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Hallo zusammen,

ich es habe es seit 2014 mit der Depersonalisations-/Derealisationsstörung (DDS) zu tun und fand 2019 endlich einen Therapeuten, der sich damit auskannte.
Leider machte sich im ersten Monat der Therapie eine starke innere Unruhe bemerkbar. Ich hatte Ein- und Aussschlafschwierigkeiten, verlor jegliche Konzentrationsfäigkeiten, bekam starke Akne, Sport war eine Qual (habe ich dennoch regelmäßig gemacht) und nach jeder Mahlzeiten war ich total agitiert. Jedes kleinste bisschen Stress brachte mein Herz zum rasen! Mein vegetatives Nervensystem war total am Abdrehen .

Wahrscheinlich kam all das durch die Konfrontation mit der DDS, mit der ich so einige furchtbare Erfahrungen hatte. Mein Therapeut meinte dies sei nicht ungewöhnlich und würde mit der Zeit verschwinden.

1 1/2 Jahre später mussten wir dann die Therapie beenden, weil die Beschwerden nicht verschwanden. Aber selbst 4 Monate nach Therapieende wurde es nicht wirklich besser.

Also begab ich mich im Juli auf eine Odyssee und probierte Sertralin, Escitalopram, Propranolol, Pregabalin, Duloxetin und nun Opipramol. Am besten ging es mir mit Sertralin (etwa 20% Besserung), aber es war zu aktivierend und half mir leider nicht beim Einschlafen.
Seit 2 Jahren nehme ich auch Lasea, welches meine Beschwerden von allen Medikamenten am besten adressiert , aber einfach nicht potent genug ist.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Und wenn ja, wie ging es letztlich weg?
Andere SSRI die ich probieren könnte? Oder Alternativen zu Medikamenten? (In meiner Verzweiflung habe ich bereits über Hypnosetherapie nachgedacht)

Wäre über jede Rückmeldung sehr sehr erfreut !

10.04.2022 14:32 • 16.04.2022 x 1 #1


18 Antworten ↓


Hallo Oskar98,

zunächst einmal: Willkommen hier im Forum!
Zitat von oskar98:
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich kann Dir vorweg schonmal sagen: Du bist mit diesem Problem ganz bestimmt nicht alleine, ich denke, dass hier im Forum viele das Problem kennen, ich auf jeden Fall, und ich kenne es auch von vielen Mitpatienten. So wie ich es erlebt habe, machen viele Patienten diese Erfahrung, die Du beschrieben hast.

Zitat von oskar98:
Und wenn ja, wie ging es letztlich weg?

Ich denke, hier werden sich die Erfahrungen unterscheiden, je nachdem, was die Ursache für die Erkrankung/Störung ist.
Und je nach Art und Schwere der darunterliegenden Ursache wird sich der Zeitraum unterscheiden, den es braucht, um Erleichterung zu erfahren.

Bei mir ist es u.a. ein schweres Komplex-Trauma, das seine Wurzeln in allerfrühester Kindheit hat und sich durchgezogen hat bis zum 18. Lebensjahr.
Dementsprechend schwierig ist die Behandlung, ich bin jetzt seit über 10 Jahren in Therapie (ambulant und immer wieder monatelang stationär) und erlebe erst jetzt erste vorsichtige Erleichterungen.
Das liegt aber an der Art der Erkrankung und ist absolut nicht der Regelfall.
Durch die verschiedenen Therapieerfahrungen hat sich jetzt über die Jahre ein Fundus aufgebaut, auf den ich zurückgreifen kann, um mich reguliert zu bekommen.
Aber es war ein langer und steiniger Weg, der auch noch lange nicht zu Ende ist.

Dass es im Rahmen der Therapie dazu kommt, dass es zu innerer Aufruhr kommt, die sich auch nur schwer beruhigen lässt, ist eine normale Nebenwirkung von Therapie. Man gräbt ja oftmals tief in sich verschlossene Erinnerungen aus, die man ja oftmals nicht ohne Grund tief in sich vergraben hat.
Ich persönlich mag den Vergleich zu Atommüll im Vorgarten:
Wenn man ihn ausgräbt, strahlt er erstmal und bereitet Schmerzen und Unruhe, aber ihn dort liegen zu lassen wäre langfristig mit dem Risiko verbunden, irgendwann alles zu vergiften und ist selten eine gute Alternative. Aber man muss auf die Titration achten.

Was mir geholfen hat:

Therapie, Therapie, Therapie. Verschiedene Sachen ausprobieren, möglichst viel Input holen.
Bei mir war es ambulant zuerst eine tiefenpsychologische Therapie, dann eine Verhaltenstherapie.

