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Hallo Forum,

heute ist der fünfte Tag an dem ich Citalopram 20mg nehme und mir fiel spontan ein das ich meine Erfahrung einfach mal bloggen könnte. Ich habe lange gezweifelt ob ich die Tabletten wirklich nehmen soll da mich zwei Ängste lange abgehalten haben.

Erstens hab ich Angst das die Pillen mich verändern, so dass ich vielleicht gar nicht mehr ich selbst bin oder sogar eine Änderung eintritt das sich mein ganzes Bewusstsein und meine Wahrnehmung verändert.

Der zweite Punkt vor dem ich Angst habe – und auch noch heute – ist das ich abhängig werde und später gar nicht mehr ohne diese Pillen kann.

Ich habe vorher ein wenig im Internet gelesen und mit zwei Freunden, meinem Hausarzt und (m)einer Therapeutin gesprochen. Meine Zweifel sind zwar da aber ich habe mich entschlossen die Tabletten zunehmen.

Vorweg möchte ich noch sagen das Deutsch nie mein Lieblingsfach war. Verzeiht mir also Tippfehler oder gar Fehler in der Grammatik – die mit Sicherheit drin sein werden.

Ich hoffe einfach mal das ich irgendwem da draußen helfen kann der ebenfalls zweifelt und vielleicht hilft es mir auch das ganze etwas besser zu verarbeiten. Sollte ich plötzlich nicht mehr weiter schreiben dann bin ich wohl in ein altes Schema zurück gefallen.

Warum ich die Pillen nehme mag ich derzeit nicht schreiben.

20.06.2011 10:40 • 18.07.2011 #1


10 Antworten ↓


Donnerstag 16.06 Tag 1:

Der Arzt sagte mir ich soll die Pille morgens nehmen. Also auf geht es. Es ist halb zehn und die Pille muss runter. Ich fühle mich den ganzen Tag nur müde. Ich höre gar nicht mehr auf zu gähnen.
Auf der Arbeit komme ich zu nichts und ich sitze fast die ganze Zeit nur herum und probiere die Zeit irgendwie tot zu schlagen.

Freitag 17.06 Tag 2:

Konnte die halbe Nacht nicht schlafen und war früh wach – habe Cornflakes vor der Arbeit gegessen.
Die zweite Pille muss runter. Ich gähne wieder den ganzen Tag. Wenigstens raffe ich mich auf und erledige ein paar Sachen auf der Arbeit. Ich komme dazu ein wenig in einem Forum zu posten und probiere so den Tag rum zukriegen. Abends zu Hause angekommen geht es mir besser. Ich habe beschlossen die Müdigkeit zu ignorieren und fahr sogar nochmal weg und bastele später noch am Computer. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ein oder zwei Uhr und ich falle ins Bett.

Samstag 18.06 Tag 3:

Ich habe die Nacht nur ein paar Stunden geschlafen. Bin so gegen 5 Uhr aufgewacht und habe es dann geschafft bis 6 Uhr im Bett zu liegen. Dann war ich hellwach und bin zum Bäcker gegangen weil ich ein Hungergefühl hatte das ich um so eine Uhrzeit noch nicht kannte. Normalerweise frühstücke ich nie und esse meist das erste auf der Arbeit gegen 11 Uhr. Das schlafen an sich war anstregend – ich war irgendwie selbst beim schlafen wach – erholsam war es nicht.

Sonntag 19.06 Tag 4:

Ich konnte die Nacht von 4 bis 10 Uhr durchschlafen. Ich fühlte mich den Tag über nicht mehr ganz so müde und mir hat auch die Einsamkeit nicht viel ausgemacht – obwohl ich das Wochenende allein verbracht habe. Ich musste mich tagsüber allerdings immer wieder für ein paar Minuten hinlegen. Habe den Tag vorm PC verbracht – irgendwie anstrengend. In einer Pause in der ich mich hingelegt habe dann plötzlich der Gedanke wie man sich selbst verletzten kann. Keine Ahnung wo der plötzlich herkam. Ich bin sofort verschreckt aufgestanden da ich vorher den Beipackzettel gelesen habe - wenn man solche Gedanken hat soll man zum Arzt.


