Zurück zum Thema eigene Erfahrungen mit Paroxetin:
Wie mein Nick ParoxetinUser schon ausdrückt, nehme ich selber Paroxetin. Diagnose vor ca. 1,5 Jahren Erschöpfungsdepression (burn-out) in Verbindung mit einer Angststörung. Die Krankheit hat sich recht lang bei mir eingeschlichen und der Leidensdruck war am Ende sehr sehr groß.
Die Anfangszeit mit Paroxetin:
Ob ich das Medikament eingeschlichen habe oder gleich mit 20mg gestartet bin, weiß ich im Moment nicht mehr. Die ersten Tage waren mit dem Medikament nicht schön. Das waren aber die Monate davor übrigens auch nicht. Daher ist es schwer für mich zu unterscheiden, welches Details jetzt auf die originäre Krankheit und was genau auf das Medikament zurückzuführen ist.
Was ich aber für mich glaube abgrenzen zu können ist folgendes:
Kurze Zeit nach Einnahme der ersten Tablette (ca. 1/4-1/2 Stunde) begann plötzlicher, extrem dünner Durchfall. Ich war ohnehin total k.o. und dann das. Das hatte sich aber wieder gelegt. Hab vergessen ob nach einigen Stunden oder Tagen. Ich meine, dass ich die nächsten Tage immer wieder Durchfall hatte, aber es auch zunehmend besser wurde.
Nach einigen Anlaufproblemen hab ich das Medikament als solches aber vertragen. Aufgrund der Wirkungsweise der SSRI Hemmer, dauert es halt i.d.R. 2-6 Wochen bis das Medikament wirken kann. Bei dem einen schneller, bei dem anderen langsamer.
Hab Geduld und halte durch.
Ich bekam dann über die nächsten Wochen einige der möglichen Nebenwirkungen, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
(erekt. Dysfunktion, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Schlafstörungen, Schwindel, restless legs)
Am meisten gestört haben mich neben der Mundtrockenheit die Ein- und Durchschlafstörungen. Schlafstörungen kannte ich so unmittelbar vor der Erkrankung eigentlich nicht. Mal ein paar ganz extreme Nächte ausgenommen. Schlafstörungen können aber auch ein typisches Symptom für Depressionen sein und auch mit Angststörung in Verbindung stehen.
Mir hat das Medikament jedenfalls geholfen, dass ich mich wieder den Angstsituationen stellen konnte. Und darüber hab ich dann auch die Angstsituationen wieder aushalten können und in den Griff bekommen. Das war echt wichtig für mich.
Und es war nach etlichen Wochen auch wieder eine Wohltat, endlich mal wieder durchschlafen zu können.
Mir hat dann neben dem Medikament auch viel Zeit an der frischen Luft und in der freien Natur geholfen. Ich hab mir darüber meine Welt zurückerobert, nachdem mich die Angststörung vorher immer mehr eingeschränkt hatte.
Nach ca. 3/4 Jahr wurde meine Dosis von 20mg auf 10mg reduziert und seit ca. 3/4 Jahr nehm ich jetzt nur noch die 10mg täglich. Die Nebenwirkungen wurden im Zeitverlauf auch weniger (Gewichtszunahme) und erträglicher (Mundtrockenheit) oder verschwanden ganz (erekt. Dysfunktion, restless legs, Schlafstörungen).
Wenn ich jetzt gerade geschrieben habe, dass die Gewichtszunahme weniger geworden ist, meine ich damit das die Zunahme gestoppt wurde. Ich hab jetzt immer noch ca. 10-12kg mehr drauf als vor der Medikamenteneinnahme.
Mein Fazit:
Mir hat das Medikament in einer schweren Phase geholfen, selber wieder und auch mit Unterstützung klar zu kommen. Ob mir ein anderes Medikament besser oder schlechter geholfen hätte, kann ich nicht einschätzen.
Wichtig war für mich auch nicht nur das Medikament, sondern das Medikament als Unterstützung und das annehmen können jetzt krank zu sein, parallel aktiver werden und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen..
Mein Rat an Dich:
Halte durch mit Paroxetin. Halte Kontakt zu Deinen Ärzten (Psychiater, Neurologe, Hausarzt, Psychologe), tausch Dich mit Ihnen aus und bestärke Dich selbst.
Versuch Dich über kognitive Verhaltenstherapie zu informieren. Ich empfehle gern immer den PAL-Verlag und die Autoren Wolf / Merkle, aber es gibt noch gute andere Publikationen von Fachleuten.
Und hör nicht zu sehr auf Professor Google.
Hoffe ich konnte Dir damit ein wenig Mut machen. Gern beantworte ich auch konkrete Fragen zu meinen eigenen Erfahrungen.
Alles Gute.
11.07.2015 11:59 •
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