Stationäre Aufenthalte entweder zur Stabilisierung oder zur Intensivtherapie, entweder vollstationär oder teilstationär (Tagesklinik)

Zusätzliche Therapie-Elemente integrieren wie Gruppentherapie oder Selbsthilfegruppen, Ergotherapie, Entspannungstechniken, körperfokussierte Elemente (Physiotherapie, Sport, Yoga...),
imho ganz wichtig: Achtsamkeits-Training (lernen, sich wahrzunehmen, gute Introspektion ist ein ganz entscheidender Faktor (Anspannungsregulation, Frühwarnzeichen,...), Kunst, Musik,...

In der Therapie den Fokus primär auf Gefühlsregulation legen. Trauma-Arbeit ist wichtig und sinnvoll, sollte aber sehr dosiert eingesetzt werden und immer wieder pausieren. Gute Titration ist hier ganz entscheidend.
Denn: Erst wenn man sich wirklich gut selber regulieren kann, hat man auch die Ressourcen, eine Traumatherapie durchzustehen, ohne dabei vollständig zu dekompensieren.

Medikamente: Ich persönlich bin Medikament gegenüber aufgeschlossen, was ich persönlich erlebt habe und auch bei Mitpatienten mitbekommen habe, ist es gerade in Phasen, wie Du sie beschreibst, sinnvoll, eine Medikamentenkombi einstellen zu lassen: etwas zum Tag, etwas zur Nacht (oftmals, wenn gut kombiniert wird, verstärken sich die Medikamente positiv gegenseitig, arbeiten quasi Hand in Hand) und etwas zur Notfall- und/ oder Bedarfsmedikation.

Ich bin, wie gesagt, noch lange nicht am Ende, aber ganz grob könnte man meinen Weg wie folgt beschreiben:

Zuerst durch die tiefenpsychologische Therapie meine Vergangenheit grob aufgearbeitet, dann in der Verhaltenstherapie Emotionsregulation gelernt, die mir jetzt hilft, Trauma-Arbeit machen zu können.
Der stationäre Faktor kam am Ende der TP hinzu, als plötzlich im Alltag gar nichts mehr ging.
Und jetzt pendele ich zwischen intensiveren Phasen, in denen ich enger ans Trauma gehe, und Stabilisierungsphasen, in denen ich mich mehr aufs Hier und Jetzt fokussiere.

Zusammenfassend:
Therapie kann sehr lange dauern. Bei vielen Störungen ist es realistisch, in Jahren zu denken.
Es ist völlig ok und auch sinnvoll, auch mal Pausen einzubauen und sich auch immer mal wieder umzuorientieren, was die Therapieformen oder die Therapeuten angeht, nur sollte man nicht ganz aufhören, solange man noch in diesem Zustand von Unruhe ist, den Du beschreibst. Dann lieber einen neuen Therapeuten suchen, vielleicht die Therapieform wechseln, aber am Ball bleiben.

Das war jetzt erstmal so das, was mir spontan als erstes in den Kopf gekommen ist, ich hoffe, dass vielleicht der eine oder andere Punkt dabei war, der Dir vielleicht etwas weiterhelfen kann.

Alles Gute!

LG Silver

A


Permanente innere Unruhe, ausgelöst durch Psychotherapie

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Zitat von silverleaf:
Hallo Oskar98, zunächst einmal: Willkommen hier im Forum! Ich kann Dir vorweg schonmal sagen: Du bist mit diesem Problem ganz bestimmt nicht alleine, ich denke, dass hier im Forum viele das Problem kennen, ich auf jeden Fall, und ich kenne es auch von vielen Mitpatienten. So wie ich es erlebt habe, machen viele ...


Hallo Silver,

erstmal ganz lieben Dank für die ausführliche Antwort!

Es ist sehr beruhigend, dass ich damit nicht alleine bin. Mein Therapeut und meine Psychaterin schienen von meinen Schilderungen nämlich manchmal etwas überfordert.

Danke, dass du so viel von deinen Erlebnissen teilst. Das klingt alles wirklich kompliziert, ich bewundere dein Durchhaltevermögen und hoffe die Lage bessert sich weiterhin so wie im Moment:)

Tatsächlich liegt die Ursache in meinem Depersonalisationserleben in einem Trauma aus meiner Kindheit. Während der Therapie haben wir das festgestellt, allerdings sind wir dem Verhaltenstherapeutischen Ansatz treu geblieben und haben nicht weiter gewühlt.

Insofern wäre eine tiefenpsychologische Therapie sicherlich sinnvoll. Auch über einen stationären Aufenthalt habe ich schon nachgedacht, allerdings wird mein Leiden sich dadurch vermutlich nicht kurzfristig bessern.

