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@Frittensauce
Haben sich deine Beschwerden denn in den letzten Tagen etwas gebessert? Hast du dir ein Rezept geholt?

Mir gehts wieder besser und ich hatte es aber in der Zwischenzeit mit meinem Vater besprochen, der meinte, dass ich es nehmen soll.

Ich muss darüber nachdenken, was ich jetzt mache. Ich nerve gerade, stimmt’s?

Es ist übrigens total lieb von dir, dass du fragst.

A


Medikamente beschädigen meinen Stolz

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Zitat von Idefix13:
Ich weiß zwar nicht in welchen Gesellschaftsriegen du dich so bewegst, aber gerade jene die auf Medikamente zurückgreifen, werden als vernünftig angesehen, als welche die eingesehen haben, dass sie Hilfe brauchen und diese in Form von Tabletten egal welcher Art bekommen. Da bilde ich eher die Ausnahme, ...

Ich glaube, dass

1. die Gesellschaft lehnt Leute mit psychischen Krankheiten ab
2. die Gesellschaft lehnt Leute mit psychischen Krankheiten, die keine Medizin wollen, noch mehr ab, weil man denkt, die seien faul und wollten nicht gesund werden

Oft kommt aber erst raus, dass man psychisch krank ist, wenn man Medikamente nimmt.

Und was denkst Du ?

Sieht man dir es an ?

Der Großteil der Gesellschaft, lehnt Kranke ab, solange sie nicht selber betroffen sind.

Hast du ein Problem mit deiner Krankheit ?

Würde man es dir ansehen wenn du ein Medikament nehmen würdest ?

( entschuldige ich habe nicht deinen ganzen Thread gelesen )

Zitat von Frittensauce:
Ich muss darüber nachdenken, was ich jetzt mache. Ich nerve gerade, stimmt’s?

Mich nicht. Ich bin manchmal auch sehr unentschlossen darin, Dinge zu tun, die mir helfen würden.

Zitat von Frittensauce:
Es ist übrigens total lieb von dir, dass du fragst.



Zitat von Frittensauce:
die Gesellschaft lehnt Leute mit psychischen Krankheiten ab

'Ablehnung' würde ich es nicht nennen. Die meisten können damit einfach nichts anfangen und wissen nicht damit umzugehen. Die vordergründige Ablehnung ist somit eher eine Art Hilflosigkeit.

@Frittensauce hey, ich wollte mal nachfragen wie es dir mittlerweile geht.

Meine Erfahrungen wollte ich auch mitteilen.
Ich habe 1,5 Jahre in der Psychiatrie gearbeitet (FSJ) und zu der Zeit auch schon Psychopharmaka genommen. Und nie habe ich das Gefühl gehabt, dass ich mich dafür schämen müsste.

Danke, dass du fragst. Ich weiß nicht genau, wie es mir heute geht. Nicht wirklich gut, aber auch nicht schlecht.

@Frittensauce also hast du nicht nochmal über Medikamente nachgedacht?
Wenn du sagst nicht gut, aber auch nicht schlecht, welche Symptome hast du denn im Moment?

Zitat:
Ich glaube, dass

1. die Gesellschaft lehnt Leute mit psychischen Krankheiten ab


Ich habe über meine Krankheit überall offen gesprochen. Ablehnung habe ich keine erfahren, Zuspruch sehr viel. Und sehr viele haben von ihren eigenen Problemen erzählt.

Ich kann diesem Satz nicht zustimmen.

Zitat von RunnersHigh:
Ich habe über meine Krankheit überall offen gesprochen. Ablehnung habe ich keine erfahren, Zuspruch sehr viel. Und sehr viele haben von ihren eigenen Problemen erzählt. Ich kann diesem Satz nicht zustimmen.


Ich habe mit meinen Angehörigen auch gute Erfahrungen gemacht, aber die Gesellschaft lehnt psychisch Kranke ab. Nicht umsonst ist „Psycho“ eine Beleidigung.

Zitat von TheCrazyTeam:
@Frittensauce also hast du nicht nochmal über Medikamente nachgedacht? Wenn du sagst nicht gut, aber auch nicht schlecht, welche Symptome hast du denn im Moment?


Vor allem Schlaflosigkeit und Hibbeligkeit und ich denke sehr viel über Dinge des Weltgeschehens nach, die ich nicht ändern kann.

@Frittensauce fühl dich mal gedrückt

Schlaf ist so wichtig für unser Wohlbefinden. Ich kann im Moment auch nicht richtig schlafen, und wenn doch, dann habe ich nur Alpträume.

@Frittensauce Versuche doch überhaupt erstmal, Dir darüber klar zu werden, was Du mit Stolz überhaupt meinst. Erst dann wird vielleicht klar, um was es eigentlich geht. In einigen Beiträgen weiter oben war schon die Rede davon, dass es eigentlich um Scham und mangelndes Selbstvertrauen geht, nicht um Stolz.

