Hi,
am Anfang habe ich auch Insidon bekommen. Meiner Meinung nach ist das wirklich ein Placebo (wie kommt man eigentlich an so eine Info ran?); die Symptome haben sich nicht geändert, grundlose Panikattacken, Schweißausbrüche etc. Jedenfalls nicht das Mittel erster Wahl bei einer Sozialphobie. Danach habe ich Stangyl genommen - hat mich total eingenebelt. Als ich schließlich mit dem Fahrrad ohne zu schauen über eine rote Fußgängerampel gefahren bin, weil ich nur noch die Verknüpfung Ampel - rüberfahren hingebracht habe, habe ich das auch abgesetzt. Jetzt nehme ich seit einem Jahr Seroxat und bin bei einer Tablette beschwerdefrei, bei einer halben läßt's sich gerade mal so aushalten. Aber Vorsicht: ich kann auch die Entzugserscheinungen bestätigen, die sind nicht ohne.
Kleiner Tip: Die "Angst" ist ein Ur-Instinkt und keine Krankheit. Natürlich schon, wenn sie 'grundlos' auftritt. Der Mechanismus funktioniert aber so, daß die Angst den Körper auf eine Flucht (das Gefühl kennt ihr ja) oder einen Kampf (heute besser nicht mehr, könnte komische Szenen geben) vorbereiten soll - und das schnell (Für die Biologen/Medis: Fight-or-Flight-Syndrom). Daher auch die heftige Reaktion. Jetzt mal überlegt: eure Psyche will wegrennen (oder kämpfen). Was spricht dagegen? Gut, viel. Aber ich habe mir gedacht, ich versuch's wirklich mal ganz archetypisch mit laufen/joggen, wenn ich aufkommende Panik spüre. Geht natürlich nicht immer, aber wenn man sich z.B. morgens und am frühen Abend eine halbe Stunde Zeit zum Laufen nimmt (persönlich gehe ich lieber eine Stunde Rad fahren, aber ich habe auch Zeit - Student ), befriedigt man seinen Trieb schon ganz gut, die nächsten paar Stunden sollten relativ beschwerdefrei sein. Positiver Nebeneffekt: man wird fit und der Gewichtszunahme durch SSRI wird entgegen gewirkt.
Ich fühle mich danach immer sehr befreit, vor allem entspannt - und die Zeit, in der man läuft kann man wunderbar zur Ursachenforschung, Zeitplanung, Selbstgesprächen etc. nutzen. Ersetzt wohl keine Therapie, aber probiert's mal aus! Denkt einfach an den Steinzeitmensch, der Angst vor einem Tiger bekommen hat und dann wegläuft anstatt zu kämpfen.
Vielleicht haben wir 'Angsthasen' auch einfach einen Knacks in unseren Instinkten abbekommen... ist für mich zumindest eine versöhnliche Erklärung.
Liebe Grüße,
run-away-Kai
21.08.2002 19:40 •
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