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Hallo noch einmal ,

ich bin gerade ziemlich verzweifelt. Ich hatte hier ja geschrieben, dass ich gerade angefangen habe, Citalopram zu nehmen. Ich hab jetzt, nach gut fünf Wochen mit 10 mg, das Gefühl, dass es anfängt zu wirken. Ich soll jetzt langsam auf 20 mg erhöhen, was ich auch machen möchte.

Jetzt hab ich es wieder mal nicht lassen können und gegoogelt über SSRI im allgemeinen. Auch über Citalopram. Was mich wirklich sehr, sehr verunsichert ist, dass manche Menschen diese Medikamente total ablehnen, weil sie eine emotionale Abgestumpftheit bewirken können - was wohl auch oft vorkommt.

Ich bitte euch so sehr um eure Erfahrungen - stimmt das wirklich?

Ich war immer ein sehr emotionaler Mensch. Konnte mich über Kleinigkeiten freuen und war sehr emphatisch und mitfühlend Mensch und Tier gegenüber, habe mitgelitten und getrauert, wenn erstens trauriges passiert ist. Und ich hoffe, dass das auch wieder annähernd möglich ist, wenn ich wieder etwas stabiler bin und meine Ängste mich nicht mehr so stark beherrschen.

Der Gedanke, dass mir das nicht mehr möglich sein könnte, dass der Preis dafür sein könnte, dass es mir mit meinen Ängsten und depressiven Verstimmungen zwar besser geht, ich aber gefühllos werde, macht mich unendlich traurig.

Ist das wirklich so? Wie habt ihr das erlebt?

Natürlich möchte ich die Wahrheit hören. Aber ich wäre so, so dankbar, wenn hier ein paar Menschen sind, die mir gegenteilige Erfahrungen gerade unter der Medikation mit Citalopram erzählen könnten!

Ich danke euch von ganzem Herzen im Voraus und hoffe, dass ich Antworten von euch bekomme .

Herzliche Grüße

Schmetterling

08.04.2025 20:51 • 11.04.2025 #1


50 Antworten ↓


Zitat von Schmetterling:
Natürlich möchte ich die Wahrheit hören. Aber ich wäre so, so dankbar, wenn hier ein paar Menschen sind, die mir gegenteilige Erfahrungen gerade unter der Medikation mit Citalopram erzählen könnten!

Was bringt es dir, zu erfahren, wie es bei anderen war? Konzentriere dich darauf, wie dein eigener Körper darauf reagiert. Soweit scheint es bei dir ja eine positive Wirkung zu haben. Nur das ist wichtig.

A


Emotionslos mit Citalopram/ist das wirklich wahr?

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@

Weil ich hoffe, dass die Erfahrungen einiger Betroffener eben anders sind.
Und mich diese positiven Erfahrungen etwas beruhigen würden.

Ich denke, dafür ist dieses Portal doch da, um sich auszutauschen, Mut zu machen.

@Schmetterling

Weißt du, was das Problem ist? Nicht das Citalopram. Sondern die ewige Googelei. Du merkst doch selbst, dass es langsam wirkt – du fühlst dich besser. Also warum zur Hölle den eigenen Fortschritt torpedieren, nur weil irgendwo im Internet steht, dass es eventuell bei manchen Leuten zu ner emotionalen Dämpfung kommen könnte?

Ja, diese Nebenwirkung kann auftreten. Muss aber nicht. Und wenn sie’s tut, ist sie oft dosisabhängig oder zeitlich begrenzt. Was dir dein Kopf da gerade andrehen will, ist ’ne klassische Nocebo-Falle: „Wenn ich’s nur schlimm genug erwarte, wird’s auch schlimm.“

Mal ehrlich – du bist seit Wochen mit Ängsten und depressiven Verstimmungen rumgerannt, du willst endlich wieder leben können. Und jetzt, wo sich endlich was bewegt, sollst du’s wieder anzweifeln, weil irgendwer im Netz geschrieben hat, er fand’s doof?

