Oh, Moment, da möchte ich widersprechen. Wenn ich es vor Angst nicht mehr aushalte, sogar Angst habe zu schlafen weil ich im Schlaf sterben könnte, wenn man innerhalb von 3 Monaten 35 Kilogramm verliert weil man nicht mehr essen kann: Dann greift man zu jedem Strohhalm und nimmt auch Medikamente ohne sich én Detail zu informieren - weil man einfach nur wieder leben will. Wenn dieses Medikament dann auch noch so erstaunlich schnell und gut greift: Bleibt man verdammt schnell daran hängen. Und wenn man es lange genug nimmt, ist man zum Einen aus Angst vor der Rückkehr der Angst und zum Anderen aufgrund des Faktors Sucht kaum noch in der Lage selbst zu entscheiden was (auf DAUER) gut ist. Wenn wir das hier alle könnten, so wären wir alle nicht hier, wären nicht beim Arzt. Wozu brauchen wir dann eigentlich den Arzt? Als Dealer für unseren Stoff? Ich habe im Moment noch 5 Flaschen Rivotril hier, 500ml Lyrica, Insidon, Paroxetin (flüssig), Solian, Atosil und was nicht noch alles. Alles Dinge die man mir angedeihen lassen wollte.
Solian half genau 6 Monate... keine Zwangsgedanken, sozial offener, entspannter... nur 10kg Gewichtszunahme, ständig versteifter Körper (nur an einer Stelle nix mehr mit Versteifung), dann Atemnot, fast erstickt (bei geringer Menge täglich). Das Zeug musste weg. Um die wieder aufkeimenden Zwangsgedanken abzufangen (ich habe mit meinem Herz gesprochen: Schlag weiter, bitte, schlag weiter und sah den Sensenmann über mir schweben) Versuch mit Sertralin, 10mg täglich (ein Witz bei meinem Gewicht und meiner Größe). Nach nur 5 Tagen der Flash, mir ging es super, hatte Energie, wieder Licht im Kopf, wollte gar nicht mehr rauchen (sonst 30 Kippen am Tag). ENDLICH.... dachte ich... in der Nach Alptraum, Körper total steif... 6 Stunden später brennende Haut überall, Ausschlag an den Armen - Diagnose: Nesselfieber als allergische Reaktion auf Sertralin. Also musste das Zeug auch raus, sofort.
Ich ging durch die Hölle, wollte mitten in der Nacht in die Geschlossene mit der Frage: Was geben Sie mir, damit ich runterkomme? Antwort: Clonazepam (Rivotril). Ich bekam das Zeug zum Glück noch auf Rezept in der Notaufnahme vom Krankenhaus mitten in der Nacht - meine Wahl: Klappse und mit 20 - 30 Tropfen abgefüllt werden oder selbst nach 2 Jahren OHNE Benzos in niedriger Dosis nehmen und zu Hause bleiben. Ich entschied mich nach 2 Stunden WirrWarr im Kopf für zu Hause bleiben. 6 Tropfen reichten und ich schlief ruhig wie ein Baby, der Folgetag war wie auf Watte, alles wieder gut.
Seit dem Zeitpunkt hänge ich wieder am Rivotril, schaffte es für WOCHEN auf 1 Tropfen am Tag runter (reagiere halt sehr empfindlich), teilweise für 1 Woche ganz ohne. Bis dann ohne Vorwarnung der Flash kommt, Unruhe, Angst, Schwitzen, Frieren, Zittern, wirre Gedanken. Nur EIN Tropfen und es ist nach 10 Minuten ruhe im Körper. Das nur mal dazu was Benzos anrichten können. Das Zeug verbleibt Problemlos bis zu einer Woche im Körper, selbst wenn man es abgesetzt hat, es packt sich in die Fettzellen und zieht sich selbst den Bedarf daraus bis nix mehr da ist - und dann geht es los.
Ich habe heute 2 x 25mg Lyrica genommen (muss halt mit wenig anfangen) - fühlte mich den halben Tag super... war von 8 - 10 Tropfen Rivotril zuvor (Stress, 3 Zähne gezogen, Stalking, Umzug, und noch mehr) mit Lyrica auf 3 Tropfen runter. ENDLICH. Dachte ich. Heute gegen Nachmittag wieder der Crash TROTZ Lyrica... hatte einen Tropfen Rivotril am Morgen genommen... mehr nicht. Um 17 Uhr dann Unruhe, aufgeblähter Magen, Druck im Darm, Krampfgefühl, total durcheinander. Ich nahm 2 Tropfen Benzos und nach 10 Minuten war alles vorbei: Druck, Bauch wieder flach...