Montag, 20.06 Tag 5:

Ein Zwischenfazit

Ich komme morgens wieder schwer aus dem Bett und meine Motivation ist nicht sonderlich hoch. Nachdem fertig machen komme ich auf der Arbeit an ich fühle mich gut. Energie ist da. Ich habe gerade mit deb Blog angefangen und mir fallen noch ein paar Dinge ein. An den ersten beiden Tagen hab ich geschwitzt ohne mich überhaupt bewegt zu haben. Außerdem habe ich vermehrt Durst und ich fühle ab und zu zwischendurch etwas zittrig. Nach dem Frühstück habe ich dann den Tag über kein Hungergefühl so dass ich am Samstag bis auf das Frühstück nur eine Tüte Haribo gegessen habe. Wie auch alles andere kann ich mir das nicht erklären und nehme das einfach mal so hin.

Zwischendurch hab ich auch überlegt die Dosis einfach mal zu halbieren weil ich nicht damit gerechnet habe das mich die Tabletten gleich vom ersten Tag an so beeinflussen. Aber ohne Rücksprache mit dem Arzt der jetzt erst mal im Urlaub ist. No way. Irgendwie Nerven mich die ganzen Veränderungen/Nebenwirkungen und ich hoffe einfach mal das sich das in den nächsten Tagen gibt. Immerhin war das Wochenende ganz gut – vielleicht liegt es schon an den Pillen oder einfach nur da dran das ich mir „sinnvolle Beschäftigung“ gesucht habe mit ein paar Dingen die ich die letzte Zeit vor mir hergeschoben habe. PC ist fertig gebastelt und die Wohnung sieht ein wenig wohnlicher aus.

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Citalopram und ich - ein Blog

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Dienstag 21.06 Tag 6:

Ich war am Abend vorher mal früher im Bett - 23 Uhr. Bis halb 1 konnte ich nicht einschlafen und war dann um 5 Uhr morgens wieder hellwach. Bin vor lauter Müdigkeit nicht zur Arbeit gegangen und habe die Zeit nicht sinnvoll genutzt. Emotional bin ich leicht beeinflussbar und vieles geht mir ziemlich nah. Positive Stimmung und Energie nicht in Sicht - dafür Kopfschmerzen. Das Hungergefühl ist morgens immer noch sehr stark und ich gewöhen mich langsam ans Frühstück - auch tagsüber merke ich den Hunger wieder.

Hallo,

interessant dein Medikamentöses Tagebuch.
Vergleichbare Erfahrungen habe ich auch gemacht. Allerdings war ich komplett arbeitsunfähig. Das haben die Ärzte mir nicht gesagt, das das unter Umständen der Fall sein kann.
Kommen Sie mal in vier Wochen wieder und berichten wie es Ihnen mit dem Medikament ergangen ist.

Nach ca. einer Woche setzte ich das Medikament ab. Ich dachte, ich bin nicht mehr meiner selbst. Nur noch gesteuert durch eine Pille. Für mich ein unerträglicher Zustand.

Hallo Kupfi,

dein Tagebuch ist sehr interessant, da ich selber gerade seit 8 Tagen wieder neu mit Citalopram angefangen habe. Mal so zu vergleichen ist echt gut. Ich hatte bereits schon 3 Jahre Citalopram 20mg genommen und bin gut damit zurechtgekommen. Dann wollte ich dieses Jahr anfangen, die Medikamente auszuschleichen und bin aber wieder in meine Angst-und Panikattacken verfallen, sodass meine Psychaterin mir empfohlen hat, die wieder zu nehmen. Das ist für mich auch kein Problem. Nur anfangs hat man eben erstmal einige Nebenwirkungen, mit denen man aber gut klarkommen kann.

