Mit Escitalopram wird die Mode fortgesetzt, dass von bewährten razemischen Substanzen, deren Patent ausläuft, das aktive Stereoisomer als neue Wirksubstanz lanciert wird. Die Idee, dass mit dem Wegfall des «inaktiven» Stereoisomers weniger Nebenwirkungen oder Interaktionen auftreten könnten, mag von der Theorie her durchaus einleuchtend erscheinen. Doch in der klinischen Anwendung ist auch bei Escitalopram bislang nicht zu erkennen, weshalb es der razemischen Muttersubstanz überlegen sein soll. Im Vergleich mit Citalopram bietet Escitalopram weder von den Nebenwirkungen noch vom Interaktionspotential her Vorteile. Dass Escitalopram in einzelnen Punkten marginal besser gewirkt hat als Citalopram, mag für Marketingzwecke interessant sein, hat jedoch in der Praxis sicher keine Bedeutung. Escitalopram wird vom Hersteller zu einem billigeren Preis angeboten als das eigene Citalopram- Produkt – doch da unterdessen ein günstigeres Citalopram- Generikum zur Verfügung steht, ist nicht einmal der Preis ein Grund, um Escitalopram zu empfehlen.
Unter Escitalopram ist mit denselben Nebenwirkungen zu rechnen wie unter Citalopram. Zu nennen sind in erster Linie Übelkeit, verzögerte Ejakulation und andere sexuelle Störungen, Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Durchfall oder Verstopfung, Appetitabnahme und verstärktes
Schwitzen.
Im Vergleich mit trizyklischen Antidepressiva besitzt Citalopram eine minimale Affinität zu anderen (adrenergen, dopaminergen, histaminergen und cholinergen) Rezeptoren des Neurotransmittersystems. Im Tierversuch hat Citalopram auch weniger anticholinerge und kardiovaskuläre Nebenwirkungen. Das Medikament hat keinen Einfluss auf die Monoaminooxydase (MAO).
Quelle: infomed.ch
20.07.2016 22:38 •
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