Mich wundert bei der ganzen Sache nur, dass ich bei meiner ersten Therapie von 2015-2017 Jahren diese Reaktion nicht hatte. Hattest Du auch unter verschiedenen Therpeut*innen unterschiedliche innerliche Reaktionen?

Und inwiefern unterscheidet sich tiefenpsychologische Therapie von der Trauma-Therapie? Ist das nicht dasselbe?

Nicht aufzuhören im Zustand der Unruhe klingt sinnvoll, auch wenn es mir große Angst macht. Aber letztlich ist das wohl der einzig vernünftige Weg, denn von alleine bessert sich scheinbar nichts. Danke, das motiviert mich es erneut zu versuchen.

LG
Oskar

Manchmal ist weniger mehr. Ich glaube, ich würde komplett zurückrollen. Ich würde versuchen, weitgehend ohne Medikamente klar zu kommen und zu lernen, mit den Einschränkungen im Alltag umzugehen, dier aus deiner Erkrankung resultieren. Also Akzeptanz und Stabilität.

Hallo Oskar,

Zitat von oskar98:
erstmal ganz lieben Dank für die ausführliche Antwort!

Sehr gerne! Ich freue mich, wenn Du mit meiner Antwort etwas anfangen kannst.

Zitat von oskar98:
Das klingt alles wirklich kompliziert, ich bewundere dein Durchhaltevermögen und hoffe die Lage bessert sich weiterhin so wie im Moment:)

Vielen Dank!

Zitat von oskar98:
Und inwiefern unterscheidet sich tiefenpsychologische Therapie von der Trauma-Therapie? Ist das nicht dasselbe?

Nein, das ist nicht dasselbe.
Tiefenpsychologische Therapie ist eine von den 3 Therapieformen, nach denen jeder Psychotherapeut arbeitet und abrechnet,
man unterschiedet die
- tiefenpsychologisch fundierte Therapie
- Verhaltenstherapie
- Analyse.
Jeder Psychotherapeut arbeitet also offiziell nach einem dieser 3 Verfahren (in der Praxis sieht es trotzdem so aus, dass viele Therapeuten in ihrem Vorgehen auch mischen, gerade die VT und TP (Analyse läuft etwas anders ab))

Traumatherapie ist ein spezielles Therapieverfahren (bzw. der Oberbegriff für eine Reihe spezieller Therapieverfahren wie z.B. EMDR oder IRRT), das man im Rahmen einer Therapieform macht.
Du kannst also z.B. sowohl bei einem Tiefenpsychologen als auch bei einem Verhaltenstherapeuten Traumatherapie machen. Die unterschiedlichen Therapieformen favorisieren oftmals bestimmte Verfahren,
aber Traumatherapie ist eine Therapie, die unter das Dach einer der 3 Therapieformen fällt.

Ich habe sowohl in der TP als auch in der VT traumatherapeutische Elemente mit dabeigehabt.

Zitat von oskar98:
Mich wundert bei der ganzen Sache nur, dass ich bei meiner ersten Therapie von 2015-2017 Jahren diese Reaktion nicht hatte. Hattest Du auch unter verschiedenen Therpeut*innen unterschiedliche innerliche Reaktionen?

Das war bei mir auch so. Ich habe in den ersten Jahren tiefenpsychologisch gearbeitet, aber irgendwie war ich da noch nicht so weit, mich wirklich zu öffnen. Außerdem war es eine Zeit, in der in meinem Leben so viel passiert ist, dass diese Therapie oftmals alltagsstabilisierend verlaufen ist und ich quasi gar nicht die Ressourcen und den Kopf dafür hatte, mich voll auf die Therapie einzulassen. Gemerkt habe ich das damals nicht, aber ich hatte ja auch noch keinen Vergleich.

Geändert hat sich das dann, als ich das erste Mal in die Klinik kam, nachdem bei mir alles zusammengebrochen ist.
Dort habe ich dann das erste Mal tiefer gegraben, und das war dann mit einem Traumatherapeuten im Rahmen einer Verhaltenstherapie (die Klinik war verhaltenstherapeutisch ausgerichtet). Und habe durch das vollstationäre Setting auch das erste Mal den Schritt raus aus dem normalen Leben getan, mich voll in die Klinikwelt zurückgezogen und mich das erste Mal ausschließlich und wirklich auch intensiv um meine Psyche gekümmert.
Das war sehr hilfreich und hat nochmal ganz andere Türen geöffnet, es hat sich da erst gezeigt, wie groß und umfangreich meine Schädigung ist, das diese letzten Jahre, die mich (eher klassisch durch einen Burnout) in die Klinik gebracht haben, gar nicht das eigentliche Problem waren.
Dort bekam ich dann auch eine ganz andere Form von Diagnostik und habe gleich 5 schwere Diagnosen bekommen (später wurden es noch mehr).