Was ich hier schildere, ist nur MEINE persönliche Erfahrung, aber es wurde ja auch um Erfahrungen bzw. um Rückmeldungen gebeten. Und die können nicht immer nur lauten: Mach wie Du meinst, ist alles super solange es hilft!. Sorry, aber eine Frage: Wenn die Dame täglich 4 Flaschen B. knallen würde weil sie damit keine Angst mehr hätte und ruhig wäre - würden dann auch alle hier schreiben: Du, super, wenn es Dir hilft dann mach das so weiter.
Ich würde eher noch zum *beep* greifen bzw. einer Ersatzmedikation wie z.B. Dronabinol als dauerhaft Benzos zu nehmen. Das Zeug hat halt eine hohe Körperverwandtheit und ist deshalb gut verträglich im Vergleich zu ADs und Neuroleptika - und das ist auch ein Punkt der es so teuflich macht. Als DAUERMEDIKATION ist und bleibt es keine Lösung, vor allem nicht TAVOR. Es gibt nur GANZ WENIGE Ausnahmen in denen Benzos NICHT zur Dosissteigerung führen. Und selbst wenn nicht: Wenn man Benzos absetzt, durchlebt man zu 99% die Hölle - nicht NUR weil die Angst wieder kommt, oh nein... da kommen in den meisten (nicht allen) Fällen noch ganz andere Sachen - und die sind zum Teil lebensbedrohlich. Benzos werden gegen Epilepsie eingesetzt - können Sie aber auch auslösen. Benzos relaxieren die Muskeln (manche mehr wie z.B. Tetrazepam, andere weniger) - ohne Benzos kennen die Muskeln irgendwann keinen Normalzustand mehr. Auch das Belohnungszentrum kann veröden. Irgendwann ist man nur noch im Schleier und kennt normal gar nicht mehr.
Mein Tipp:
Bitte auf ein Benzo mit langer Halbwertzeit ausweichen (Diazepam) und die Dosis gemäß Tabelle vom GUTEN FACHARZT umrechnen lassen. Je kürzer die Wirkdauer eines Benzos, desto höher die Abhängigkeitsgefahr. Dann das Diazepam (bitte nur in Tropfen) langsam, ganz langsam, wirklich SEHR LANGSAM absetzen. Dazu ggf. ein Mittel um Krämpfe abzufangen und den Entzug zu mildern, z.B. Carbamazepin oder halt Lyrica (Pregabalin). Lyrica hat den Vorteil, dass es auch gegen Ängste wirkt bzw. wirken kann. Es mildert also den Benzo-Entzug und fängt gleichzeitig die wieder aufflammende Angst ab. Verträgt nicht jeder, das muss man halt wirklich unter guter Aufsicht probieren.
Es gibt auch andere Mittel wie das hier bereits erwähnte Atarax (habe ich auch noch hier aber nie angefasst) - das ist ein SEHR starkes Antihistaminikum, die Nebenwirkung ist eine Sedierung. Viele kommen auch sehr gut mit Atosil zurecht, je nach Dosis. Ist ein schwaches Neuroleptikum, wird bzw. wurde aber auch als Antiallergikum eingesetzt. Im Endeffekt wird man in einigen Fällen ein leben lang ein Medikament nehmen müssen, aber mit Benzos ist es auf Dauer bei den MEISTEN nicht mehr das eigene Leben. Was, wenn Du in Deine Tavor-Schachtel schaust und merkst: Leer! Wie hoch wäre Deine Panik? Warum hättest Du sie? Ist das schon Sucht oder nur Angst vor der Angst.
Es ist sicher DEIN Leben, aber andere haben auch Erfahrungen in ihrem Leben gemacht und das Recht dazu diese zu äussern. Das muss bei Dir alles nicht so kommen, aber es gibt hier einige Hardcore-Befürworter Pro Benzo die ich einfach nicht nachvollziehen kann. Und das Benzos nicht so gerne gegeben werden weil sie so billig sind: Stimmt ja wohl nicht. Man muss sich nur mal durchlesen, in welchen Mengen jährlich Benzos rausgeknallt werden - das widerspricht sich doch schon. Und Unmengen des Zeugs werden auf Privatrezept verteilt - das taucht in vielen Statistiken der Krankenkassen gar nicht erst auf.
Ich wünsche Dir VIEL KRAFT und ERFOLG....
12.11.2013 20:40 •
#90