Zitat von Lostcherry: Ich kenne jemanden der es ca. 3 Monate nahm und sich nicht bewusst war welche Auswirkungen es haben kann da er vom HA nicht richtig aufgeklärt wurde . Nach 3 Monaten hat er täglich 2 Mal täglich 2.5 mg Tavor genommen und es wirkte nicht mehr . Am Ende war er Monate lang in der Psychiatrie und hat es ausschleichen müssen was überhaupt nicht lustig war .
Hallo Lostcherry, ich will die Einnahme von Benzodiazepinen keineswegs verherrlichen oder verharmlosen. Ich sage nur, dass manche Fachärzte und Hausärzte sklavisch an ihren Leitlinien hängen und nicht links und rechts schauen.
Natürlich (und das schrieb ich auch) ist es gefährlich, dem Patienten die Benzos als Bedarfsmedikament zu lassen - das öffnet Tür und Tor dafür, dass in einer besonders schlechten Phase zuviel genommen wird - und dass es zu Gewöhnung kommt, ist nicht zu leugnen. 5mg Tavor am Tag ist zuviel.
Was mir wichtig ist: es kommt immer auf den Einzelfall an. Studien aus den USA zeigen auf, dass bei Langzeiteinnahme von Benzos gegen GAS der Effekt gegen die generalisierte Angst bestehen bleibt, während sich bei Einhalten einer fixen Dosis die Wirksamkeit gegen situative Angst verringert. Wie man das kennt.
Nun war es zumindest vor 10 Jahren so, dass Psychiater gern Pregabalin gegen GAS oder PTBS verschrieben haben, mit gutem Gewissen - und man weiß inzwischen, dass (an sich logisch bei GABA-Affinität) Lyrica auch Sucht-auslösend sein kann. Also auch keine einfache Alternative oder das bessere Medikament. Auch hier gilt: Dosis halten und Erleichterung, nicht dauerhafte (Er-)Lösung finden. Kein Medikament macht völlig depressions-, angst- und sorgenfrei. Noch dazu ohne Schadwirkung.
Die von sehr vielen Ärzten und Menschen so hoch geschätzten SSRI/SNRI, oder Promethazin, haben eben ein an sich starkes NW-Potenzial: wer will mit 40 seine oder ihre Libido aufgeben? Wer will immer (24/7) müde sein, nur weil das die Schlaflosigkeit bekämpft? Wer fragt sich nicht, ob ein dauerhafter Anstioeg der Leberenzyme wirklich unbedenklich ist? Anstieg des Nüchtern-Blutzuckers? Will sagen: Körperlich haben Benzodiazepine weniger Nebenwirkungen, und man funktioniert besser und genießt vielleicht das Leben mehr, als wenn man unter anderen Wirkstoffgruppen betäubt oder chemisch kastriert ist.
Aber selbstverständlich: Benzodiazepine sind keine harmlose Alternative. Ich würde mir nur wünschen, dass in einem engen Vertrauensverhältns zwischen Arzt und Patient alle Wege erwogen werden - ohne Tabus. Aber meistens gibt's ja nichtmal einen Abgelich zwischen Internist und Psychiater - es ist also suboptimal.
Viele Grüße!
07.03.2023 17:08 •
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