Ich bin danach auch ambulant bei der Verhaltenstherapie geblieben. Wir bauen immer mal Phasen trauma-intensiveren Arbeitens mit ein, aber noch bin ich nicht stabil genug, um an die ganz großen Baustellen heranzugehen, und für mich hat es sich auch als hilfreich erwiesen, schwierigere Phasen in der Klinik zu machen. Wenn man sich dort Traumata annähert, hat man doch andere Möglichkeiten der Unterstützung (und Traumatherapie kann wirklich heftig werden, mich hat das schon häufiger ganz heftig aus der Bahn geworfen, trotz vorsichtigen Vorgehens, da war ich dankbar, dass Hilfe nur einen Knopfdruck entfernt war).

Und wenn man 3 Monate am Stück raus ist von zu Hause, kann man auch ganz anders arbeiten (meistens 4 Wochen Stabilisierung, 4 Wochen harte Arbeit, 4 Wochen Stabilisierung und Orientierung auf das Leben draußen).

Aber nicht jeder Klinikaufenthalt muss so lange gehen, manche Patienten bleiben auch nur 6 Wochen oder so.

Ich schreibe gleich weiter, schicke das hier aber schonmal ab....

Dein Thread steht 2 x im Forum. Mal das Team/Moderatoren anschreiben, dass das zusammen gelegt wird.

Zitat von oskar98:
Tatsächlich liegt die Ursache in meinem Depersonalisationserleben in einem Trauma aus meiner Kindheit. Während der Therapie haben wir das festgestellt, allerdings sind wir dem Verhaltenstherapeutischen Ansatz treu geblieben und haben nicht weiter gewühlt.

Zitat von oskar98:
Auch über einen stationären Aufenthalt habe ich schon nachgedacht, allerdings wird mein Leiden sich dadurch vermutlich nicht kurzfristig bessern.

Aus meinen Erfahrungen heraus kann ich sagen, dass ich die Idee gut finde, zumindest einmal über einen Klinikaufenthalt nachzudenken.
Und man wundert sich, die meisten Kliniken arbeiten verhaltenstherapeutisch und erreichen oftmals gerade auf der Alltagsebene erstaunlich gute Resultate.
Und wühlen (cooles Wort dafür ) kann man auch in der Verhaltenstherapie.
Es stimmt, VT hat den Fokus auf dem Hier und Jetzt, das schließt aber nicht aus, dass auch in dieser Therapieform intensiv biographisch und trauma-zentriert gearbeitet werden kann.

Ich persönlich habe das vollstationäre Setting zu schätzen gelernt, man ist für einen Zeitraum abgeschirmt von der normalen Welt (viele Patienten nennen die Klinik liebevoll die Käseglocke), man hat nicht viel mit Alltagsorganisation zu tun und man bekommt eine Therapiedichte unterschiedlichster Angebote, die so ambulant gar nicht machbar wäre. Das ist nicht immer leicht (mein ambulanter Therapeut nennt Klinik auch gerne mal Boot Camp), es hängt davon ab, was man für den Aufenthalt plant bzw. welchen Schwerpunkt man setzt (also reine Stabilisierung oder Konfrontations-/Expo-Phasen).

Gleich geht es weiter....

Zitat von oskar98:
Nicht aufzuhören im Zustand der Unruhe klingt sinnvoll, auch wenn es mir große Angst macht. Aber letztlich ist das wohl der einzig vernünftige Weg, denn von alleine bessert sich scheinbar nichts. Danke, das motiviert mich es erneut zu versuchen

Es freut mich sehr, dass ich Dich ein bisschen motivieren konnte, Deinen Weg weiterzugehen.
Ich weiß, wie anstrengend und manchmal auch frustrierend das sein kann, aber es ist imho der einzig gangbare Weg, um langfristig Ruhe mit seinen Dämonen finden zu können und sich ein gesundes Leben aufzubauen.

Und wie gesagt, es gibt so viele verschiedene therapeutische Möglichkeiten und Varianten, die man ausprobieren kann, das Wichtige ist einfach nur, dabeizubleiben, Dinge auszuprobieren und nicht aufzuhören, bis der Zustand der Ruhe erreicht ist.

Ich hätte auch niemals gedacht, wie lang der Weg werden würde, aber sich davon nicht entmutigen zu lassen ist ganz wichtig. Denn ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt.
Und in der Therapie gilt meiner Erfahrung nach sehr lange das Motto der Weg ist das Ziel, und wichtig ist erstmal, dass man den Weg geht (und weitergeht, wenn man mal strauchelt, das gehört alles mit dazu).

