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Zitat von silberauge:
Ein Antidepressiva macht genau das: die Symptome der Erkrankung zu unterdrücken. Setzt man das Medikament ab, kommen die Symptome meist über kurz ...

In der Klinik wurde es im Vortrag vom Chefarzt zum Thema Erstverschlimmerung so erklärt, dass die Antidepressiva anfangs paradoxe Wirkungen hervorrufen sprich die Krankheit wird verstärkt. Zwänge, Suizidgedanken, Panikattacken etc. kommen stärker hoch als vor der Einnahme. Warum? Weil als erstes der Antrieb gesteigert wird (bei SSRI), ergo kann das, was man vorher bereits hatte verstärkt hervor treten. Daher auch immer die Warnhinweise in den Beipackzetteln.

Für mich ist es total stimmig und ich vertraue da auf die Erläuterungen eines Chefarztes.

Es gibt aber doch genügend Menschen die gar keine Erstverschlimmerungen haben, obwohl sie auch schwer erkrankt sind. Bei ihnen wird also nichts verschlimmert, sie haben einfach keine Nebenwirkungen. Dass SSRI bei jedem zwangsläufig den Antrieb steigern, kann man so auch nicht sagen. Viele nehmen das Medikament abends, da sie müde davon werden. Ich wurde z.B. von Sertralin so müde, dass ich fast im Stehen eingeschlafen bin. Da hat nichts meine Angst-und Panikstörung verschlimmert, sie aber auch nicht verbessert, da ich damit gar nicht mehr alltagstauglich war. Was sagt und das? Die Sache ist komplizierter als gedacht und ein Arzt versucht halt seinen Patienten eine einfache Erklärung zu liefern, an die sie sich klammern können.

A


Einschleichphase Escitalopram

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@Grace_99 Genau das fühle ich.
Die erste Tageshälfte - seit ich die AD nehme - ist übel. Ich habe keine besonderen Gedanken, sondern einfach eine innere Unruhe und schlicht Angst, bzw. die körperlichen Symptome der Angst. Mir ist schlecht, ich bin zittrig und traue mir nichts zu. Mein Fokus ist geschmälert. Ich habe es heute Morgen beim Spaziergang mit meiner Frau gemerkt. Um 10 Uhr - selbst nach Einnahme von 0,25mg Alprazolam - war mein Fokus ca. 1 qm vor mir auf dem Boden und ich konnte kaum mit meiner Frau reden.
Um 12 Uhr, als wir unsere Tochter vom Kindergarten geholt haben, war auf einmal alles wieder in Ordnung. Mein Fokus geweitet/normal und ich habe meine Umwelt wieder normal wahrgenommen. Das Alprazolam hatte ich um 9 Uhr genommen und normal wirkt es innerhalb von maximal einer Stunde.

Ich habe nicht spezielle Gedanken, die zur Angst führen, sondern es kommt irgendwie aus dem Inneren heraus. Das war vor dem Medikament anders.

Heute bin ich den ganzen Tag etwas unruhiger als gestern. Ich führe es natürlich auf die Dosissteigerung seit gestern zurück. Setzt man das ins Verhältnis, dann bin ich seit gestern auf einer 20% höheren Dosis. Jede weitere Dosissteigerung über die nächsten Tage ist in Relation dazu geringer.
Aus logischer Sicht hatte ich heute um 10-11 Uhr die maximale Konzentration des Medikamentes im Blut, mitsamt der Dosissteigerung gestern. Ich denke das wird die nächsten Tage auch noch so weitergehen.
Da Alprazolam aber keine signifikante Verbesserung gebracht hat, zumindest nicht mit 0,25mg, will ich es morgen versuchen ohne auszuhalten. Ich denke mit 0,5mg könnte ich mich entsprechend dämpfen - aber will mir das für bestimmte Zwecke vorenthalten. Zuhause kann mir letztlich nichts passieren.

Ich habe vorhin Sport gemacht, ein wenig auf dem Laufband joggen. Das ging soweit eigentlich gut. Keine besonderen körperlichen Empfindungen. Puls normal, Anstrengung normal.

Einen Satz muss ich noch verlieren: in guten, wie in schlechten Zeiten. Ich wusste bereits vorher, wieviel Glück ich mit meiner Frau habe. Aber wie sie derzeit mit der Situation umgeht nötigt mir so viel Respekt ab.

Zitat von estikei:
@Grace_99 Genau das fühle ich. Die erste Tageshälfte - seit ich die AD nehme - ist übel. Ich habe keine besonderen Gedanken, sondern einfach eine ...