Hallo batava,

nach einer Woche merkt man eigentlich noch keine positive Veränderung der Psyche. Du hättest die Tabletten nicht gleich absetzen sollen. In der Regel dauer es tatsächlich 2-4 Wochen, bis der Körper die Stoffe aufgenommen hat und deine Psyche dann auch davon was merkt. Anfangs kämpft man sich erstmal durch ein paar Nebenwirkungen. Bei mir waren es Appetitlosigkeit, trockener Mund, Müdigkeit. Aber das geht wieder weg!
Hast du aber deinem Arzt bescheid gesagt, dass du die Tabletten wieder abgesetzt hast?
Dann drücke ich dir fest die Daumen, dass du auch ohne klar kommst. Geht ja auch irgendwie.

Also alles Gute an euch beide. (Kupfi und batava)

Übermutti

Hey Kupfi,

wirklich Interessant zu lesen wie es anderen damit geht.Habe vor 10 Tagen Citalopram verschrieben bekommen.Die ersten 7 Tage 10 mg jetzt 20 mg.Die ersten Tage war ich extrem unruhig und konnte nicht ruhig sitzen.Als ich das erste mal morgens 20mg genommen habe sind mir fast die Augen zugefallen.Mittlerweile merke ich eigentlich keine Nebenwirkungen leider auch noch keine Wirkung.

Soll in 2 Monaten nochmal zur Rücksprache zum Arzt.Bin ja mal gespannt ob sich bis dahin was tut.

Hallo FlorianS,

warte noch 1-2Wochen ab, dann wirst du was merken. Es wird besser!
Bei mir war gestern der erste Tag mit 20mg, davor hatte ich auch 7 Tage 10mg zum Einschleichen.

Hallo,

ich nehme jetzt seit 4 Tagen 10 mg Citalopram. Seit gestern habe ich schon das Gefühl, dass ich deutlich weniger Angst habe. Ich war schon wieder alleine einkaufen.

Kann es sein, dass ich schon so schnell eine Wirkung des Medikamentes spüren kann? Vielleicht ist es ja auch nur die Psyche. Naja, eigentlich ist es ja auch egal, Hauptsache ich kann mich wieder halbwegs normal bewegen.

Manchmal kommt es mir allerdings so vor, als wenn ich ein Kochtopf voll kochendem Wasser wäre, wo allerdings der Deckel nicht mehr hochfliegen kann. Kennt das auch jemand von Euch?

Problematisch finde ich, dass ich mich irgendwie so gedämpft fühle. So als würde ich irgendwie neben mir stehen. Das habe ich allerdings jetzt schon seit ein paar Wochen, also auch schon vor den Tabletten.

An Nebenwirkungen habe ich bislang nur Mundtrockenheit und manchmal Nervosität gespürt. Ich hoffe es bleibt so und eigentlich ist das Medikament für mich auch nur als Notfall gedacht, um kurzfristig eine schwere Phase zu überwinden.

Morgen bin ich mal wieder bei meiner Therapeutin. Mal schauen, was Sie so sagt.

LG Miss Butterfly

Huhu zusammen,

freut mich das ihr das blogt lest und auch eure eigenen Erfahrungen postet . Es gab leider ein paar Probleme so das ich erst jetzt wieder zum schreiben komme.

Mittwoch 22.06 Tag 7:

Es ist morgens kurz nach 2 Uhr. Ich habe rund 2 Stunden geschlafen und bin plötzlich aufgewacht. Mir ist kotzübel, schwindelig und ich habe tierische Kopfschmerzen. Ich kriege schwer Luft. Ich habe das Gefühl zu sterben. Ich taumel zu Tür und probiere den Nachbarn wach zu klingeln und rufe ihn auf dem Handy an. Keine Rekation. Ich rufe 112 an und berichte von meinem Problemem - er fragt ob ich wen im Haus habe da aber niemand wach wird schickt er einen Rettungswagen. Mir gehts immer schlechter. Ich gehe runter auf die Straße und probiere frische Luft zu schnappen. Meine Arme und Beine fangen an zu kribbeln. Ich rufe erneut 112 an. Der Mensch an der anderen Seite kann noch 5 Minuten dran bleiben bis der Rettungswagen da ist und probiert mich zu beruhigen.