Ich wünsche Dir sehr, dass Du es erneut versuchst, gib' Dir Zeit und lass' Dich auf den Prozess ein, irgendwann wird es besser!

Ich wünsche Dir dafür alles Gute!

LG Silver

Da es den Thread zweimal gibt, setze ich hier mal die Verlinkung:
medikamente-angst-panikattacken-f76/permanente-innere-unruhe-ausgeloest-durch-psychotherapie-t113647.html#p2512507

Zitat von Grace_99:
Dein Thread steht 2 x im Forum. Mal das Team/Moderatoren anschreiben, dass das zusammen gelegt wird.

Ich hab's auch gerade gesehen und in dem anderen Thread mal eine Verlinkung hierher gesetzt, vielleicht klappt's ja

P.S.:
Ist mir gerade nochmal in den Sinn gekommen:
In Bezug auf das Wühlen (ich bleibe mal bei Deinem coolen Wort):
Ich schrieb es schon, wollte es aber nochmal betonen, weil ich es echt wichtig finde:
Emotionsregulation lernen und Ressourcen aufbauen sollte immer vorm Wühlen stehen.
Viele Patienten wollen zu schnell zu viel, wenn sie mit Trauma-Arbeit anfangen, und das kann nach hinten losgehen. Es lohnt sich, die Zeit zu investieren, auch wenn das manchmal etwas frustrierend sein kann, weil man das Gefühl bekommen kann, es geht nicht voran. Aber es ist gut investierte Zeit. Was nicht bedeutet, dass man nur in der Ressourcen-Arbeit hängenbleiben soll (was auch passieren kann, solche Therapeuten gibt es auch), aber zu schnelles Wühlen ist trotzdem nicht empfehlenswert. Nur so als kleiner Nachtrag

Zitat von oskar98:
Andere SSRI die ich probieren könnte?

Bei innerer Unruhe sind SSRI eher ungeeignet, da sie anregend wirken. Besser sind sedierende ADs, wie das Opipramol, das du jetzt hast. Es ist allerdings ein sehr schwaches Medikament. Es gibt stärkere, wie Doxepin oder Amitriptylin.

Zitat von silverleaf:
P.S.: Ist mir gerade nochmal in den Sinn gekommen: In Bezug auf das Wühlen (ich bleibe mal bei Deinem coolen Wort): Ich schrieb es ...


Kann ich nur unterschreiben.
Meine Therapeutin geht da nur langsam voran und wenn wir etwas bzgl. Trauma machen, weiß ich auch warum sie es so langsam macht; es ist Har dcore.

Zitat von silverleaf:
man unterschiedet die
- tiefenpsychologisch fundierte Therapie
- Verhaltenstherapie
- Analyse.


Danke dafür, hab ich das endlich auch mal verstanden! Gar nicht so kompliziert

Zitat von silverleaf:
Das war bei mir auch so. Ich habe in den ersten Jahren tiefenpsychologisch gearbeitet, aber irgendwie war ich da noch nicht so weit, mich wirklich zu öffnen


Interessant, das war dann wohl ähnlich wie bei mir. Bei der ersten Therapie ist es auch so schwer, weil man nicht weiß was man eigentlich erwarten kann.

Zitat von silverleaf:
und habe gleich 5 schwere Diagnosen bekommen


Uff, da erscheinen einem die eigenen Probleme gleich wieder etwas kleiner...
Gibt mir gleichzeitig auch etwas Zuversicht, dass es sich bei mir nicht ganz so lange hinzieht

Zitat von silverleaf:
Ich persönlich habe das vollstationäre Setting zu schätzen gelernt, man ist für einen Zeitraum abgeschirmt von der normalen Welt (viele Patienten nennen die Klinik liebevoll die Käseglocke), man hat nicht viel mit Alltagsorganisation zu tun und man bekommt eine Therapiedichte unterschiedlichster Angebote, die so ambulant gar nicht machbar wäre.


Das klingt echt verlockend! Ehrlich gesagt bin ich jetzt überfordert, ob ich es erstmal nur stationär versuchen soll oder wieder eine Therapie beginne. Einen Aufenthalt in der Klinik mit Konfrontations-/Expo-Phasen kann ich mir gut vorstellen.

Ein Merkmal der DDS ist häufig, dass man als Betroffener ständig das Gefühl hat, das eigene Leben zu verpassen. Daher mache ich mir da extrem Druck die richtige Entscheidung zu treffen.

Zitat von silverleaf:
Und wie gesagt, es gibt so viele verschiedene therapeutische Möglichkeiten und Varianten, die man ausprobieren kann, das Wichtige ist einfach nur, dabeizubleiben, Dinge auszuprobieren und nicht aufzuhören, bis der Zustand der Ruhe erreicht ist.