Mit permanenter Angst zu leben, ist emotional auch nix Besonderes. Das ist einfach Dauerstress, Dauerleiden, kein Hochsensiblen-Paradies. Und ganz ehrlich? Wer total verängstigt ist, fühlt auch nicht mehr richtig – das ist Überleben, nicht Lebendigkeit. Wenn dir das Citalopram jetzt den nötigen Boden gibt, um wieder durchzuatmen, dann nimm das Geschenk doch einfach mal an. Und torpedier dich ned dauernd selbst.

Du bist kein Roboter, nur weil du stabil wirst. Und du verlierst auch nicht deine Persönlichkeit, nur weil du aufhörst, bei jeder Emotion direkt zu eskalieren. Wenn’s wirklich zu „flach“ wird – dann kann man immer noch an der Dosis schrauben. Aber jetzt, wo’s dir endlich hilft, solltest du nicht wieder anfangen, Löcher ins Boot zu bohren.

Kurz gesagt:
Vertrau deinem Gefühl – nicht dem Google-Schrecken. Es fängt an zu helfen. Und das zählt.

@WayOut

Ganz lieben Dank für Deine ehrliche Meinung bzw. Dein Feedback .

Ich weiß, dass ich diesen Fehler mit dem Googeln leider immer wieder mache.

Ich hab schon solange ich denken kann, eine generalisierte Angststörung, konnte aber durch Therapien gut damit leben. Seit gut zwei Jahren ist alles anders. Von heute auf morgen ging nichts mehr. Seitdem hab ich die Hölle durchgemacht, zu den Ängsten kamen auch noch Depressionen. Obwohl ich nie Medikamente nehmen wollte, hab ich mich darauf eingelassen, weil ich verstanden hatte, dass ich es aus diesem tiefen Loch alleine nicht mehr herausschaffe. Leider hat nichts wirklich funktioniert, aus verschiedenen Gründen. Und dann wird man wahrscheinlich mit der Zeit noch unsicherer, hoffnungsloser was die Medikamente betrifft. Der Glaube daran fehlt dann irgendwann - jedenfalls bei mir. Also hab ich gegoogelt, immer in der Hoffnung, von Menschen zu lesen, die trotz mehrerer erfolgloser Versuche dann doch noch das richtige Medikament gefunden haben. Dabei liest man natürlich auch vieles, was man so gar nicht wusste, bedacht hat. Und das verunsichert einen noch mehr, schürt wieder eine neue Angst. Ein Teufelskreis.

Und natürlich empfinde ich es als hilfreich, wenn man dann Antworten von Betroffenen bekommt, die positive Erfahrungen mit Citalopram gemacht haben und bei denen diese emotionale Abgestumpftheit eben nicht eingetreten ist.

Ich bin Dir sehr dankbar, dass Du mir Deine Sicht der Dinge erklärt hast. Es hilft mir, es aus einer anderen Perspektive zu sehen. Du hast mir wirklich geholfen .

Ich werd versuchen, das zu verinnerlichen und vor allen Dingen nicht mehr zu googeln!

Herzliche Grüße

Zitat von Schmetterling:
weil sie eine emotionale Abgestumpftheit bewirken können - was wohl auch oft vorkomm

Ich habe mindestens 3 bis 4 verschiedene AD genommen und wurde noch nie emotionslos.

Ich denke, das beschreibt die Menschen, wo das AD nicht wirkt. Dann bin ich nämlich auch emotionslos. Weil noch in der Depression.



Bitte nicht googeln. Da findest Du immer was, was gerade “passt”

Zitat von Schmetterling:
Hallo noch einmal , ich bin gerade ziemlich verzweifelt. Ich hatte hier ja geschrieben, dass ich gerade angefangen habe, Citalopram zu nehmen. Ich ...

Ich war weder unter Citalopram noch unter Sertralin emotionslos.

