Hallo Marco,
ich bin weder Ärztin noch Expertin, daher ist meine Antwort auf deine Frage jetzt sehr allgemein gehalten und entspricht nur meiner eigenen persönlichen Meinung.
Ich bin der Meinung, dass Psychopharmaka in vielen Situationen im Leben ein wahrer Segen und unglaublich wichtig für Krisensituationen sowie organisch bedingte psychische Störungen sind, wie beispielsweise eine genetisch bedingte Schizophrenie/Depression etc. etc. Sowohl ich selbst als auch mein Freund waren in unseren akuten Phasen psychischer Krankheit auf diese Medikamente und Beruhigungsmittel angewiesen und ich wurde damals vom strikten Medikamenten-Ablehner zum Gott sei Dank gibt es Medikamente Denker...
ABER: ich glaube AUCH, dass Medikamente nur in einem gewissen Umfang helfen können, nämlich wie ich oben gesagt habe, entweder in akuten Krisensituationen oder um eine wirklich organisch bedingte Störung der Hirn-Biochemie auszugleichen (Beispiel auch Epilepsie o.ä.)
Ich sage es jetzt wirklich ganz allgemein: Bei nur psychisch bedingten Störungen denke ich, dass Medikamente keine Dauerlösung sind. Einmal weil dein Körper sich mit der Zeit an sie gewöhnt und zweitens weil ein tieferliegendes psychologisches Problem dahintersteckt, dass man nur durch eine Therapie angehen kann. Ich kenne viele Menschen, die seit Jahren oder sogar Jahrzehnten Psychopharmaka einnehmen. Davon abgesehen, dass diese Menschen hochgradig abhängig von den Medikamenten sind, sind die Medikamente in keinem Fall ein Garant für eine dauerhafte unbeschwerte Symptomfreiheit - denn, so hart das klingt, so ist das Leben einfac nicht. Wir alle gehen regelmäßig durch sch**** Phasen durch, müssen zahlreiche Hürden, Probleme im Leben überwinden, lernen mit unseren größten Ängsten umzugehen, immer wieder Hinfallen und Aufstehen. Das ist einfach das Leben und ich finde die Denkweise falsch, jegliche negativen Ereignisse im Leben mit Medikamenten betäuben zu wollen.
Ich will damit eins sagen: Wenn die Medikamente dir helfen, ein besseres Leben zu führen, ist das super. Aber kein Medikament der Welt wird dich vor JEDER Panikattacke, vor JEDEM Anfall von depressiven Gedanken schützen. Es bleibt ein Teil zurück, den du selbst besiegen musst -wie wir alle. Oder zumindest lernen musst, damit zu leben.
Und anstatt die Dosis des Medikaments immer weiter zu erhöhen, würde ich tatsächlich den Fokus stärker auf die nicht-medikamentöse Therapie setzen. Es gibt so unglaublich viele Menschen mit Panikattacken, die es über die Jahre geschafft haben, zu einem Umgang mit Panikattacken zu finden, der in Ordnung für sie ist. Und das kannst du auch schaffen, ohne dich mit Medikamenten vollzupumpen, denn dafür gibt es mittlerweile zahlreiche Strategien und Therapiemöglichkeiten.
Die Konfrontation mit unseren Ängsten ist der härteste Weg, aber wirkliche innere Heilung ist meiner Meinung nach nur so möglich. Medikamente sind eine gute Krisenhilfe, eine Stütze - doch sie sind KEINE Heilung. Zumindest nicht für sehr viele von uns.
19.04.2020 00:14 •
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