Es tut so wahnsinnig gut das zu hören. Mein Therapeut meinte damals zu mir, dass ich die heftige Reaktion meines Körpers akzeptieren soll und es sich nicht lohnt auf die Ursachen einzugehen. Das erschien mir damals und jetzt nach ganzen drei Jahren in diesem Zustand ziemlich kontraintuitiv.

Zitat von silverleaf:
Ich schrieb es schon, wollte es aber nochmal betonen, weil ich es echt wichtig finde:
Emotionsregulation lernen und Ressourcen aufbauen sollte immer vorm Wühlen stehen.


Kannst du das eventuell nochmal konkretisieren/ an einem Beispiel festmachen?
Grundsätzlich würde ich meinen, dass Emotionsregulation für mich keine Baustelle ist. Gerade der Umgang mit Emotionen war ein essentieller Baustein in der Therapie, um mich von der Depersonalisation unabhängig zu machen.
Von Therpeutenseite wurde mir auch immer zurückgemeldet, dass ich viele Ressourcen habe und mich dafür glücklich schätzen könne. Vielleicht verstehe ich dich da aber auch falsch.

LG und abermals tausend Dank für die ausführlichen Antworten
Oskar

Hallo Oskar,

Zitat von oskar98:
Kannst du das eventuell nochmal konkretisieren/ an einem Beispiel festmachen?

Das kann ich gerne machen!

Vielen Dank auch für Deine wertschätzende Rückmeldung, darüber habe ich mich sehr gefreut !

Ich schreibe gerne noch etwas dazu, was genau ich damit meine. Heute bin ich ziemlich platt, hatte selber Therapie und bin immer etwas durch danach, ich melde mich später oder morgen nochmal dazu.

LG Silver

Hallo Oscar,

ich verstehe darunter Folgendes:

Wenn man halbwegs sicher an Traumata arbeiten möchte, sollte man sich, so meine Erfahrung, selber gut lesen können und auf das Gelesene reagieren können.
Sprich:
1.) muss ich merken, dass etwas mit mir passiert
2.) muss ich halbwegs identifizieren können, was da mit mir passiert und ich muss
3.) darauf einigermaßen funktional reagieren und gegenregulieren können.

DP/DR hat viel mit dem inneren Anspannungsniveau zu tun. Sie sind eine symptomatische Reaktion auf inneres Anspannung-/Stresserleben, ein Versuch unserer Psyche, mit diesem inneren Stresserleben einen Umgang zu finden (und im schlechtesten Fall aus der Realität zu fliehen).

Früherkennung ist das A und O.
In unteren Anspannungsbereichen kann man sehr viel besser gegen-regulieren als wenn man schon drüber ist.
Es heißt immer, man sollte sich in einem Anspannungsbereich zwischen 30% und 70% bewegen (0% wäre schlafend/komatös und 100% wäre vollständiges Ausflippen).
Das einzuschätzen erfordert Übung. Man kann lernen, seinen Körper/Gefühle lesen zu lernen. Was mache ich, wenn ich höhere Bereiche komme? Verändert sich die Atmung, der Herzschlag, balle ich meine Hände zu Fäusten/ wippe ich mit dem Fuß/ wird mein Blick unstet.....?

Kann man diese Frühwarnzeichen nicht lesen, fällt man schnell in eine heftigere DP/DR, die dann sehr viel schwerer wieder abzumildern/aufzulösen ist. Es ist zum Beispiel (wenn ich jetzt mal einfach mit Beispielen aus der Klinik arbeite) sehr viel besser für mich, wenn ich merke, dass meine innere Anspannung zu sehr steigt, aus einer Gruppentherapie rauszugehen und mich zu regulieren (das macht jeder auf individuelle Art und Weise) , und zwar bevor ich in eine heftigere DP/DP kippe,
als wenn ich es nicht merke, dann innerlich wegkippe und dann notbehandelt werden muss, weil ich es ohne Hilfe nicht mehr schaffe, mich in die Realität zurückzuholen.
Konkret: Rausgehen und selber Übungen mit einem Igelball zu machen und dabei Rechenaufgaben rückwärts zu lösen ist besser als Wegzukippen, von einem Therapeuten notbehandelt werden zu müssen, härtere Medikamente nehmen zu müssen und evtl. den Rest des Tages unter Aufsicht verbringen zu müssen.

DP/DR fallen nicht vom Himmel, sie sind oftmals eine graduelle Sache, sie kündigen sich zumeist subtil an und werden dann schlimmer. Sicherlich kann das auch mal von jetzt auf gleich passieren, aber das sind Ausnahmen. Normalerweise bauen diese sich auf, und je früher man interveniert, umso besser hat man hat die Möglichkeit, zu verhindern, dass sie zu stark werden. Nur dafür muss man ein Gespür dafür bekommen, was da in einem passiert.

