Zwanghafte Vorstellungen oder Handlungen kennen die meisten Menschen von sich selbst, z.B. das Prüfen ob die Tür wirklich geschlossen ist, obwohl man eigentlich weiß, dass man sie gerade erst abgeschlossen hat …
Von einer Zwangserkrankung oder Zwangsstörung spricht man erst, wenn sich derartige Verhaltensweisen andauernd wiederholen und ein solches Ausmaß annehmen, dass der Betroffene daran leidet und/oder der Alltag beeinträchtigt ist.
Zu dieser Krankheit gehören in der Regel Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Vorstellungen, Gedanken oder Impulse, die der Betroffene als unsinnig oder übertrieben erkennt, die also nicht seine eigene Meinung wiedergeben, die sich ihm aber dennoch immer wieder aufdrängen. Sie lösen unangenehme Gefühle wie Ängste, Unbehagen oder Ekel aus. Zwangshandlungen sind sich wiederholende Verhaltensweisen, die oft immer gleich ablaufen müssen und zu denen sich der Betroffene gedrängt fühlt, obwohl er sie als übertrieben oder sinnlos erkennt.
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sind sehr zeitaufwändig und können viele Stunden am Tag in Anspruch nehmen. Dadurch kommt es zu einer deutlichen Abnahme der Leistungsfähigkeit und zu einem Rückzug aus dem Freundes- oder Familienleben.
Zwangserkrankungen treten häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen auf
Von der Zwangserkrankung sind 2 bis 3% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens betroffen. Damit handelt es sich um die vierthäufigste psychische Störung. Erste Symptome treten oft schon in der Kindheit oder Jugend auf. Es gibt Hinweise auf eine Häufung des Erkrankungseintritts im Alter von 12-14 Jahren und im Alter von 20-22 Jahren. Bei 85% aller Betroffenen beginnt die Zwangserkrankung vor dem 30. Lebensjahr.
Als wirksam hat sich in erster Linie ein bestimmtes Psychotherapieverfahren, die kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsmanagement, und eine medikamentöse Therapie mit bestimmten Antidepressiva SSRI z.B.
Mit einer alleinigen medikamentösen Behandlung erleben die Patienten zwar eine ähnliche Reduktion ihrer Zwänge wie bei der kognitiven Verhaltenstherapie, aber nach dem Absetzen der Medikamente ist die Rückfallrate groß. Daher wird immer eine zusätzliche kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, da die Behandlungserfolge dann im Durchschnitt stabil bleiben.
08.05.2023 11:56 •
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