So ähnlich war es bei mir auch mit der Unruhe. Bei 10 mg war es am schlimmsten, das weiß ich noch. Mit 15 mg wurde es besser, war aber noch nicht optimal. Jetzt mit 20 mg ist die schwere Verzweiflung zu 98% weg und Unruhe nur noch kurz vor der Periode (pardon).

Meine Gedanken waren stetig negativ, Gedankenspirale ständig da. Das ist aber der schweren Depression geschuldet. Dies ist mit Escitalopram sowie Therapie besser geworden.

Unspezifische Angst kenne ich auch, auch dies ist besser geworden, ich denke auch die Kombination Therapie und Escitalopram zeigen sich hier.

Es ist schön das deine Frau so wertschätzend an deiner Seite ist.

Übrigens - meine Kurzfassung des heutigen Tages im Vergleich zu gestern

Tag 7, mit 6mg
Nervosität am Morgen im Vergleich zu Tag 6 etwas schlechter. Nervosität den ganzen Tag etwas schlechter.
Am Morgen leichte Übelkeit.
Dafür keine Kopfschmerzen.
Am Nachmittag wiedermal eine deutliche Verbesserung der Situation, bis hin zu einer milden Zuversicht, dass alles schon wieder in Ordnung kommen wird.
Sport am Nachmittag war Möglich und Interesse an Freizeitaktivitäten (Lesen, Nintendo mit den Kindern, etc..) ist da.

Zitat von Grace_99:
So ähnlich war es bei mir auch mit der Unruhe. Bei 10 mg war es am schlimmsten, das weiß ich noch. Mit 15 mg wurde es besser, war aber noch nicht optimal. Jetzt mit 20 mg ist die schwere Verzweiflung zu 98% weg und Unruhe nur noch kurz vor der Periode (pardon). Meine Gedanken waren stetig negativ, Gedankenspirale ...


Depression ist bei mir halt gar kein Thema. Ich katastrophisiere bloß Dinge die in der Zukunft liegen und außerhalb meiner Komfortzone liegen. Ich war bisher immer ein Mensch, der sich überproportional Sorgen über Konsequenzen gemacht hat. Im Freundeskreis war ich immer der Vernünftige.

Zitat von silberauge:
Es gibt aber doch genügend Menschen die gar keine Erstverschlimmerungen haben, obwohl sie auch schwer erkrankt sind. Bei ihnen wird also ...

Bei dieser Thematik ist leider noch vieles im umklaren ‍️

Ich habe Sertralin gar nicht vertragen. Ich habe davon üble Panikattacken bekommen, da war der Antrieb wohl zu stark, dass es so ausgeufert ist. Escitalopram hat dann zu meiner Krankheit besser gepasst (kann man das so sagen?).

Trotzdem fand ich die Erklärung vom Chefarzt gut, insbesondere das mit der Erstverschlimmerung, da ich mir das nicht erklären konnte.

Zitat von estikei:
Depression ist bei mir halt gar kein Thema. Ich katastrophisiere bloß Dinge die in der Zukunft liegen und außerhalb meiner Komfortzone ...

Ich kenne Katastrophendenken auch, aber als Teil meiner Traumata und der Depression, dies wird in kleinen Schritten besser.

P. S.
Ich war über ein Jahr depressiv und habs nicht mitgeschnitten. Ich hab alles auf den Liebeskummer geschoben.

Ich hab wirklich nur noch existiert, aber nicht gelebt und habs nicht begriffen.

Als dann der Punkt kam, wo ich starke

Trigger

Suizidgedanken



hatte, bin ich vor Angst fast verrückt geworden. Insbesondere mit 2 Kindern und habe nur noch versucht diese Gedanken zu unterdrücken. Es hat nichts gebracht und ich habe Montag in der Klinik angerufen, Mittwoch wurde ich stationär aufgenommen.

In meinem Unverständnis für mich selbst dachte ich, 3 Wochen hier, Antidepressiva rein und wieder zurück nachhause und weiter geht's.

Ich habe niemals zuvor so falsch gelegen

Ich bin sehr sensibel in Bezug auf Therapie und Antidepressiva und Geduld mit sich selbst sein geworden. Manchmal auch sehr zornig das das Leben so sch eisse zu mir ist, aber das ist wohl völlig normal.