Mit Ressourcen aufbauen meine ich:
1.) sich selber lesen lernen
2.) Möglichkeiten erarbeiten, auf verschiedene Zustände zu reagieren und somit eine Eskalation abwenden zu können
(dazu gehört auch, unterschiedliche Hilfsmittel für unterschiedliche Anspnnungszustände zu haben, bei 60% mache ich z.B.
andere Sachen als bei 80%).

Das bedeutet dann für die Trauma-Therapie:

Um in die Exposition/Konfrontation gehen zu können, muss der Therapeut wissen, dass ich
1) merke, wenn abschmiere und ein Notfallsignal an ihn senden kann
2) weiß, was ich im Anschluss an eine Expo tun kann, um mich wieder runterzuregulieren.

Denn: Nach einer Expo (im stationären Bereich) für den Rerst des Tages wie ein Vulkan vor dem Ausbruch durch die Gegend zu laufen, der jederzeit ausbrechen kann, ist weder für einen selber, noch für die Mitpatienten, noch für das Personal so wirklich toll und endet im schlechtesten Fall mit einer Verlegung in die Psychiatrie. Das kann keiner wollen und ist nicht hilfreich. Kann passieren, ist aber nicht wirklich toll.

Und all diese Übungen zur inneren Wahrnehmung und entsprechend funktionale Reaktionen darauf sind erlernbar und trainierbar. Fast wie Sport. Man kann es lernen und muss es trainieren, damit es sicher funktioniert und sicher abrufbar wird.

Man hat von einer vorsichtig dosierten Trauma-Exposition sehr viel mehr wenn diese nicht im emotionalen Chaos endet.

Und ähnlich wie bei einem Sportler gilt: Je besser ich meine innere-psychischen Muskeln trainiert habe, umso besser kann ich auch schwierige Therapie-Inhalte verkraften und verarbeiten.

Denn ansonsten rutscht man schnell aus einer Therapie-Phase in eine Krisenintervention-Phase.

Und da gilt es zu vermeiden, denn nur in der Therapie kann man nachhaltige Fortschritte machen.

Soweit erstmal.
Ich weiß nicht, ob das irgendwie verständlich war und Dir weiterhelfen konnte, ich hoffe es, falls ich in eine zu wenig nachvollziehbare Richtung galoppiert bin oder etwas unklar ist, frag' einfach nochmal nach.

Weiterhin alles Gute!

LG Silver

Zitat von silverleaf:
1.) muss ich merken, dass etwas mit mir passiert
2.) muss ich halbwegs identifizieren können, was da mit mir passiert und ich muss
3.) darauf einigermaßen funktional reagieren und gegenregulieren können.


Ok, das klingt verständlich. Ich denke dank Psychotherapie und jahrelanger Achtsamkeitsmeditation bin ich mir ganz gut bewusst über das was in mir vorgeht. Gerade durch die DDS tendiert man ohnehin seine Aufmerksamkeit zu sehr nach innen zu richten.

Zitat von silverleaf:
besser als Wegzukippen, von einem Therapeuten notbehandelt werden zu müssen, härtere Medikamente nehmen zu müssen und evtl. den Rest des Tages unter Aufsicht verbringen zu müssen.


Das sehe ich bei mir alles nicht kommen, dafür sind meine Ressourcen glaube ich gut genug. Mein Körper reagiert in solchen Situationen zum Glück nicht so extrem, da kann ich mich glücklich schätzen. Bei vielen ist die DDS ja auch mit starker Dissoziation verbunden, das war bei mir nie der Fall, auch wenn beides natürlich verwandt ist.

Zitat von silverleaf:
DP/DR fallen nicht vom Himmel, sie sind oftmals eine graduelle Sache


Da unterscheidet sich unsere Symptomatik dem Anschein nach, bei mir ist sie jeden Tag da und nicht in Episoden. Ist aber auch kein Wunder, wenn mein Körper so am Rad dreht.


Danke nochmal für die Hilfe, Erklärungen und zahlreichen Anregungen. Du hast mich dazu motiviert mich wieder auf Therapeut*innensuche zu begeben und das ganze nicht mehr aussitzen zu wollen.

Mit meinem letzen Therapeuten hatte ich echt Glück, daher sind meine Ansprüche auch dementsprechend hoch bei der Suche.
Gibt es eigentlich unabhänigig von den einschlägigen Seiten (Jameda, Therapie.de etc.) noch weitere Orte, wo ich mich nach Erfahrungsberichten umsehen kann?