Stolz bedeutet (Wikipedia):

Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein. Im ersten Fall fühlt man sich selbst bestätigt und in seiner Weltanschauung bestärkt („Ich bin stolz auf mich“), im anderen Fall sonnt man sich in der gesellschaftlichen Anerkennung („Ich bin stolz, etwas für meine Stadt geleistet zu haben“). Daraus folgt auch, dass beispielsweise der Stolz auf das eigene Land eher eine Art der Anerkennung darstellt, da der Einfluss eines Individuums auf den Zustand des eigenen Landes vernachlässigbar ist.

Wenn Stolz also davon kommt, dass man selbst etwas geleistet hat, kann der Stolz nicht davon weggehen, dass man in einer anderen Sache nicht so gut abschneidet, denn der ursprüngliche Erfolg ist ja noch da und auch unbestritten.

Du kannst diesen selbst erarbeiteten Stolz also gar nicht verlieren, lediglich könntest Du weitere Sachen machen, auf die Du ebenfalls stolz sein könntest (zum Beispiel, Dir helfen lassen).

Wenn Du aus Scham etwas nicht machst, was Dir eigentlich gut täte, ist das falscher Stolz. Auf den kann man nicht wirklich stolz sein, denn wer das tut, pervertiert die Bedeutung des Wortes (Du wärst ja dann stolz darauf, nichts für Dich getan zu haben). (Eine ähnliche falsche Verwendung des Begriffs findet statt bei Leuten, die meinen, auf ihr Land, ihre Familie, ihre Firma etc. stolz zu sein, auch das alles hat ja nichts mit einer eigenen Leistung zu tun.)

Wenn es also um die Angst vor Scham geht, frage Dich selbst, ob Du Dich tatsächlich für irgendetwas schämen musst, wenn Du Dich um Dein Wohlergehen kümmerst.

Wenn es Dir darum geht, nach außen den Schein zu wahren, frage Dich, was wichtiger ist, Du oder das, was andere von Dir denken.

Zitat von TheCrazyTeam:
@Frittensauce fühl dich mal gedrückt Schlaf ist so wichtig für unser Wohlbefinden. Ich kann im Moment auch nicht richtig schlafen, und wenn doch, dann habe ich nur Alpträume.


Das tut mir so leid. Ist es inzwischen wieder besser?

Zitat von talbewohner:
@Frittensauce Versuche doch überhaupt erstmal, Dir darüber klar zu werden, was Du mit Stolz überhaupt meinst. Erst dann wird vielleicht klar, um was es eigentlich geht. In einigen Beiträgen weiter oben war schon die Rede davon, dass es eigentlich um Scham und mangelndes Selbstvertrauen geht, nicht um ...

Ich weiß eigentlich ziemlich genau, was ich mit Stolz meine. Sowas wie Integrität, Ansehen, Ehre und Würde.

Scham ist imho das Gegenteil davon. So sind meine Gefühle.

Ich fühle mich durch meinen gesundheitlichen Zustand entwürdigt. Ich kann nichts für dieses Gefühl.

Ich kann da nicht über meinen Schatten springen, weiß auch nicht, inwiefern ich das will.

Keinen Stolz zu haben ist imho auch ganz schlecht.

Zitat von Frittensauce:
Ich weiß eigentlich ziemlich genau, was ich mit Stolz meine. Sowas wie Integrität, Ansehen, Ehre und Würde.

Scham ist imho das Gegenteil davon. So sind meine Gefühle.

Ich fühle mich durch meinen gesundheitlichen Zustand entwürdigt. Ich kann nichts für dieses Gefühl.

Und so wenig wie du für das Gefühl kannst, das du jetzt fühlst, kannst du auch nichts, dass dich dorthin brachte.
Dich trifft keine Schuld!
Manchmal ist es wichtig erst verstehen zu lernen, dass du nichts dafür kannst.

Man sucht, sieht sich das vergangene Szenario womöglich tausendfach an und sucht andere herangehensweisen oder versucht herauszufinden, wenn man sich anders entschieden hätte, ob es dann anders verlaufen wäre, aber das wichtigere was man tun sollte ist, zu akzeptieren, dass es hinter einem liegt. Und dass du überlebt hast. Dass man sich so entschieden hat oder auch nicht. Aber am Ausgang (deines persönlichen Schicksals) nichts dafür kannst.
Du kannst nichts dafür.

Erst wenn du akzeptieren kannst, dass dir, wie du schreibst, deine Integrietät, dein Ansehen, deine Ehre und deine Würde genommen worden sind. Wirst du erkennen, dass dies aber auch wieder hinter dir liegt und jetzt ist es nicht mehr so. Jetzt hast du einen Teil, deiner Zustände wiedergewonnen, hinderst dich aber daran, weil du es dir nicht eingestehen kannst oder willst, auch den Rest wieder zu erhalten.