Ich weiß nicht wie es mir ohne dem Antidepressiva gehen würde, ob Therapie allein ausreichend wäre. Ich denke, ich möchte es auch gar nicht ausprobieren, denn so weit unten wie ich war, möchte ich nicht noch einmal erleben.

Zitat von Grace_99:
Ihr Lieben. Ich weiß, ich komme rüber wie die Oma, die nur meckert. 1. Unruhe = Antriebssteigerung = keine Nebenwirkung, sondern Wirkung. Also nicht ängstlich in sich hinein schauen, sondern den Blick nach außen lenken. Kann man bewusst mit inneren Stoppschildern lernen. Macht man anfangs gefühlt 1.000 x, aber ...

das mit der Parkbank und dem Eis ist eine sehr gute Idee!
Lenkt ab und ich kann Autos zählen, Schuhmarken, was auch immer

Ich denke unterschiedliche Leute haben halt unterschiedliche Veranlagungen.
Manche Männer produzieren zu wenig Testosteron, manche Frauen lähmt die Migräne überproportional, manche Menschen haben Allergien, etc…

Und manche Menschen haben eben im Bezug auf ihre Hirnchemie eine andere Veranlagung.
Warum werden manche Menschen, egal wie erfolgreich, depressiv?

Ich denke diese Veranlagungen kann man nur so gut es geht mit Medikamenten versuchen auszugleichen. Beim Einen eben Testosteron, bei Anderen Ritalin, und bei Leuten wie uns Mittel wie Escitalopram.
Was mich an der Sache stört ist das Gefühl, dass man groben Waffen arbeitet. Sicher wäre es viel besser, wenn man besser ausgerichtete Medikamente hätte. Aber bis dahin müssen wir nunmal mit Mitteln wie Escitalopram auskommen, die uns extrem leiden lassen, bevor sie uns ein wenig Hoffnung zurückgeben.

Zitat von estikei:
Ich denke unterschiedliche Leute haben halt unterschiedliche Veranlagungen. Manche Männer produzieren zu wenig Testosteron, manche Frauen lähmt die ...

Leidest zu heftig mit Escitalopram?

Ich empfinde das nicht so, hatte aber auch kaum Probleme beim einschleichen respektive habe diese nicht überbewertet.

@Grace_99 die Amplitude ist schon krass. Von 112 am Morgen zu happy am Nachmittag.

Hatte heute am frühen Abend wieder meine Therapie bei Mr. stellt immer so fiese Fragen.

Heute ging es um meine Beziehung zum Tod/Sterben. Wir spielten die Situation durch, wie alt ich werden will und als 102jähriger auf mein Leben zurückschaue, was ich alles geschaffen und erlebt habe.

Auf der anderen Seite ging es dann auch darum, was bei der Grabrede alles über mich gesprochen wird - wer war der Mensch - wie wurde ich gesehen?

Das geht sehr tief rein in die Emotionen und die Gefühle. Der Therapeuth arbeit nach der Logotherapie von Viktor Frankl. Ein paar Tränchen habe ich dann auch beim Heimfahren verdrückt. Mir kam mein 83jähriger Vater in den Sinn und spürte wie sehr ich ihn liebe und hoffe, dass er uns noch ein paar Jahre bleiben wird.

Zum Thema Einschleichen.

Jedes Einschleichen muss nicht so ablaufen wie das vorangegangene. Ich hatte Einschleichphasen da hatte ich bis auf Übelkeit und Kopfdruck keine Nebenwirkungen.

Das erste mal vor 15 Jahren, wo sehr viel zusammenkam beruflich wie privat hatte ich 14 Tage furchtbare Nebenwirkungen, jedenfalls fühlte es sich so an. Unruhe, Brustschmerzen, Depersonalisation/Derealisationssymptome, Teilnahmslosigkeit, Verzweiflung, Verdauungsschwierigkeiten, Kopfweh usw. Ich fing dazumals mit 50mg Tresleen sofort an ohne Beruhigungsmittelunterstützung.



Das Gehirn gehört zum Zentralnervensystem (ZNS). Nervenzellen leiten mit Hilfe von Botenstoffen Informationen weiter. Einer dieser Botenstoffe ist Serotonin. Die meisten Antidepressiva sollen Serotonin in der Gehirnflüssigkeit zwischen den Nervenzellen erhöhen. Serotonin kann dem Gehirn nicht direkt zugeführt werden. Zwischen Blutkreislauf und Gehirn gibt es eine Schranke (Blut - Hirnschranke), die Serotonin nicht durchlässt. Daher benutzen Antidepressiva verschiedene biochemische Methoden, um das Serotonin in der Gehirnflüssigkeit zu erhöhen.

