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Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und möchte mich kurz vorstellen.
Bin Anfang 30 und leide seit Anfang 20 unter Panikattacken und spezifischen Phobien. Plötzlich erlitt ich mitten im Alltag eine PA und seitdem bin ich anfällig. Ich denke bei mir spielen die Gene mit rein. Mein Vater hatte auch Phobien aber war nie so stark betroffen dass es seinen Job im Außendienst einschränkte bzw. hatte er andere Phobien. Auch Platzangst und Spritzenphobie durch Traumata aus der Kindheit.
Habe schon 6 Therapien durch davon 2 stationär. Es ist ein ständig auf und ab. Medikamente die mir vor 2 Jahren noch super geholfen haben zeigen nun unakzeptable Nebenwirkungen. Was ich schon probiert habe neben Psychotherapie waren: Citalopram, Buspiron, Elontril, Mirtazapin, Tavor, Canna. (der Horror schlechthin).
Von den ganzen Mitteln wirkte das Mirtazapin am besten.

Nun nach 2 Jahren komplettem „clean“ sein von Medikamenten durch Schwanger sein und Stillen (währenddessen ging es mir gut - hab aber auch einige Aktivitäten vermieden wie große Plätze) haben mich zwei Todesfälle in der Familie und ein Verkehrsunfall in den ich verwickelt war aber nur leicht verletzt wurde zurückgeworfen.

Ich habe die Ereignisse an sich soweit verarbeitet aber an den Phobien hat sich vieles verschlimmert: Vor allem kann ich bestimmte Situationen nicht aushalten ohne in die Panik zu geraten insbesondere alleine Aufzug fahren, alleine Autobahn fahren, Brücken überqueren mit dem Auto oder auf großen Plätzen stehen.
Das ging soweit dass ich meinen Job gewechselt habe um nicht täglich 20km Umweg-Landstraße zu müssen und nun hab ich einen Bürojob der mit den Öffis und Home Office gut machbar ist.
Jetzt bin ich neben einem Therapeuten auf der Suche nach einem unterstützenden Medikament, denn ich will endlich wieder normal Auto fahren und ohne Probleme auch wandern können.
Mirtazapin war der totale Reinfall. Scheinbar vertrage ich es nicht mehr. Also was nun ? SSRI sind ohne Wirkung gegen meine Ängste… ok ich hatte bisher nur Citalopram… aber gegen Angst sind die wohl nicht die richtigen sagte mein Arzt.
Nun habe ich vom Psychiater erstmal 25mg Pregabalin als „Krücke“ verschrieben bekommen. Soll die ersten 2 Wochen das Auto stehen lassen und die Abends nehmen. Naja. Ich muss es testen. Habe aber Angst wieder komplett ausgeknockt zu werden wie von Mirtazapin.

Kann mir jemand Mut machen?

09.04.2024 08:58 • 09.04.2024 #1


1 Antwort ↓

Hallo Cassiopeja,

schön, dass Du hier in dieses Forum gekommen bist.
Gern möchte ich Dir etwas Mut machen, mit Deinen Ängsten ( das sind Deine Gefühle), in der
Zukunft etwas anders umzugehen.

Eine Angststörung entwickelt sich manchmal fast wie zufällig. Hinein kommt man schnell,
wieder heraus aber manchmal nur schwer.

Zitat von Cassiopeja:
Es ist ein ständig auf und ab. Medikamente die mir vor 2 Jahren noch super geholfen haben zeigen nun unakzeptable Nebenwirkungen.


Medikamente allein können eine Angststörung vermutlich kaum beseitigen. Ängste entstehen, wenn
man mit seinen Gefühlen nicht gut umgeht. Dann läuft man oft immer wieder in eine Art von Denkschleife
hinein.
Medikamente können Dir helfen beim Denken deutlich ruhiger zu werden.
Sie helfen Dir aber nicht, anders zu denken.
Deshalb solltest Du selbst entscheiden, ob Dir ein Medikament hilft.

Zitat von Cassiopeja:
Habe schon 6 Therapien durch davon 2 stationär.


Zitat von Cassiopeja:

Ich habe die Ereignisse an sich soweit verarbeitet aber an den Phobien hat sich vieles verschlimmert:


Nach 6 Therapienen kannst Du davon ausgehen, dass Du irgendetwas, grundsätzliches in
Deiner Art zu denken möglicherweise bisher noch nicht umsetzen konntest.

Meine Frage ist nun. Hast Du den Mut, über Ängste und Phobien einmal völlig anders nachzudenken?

Beim Denken benutzen wir zwei Bereiche in unserem Kopf.
Dies sind einmal unser Unterbewusstsein.
Und auch unser Bewusstsein.
Ich hoffe, diese Begriffe sind Dir schon bekannt.

Die Angst in unserem Kopf entsteht, wenn wir unterbewusst denken.

Zitat von Cassiopeja:
Vor allem kann ich bestimmte Situationen nicht aushalten ohne in die Panik zu geraten insbesondere alleine Aufzug fahren, alleine Autobahn fahren, Brücken überqueren mit dem Auto oder auf großen Plätzen stehen.


Das ist reines unterbewusstes Denken, was Du hier beschreibst. Nehmen wir mal das Aufzug fahren.
Aus irgendwelchen Gründen (die Dir nicht bekannt sein müssen), hat Dein Unterbewusstsein
gespeichert. Aufzug fahren kann gefährlich sein. Deswegen hast Du Angst davor.

Nun wissen wir Menschen aber, beim Fahren mit einem Aufzug kann nichts passieren.
Wir wissen das deshalb, weil wir einen zweiten Bereich in unseren Kopf haben.
Diesen nennen wir - das Bewusstsein. Alle die Menschen die zum Denken auch das bewusste
Denken benutzen, können mit ihrem bewussten Denken ihr unterbewusstes Denken beruhigen
und somit ein ruhigeres entspanntes Alltagsleben führen.

Nun behaupte ich. Du benutzt Dein bewusstes Denken viel zu wenig.
Das Du bewusst denken kannst, erkenne ich daran, das Du schreiben und rechnen kannst.
Das geht nämlich unterbewusst nicht.
Also solltest Du nun beginnen, über Deine Ängste immer mehr bewusst nachzudenken.
Anfangs scheint das etwas schwierig. Mit etwas Übung geht es dann immer leichter.

Falls es Dich interessiert, können wir darüber einmal näher sprechen.

Zitat von Cassiopeja:
Jetzt bin ich neben einem Therapeuten auf der Suche nach einem unterstützenden Medikament, denn ich will endlich wieder normal Auto fahren und ohne Probleme auch wandern können.

Warum solltest Du nicht sehr bald wieder normal Auto fahren und wandern gehen?
Du bist doch nicht krank. Nur Deine Ängste stören Dich.

Viele Grüße
Bernhard





Dr. med. Andreas Schöpf
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