Ich werde ins Krankenhaus gebracht und ich habe Beruhigungsmittel bekommen. Das Medikament wurde abgesetzt und mir gings noch die Nacht drauf beschissen so das ich nochmal Beruhiungsmittel brauchte. Einige Liter Infusion und das Medikament war irgendwan aus dem Körper. Nach einer Woche durfte ich dann nach Hause (Aufenthalt war etwas länger da noch ein anderes Problem auftrat). Eine Psychologin war im Krankenhaus und ich habe mit ihr gesprochen - sie meinte das ich Medikament nicht vertragen habe.

Ich war dann vom 22.06 bis zum 03.07 krank geschrieben und hatte bis zum 10.07 eh Urlaub so das ich jetzt wieder arbeiten bin.



Ich kann nur jedem den Rat wenn Nebenwirkungen auftreten die sich sofort am ersten Tag bemerkbar machen das ganze kritisch zu beobachten und mit jemandem zu sprechen der rund um die Uhr erreichbar ist!

Ich nehme jetzt seit dem 01.07 Venlafaxin 37,5 mg und bis auf Müdigkeit verspüre ich keine Nebenwirkungen! Das wichtigste ist aber das ich von Anfang an gescheit schlafen kann. Bitte prüft also genau ob die Nebenwirkungen noch im Rahmen sind - ich denke meine waren von Anfang an schon zu krass und ich hätte das Medikament gleich absetzen sollen - gerade die Müdigkeit in Verbindung mit Schlaflosigkeit hätte wohl eine Warnung sein sollen. Ich hatte übrigens noch nie eine Panikattacke oder was vergleichbares.

An dieser Stelle werde ich meinen Blog dann auch beenden da ich Citalopram nicht mehr nehme und ich keinerlei Veränderungen bei mir durch Venlafaxin festgestellt habe.

Gerne können wir uns hier weiter austauschen .

Liebe Grüße

kupfi

Zitat von MissButterfly77:
Kann es sein, dass ich schon so schnell eine Wirkung des Medikamentes spüren kann? Vielleicht ist es ja auch nur die Psyche. Naja, eigentlich ist es ja auch egal, Hauptsache ich kann mich wieder halbwegs normal bewegen.


Eigentlich kann es noch keine Wirkung sein aber wenn du dich schon besser fühlst auch wenns nur Einbildung ist finde ich das gut

Gut ist es auch wenn du keine anderen Nebenwirkungen hast als die von dir beschriebenen.

Liebe Grüße

kupfi

Guten Tag,

mit Interesse habe ich die bisherigen Berichte gelesen. Ich nehme seit dem 1. Juli 20mg Citalopram. Eine richtige Wirkung spüre ich bisher noch nicht, eher die Nebenwirkungen: Übelkeit, starke Unruhe, kurze Schlafphasen. Was mich aber am meisten beunruhigt ist eine Art Bewußtseinsveränderung. Ich habe den Eindruck, ich tue Dinge, die gar nicht zu mir passen.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Brief geschrieben, der beim Adressaten einen ganz schlechten Eindruck hinterlassen hat. Ich habe mir die Kopie noch einmal durchgelesen und gedacht: Wie kannst Du nur so etwas schreiben?

Ich tue etwas, das kommt aber nicht von mir, sondern hat so eine Art Eigenleben. Ich weiß, das klingt merkwürdig und trifft es auch nicht genau. Aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.

Sven

A


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Dr. med. Andreas Schöpf
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