Hi Neko,
meine Medikamentenerfahrungen sind durchaus positiv, mindestens aber nicht negativ. Als erstes AD habe ich Citalopram (später Cipralex) ausprobiert, das mir leider nicht geholfen hat. Aber außer etwas Übelkeit am Anfang und generellem Libidoverlust hatte ich keinerlei nennenswerte Nebenwirkungen. Nach fünf Monaten habe ich es ohne Probleme ausgeschlichen.
Dann hatte ich wieder eine medikamentenfreie Phase, unterbrochen von Versuchen mit Opipramol. Das wirkte sedierend, senkte aber auch meinen Blutdruck. Ich war damit dauermüde und schlapp, hatte gleichzeitig einen Pulstreiber (so dass ich nicht schlafen konnte) und die angstlindernde Wirkung war nicht berauschend (immerhin vorhanden). Antidepressiv wirkt Opipramol sowieso nicht. Kann man aber ausprobieren, weil man es auch bedarfsweise nehmen kann.
In einer schlimmen Phase mit hoffnungslosen Angstzuständen, Grübeleien und Depressionen habe ich mich mit meiner Neurologin dann auf einen Versuch mit Trevilor (Wirkstoff Venlafaxin) geeinigt. Ich habe es ganz vorsichtig eingeschlichen (sollte man auch) und sehr langsam die Dosis bis auf die Standarddosis erhöht. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass einem innerhalb einer halben Stunden nach dem Schlucken der ersten Tablette so schlecht werden kann... Für alle Fälle hatte ich aber Domperidon für den Magen, so dass sich das gut abfangen ließ. In den folgenden Tagen besserte sich das, die Einschleichwirkungen waren zwar da, aber wirklich in einem erträglichen Rahmen. Bei den Dosissteigerungen kamen sie etwas schwächer immer mal wieder. Verstärktes Schwitzen als Nebenwirkung hat sich mehrere Monate gehalten. Libido (anfangs komplett weg) hat sich auf niedrigem Niveau wieder eingestellt. Und jetzt mal zu den positiven Effekten bei mir: Schon die erste Tablette hat die Grübeleien und damit verbundenen Angstzustände abgebogen. Selbst wenn ich mich darauf konzentriert habe, hat mein Hirn nicht mehr in diese Gedankenspirale reingefunden. Es hat sich für mich also wirklich gelohnt. Gewichtsmäßig hat sich bei mir übrigens mit keinem der ADs was verändert.
Für Notfälle habe ich zu Hause (und in der Handtasche) Benzodiazepine. Die halte ich für angebrachter als ADs, wenn man zwar immer mal wieder Krisen hat, aber die dauerhafte Grundstimmung okay ist. Setzt natürlich voraus, dass man so mit den Dingern umgeht, dass man sich nicht in die Abhängigkeit/Sucht hinein manövriert.
Zitat von neko:find es ja ganz prickelnd in dieser phase dann mal diesen schönen medikamente, pfui-thread zu lesen
Lass dich davon nicht verrückt machen. Wenn du die Beiträge liest, siehst du ja, dass es i.d.R. nicht vernünftige Überlegung und rationales Abwägen sind, die zur Medikamentenverweigerung führen, sondern Angst (vor Wirkungen und Nebenwirkungen sowie vor Kontrollverlust) und mangelnde Sachkenntnis. Und manchmal muss man sich auch fragen, was genau diejenigen, die es ohne schaffen, denn ohne (bisher) geschafft haben. Wenn das weniger ist als ein normaler Alltag, lohnt es sich m.E. nicht unbedingt, es ihnen nachzumachen.
Last but not least: Das Nervigste an der AD-Einnahme ist, dass man u.U. eine Weile suchen muss, bis man eines gefunden hat, das bei akzeptablen Nebenwirkungen die gewünschte Hauptwirkung hat. Das kann eine ziemliche Durststrecke werden. Und wegen möglicher Einschleichwirkungen solltest du immer beim Arzt darauf bestehen, dass er dir gegen diese Nebenwirkungen etwas dazu verschreibt.
Liebe Grüße
Christina