@Pauline333

Das tut so gut, das zu lesen

Dankeschön

@Luce1

Dankeschön

Du sabotierst dich selbst. Das solltest du in einer Therapie bearbeiten.

Gibt auch gute Bücher zu dem Thema Selbstsabotage. Das kannst du googlen.

Auch ich bin nicht emotionslos unter Cita.

@Greta__

Du denkst, so im Sinne von, ich kann es mir nicht gut gehen lassen. Ich brauche also unbewusst solche negativen Erfahrungen/Bestätigungen?

Ich weiß gerade nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Aber es interessiert mich wirklich sehr, wie Du das meinst.
Ich bin dankbar für alles, was mich weiterbringt auf meinem Weg.

Liebe Grüße

Zitat von Schmetterling:
@Greta__ Du denkst, so im Sinne von, ich kann es mir nicht gut gehen lassen. Ich brauche also unbewusst solche negativen Erfahrungen/Bestätigungen? ...

Ja, genau so meine ich es.

Oh, es geht mir gut (besser). Das darf aber gar nicht sein, wo ist der Haken? Hilfe! Na dann suche ich mal Gründe das es mir wieder so geht wie ich es kenne.

Läuft im Unterbewusstsein ab und nennt sich Selbstsabotage. Ich habe eine Verhaltenstherapie angefangen, da es meine Baustelle ist und ich diese Gedankengänge verändern will.

Ich wollte mich also nicht lustig machen.

Ich nehme im übrigen Escitalopram und bin alles, aber nicht emotionslos.

@Greta__

Nein, so hab ich das auch nicht verstanden. Ich bin Dir dankbar, dass Du dieses Thema angesprochen hast.

Ich hatte selbst schon ab und an Gedanken an diese Richtung. Und nach allem, was ich in meinem Leben erlebt habe, all die Erfahrungen, die ich gemacht habe, ist das wahrscheinlich gar nicht so abwegig .

Du sagst, dass das auch Dein Problem ist.
Gibt es vielleicht etwas, was Du mir aus eigener Erfahrung raten könntest? Ich bin in Therapie und werde das auf jeden Fall mit meiner Therapeutin besprechen. Und ich google das Thema Selbstsabotage auf jeden Fall.

Ich hatte bei meinem ersten Mal mit Citalopram tatsächlich zwischendurch das Gefühl, emotionslos zu sein. Im Nachhinein glaube ich, dass es ein Teil des Wegs raus aus der Depression war. Dieses Mal ging es mir nämlich wieder so, dass ich von ich heule die ganze Zeit jnd bin super verzweifelt erstmal in so einen mir egal Modus gekommen bin, bevor es dann wieder normaler wurde. Aber nachdem ich damals mich wieder gesund gefühlt habe, war auch von emotionslos nichts mehr zu merken. Und tatsächlich war ich um die wenigen Emotionen in dem Moment jeweils ganz froh, weil es eben eine Verbesserung war.
Was ich aber durchaus gemerkt habe, ist dass ich nach der ersten Depression anders war. Das hatte aber nichts mit den Medikamenten zu tun, sondern damit dass mich die Erfahrung leider sehr geprägt hat. Inzwischen ist es meine dritte Episode und dazwischen ist zudem meine Mutter gestorben. Da merke ich leider sehr deutlich, wir sehr einen alles verändert.

Zitat von Schmetterling:
@Greta__ Nein, so hab ich das auch nicht verstanden. Ich bin Dir dankbar, dass Du dieses Thema angesprochen hast. Ich hatte selbst schon ab und an ...

Ich glaube das Erkennen, wahrnehmen der Selbstsabotage ist der 1. Schritt. Sich selbst hinterfragen (warum ist es so, wovor habe ich Angst wenn es mir endlich mal gut geht etc. pp.) und das alles in der Therapie besprechen, angehen. Ich bin mir dessen auch noch nicht lang bewusst. Geahnt ja, aber nicht wahr haben wollen.