LG
Oskar
Sponsor-Mitgliedschaft

Hallo Oscar,

Zitat von oskar98:
Danke nochmal für die Hilfe, Erklärungen und zahlreichen Anregungen. Du hast mich dazu motiviert mich wieder auf Therapeut*innensuche zu begeben und das ganze nicht mehr aussitzen zu wollen.

Sehr gerne, ich freue mich, wenn ich Dir etwas weiterhelfen konnte.

Zitat von oskar98:
Bei vielen ist die DDS ja auch mit starker Dissoziation verbunden, das war bei mir nie der Fall, auch wenn beides natürlich verwandt ist.

DP/DR sind dissoziative Symptomatiken. Eine DR ist eine Dissoziation von der Realität, eine Derealisation eine Dissoziation von sich selbst. In beiden Fällen muss wieder eine Assoziation mit der Umwelt und/oder der eigenen Person/dem eigenen Körper hergestellt werden, zumindest ist das dann das Ziel therapeutischer Interventionen.
Das ist auch der Grund, warum Interventionen in solchen Fällen oftmals sehr stark auf ganz konkrete sinnliche Eindrücke setzen, um wieder eine Verankerung in der Realität und mit dem eigenen Körper/dem eigenen Bewusstsein herzustellen und somit den Zustand von DP/DR abzumildern und im besten Fall wieder aufzulösen.

Zitat von oskar98:
Da unterscheidet sich unsere Symptomatik dem Anschein nach, bei mir ist sie jeden Tag da und nicht in Episoden

Da hast Du mich vielleicht missverstanden oder ich habe mich unklar ausgedrückt. Was ich meinte, war Folgendes:
Bei mir ist die DP/DR auch jeden Tag da, ich habe aber auch eine sehr schwere Form einer dissoziativen Störung.
Bei einigen Menschen mit Störungen dieser Art sind solche Empfindungen tatsächlich nur episodisch da, das meinte ich aber nicht.
Was ich meinte, war, dass auch bei Leuten, die täglich unter den Symptomen einer solchen Erkrankung leiden, die Symptome nicht immer in der gleichen Intensität da sind. Ähnlich wie ein Angsterkrankter auch nicht immer die gleiche Stärke von Angst empfinden.
Das Empfinden von Angst oder die Stärke der DP/DR variiert in ihren Intensität.
Wenn man die Empfindungen/das Erleben von DP/DR wieder abmildern möchte, ist es einfacher, dies zu tun, wenn man z.B. erst auf einem Level von 30% ist als wenn man schon bei 80% ist. Im letzteren Fall sind viel stärkere Interventionen nötig, um eine Abmilderung zu erreichen.

Darum ist es so wichtig, zu lernen, eine gute Introspektion zu entwickeln, damit man gegen diese Zustände angehen kann, solange sie sich noch auf einem niedrigen Level bewegen.

Zitat von oskar98:
Das sehe ich bei mir alles nicht kommen, dafür sind meine Ressourcen glaube ich gut genug

Wenn Du es bei Dir nicht kommen siehst, sind Deine diesbezüglichen Fertigkeiten vermutlich eben gerade eben noch nicht ausreichend trainiert, denn:
Eine gute Introspektion/ ein gutes Frühwarnsystem ist eine genauso wichtige Ressource wie die Fähigkeiten/Mittel, die man dann zur Abmilderung der Symptome einsetzen kann.
Eine gute Eigenwahrnehmung ist eine ganz wichtige Ressource.

Vielleicht meintest Du aber ja auch etwas anderes.

Aber ganz grundsätzlich gilt:
Bei vielen Formen von psychischen Erkrankungen ist es ein wesentliches Therapieziel, die Symptome auf einem möglichst niedrigen Level zu halten, zu erkennen, wann es schlimmer wird und entsprechend gegenregulieren zu können.

Zitat von oskar98:
Mit meinem letzen Therapeuten hatte ich echt Glück, daher sind meine Ansprüche auch dementsprechend hoch bei der Suche.

Ich freue mich sehr, dass Du Deinen therapeutischen Weg wieder aufnehmen möchtest und drücke Dir alle Daumen, dass Du nochmal einen so guten Therapeuten findest!

LG Silver

P.S.:
Zitat von oskar98:
Gibt es eigentlich unabhänigig von den einschlägigen Seiten (Jameda, Therapie.de etc.) noch weitere Orte, wo ich mich nach Erfahrungsberichten umsehen kann?

Damit kenne ich mich leider nicht so gut aus, ich nutze auch diese beiden Portale und für Kliniken Klinikbewertungen.de.
Andere Seiten kenne ich leider nicht.

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Dr. Christina Wiesemann
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