Zitat von Frittensauce:
Ich kann da nicht über meinen Schatten springen, weiß auch nicht, inwiefern ich das will.

Du musst nicht über deinen Schatten springen. Du musst nur vor dir ehrlich sein und dir eingestehen, dass du zu dem Zeitpunkt machtlos warst und dein Unterbewusstsein Selbstschutz leistete.
Und das brachte dich an diesen Ort und Zeit an dem du jetzt bist. Du hast überlebt.
Überleben ist an keine Gefühlszustände geknüpft.
Überleben bedeutet einfach nur Leben ohne jegliche Gefühle oder anderen bewussten Zustände.


Es wird noch Zeit vergehen müssen, bevor das Erlebte oder durchlebte mehr in den Hintergrund rücken wird. Du wirst noch oft und möglicherweise durch viele Trigger, immer wieder an dein Erlebnis erinnert werden.

Zitat von Frittensauce:
Ich weiß eigentlich ziemlich genau, was ich mit Stolz meine. Sowas wie Integrität, Ansehen, Ehre und Würde. Scham ist imho das Gegenteil davon. So sind meine Gefühle. Ich fühle mich durch meinen gesundheitlichen Zustand entwürdigt. Ich kann nichts für dieses Gefühl. Ich kann da nicht über meinen Schatten ...

„Ehre“ und „Stolz“ sind Begriffe, die mit starken Gefühlen und kulturell-sozialen Regeln und Gesetzen verbunden sind. Sie variieren in den Kulturen und in verschiedenen Zeiten. „Ehre“ bedeutete in Deutschland vor einhundert Jahren etwas ganz anderes als heute. Insofern werden die Begriffe verschieden verstanden und gelebt. „Ehre“ und „Stolz“ bedeuten für einen christlich geprägten Westeuropäer etwas anderes als für einen Japaner oder einen muslimisch geprägten Menschen oder einen Indianer (Native American). Ob es darunter eine Ebene gibt, auf der alle Menschen die gleichen Wertvorstellungen, Einstellungen und Gefühle haben, ist die Frage.
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@Reconquista Genau so ist es. Und werden Integrität, Ansehen, Ehre und Würde verletzt, stellt sich Scham ein.

Dann kann man sich fragen, ob es das alles überhaupt wert ist. Denn Integrität, Ansehen, Ehre und Würde sind ja nur Zuschreibungen, die von außen gemacht werden (und freilich wieder genommen werden können), nicht selten willkürlich, also ohne, dass wir überhaupt etwas dafür können.

Echtes Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl entsteht aber durch eigenes Tun. Und nur auf das kann man tatsächlich stolz sein. Und das kann einem dann auch keiner nehmen.

Hey, entschuldigt bitte, dass ich vorerst nicht auf alles eingehe. Ich bin sehr müde.
Ihr wisst ja, dass ich darum gekämpft habe, keine Medikamente nehmen zu müssen, aber ich bin gescheitert und muss wohl einsehen, dass ich welche brauche.

Ich habe heute mit meinem Vater telefoniert. Ich habe mit meinem Vater viel über Psyche geredet und er weiß wie es mir in letzter Zeit ging und hatte mir schon mal, als ich ihn um Rat fragte, zu Antidepressiva geraten. Er drückt sich sonst immer so verblümt aus, aber er hat mir ganz unverblümt dazu geraten.
Heute brachte er das Thema wieder auf…
Er findet nämlich, dass es mir gesundheitlich nicht gut geht und ich deshalb, Medikamente brauche, weil ich durch den Schlafmangel ganz geschwächt wirke. Ich war auch ständig krank.

Er möchte, dass ich das nehme, damit ich wieder zu Kräften komme.

Ich habe mich entschieden, dass ich seinen Rat annehmen will. Ich hab’s ihm auch versprochen. Ich habe schon noch meine Zweifel, aber ich hab mein Wort gegeben, dass ich einen Arzttermin mache.

Ich habe gekämpft, dass ich das nicht nehmen muss. Ich habe alles versucht, aber jetzt denke ich, dass ich mich vielleicht nicht weiter quälen sollte.

Eure Meinung dazu?

Habe es gerade schon in deinem Glühweinthema erwähnt.
Mal so gesehen, wenn du Bluthochdruck hättest oder Diabetes, würdest du da auch so lange drüber nachdenken, ob du was nimmst? Ich glaube nicht.
Ein Antidepressivum ist nichts anderes als ein Medikament wie jedes andere auch, nur ist es leider immer noch vorurteilsbehaftet. Schade, denn es hilft ja bei den Problemen und kann einen wieder auf die Beine bringen.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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