Zitat von Serthralinn:Mm, also ich hab meine lebenslange Unruhe mit Escitalopram ganz gut im Griff. Notfalls etwas Opipramol hinzu.
Macht zwar auch ein bisschen lustlos, aber vermutlich wesentlich weniger als truxal
Bei mir geht es nicht um ständige Unruhe, sondern um situationsbedingte Reizüberflutung. Ich brachte mal den bildhaften Vergleich, einen Nichtschwimmer immer wieder ins tiefe Wasser zu den Schwimmern zurückschieben. So fühlt sich das an für mich - totale Überforderung in Alltagsdingen.
Nachher muß ich beispielsweise einen Brief aufgeben. Nicht, daß ich nicht wüßte wie das geht - aber ich muß raus, viele Menschen, hoher Blutdruck deshalb und dieses 'ich muß'. Wenn das reibungslos klappt und ich beim Autofahren nicht genötigt werde, ohne Hindernisse an den Briefkasten gelange und ich, wenn ich schonmal da bin vielleicht noch einen kleinen Einkauf erledigen kann, dann bin ich gut. Eine Stunde später zu Hause angekommen, bin ich total erschöpft - kann sein, daß ich mich für eine Stunde hinlege. Wenn das alles so läuft, dann brauche ich die Truxal nicht und erhole mich schnell.
Wenn ich aber schon auf dem Weg vom Haus zum Auto von einem nervigen gesprächsfreudigen Nachbarn abgefangen werde, der mir nur Unfug erzählt, beim Autofahren auf Idioten treffe, plötzlich auf dem Weg zum Briefkasten der Bürgersteig eingeengt ist, weil man über Nacht eine Baustelle dort errichtete, mal eben schnell was Einkaufen auch nicht geht, weil irgendwas mich aufhält und ich dann auf dem Weg nach Hause eventuell schon wieder einen gesprächsfreudigen Nachbarn treffe... dann lege ich mich vor Erschöpfungen ein Stündchen hin und komme nicht zur Ruhe. Es drehen sich die Gedanken um jedes einzelne Detail - mir ist elend, ich vergesse das Essen und nehme die Tianeurax nicht in der richtigen Zeit und dann schaukelt sich das hoch bis in die Nacht. Trotz Doxepin komme ich dann meist nicht ins Bett. Es kann sein, daß ich Doxi um 18 Uhr nehme und um 24 Uhr immer noch nicht im Bett bin, zwar müde bin - nicht aber zum Schlafen fähig.
Durch solche oder ähnliche Reizüberflutung kann ich nicht abschalten, meine Tagesregelmäßigkeit gerät durcheinander, ich finde keinen Anfang und kein Ende, bin gedanklich überhaupt nicht bei mir und finde den Ausschalter nicht. Das treibt mich dann mehrere Tage um und flaut nicht ab. Ich verdränge Termine, den Haushalt, kann nicht rausgehen. Habe ich dem nichts entgegenzusetzen, führt mich das in eine depressive Episode und davon hatte ich die letzen 3 Jahre nach dem Nervenzusammenbruch reichlich.
Truxal mildert das ab, wenn ich es brauche und zum Glück brauche ich das nicht jeden Tag. Ich glaube auch nicht, daß das mit mir jemals wieder anders wird, bin überhaupt nicht belastbar. Die Psychotherapie hat mir trotzdem sehr geholfen, denn sonst wäre ich nicht im Stande, mich überhaupt um mich zu kümmern. So habe ich mir meine Sicherheiten geschaffen, aber sie reichen nicht aus, wenn zuviel Außenreize auf mich einprasseln.