Hallo Faultier,
wow, danke für die ausführliche und und ehrlich offene Antwort. Freut mich, dass bei Dir Angst und Panikattacken schon so lange im Griff sind. Ich finde es sehr differenziert von Dir betrachtet, dass Du nicht per Se ein Medikament als (alleinige) Ursache für die Unruhe und eher geringe körperliche Belastbarkeit annimmst. Das fehlt mir manchmal hier in anderen Threads. Ich denke auch die Grunderkrankung, in deinem Fall die mittelschwere Depression, spielt bei sowas immer eine Rolle.
Deine Erfahrungswerte mit der mehrmaligen Einnahme von Paroxetin helfen mir weiter. Jetzt kann ich besser verstehen, was meine Ärzte (Psychiater und auch die Hausärztin) genauso wie meine Therapeutin meinen, das ein zu frühes Absetzen des Medikaments nicht gut sei und eine gewisse Rückfallgefahr möglich ist. Das relativiert dann jetzt schon meinen Wunsch das Medikament eher schneller als später abzusetzen.
Ich hatte gestern auch noch einen Routinetermin bei meiner Hausärztin. Ich hab seit Jahren schon erhöhten Blutdruck und bin deswegen seit 2011 in Behandlung und nehme seither auch Tabletten. Nachdem ich von ramipril bzw. ramilich Reizhusten und Halsschmerzen bekommen habe, folgte der Wechsel auf Valsartan. Die Anfangsdosis von 80mg wurde dann auf 160mg erhöht und seither ist mein Blutdruck - mit Ausnahme der Angst- und Panikattacken in 2012-2014 - gut eingestellt. Gestern hatte ich zum wiederholten Male 120/80. Also tolle Werte. Meine Hausärztin bat mich selber wieder regelmäßiger zu messen und dann könne ich gern einen Versuch unternehmen zu reduzieren. Und dabei schauen wie sich die Blutdruckwerte bei 80mg Valsartan entwickeln. Ob's mehr oder weniger stabil bleibt oder doch eher rasch nach oben geht. Das fand ich wiederum eine sehr schöne Aussicht.
Ich mach ja momentan keinen Sport mache und hab Übergewicht. Das sind ja auch beides Einflussfaktoren auf den Blutdruck. Wenn ich jetzt also wieder regelmäßig Sport mache und parallel auch mein Gewicht wieder etwas reduzieren kann, dann könnte das auf mittlere Sicht vielleicht tatsächlich auch mit der geringeren Dosis beim Valsartan funktionieren ohne das der Blutdruck in die Höhe gehen muss.
Und für meine (ebenfalls mittelschwere) Depression wird sich das ebenfalls positiv auswirken.
Meine Hausärztin hat mir gestern auch nochmal - und das find ich super toll von ihr - in aller Ruhe Gelegenheit gegeben mit ihr über Paroxetin zu diskutieren. Sie hat da einfach eine beruhigende und vertrauensvolle Art und hat mir nahegelegt, dass es ja durchaus auch für mich von Vorteil sein kann, das Paroxetin vielleicht doch noch etwas länger zu nehmen. Mit etwas länger meinte sie dann bis nächstes Jahr im Sommer.
Sie hat auch den Eindruck, dass es mir deutlich besser geht und freut sich über meine Stabilisierung. Sie hat mir dann nochmal versucht den Nutzwert für mich aufzuzeigen und mir dies vereinfacht dargestellt. Nach ihrer Ansicht bewirkt das Paroxetin das sich im Gehirn neue Strukturen bilden können. Alte Muster werden aufgebrochen und neues, positiveres entwickelt sich. Und nach einiger Zeit hätten sich diese neuen Strukturen etabliert und würden dann auch ohne weitere Unterstützung vom Paroxetin funktionieren. Letztlich könne man aber nicht klar abgrenzen, wann dieser Prozess bei einem einzelnen Patienten weit genug vorangeschritten ist um das Medikament absetzen/ausschleichen zu können.
Meine Hausärztin hat in ihrer Berufserfahrung (sowohl im Krankenhaus in der Inneren Medizin und in der Notaufnahme als auch in eigener Praxis) wohl eine Reihe von Patienten erlebt, bei denen AD's etwas zu früh abgesetzt wurden.
Daher ist es ihrer Ansicht nach in meinem Fall eher eine Abwägung ob ich das Medikament soweit gut vertrage und gute Erfolge damit erziele. Auf der anderen Seite ob bzw. welche unerwünschten Wirkungen da sind und wie ich damit zurecht komme.
Und da ich mit dem Medikament gute Erfolge erziele und mit den übrig gebliebenen Nebenwirkungen auch ihrer Ansicht nach momentan gut fertig werde, würde sie mir dazu raten doch noch wie oben beschrieben das Paroxetin bis ins nächste Jahr hinein zu nehmen. Und auf keinen Fall zum Winter hin abzusetzen.
Hm. Das fand ich von ihr super erklärt. Und seither kann ich den Gedanken das Medikament vielleicht doch noch ein Jahr länger zu nehmen schon viel besser annehmen. Eigentlich sogar etwas mehr als das. Ich finde das Argument, dass mir das Paroxetin im nächsten Jahr zu mehr wirklich dauerhafter Stabilität verhelfen und mich vor etwaigen Rückfällen besser schützen kann, sehr überzeugend. Und da die Psychotherapie auch wohl noch bis mind. Ende 2015 andauern wird, die Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen werden nach dem Sommer größer werden und nicht mehr im 1-2 Wochen Takt, passt das im Moment alles für mich gut zusammen und ich fühle mich wohl dabei.
Echt klasse, was so ein vertrauensvolles Verhältnis zum Hausarzt bewirken kann. Jetzt muss ich nur noch meine guten Vorsätze mit dem Sport umsetzen. Und da bin ich recht zuversichtlich, dass ich bei dem schönen Wetter nach dem Mittag den Dreh kriege und ins Freibad fahre.
Euch allen vielen Dank für die Antworten. Mal schauen ob wir hier noch weiter diskutieren können. Ich würde nämlich gern dann auch von positiven Erfahrungen bei der Gewichtsabnahme berichten können, wenn es denn eines Tages wirklich soweit ist
18.07.2015 10:47 •
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