Jetzt bin ich an dem Punkt wo ich so nicht mehr weiter leben möchte und versuche es anzugehen.

@Greta__

Ja, das nicht wahr haben wollen ist ein großes Problem. Es ist schwer, sich solche Sachen einzugestehen und anzunehmen
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@AussieGirl83

Ja, ich habe auch das Gefühl, dass es damit zusammen hängt, wie sehr man noch in der Krankheit gefangen ist. Eigentlich logisch, dass man emotionslos ist, jedenfalls die positiven Gefühle betreffend, wenn man depressiv ist oder ununterbrochen Angst in sich spürt. Es ist nur so furchtbar schwer, das zu akzeptieren, anzunehmen.


Ich glaube auch, dass man sich durch solche Krankheiten verändert. Ich wäre gerne wieder so wie noch vor ein paar Jahren. Aber ich merke immer mehr, dass das niemals mehr so sein wird. Was aber nicht bedeuten muss, dass anders auch gut sein kann

Überschießende Emotionen werden gedrückt, das ist ja gewollt. Wenn man vorher wegen jeder Kleinigkeit einen Freudentanz aufgeführt hat, kann es schon sein, dass man dann nur noch sehr glücklich ist. Ich würde es nicht als emotionslos bezeichnen - es ist Gelassenheit. Es fällt einem ja aber offenbar selbst auf, daher kann man ja alles anpassen, wenn man das Gefühl hat, dass auch erwünschte Emotionen unterdrückt werden. Ich hatte auch mal das Gefühl, dass man zu sehr im Egal-Modus war, also wurde nach einer Weile nachjustiert. Der Preis ist dann eben, dass die Angst/Depression dafür wieder präsenter ist. In der Regel findet sich gemeinsam mit dem Arzt aber der für einen selbst passende Punkt. Angst muss man da nicht haben.

Das ist ein schwieriges Thema.
Das Zeug verändert einen daran gibt es keinen Zweifel...und es geht klar in Richtung *ferngesteuert sein* fast so als wäre man eine Marionette und das *Antidepressivum der Puppenspieler*
Von daher ja man könnte es als emotionslos bzw willenlos bezeichnen.
Ich fühle mich unter diesen Medikamenten schrecklich weshalb ich keins mehr nehme.
Die Emotionen gehen aber schon viel eher im Zuge der Grunderkrankung (Depression) verloren und kommen im besten Fall durch die Antidepressiva wieder zurück.
Was da allerdings zurückkommt würde ich nicht als das bezeichnen was man unter Emotionen versteht.
Das ist etwas sehr künstliches mit dem man erstmal klarkommen muss.
Ich glaube für jemanden der völlig unbeschwert vor der Erkrankung gelebt hat ist dieser Zustand mit bzw nach einer Behandlung mit Psychopharmaka schwer auszuhalten und das kann auch soweit gehen das man vielleicht so nicht mehr weiterleben möchte.

Ich persönlich finde nix gutes an dem Leben nach oder mit einer psychischen Erkrankung.
Man ist in gewisser Weise *sozial behindert* und zieht sich immer mehr zurück.
Völlig überdrehte Menschen können natürlich auch sehr abschreckend auf einen wirken und die Gefahr das man so durch diese Medikamente wird ist sicher nicht zu unterschätzen.
Wir alle kennen die Menschen die gefühlt nix aus der Bahn wirft...
Ich denke mir oft was werfen die ein um so zu sein ?
Erst letztens wieder ein Gespräch beim Zahnarzt mitbekommen.
*Meine Mutter ist vor 6 Monaten gestorben,aber jetzt geht's mir wieder gut!
Die Frau hat nicht aufgehört zu reden und hat die ganze Praxis unterhalten...
Da möchte man als depressiver am liebsten aufstehen und weglaufen.

A


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Dr. med. Andreas Schöpf
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