Antidepressiva wirken jedoch nicht nur auf das Serotonin, sondern in unterschiedlichem Ausmaß auch auf andere Botenstoffe ein.

Die Nebenwirkungen resultieren daraus, dass am Anfang einmal mehr, einmal weniger Stoff des Medikaments die Blut-Hirn Schranke überwindet. Aber fix ist, dass nach bereits 1-2 Stunden Teile des Psychopharmakons im synaptischen Spalt ankommen. Mit diesem mehr an verfügbaren Serotonin im Synaptischen Spalt kann das ZNS am Anfang nicht umgehen, es ist quasi im overload-Modus. Dadurch entstehen diese vielen unterschiedlichen Nebenwirkungen verschiedenster Ausprägung.

Erst wenn sich quasi das Gehirn mit dem externen Stoff immer mehr arrangiert hat, geht es mit dem Befinden aufwärts. Das kann bei einigen 2-3 Wochen dauern, kann auch bis zu 8 Wochen dauern. Sollte nach 8 Wochen überhaupt keine Verbesserung eintreten, wird es notwendig sein ein anderes Psychopharmaka zu probieren.

Ich kann es nachempfinden was es bedeutet den Wunsch zu haben wieder gesund zu werden und dann hat man in der Anfangsphase zum Teil so mit den Nebenwirkungen zu kämpfen. Ja es ist gemein, es ist beschissen, sprechen wir es einfach direkt an. Man leidet einmal mehr einmal weniger. Was jetzt die Krankheit auslöst und was das Antidepressivum an Nebenwirkungen dazu gibt, findet man ja im Beipackzettel. Dadurch werden die Beschwerden nicht leichter.

Je öfter man mit einem SSRI beginnt, desto länger kann es dauern, bis die Wirkung einsetzt. Man nennt das den Kindling Effekt.

Bei mir gibt es keine Angst, Unruhe oder Panikattacken. Dafür bin ich sehr dankbar. Mein Hauptsymptom ist die noch immer zum Teil reduzierte Aufmerksamkeit, das Gefühl oft nicht ganz da zu sein, ein Gefühl von Benommenheit, Watte im Kopf, hinter einer Scheibe Depersonalisationen/Derealisationsgefühle.

Ich weiß dass ich dadurch nicht verrückt werde. Hatte diese Zustände früher bei Panikattacken und dannach bzw. vor meiner letzten Episode vor 5 Jahren.

Obwohl ich diese Gefühle gut kenne, nervt es mich nicht nur, ich habe immer wieder Angst dass diese Gefühle mir bleiben. Psychisch angeschlagen zu sein fordert alle Sinne, Körper, Geist uns Seele. Vieles funktioniert einfach nicht nach gewohnter Struktur. Einmal so, der nächste Tag wieder super, der Übernächste zieht dir wieder den Boden unter den Füßen weg.

Vertrauen und Akzeptanz soll man haben. Ja hört sich so einfach an und doch bringt es uns an unsere äußersten Grenzen

Zitat von Rippatha40:
Hatte heute am frühen Abend wieder meine Therapie bei Mr. stellt immer so fiese Fragen. Heute ging es um meine Beziehung zum ...

Der Punkt mit dem Sterben ist mies. Ähnliche Gefühle übermannen mich, wenn ich an den eigenen Tod, bzw den von Frau oder Eltern denke. Was soll mal über uns gesagt werden? So wie ich bisher lebe muss ich froh sein, wenn überhaupt 10 Leute zur Beerdigung kommen.
danke für den Denkanstoß

Zitat von Rippatha40:
Die meisten Antidepressiva sollen Serotonin in der Gehirnflüssigkeit zwischen den Nervenzellen erhöhen.

Dazu ein interessanter Artikel: https://www.spektrum.de/news/depression...el/1798331
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Heute morgen direkt wieder mit Unruhe aufgewacht.
Wie kann das sein? Nachmittags gehts mir gut, morgens schlecht. Das war noch vor der Einnahme des Escitalopram.

Heute 8. Tag mit 7mg.

@estikei ist die Unruhe sehr stark? Oder wie empfindest du die Unruhe von der Intensität her? Und zweite Frage, ist es diesmal auch mit starken Grübeln und Angst verbunden?

LG

Die Unruhe kommt halt von innen heraus und treibt dann das grübeln an. Das Ganze verstärkt sich dann gegenseitig.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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