aggressive Stimmung um, in der ich am liebsten die ganze Wohnung zu Stücke schlagen würde.

Ich tue das nie und schlage auch nicht mit der Faust auf den Tisch oder so etwas - deshalb die Abgrenzung. Es ist eine rein mentale Aggression, bei der ich völlig aufgepeitscht durch die Wohnung stampfe und wütende Halb-Monologe im Geiste führe. Wäre in solchen Phasen jemand da, dann könnte ich womöglich auch verbal aggressiver werden. Deswegen verstehe ich DerApfel sehr gut, was diese Scham betrifft - denn so will ich auf gar keinen Fall sein.

Warum diese Aggressionen entstehen, ist schwer in Worte zu fassen. Ich denke, es hat etwas mit Kompensation von Hilflosigkeit und Schwäche zu tun.

Wie führst du diese Aggressionen/Spannungszustände ab?

Zitat von Fauda:
Wie führst du diese Aggressionen/Spannungszustände ab?


Ich?

Entweder gar nicht, da sie nicht lange dauern (besagte 10, 20 Minuten, höchstens mal eine Stunde) oder ich komme an einen Punkt der körperlichen und geistigen Erschöpfung, in der verschiedene Dinge passieren können:

- manchmal falle ich erschöpft aufs Bett/Sofa und heule
- ich setze mich auf den Heimtrainer (Fahrrad) und trete in die Eisen, bis die Lunge explodieren will
- ich mache eine richtige Fahrradtour (durch den Wald, bewirkt immer wieder Wunder)
- ich sitze auf Bett/Sofa und sage mir immer wieder Komm runter, komm runter, bis ich AT/PMR/Mediation machen kann
- ich lenke mich ab mit Arbeit, Putzen, Computer-Geek-Zeugs

Möglicherweise ist es nicht ganz richtig, wenn ich von rein mentale[r] Aggression rede, da es doch auch ziemlich körperlich ist.

Ich finde es gut wenn Du Deine Aggressionen/Ängste durch Bewegung abbaust. Wenn ich große Angst verspüre, dann gehe ich spazieren, weg von dem Punkt, der mir Angst macht, oder gehe aus der Situation raus. Dann geht es mir wieder besser.

Ja, sie durch körperliche Anstrengung abzubauen, ist sehr gut

Zitat von DerApfel:
Und dann denke ich ich bin ein schlechter mensch


Ich möchte einmal auf diese Denkweise eingehen, ohne dich jetzt angreifen zu wollen, denn man sollte sich damit einmal bewusster auseinandersetzen.
Ist ein reiner Denkanstoss, damit wir uns richtig verstehen.

Diese schlechter Mensch sein, Feigling, Heulsuse, Obersensibelchen - Denkweise ist auch auf eine Art bequem. Man bemerkt eine Negativität, die man dann relativiert, indem man sich auf den Boden wirft und ich bin Schuld, Schuld, Schuld schreit.

Ich sage, klar, biste das. Aber dieses Thema bringt niemand weiter, denn, wenn ich merke, was ich für einen Mist baue, sollte man beginnen, daran zu arbeiten, dass der Mist verschwindet.

Niemand anderer in unserem Umfeld sollte darunter leiden müssen, weil wir unsere Probleme haben, denn früher oder später sitzen wir dann alleine da und klar, sind wir wieder Schuld, aber geändert hat sich nix.

Jetzt zu dir, @DerApfel , gut ist, dass du es bemerkt hast. Alles was einem bewusst wird, kann man angehen.

Deine vordergründige Aggressivität hat ja ihre Gründe. Wenn du also bemerkst, Hoppla, jetzt würde ich am liebsten alles und jeden niederstrecken, atme tief durch und denke nach:

Frage dich nach deinem Warum. Was nervt mich wirklich, ist es der äussere Faktor, oder mein Innerstes, das nun?.... ja was ist denn eigentlich tatsächlich los?

In der Regel sind wir auf uns selbst wütend, weil wir meinen, dass wir allem so ausgeliefert wären. Der eine zerstört sich dann selbst, ein anderer sein Umfeld.

Wenn wir beginnen, dieses Dilemma angehen zu wollen, uns eingestehen, ich muss jetzt endlich echt was tun, und damit auch wirklich beginnen, dann enden diese Ausreden oder Selbstkasteiungen und wenden sich der tatsächlichen Problematik zu.

Dieser Wille zur Veränderung beginnt mit einem Schritt. Ist wie eine Wanderung mit einem Ziel in weiter Ferne. Der eine kriecht sofort wieder ins Bett, weil oh je, so weit, so schwierig, so grässlich, das schaffe ich nie, was bin ich doch für ein Loser, ein anderer denkt, seis drum, Loser hin oder her, will doch mal schauen, wohin mich meine Reise führt.

Zitat von Icefalki:
Wenn wir beginnen, dieses Dilemma angehen zu wollen, uns eingestehen, ich muss jetzt endlich echt was tun, und damit auch wirklich beginnen, dann enden diese Ausreden oder Selbstkasteiungen und wenden sich der tatsächlichen Problematik zu.

Dieser Wille zur Veränderung beginnt mit einem Schritt. Ist wie eine Wanderung mit einem Ziel in weiter Ferne. Der eine kriecht sofort wieder ins Bett, weil oh je, so weit, so schwierig, so grässlich, das schaffe ich nie, was bin ich doch für ein Loser, ein anderer denkt, seis drum, Loser hin oder her, will doch mal schauen, wohin mich meine Reise führt.

D A N K E ! Du sprichst mir sowas von aus der Seele Thats it. Die Dauerkonfliktstrategie von meinem Freund ja, ich weiß, ich bin ein schlechter Mensch... Habe ich null nie gesagt. Nie von Schuld gesprochen. Er verbleibt in der Selbstkasteiung, um sich nicht mit Verantwortung für sein Verhalten auseinander setzen zu müssen. So einfach....
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Zitat von Schlaflose:
Natürlich hat oft jemand Schuld an etwas. Und dann muss er dafür büßen. Warum soll man lernen mit etwas umzugehen, was andere einem antun, statt sie für ihr Verhalten zu strafen? Sicher, es gibt Dinge, für die niemand etwas kann. Das ist dann halt Schicksal, aber in den meisten Fällen kann man es sehr gut auf ...

Das weißt nur du für dich selbst allein.

Manchmal kann man sogar dankbar für etwas sein, was andere einem angetan haben (ist mir auch schon passiert). Aber manchmal tragen gerade diese Menschen zu einer positiven Veränderung bei, z. B. dass man seine innere Haltung gesund ändern kann, um mit sich selbst besser umgehen zu können und anderen vielleicht Schaden erlassen kann.

Natürlich soll oder muss sogar jemand für sein Verhalten eine Strafe erhalten, wenn es um schwerwiegende Delikte geht.
Davon rede ich aber nicht, ich meinte, dass man lernen kann, zu vergeben und so ist man wieder um eine Erfahrung reicher, macht es für sich selbst in Zukunft anders, sollte eine ähnliche Situation auftreten, was das Thema betrifft. Wenn es passiert, kann man sich dafür entschuldigen oder wenn man eine/n guten Partner/in oder ein Gegenüber hat, die/der weiß, wie sie/er damit gesund umgehen kann, ist das Problem schon fast gelöst.
Wenn einem bewusst ist, dass man sich schlecht gegenüber anderen verhält, weil man Angst hat, ist das doch schon mal ein Schritt in eine bessere Richtung, denke ich.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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